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--- Krankenstation ---
Liebend gerne hätte ich die beiden Streithähne in einen Käfig gesperrt , mir eine Tüte Popcorn besorgt und dann mit Harley darauf gewettet, wer gewinnt. Okay, wohl eher, wie lange es dauern würde, bis der Jem'Hadar mit dem Blut von Doe den Boden wischte. Aber soweit kam es nicht: Blindlings stürzte nämlich sie sich zwischen Doe und den Jem'Hadar und hatte nun die Quittung dafür bekommen: Sie war erblindet, ausgelöst durch einen harten Schlag auf ihre Schläfe. Hatte sie nicht gelernt, dass zuschauen und raushalten immer gesünder war?
„Ich denke nicht, dass dieser Zustand dauerhaft ist. Aber es kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder sehen kann“, erklärte ich Kirilenkova, die mir eine Spur zu aufgeregt war – mehr als Advent, und sie tänzelte schon rum als hätte sie zwei Liter Kaffee intravenös injiziert bekommen. Nicht auszudenken, was sie mit dem Jem'Hadar angestellt hätte, wäre sie am Ort des Verbrechens aufgetaucht und nicht etwa Ricarda. Die hatte den Anführer der Echsenköpfe lediglich in den Schwitzkasten genommen und „ruhig gestellt“. Die anderen waren angesichts der Tatsache, dass Phaser auf sie gerichtet waren, sehr plötzlich sehr ruhig geworden. „Wie lange?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Stunden, Tage, Wochen. Nicht vorherzusagen. Es gibt eine Prellung hinter dem Auge, die auf den Sehnerv drückt und ihre Blindheit verursacht. Das ließe sich zwar operieren, ist aber mit Risiken verbunden. Und das würde ich nicht unnötig eingehen, da sich der Zustand von selbst bessern wird, sobald die Schwellung zurückgeht.“
Kirilenkova nickte. „Gut, informieren Sie mich, wenn es ihr wieder besser geht.“ Okay, es war erstaunlich, dass sie über den Gesundheitszustand eines einzelnen Mitglieds so genau Bescheid wissen wollte. Ich ging jede Wette ein, wenn ich hier läge, wüsste sie nicht mal, wer ich war. „Was ist mit unserem Gast und den Jem'Hadar?“
„Der eine sitzt da vorne und zählt seine Knochen. Die anderen hat Ricarda in Sicherheitsverwahrung genommen.“
Erneut nickte sie. „Mal sehen, was die zu der Geschichte sagen.“ Damit ging die DXO und nahm Advent gleich mit.
So blieb ich mit Harley allein zurück. Ihre Prellungen rund ums Auge hatten nun eine neue Färbung angenommen, die den Eindruck erweckten, sie hätte zu tief in den Farbtopf gegriffen. Wie sie wohl mit Visor aussähe? Mein Blick glitt herunter. Wenigstens war ihren Brüsten nichts passiert.
Apropos Brüsten. Ein weiteres nicht zu verachtendes Pärchen betrat gerade die Krankenstation und es gehörte zu meinen Pflichten, dass ich mich um sie kümmerte – also um die Besitzerin.
--- kurz darauf ---
Ich rang immer noch nach Luft, nachdem ich mich auf einen Stuhl gerettet und ein Beutel Eis zwischen den Beinen drapiert hatte. Warum ausgerechnet in die Kronjuwelen? Ich kniff die Augen zusammen, als eine neue Schmerzwelle meinen Körper durchzog.
Eins war gewiss, dieser Doe würde sehr bald ein paar unangenehme Bekanntschaften mit medizinischem Equipment machen. Eine rektale Untersuchung hatte noch keinem geschadet. Und um die Galaxis vor seinen potentiellen Nachkömmlingen zu schützen, würde er auch eine Vasektomie bekommen. Sein Glück, dass ich gerade nicht aufstehen wollte und konnte, um diese Sachen gleich in seine Akte einzutragen, bevor ich sie vergaß. Okay, letzteres würde nicht passieren.
--- ein Tag später, Harleys Quartier ---
Die Prophecy hatte sich mit einer ganzen Reihe neuer Patienten angekündigt – inklusive diesem Stern. Insofern hatte Harley sich einen optimalen Zeitpunkt ausgesucht, wieder sehen zu können, wie ich bei einem Hausbesuch feststellen durfte. Normalerweise machte ich so etwas ja nicht, aber für Harley machte ich gerne Ausnahmen – nur, dass sie das nie zu schätzen oder entlohnen wusste.
Sie hatte nicht nur ihre Sehkraft zurück, sondern war auch wieder nüchtern. Woher ich wusste, dass sie betrunken war? Der Eimer in ihrem Quartier sprach Bände. Okay, man hätte vermuten können, dass dieser für den plötzlichen Drang sich zu übergeben herhalten musste, dagegen sprach aber der Strohhalm daneben. Und Harley war nicht die Person, die Wasser aus Eimern mit Strohhalmen trank.
Meine Juwelen schmerzten inzwischen nicht mehr, dafür schimmerten in den schönsten Farben, wie zum Beispiel smaragdgrün oder rubinrot. Standen Frauen nicht auf Edelsteine? Ob Harley mal einen Blick drauf werden wollte? Vielleicht wollte sie ja auch mal pusten!?
„Wie viele?“ riss sie mich aus meinen Gedanken.
„Naja, zwei.“ Ich hatte zwar schon Lebewesen mit mehr gesehen, aber ein Mensch, der ich nun mal war, verfügte stets über zwei.
„Für zwei machst du so einen Aufstand?“ Immerhin waren es meine zwei, in die getreten wurde. „Das schafft ihr doch wohl allein.“ Wäre mir aber lieber, wenn sie sich drum kümmerte. Verdattert musste ich dennoch dreinblicken, denn Harley sprach nach einem kurzen Moment weiter. „Wann kommen sie hier an?“
Jetzt langsam dämmerte es mir: Sie meinte die Prophecy mit den Verletzten. „Äh... in Kürze. Und ich meinte zweiundzwanzig“, versuchte ich meine vorige Aussage zu verbessern. „Einer von ihnen ist Stern. Er hatte auf seinem Schiff wohl nicht gerade eine Sternstunde erlebt.“ Okay, schlechter Gag.
„Dann brechen wir wohl mal lieber auf“, meinte die Wieder-Visionärin und stapfte an mir vorbei, „sonst verglüht unser Stern noch.“ Okay, der Witz war noch schlechter.
--- Krankenstation, kurz darauf ---
Kaum hier angekommen, übernahm Harley auch gleich wieder die Leitung. Ich fragte mich, ob Quingon das eigentlich bewusst war, während er sein Vormittags-Nickerchen im Büro hielt. „Ich kümmer mich um unseren Ehrengast, Ty du assistierst mir. Die anderen werden nach Dringlichkeit behandelt. Mercury, du beaufsichtigst alle. Bei Problemen, wir sind im OP.“
[Bällchen für Harley]
--- Krankenstation, abends ---
„Wissenschaftliches Hauptlabor 3 an Krankenstation“, echote es plötzlich aus sämtlichen Lautsprechern und störte Quinogon sicherlich bei seinem Abend-Nickerchen. „Wir brauchen ein medizinisches Team zur Behandlung von Brandverletzten hier.“
Zusammen mit diversen meiner Kollegen griff ich nach meinem MedKit. „Sind unterwegs. Computer, wo befindet sich das wissenschaftliche Hauptlabor 3?“
„Deck 363, Sektion B“, gab mir die geballte Rechnerkraft, die stets um uns herum war, Auskunft.
[Dann mach mal Feuer, Odria
