NH-San D. Sturm - Journalist - RPG Log1-14190.2265

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valeris
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Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:44

Sa 23. Mär 2013, 22:42

Wörter: 1.117

Personen: Kiri

Thema: Der zweite Tag

Oder: Lernen wir uns kennen

Und plötzlich hatte das morgendliche Aufstehen seinen Schrecken verloren. Die Commander litt nicht gerade unter dem Langschläfersyndrom und ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen, dass ich da nicht würde mithalten können, aber auch am zweiten Tag fühlte ich mich vom Wecksignal nicht veranlasst, aggressiv auf die Lautsprecher der Kommanlage einzudreschen. Innerhalb Rekordzeit hatte ich mich sozialkonform hergerichtet und die Ausrüstung überprüft. Die Holo-Cam lag schwer in meiner Hand. Eher ein psychologisches Problem, denn ich mochte diese Technik nicht. Sie veranlasste die Objekte meiner journalistischen Begierde sich sonderbar zu verhalten und verfälschte das authentische Bild, an dem mir eigentlich gelegen war. Die Aufnahmen vom gestrigen Tag zeigten, dass sich Kiri 36 Mal an ihren Haaren herumgefummelt hatten, ein Verhalten, was ich noch nie zuvor an ihr beobachtete hatte. Aber mein Boss wollte gute Publicity und der Gedanke, dass er stattdessen 36 unterschiedliche Versionen von Frisurenzupferei ohne Hilfsmittel von mir erhalten würde, amüsierte mich.
Neben dem Eingang stand der Rucksack, der ab heute immer mit mir gemeinsam im Einsatz sein würde und alles enthielt, was ich an einem Tag eventuell brauchen konnte. Bisher hatte ich essen können, wenn mir danach war. Jetzt musste ich warten, bis Kirilenkowa sich die Muße gab und wie ich gestern hatte feststellen können, konnte das dauern. Ich nahm ihn auf, steckte die Müsliriegel, die noch auf meinem Schreibtisch herumlagen dazu und verließ mein Quartier.

