PRO – MCPO Mercury Hathaway – MED – RPG 2 Log 03 – 14‘131.2311
Personen: Taylor McMannis, Flinkuss zu Ennien
Wörter: 1‘152
Titel: Insektenfalle
=A= USS Prophecy – Deck 5 – medizinisches Labor =A=
Sehr widerwillig betraten die Zaakar den schalldichten Raum, den McMannis und ich vorbereitet hatten. Sie wollten uns einfach nicht glauben, dass dies ihrer Behandlung diente. Wenn sie die Geschichte der Erde, besonders jene des zweiten Weltkrieges, gekannt hätten, hätten sie sich wahrscheinlich nicht dazu bereit erklärt…
Ich schloss die Tür zum schalldichten Raum und versiegelte sie auch. McMannis hatte zu bedenken gegeben, dass es schwierig sein würde, den Raum vollständig schalldicht zu bekommen, aber wir hatten Unterstützung von der Technik. Commander zu Ennien sollte den Raum mit technischen Spielereien schalldicht bekommen. Er sprach von 98,99 Prozent ohne Kraftfelder, welche den Raum vollständig schalldicht machen sollten.
„Treten Sie zurück, Master Chief!“, befahl mir zu Ennien von den Kontrollen aus, an welchen er zusammen mit McMannis stand.
Kaum tat ich, wie er mir befohlen hatte, aktivierte er auch schon die schalldämpfenden Kraftfelder um den Raum mit den Zaakar. Ich warf zu Ennien einen bösen Blick zu. Er hatte nicht lange gewartet und mich beinahe mit dem Kraftfeld erwischt. Mir kräuselten sich die Haare auf der Nasenspitze und sie rochen leicht verbrannt, als hätte ich eine heisse Steakpfanne ausgeleckt.
Während ich zu den anderen beiden an die Kontrollkonsole ging, schaute ich nochmals zum verglasten schalldichten Raum. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass die Zaakar jetzt in einer Zelle sassen. Wenn sie sich bisher noch nicht als Gefangene gefühlt hatten, dann jetzt. Wir hätten ihnen vielleicht etwas zu essen mit hinein geben sollen. Ob sie auf Elefantendung standen?
„Was machen wir jetzt?“, wollte der katzenartige Techniker wissen.
„Warten“, erwiderte McMannis lapidar, setzte sich auf den nächsten Tisch und legte die Füsse auf die Konsole. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen und ich vermutete, dass er an eine Frau dachte. Wahrscheinlich in irgendeinem Szenario wo sie nichts weiter trug als ein Bananenblattbikini. Vielleicht sollte ich ein solches Rollenspiel auch einmal mit Sabrina auf dem Holodeck spielen. Doch diese Gedankenspielereien konnten warten, bis wir wieder auf der Station waren. Stattdessen holte ich das PADD mit meinem Roman hervor. Es war ein Krimi von einem Schweizer Autor. Er wurde Anfang des 21. Jahrhunderts geschrieben und spielte am Ende eben jenes Jahrhunderts in der ehemaligen Schweiz.
Zu Ennien knurrte leicht abschätzig und hielt die Anzeigen seines Kraftfeldes im Blick. Damit konnten wir uns wenigstens sicher sein, dass der Schallschutz aufrechterhalten blieb, auch ohne Schalldämpfer, wie er gerade in meinem Kriminalroman vorkam.
Es dauerte zwei Kapitel bis sich die Zaakar zum ersten Mal nicht mit Reklamationen meldeten. Sie hatten eine Einweg-Kommunikationsverbindung mit uns. Wir konnten sie hören, aber sie uns nicht. Ansonsten wäre der Raum ja nicht schalldicht gewesen. Jedenfalls hatten sie lange gejammert, sie wollten endlich raus. Nun aber waren diese Insekten plötzlich kleinlaut. Es ging ihnen besser. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen.
„Dann können wir Sie ja jetzt wieder raus lassen“, schlug ich vor.
„Nein, erstens fühlen Sie sich dort drinnen besser und zweitens will ich erst einmal abwarten, wie sich die Kopfschmerzen der Zaakar in dieser Stille entwickeln.“
Welche Stille denn? So wie die Insekten miteinander diskutierten und stritten, war ich heilfroh, dass der Raum schalldicht war. Dieses Gesumme und Geklicke von ihnen hätte ich nicht hören müssen. Da wäre ich mit meinem Roman nicht so gut vorwärts gekommen. Jedenfalls hielt McMannis seine Hände wie Feldstecher vor seine Augen und schaute so in Richtung der Zaakar. Ich vermutete, dass er ihnen damit anzeigen wollte, dass er ihren Zustand noch etwas länger beobachten wollte. Dass er sich damit lächerlich machte, behielt ich für mich.
