NH- LtCmdr. Val Advena-Tec-RPG Log7 - 14226.1435

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

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valeris
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So 28. Apr 2013, 13:25

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Thema: Vielen Dank...aber ich habe keinen Hunger

Wörter: 1.137


Der Raum, in den man mich brachte, unterschied sich kaum von einem der kleineren Konferenzräume der Station. Fenster gab es keine und so nahm ich an, dass ich mich tatsächlich im Inneren des Schiffes befand. Aufgrund des Weges, den wir gegangen waren, hatte ich so etwas schon vermutet.
In der Mitte stand ein großer Konferenztisch. Meine zwei Bewacher postierten sich rechts und links neben der Tür, Blick geradeaus gerichtet, wortlos. Ich atmete tief durch und trat weiter in den Raum hinein und an den Tisch heran, an dessen Stirnseite der Vorta saß. Er lächelte.
„Lieutenant Commander Valeris Advena“, sagte er und legte den Kopf schief. „Ehemalige Cheftechnikerin der Starbase Resolution.“ Er stand auf, trat um den Tisch herum und kam auf mich zu.
„Und Sie sind?“, entgegnete ich und begegnete seinem amüsierten Blick mit aller Kälte, die ich aufbieten konnte.
Sein Lächeln wuchs in die Breite und er gab den an der Tür stehenden Jem’Hadar ein Zeichen.
„Und jetzt?“, fuhr er fort, ohne auf meine Frage einzugehen. „Ausbilderin auf der New Hope. Ist das nicht deprimierend?“ Einer seiner Lakaien brachte ein Tablett, stellte es vor mir auf dem Tisch ab und entfernte sich wieder. Der Vorta deutete mit der Hand auf die Lieferung.
„Bedienen Sie sich!“
„Vielen Dank“, antwortete ich, blieb aber ungerührt stehen.
„Warum hat man mich hier her gebracht?“, fragte ich und stütze die Hände in die Hüfte.
„Ich wollte mich nur ein wenig mit Ihnen unterhalten.“ Damit drehte er mir den Rücken zu und ging an seinen Platz zurück.
„Über was wollen Sie sich unterhalten?“
„Ihre Ausbildertätigkeiten. Wie lange machen Sie das schon?“
„Es ist die Aufgabe jedes Offiziers der Sternenflotte, auch in diesen Bereichen über die entsprechenden Kenntnisse zu verfügen. Darf ich mich setzen?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, zog ich den Stuhl beiseite und pflanzte mich nieder. Ich wollte keinesfalls Nervosität zeigen und mit ein wenig Unverfrorenheit konnte man das in der Regel gut überdecken. Mit dem rechten Arm schob ich das Tablett in die Mitte des Tisches.
„Das heisst also, dass die Ausbildung von Rekruten nicht Ihre Hauptaufgabe ist?“, fuhr er fort.
„Es ist eine von vielen.“ Ich lehnte mich näher zu ihm. „Wenn Sie tatsächlich Interesse am Ablauf der Ausbildung haben, schlage ich vor, Sie kontaktieren Captain Akiel ch’Tane . Ich bin mir sicher, es ist gern bereit, Ihnen alle Ihre Fragen zu beantworten.“
„Vielleicht kommen wir später darauf zurück. Jetzt möchte ich mich gern zunächst mit Ihnen unterhalten.“
Sein Gesichtsausdruck, der bisher eher gespielte Freude gezeigt hatte, änderte sich schlagartig.
„Was machen Sie auf meinem Schiff?“, fragte er nun plötzlich tot ernst.
„Ich sehe meiner Rekrutin dabei zu, wie sie Ihre Induktionsspulen untersucht.“
Tenara. Ich hoffte, sie hatte den Weg nach draußen gefunden. Ich hoffte, sie hatte den Trikorder in versierte Hände gegeben und man konnte die Daten auswerten. Mein Anfangsverdacht hatte sich verhärtet. Wenn es hier nichts zu verbergen gab, warum war ich dann hier?
„Ich glaube Ihnen nicht“, sagte er und nickte erneut den Jem’Hadar zu, die sich auf mich zu bewegten. „Aber das spielt keine Rolle.“
Wieder wurde ich äußerst unsanft an den Armen gepackt und in die Höhe gezogen.
„Wie unterhalten uns später weiter“, sagte mein Gastgeber, bevor man mich nach draußen brachte.