Wie gestern hatte ich vor Kiri’s Quartier Stellung bezogen. Noch einmal überprüfte ich die Einstellungen der Holo-Cam und nippte genüsslich an meinem Espresso. Ich hatte zwar keine Schwierigkeiten beim Aufstehen, aber wenn ich meinem System bis 08:00 nicht wenigstens zwei doppelte Espressi zugeführt hatte, bekam ich Schwierigkeiten beim wach bleiben. Laut Chronometer hatte ich noch genau…… nein, hatte ich nicht, denn die Tür öffnete sich fast 2 Minuten zu früh und die Commander stürmte an mir vorbei.
„Gu….“, startete ich noch den Versuch einer Begrüßung, als meine Augen den Tuschkasten, der heute anstelle ihrer sonst so natürlichen Schönheit auf ihren Schultern saß, erblickten. Noch bevor die Info den für Kiri zuständigen Teil meines Gehirns erreicht hatte, hatte etwas anderes die unter meiner Hose befindliche Haut ausfindig gemacht. Auf schmerzliche Art und Weise. Ich sah den Fleck auf meinem Oberschenkel, der sich in eine ‚sozialunkonforme’ Gegend vergrößerte, im Hinterkopf bunte Bilder von einer Dame, die sich gerade mit Überlichtgeschwindigkeit dem Turbolift näherte. Einen leisen Fluch ausstoßend setzte ich zu einem Sprint an und er gelang mir, einen Fuß in die Turbolifttür zu stellen, meinen Satz mit einem „Was….“ zu beginnen und durch das sich schließende Schott zu schlüpfen, um ein „….ist mit Ihrem Gesicht passiert?“ nachzuschieben. Mein Plan war aufgegangen, denn ich spürte, dass Kirilenkowa mit meiner Frage, gepaart mit meinem derzeitigen Aussehen – für das sie verantwortlich war -etwas überfordert war und ich somit eine wenig Zeit hatte, die Situation einzuschätzen und entsprechend zu reagieren. Trotzdem war es eine Herausforderung der besonderen Art. Der Fleck hatte sich (auch spürbar) vergrößert. Zwar war der Espresso mittlerweile nicht mehr so heiß, das Gefühl klebenden Stoffes damit aber nicht angenehmer. Ich hielt noch immer die Holo-Cam in der einen Hand und einen leeren Becher in der anderen. Schlimmer konnte es kaum werden und so sah ich ihr, von völlig neuem Selbstbewusstsein beseelt, direkt in die Augen.
„Sie sehen aus, als hätten Sie eine Schlägerei gehabt“, plapperte ich los und deutete mit dem leeren Kaffeebecher auf ihr Gesicht. „Nude steht Ihnen besser.“ Sie antwortete nicht, was mich aber nicht davon abhielt, meine Schminktipps ungefragt weiter zu verteilen. „Das Rot ist zu kamera-unfreundlich. Wenn Sie mal in falscher Beleuchtung stehen, sehen Sie aus wie eine ….“ Ich verschluckte das Wort und räusperte mich, als mich ihr Blick mit der eindeutigen ‚sagen-Sie-noch-ein-Wort-und-sie-sind-tot’-Botschaft traf.
„Sie sind ja wohl kaum in der Situation, mein Aussehen zu beurteilen“, presste sie zwischen zusammengebissen Zähnen hervor.
„Wie Sie meinen.“ Manchmal war ratsam, Frauen ihren Willen zu lassen. Im Prinzip hatte sie recht. (Ich hatte eine nasse Hose und diesem Zustand war nicht einmal Spaß vorangegangen.) Auch wenn es nicht gerade einfach war, einer Frau gegenüber ernst zu bleiben, die ihre Wimpern auf der Wange vermutet hatte. Ich unterdrückte ein Grinsen und um ihrem sicherlich wieder sehr bösartig anmutenden Blick auszuweichen, sah ich stattdessen betreten zu Boden, räusperte mich noch einmal und deutete diesmal mit der Kamera Richtung ihr Gesicht.
„Sie haben da was.“
Sie schien sofort zu verstehen und tastete erfolglos an ihrer taschenlosen Uniformhose herum. Wortlos hielt ich ihr meinen leeren Becher entgegen und bedeutete ihr, diesen kurz zu halten, während ich meinen treuen Begleiter öffnete und ihr ein Pack ‚Fleckentfernertücher’ reichte. Eigentlich hatte ich die eingepackt, um kleine Unannehmlichkeiten (die hin und wieder beim Essen passierten - meist dann, wenn man ein weißes Hemd trug und irgendetwas Rotes oder Grünes bestellte) unkompliziert ausmerzen zu können. Sie nahm sie und ich drehte mich gentlemanlike beiseite, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich – so gut das in einem Turbolift eben ging – zu hübschen.
Sie brachte sogar ein „Danke“ zustande (auch wenn es gezwungen klang), als sie mir die unbenutzten Tücher zurückgab.
Vorsichtig, um nicht von ihren Blicken aufgespießt zu werden, sah ich sie an. Annehmbar.
„Nachdem das jetzt geklärt ist“, begann ich und versuchte, professionell zu klingen. „Hätten Sie die Güte, mir zu erläutern, was Sie dazu veranlasst hat, derart überstürzt aufzubrechen?“ Ich schaltete die Kamera ein und versteckte mein Grinsen hinter zusammengeklemmten Lippen. Es war immer wieder faszinierend zuzuschauen, wie sich Lebewesen veränderten, wenn irgendwo ein rotes Lämpchen leuchtete. Nagut, bei der Sternenflotte konnte man das verstehen. Die waren Alarm-geschädigt, gedrillt darauf, dass, wenn rote Lampen blinkten, die Borg angriffen oder andere Katastrophen passierten.
„Die Jem’Hadar haben das Schiff von Professor Stern angegriffen“, sagte sie monoton.
„War das so überraschend?“, fragte ich eine offensichtliche Frage, die sie scheinbar wieder verwirrte.
„Es handelt sich bei diesem Projekt um eine friedliche Mission. Die Sternenflotte ist und war immer bemüht….“
„Es kommt immer auf den Standpunkt an. Finden Sie nicht?“, unterbrach ich sie. „Wer legt denn fest, ob es sich um eine friedliche Mission handelt? Sie? Die Föderation? Die Sternenflotte? Die Jem’Hadar? Oder vielleicht das Dominion?“
„Nein.“
„Weiß man schon, wer die Angreifer sind?“, fragte ich weiter, ohne ihr Zeit für, weitere Erklärungen zu geben.
„Nein.“
„Wollen Sie einen Tipp abgeben?“, stichelte ich.
„Nein.“
„Werden Sie etwa wütend?“
Sprachlosigkeit (vielleicht vor Wut?).
Ich sah sie an und legte den Kopf schief, kniff die Augen halb zusammen, als würde ich überlegen. „Ich tippe auf die Jem’Hadar", sagte ich schließlich.
Dieses Mal hielt ich ihrem Blick stand, lächelte sie sogar an. Und gab ihr wieder keine Zeit zum antworten.
„Würde es Ihnen helfen“, wechselte ich in einen versöhnlichen Tonfall. „Wenn ich Ihnen sagen würde, dass kein Datenträger in der Kamera ist?“
Fragend sah sie mich an.
Dup dor a'az Mubster
Dif-tor heh smusma

It's the job of a journalist to be independent.


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