Die Zaakar akzeptierten dies. Sie waren gut gelaunt. Oder zumindest nicht mehr so mürrisch, nun da sich ihre Kopfschmerzen auf dem Rückzug befanden. Leider hielt dieser Zustand nicht allzu lange. Nach weiteren drei Kapiteln meldeten sich die Zaakar wieder. Mit schlechten Neuigkeiten. Die Kopfschmerzen waren zurück.
„Dann sind es nicht Geräusche wie bei Commander Advena“, stellte ich ernüchtert fest.
„Nicht nur“, erwiderte McMannis. „Es muss Geräusche geben die einen Einfluss haben, einen grösseren als das Phänomen, welches jetzt für die Kopfschmerzen verantwortlich ist, schliesslich stellte sich zuerst eine Besserung ein und erst später kamen die Kopfschmerzen zurück.“
„Das muss aber ein merkwürdiges Phänomen sein…“, stellte zu Ennien fest und überraschte uns, da er sich an unserer medizinischen Diskussion beteiligte. Die wütenden Zaakar, die gerne aus ihrer schalldichten Kammer gewollt hätten, hatten wir über unsere Diskussion kurzzeitig vergessen.
„Wie meinen Sie das, Commander?“, verlangte ich eine Präzisierung vom Ingenieur.
„Na, was auch immer jetzt die Kopfschmerzen ausgelöst hat, müsste doch theoretisch schon vorher vorhanden gewesen sein. Was wiederrum bedeuten würde, dass es schon vorher einen Einfluss auf die Zaakar gehabt haben müsste und es deshalb eigentlich keine Besserung hätte geben dürfen. Ausser…“
„…der Grund für die jetzigen Kopfschmerzen kommt von der Schallisolierung!“, beendete McMannis die Erklärungen zu Enniens.
„Korrekt!“
„Was heisst das jetzt? Es gibt ein Geräusch, welches den Zaakar Kopfschmerzen verursacht und ein anderes, welches Kopfschmerzen verhindert?“, fragte ich erstaunt.
„Das könnte sein, ist aber nur eine Theorie. Wir brauchen weitere Untersuchungen.“
„Auf jeden Fall müssen wir die Zaakar jetzt erst einmal raus lassen“, meinte zu Ennien. „Sie werden schon ganz ungeduldig.“
„Einverstanden“, stimmte McMannis zu. Doch dafür war ich noch nicht bereit:
„Noch nicht!“
Mein kleiner Aufschrei verfehlte seine Wirkung nicht. Zu Ennien liess das Kraftfeld aktiv und McMannis ging nicht auf die Tür zu. Wobei, diese Aufgabe hätte er wohl sowieso wieder mir überlassen. Jedenfalls tätigte ich noch kurz einige Eingaben an meiner Konsole und als eine Schaltfläche grün aufleuchtete, war ich zufrieden.
„Jetzt können Sie die Zaakar raus lassen.“
Der katzenartige Techniker zögerte nicht lange und deaktivierte das schallisolierende Kraftfeld um den schalldichten Glaspalast. Ich trat daraufhin wieder an die Tür, entsiegelte sie und öffnete sie schliesslich. Sofort stürmten die Zaakar schimpfend heraus. Sie wollten augenblicklich Commander Kirilenkova sprechen und da wir nicht hatten helfen können, gäbe es nun keine weiteren Untersuchungen!
=A= USS Prophecy – Deck 5 – Krankenstation – Zeitsprung =A=
Noch immer schaute ich auf die Stelle, wo gerade noch die Zaakar und Kirilenkova gestanden hatten. Die Insekten hatten sich (glücklicherweise) entmaterialisiert und die Erste Offizierin war praktisch genauso schnell von der Krankenstation verschwunden.
„Damit wäre das Problem wohl gelöst“, erwiderte McMannis zufrieden und stiefelte an mir vorbei zum Ausgang der Krankenstation.
„Sie können jetzt nicht weg!“, erwiderte ich im Befehlston und besann mich gleichdarauf auf seinen Rang: „Sir! Wir werden sicher bald Verletzte bekommen, wenn wir in Kampfhandlungen verstrickt sind.“
Abgesehen davon würden wir wahrscheinlich sowieso noch eine Lösung für die Kopfschmerzen der Zaakar finden müssen. So wie ich diese Russin einschätzte, würde sie die Friedensverhandlungen nicht so schnell aufgeben. Gut, hatten wir jetzt endlich einen vollständigen medizinischen Scan dieser Insekten. Ich klopfte mir imaginär auf die Schultern für meine Idee, einen medizinischen Scanner in die Tür zum schalldichten Raum integriert zu haben…
Für weitere Lobhudelei war aber keine Zeit mehr. McMannis wurde bereits von den ersten Patienten daran gehindert, die Krankenstation zu verlassen. Solche Gefechte blieben nie ohne Arbeit für die Krankenstation…