Personen: Odria, Ayres (Statist)
Wörter: 1343
-=^=- Etablissement -=^=-
Ich befand mich in dem Etablissement, das ich stets für meine Pause nutzte, um Nährstoffe zu mir zu nehmen. Und wie immer begann ich die mich umgebenden Leute zu beobachten. Das Diner war gut besucht und bei flüchtiger Betrachtungsweise gab es nichts Auffälliges. Dennoch erstaunte mich die Kundschaft etwas: Es war ein ungewöhnlich hohe Zahl an älteren Herrschaften anwesend.
Nun war es natürlich möglich, dass ein Seniorenclub sich dieses Etablissement für den heutigen Tag als Raststätte ausgesucht hatte, dagegen sprach jedoch, dass die Besucherzahl innerhalb der erwarteten Menge lag, mit einer durchaus üblichen Varianz. Mit anderen Worten: Das Durchschnittsalter hier lag deutlich über dem Normalwert.
Interessanterweise schien auch der Besitzer dieses Etablissements deutlich gealtert zu sein. Am Haaransatz waren deutliche Rückstände von Taurin zu erkennen, ein klassisches Zeichen zum Verdecken grauer Haare. Um seine Augen hatten sich leichte Falten gebildet, die bei meinen früheren Besuchen nicht zu sehen waren. Als er den Gewürztee vor mir hinstellte, zitterte seine Hand leicht, so dass sich in der Tasse von der Mitte aus kleine Wellen in konzentrischen Ringen bildeten.
Es war noch zu früh, Rückschlüsse auf die Ursache zu ziehen, dafür hatte ich zu wenig Informationen. Ich würde also weitere Beobachtungen durchführen müssen, nicht nur auf dieses Etablissement beschränkt. Daher trank ich meinen Tee etwas schneller als gewöhnlich und beendete meine Pause zehn Minuten früher als sonst.
-=^=- Labor -=^=-
Da ich offiziell noch Pause hatte, wollte ich meine Zeit nutzen, um die neuesten Stationslogbücher zu studieren. Vielleicht gab es ja bereits weitere Berichte, die sich mit meinen Beobachtungen deckten. Als ich eintrat, musste ich feststellen, dass ich nicht allein war.
„Crewman Tenara“, erkannte ich die Person, die am Morgen mit mir auf Deck 177 zusammengestoßen war. „Mir war nicht bewusst, dass Sie hier Dienst haben.“ Diese Aussage war nicht korrekt, deswegen korrigierte ich sie: „Oder sollte ich mich anders ausdrücken, Sie haben hier keinen Dienst.“
Die Frau machte den Eindruck, nervös zu sein. Sie zitterte kaum merklich, vermied direkten Augenkontakt und in ihren Augen schimmerte aufsteigende Flüssigkeit. Mein Eindruck erhärtete sich, als sie unkontrolliert und mit hektischer Stimme lossprach: „Lieutenant Commander Advena und die Jem'Hadar, der Ring... Ich meine Stern. Nein, Sie haben sie festgenommen und der Unfall ist seine Schuld. Ich habe zwei Padds!“
Ihre Worte waren kaum zusammenhängend und nur geringfügig hilfreich. Dennoch konnte ich ihren Aussagen zwei verschiedene Themen entnehmen, zumindest erklärte dies, warum sie die zwei erwähnten Padds in ihren Händen hielt. Für genauere Einzelheiten musste sie sich jedoch erst einmal sammeln, weswegen ich sie darauf hinwies: „Crewman, beruhigen Sie sich und bringen Sie Ordnung in ihren Geist!“
Sie atmete einmal tief durch, ehe mich der nächste Wortschwall traf, nun aber deutlich strukturierter: „Also... Auf dem jem'Hadar Schiff haben wir Daten gesammelt, ich weiß nicht ob ich Ihnen das sagen darf, aber ich weiß nicht wo ich hin gehen soll. Ich hab die Daten hier auf einem Padd.“
Ich wusste, dass ich heute Morgen meine Sternenflotten-Uniform angelegt hatte, wir spielten also offenkundig in derselben Mannschaft, wie die Menschen zu sagen pflegten. Insofern war ihre Bemerkung, nicht zu wissen, ob sie mir das sagen dürfte, etwas verwunderlich. Ein Mensch wäre vermutlich sogar beleidigt gewesen. Ich hingegen ordnete nur ihre Worte und setzte sie in einen passenden Kontext. Da Restzweifel an der Richtigkeit meiner Rückschlüsse blieben, fragte ich nach: „Lieutenant Commander Advena wurde fest gesetzt, haben sie gesagt?“ Denn sie hatte es nicht direkt ausgesprochen.