Die Zelle, die man mir zuwies, unterschied sich ebenfalls kaum von einer Standartzelle. Ich ließ mich auf der Pritsche nieder und dachte nach. Entweder war ich die Einzige, die man fest gesetzt hatte, oder man brachte uns getrennt von einander unter. Das erste, was ich tat, war eine genaue Untersuchung der Zelle. Nicht, dass ich vorhatte auszubrechen. Vermutlich würde ich in einem solchen Falle die eventuell stattfindenden ‚diplomatischen’ Bemühungen der Station zunichte machen. Ausserdem sah eine Flucht nicht gerade nach Unschuld aus. Und da ich gewissermaßen ohne Kenntnis meiner Vorgesetzten an diesem Spaziergang teilgenommen hatte, würde das nur noch mehr Ärger bedeuten. Aber es schadete nie, sich mit den Gegebenheit ausführlich auseinander zu setzten. Nur für den Fall der Fälle.
Das Kraftfeld vor der Zelle war in jeder Hinsicht Standard. Standardfrequenz, Standardstreuung. Und damit auch relativ undurchdringlich. Dazu musste ich meinen Platz nicht verlassen, die Verifizierung ließ sich auch von der Standardliege aus vornehmen. Doch die Geräusche, die sich von der Tür zum Zellentrakt näherten, ließen mich aufstehen und näher ans Kraftfeld herantreten.
„Nehmen Sie Ihre ekligen Griffel von mir weg!“; hörte ich jemanden sagen und das Schott öffnete sich und gab den Blick auf zwei Jem’Hadar frei, die einen Wartungstechniker vor sich her schoben. Ich konnte mich an den Namen des Technikers nicht erinnern, aber er setzte gerade alles daran, sich aus den Fängen der Feinde zu befreien.
„Ensign!“, rief ich ihm zu. Von meiner Position gleich hinter dem Kraftfeld meiner Zelle konnte ich ihn gut sehen. „Lassen Sie das!“, forderte ich ihn auf.
„Ich lasse mich nicht wie Vieh behandeln“, bellte er zurück und versuchte sich aus dem Griff der Jem’Hadar zu befreien.
„Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben, Ensign“, sagte ich nun mir lautstarker Stimme. Er hielt kurz inne, warf mir einen Blick zu, der mir gar nicht gefiel. Doch bevor ich das alles richtig einordnen konnte, hatte er einem der Jem’Hadar seine tödliche Waffe aus der Hand gerissen, sich umgedreht und auf den anderen geschossen. Alles passierte zu schnell. Ich fühlte mich hilflos hinter dem Kraftfeld, war nicht einmal mehr in der Lage, den Fähnrich verbal zur Ordnung zu rufen und sah dem Gemetzel einfach nur tatenlos zu. Der Fähnrich würde verlieren. Er hatte nie eine Chance. Noch bevor der leblose, durch die Energieentladung total entstellte Körper des zuerst Getroffenen auf dem Boden aufschlug, hatte der andere Jem’Hadar nach der Waffe in den Händen des Fähnrichs gegriffen und wollte sie ihm entreißen. Offensichtlich drückte er in genau diesem Moment ab. Eine Energieentladung streckte sich in meine Richtung aus. Zunächst dachte ich, das Kraftfeld würde die Energie absorbieren. Stattdessen durchbrach der Strahl mein Sperrgitter. Als er mich berührte, fühlte ich mich in einen Warpkern gestoßen. Die Schmerzen entstanden nicht in meiner Brust, wo der Strahl mich getroffen hatte, sondern tauchten überall gleichzeitig auf, waren einfach von einem Augenblick auf den anderen da und ließen offenbar jede einzelne Zelle meines Körpers gleichzeitig explodieren. Ich hoffte auf die Ohnmacht, die doch immer eintreten sollte, wenn der Körper nicht mehr in der Lage war, die Schmerzen zu verarbeiten. Doch keine Schwärze breitete sich aus. Stattdessen wurde ich von einem Moment auf den anderen völlig ruhig. Eine innere Entspannung schien mich wie eine wärmende Decke zu umhüllen und ich fühlte mich geborgen. Obwohl ich die Schmerzen noch deutlich spüren konnte, waren sie mir egal geworden. Ich sah nicht den Film meines Lebens vor meinem inneren Auge ablaufen. Ich dachte auch nicht an die Menschen, die ich zurücklassen würde. Ich war beseelt von einer inneren Ruhe, die mir nicht einmal mehr Angst machte. Ich fühlte einfach, dass es genauso sein musste.

Ich starb.
Dup dor a'az Mubster
Dif-tor heh smusma

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