In ihrer Hektik nickte sie eifrig. „Ja, Sir. Die Jem'Hadar haben sie und niemand weiß es.“
Das war nicht korrekt, denn schließlich wussten Advena, Tenara und jetzt auch ich Bescheid. Ich wies sie auf ihren Fehler jedoch nicht weiter hin, da dies nicht der richtige Moment für eine Richtigstellung war. „Gut. Wir werden Meldung machen. Was ist mit Stern?“
„Das zweite Padd... Ich weiß warum diese Fehlfunktion im Labor auftrat, Sir.“
Ehrlich gesagt bezweifelte ich das. Es sei denn, sie hatte bei ihrer angeblichen Überprüfung der Brandschutzvorrichtung auf Deck 177 etwas entdeckt. Allerdings war dies unwahrscheinlich, da wir dort nichts gefunden hatte, wobei natürlich die Möglichkeit bestand, dass sie zuvor sämtliche Hinweise – beabsichtigt oder nicht – vernichtet hatte. Schließlich war es schon ein seltsamer Zufall, dass sie ausgerechnet dort aufgetaucht war. Ich konnte also nicht ausschließen, dass sie für die Sabotage verantwortlich war. Jedoch war sie zu jung, um auf eigene Faust zu handeln. Wahrscheinlicher war, dass sie nur ein kleines Glied in der Kette war oder sogar unbewusst benutzt wurde. Solange ich mir dessen nicht sicher war, würde ich sie beobachten. Vielleicht führte sie mich dann auch zu den wirklichen Drahtziehern. „Zweifellos faszinierend, Crewman.“ Ich streckte die Hand aus, um mir die Padds geben zu lassen.
Interessanterweise weigerte sie sich. Wie ein verängstigtes Kind wich sie einen Schritt zurück und presste die Padds an ihre Brust. Das sprach nicht unbedingt für ihre Unschuld. „Sir.. Verzeihen Sie. Aber die gebe ich nur Lieutenant Commander Advena.“
Ich wölbte eine Augenbraue: „Sie wissen, dass ich rangmäßig üben Ihnen stehe und Ihnen die Herausgabe befehlen kann.“
Sie wand sich ein wenig, straffte sich dann aber: „Aber ich habe von Lieutenant Commander Advena den direkten Befehl, diese Padds nur ihr zu geben. Und sie steht rangmäßig über Ihnen.“
Ihr Verhalten war zwar respektlos mir gegenüber, allerdings war es auch vollkommen korrekt.
„In dem Fall schlage ich vor, wir informieren die Führung über die Festnahme des Commanders. Da Sie eine wichtige Augenzeugin sind, werden Sie mich begleiten.“ Dieses Mal hatte sie keine Möglichkeit, sich dieser Anordnung zu widersetzen.
-=^=- OPS, Büro des Commodores -=^=-
„Und Sie wurden daraufhin von dem Schiff heruntergebracht?“
„Ja, Sir.“ Tenara hatte ihre Schüchternheit noch nicht komplett abgelegt. Auch wenn dies durchaus verständlich war, schließlich wurde man äußerst selten als Crewman in das Büro eines Stationskommandanten gebracht.
Der Andorianer sah mich an. „Das Wartungsteam hat in der Tat die letzte vereinbarte Routinemeldung versäumt.“ Er aktivierte den Kommunikator. „Commander Jall, kommen Sie bitte in mein Büro.“
„Aye, Sir“, kam es zurück.
„Wir müssen also davon ausgehen, dass die Jem'Hadar das Team gefangen hält.“ Er sah die Trill an. „Was mich zu der Frage bringt, wieso Sie als Einzige heruntergebracht wurden.“ Meinem ausgezeichneten Gespür für Gesten und Mimik blieb es nicht verborgen, dass seine Äußerung durchaus vorwurfsvoll und misstrauisch zu verstehen war.
Auch Tenara hatte dies bemerkt. „Ich weiß es nicht, Sir.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie sich versuchte zu rechtfertigen: „Vielleicht hat man das Team erst festgenommen, als ich schon runter war.“
ch'Thanes Fühler zuckten, während er die Frau sekundenlang anschaute und las. „Also schön. Sie bleiben bis auf Weiteres in der Obhut von Lieutenant Sopek.“ Damit war offenkundig, dass er ihr ihre Geschichte nicht gänzlich abkaufte.
Der Türsummer wurde aktiviert. „Herein“, rief der Commodore. Ich ging davon aus, dass es Commander Jall sein würde, daher drehte ich mich nicht um. „Sie können wegtreten“, wurden wir im selben Atemzug entlassen.
„Ays, Sir.“ Ich wandte mich zur Tür, wo meine Vermutung bestätigt wurde. „Commander“, nickte ich dem Wadi zu und verließ zusammen mit Tenara das Büro.
-=^=- Turbolift -=^=-
Wir durchschritten die OPS und gingen zum nächsten Turbolift. Nachdem wir die Kabine betreten, die Tür sich geschlossen und ich das Ziel – das Maschinendeck – eingesprochen hatte, drehte die Trill sich zu mir und fragte: „Was heißt das, 'in Ihrer Obhut'?“
Mein Blick blieb auf die Kabinentür gerichtet. „Sie bleiben bei mir“, erklärte ich ihr die Worte des Commodores.
„Ich weiß, was das heißt.“ Menschen waren sonderbar. „Ich meine, was soll ich jetzt tun?“
„Sie werden mir bei meinen Arbeiten assistieren.“ Nicht, dass ich Hilfe benötigte, aber dies gab mir die Möglichkeit, sie zu analysieren und gegebenenfalls zu entlarven. Oder ihr Vertrauen zu gewinnen.
„Bei welchen Arbeiten?“ war Tenaras Neugierde noch nicht gestillt.
„Wir verfolgen meine Spur bezüglich der Sabotage auf Deck 177.“
Anscheinend reichte ihr das an Information, denn die Trill drehte sich wieder zur Tür und starrte diese an. Doch dann sprach sie ganz urplötzlich: „Wieso haben Sie den Commodore nicht veranlasst, dass ich die Padds herausgebe?“
Ich wölbte eine Augenbraue. Denn das war eine sehr gute Frage. Auf die ich keine Antwort hatte. Darum schwieg ich.
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Wedge Antilles

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