Thema: New(ton)commer
Wörter: 729
Mit einem herzhaften „Ach“ stellte ich die Tasche auf den Boden des Hangardecks und streckte mich. Der Transport hierher hatte nicht zu den angenehmen Ereignissen gezählt. Aber wenigstens hatte ich jetzt wieder festen Boden unter den Füßen. Sofern man von ‚fest’ sprechen konnte. Stationär war wohl das bessere Wort.
„Und Sie sind?“, trat ein Servicemitarbeiter an mich heran. Ich grinste über beide Ohren.
„Neville“, sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. „Newton Neville. EKA. Ich meine…Ex-EKA. Wie geht es Ihnen mein Junge?“ Mein Gegenüber zog die Stirn kraus und starrte meine immer noch dargebotene Hand an, als würden aus ihr gerade pinkfarbene Tentakel wachsen. Als er nicht dergleichen tat, griff ich seine Hand einfach und schüttelte sie heftig. „Ich freue mich, bei Ihnen zu sein“, sagte ich und ließ ihn los. „Wo muss ich hin?“
Er aktivierte sein Padd und fummelte nervös auf ihm herum, danach sagte er – und es klang wie eine Ausrede – „Krankenstation“
„Danke mein Junge“, erwiderte ich, klopfte ihm beim Vorbeigehen auf die rechte Schulter und begab mich Richtung Ausgang. Kurz bevor ich das Schott durchquerte, fiel mir auf, dass ich meine Tasche vergessen hatte und ich kehrte zurück. Noch immer starrte mich der Mitarbeiten etwas verwirrt an. Vielleicht war heute sein erster Tag in der Personenabfertigung und er wusste noch nicht so recht, wie das alles funktionierte. Oder ich war einfach zu lange nicht mehr verreist.
„Weitermachen“, sagte ich, als ich das zweite Mal an ihm vorbeiging.
==A== Krankenstation – wie aufregend! ==A==
„Gibt es hier einen Doktor?“, fragte ich, noch bevor sich die Tür der Krankenstation wieder hinter mir schließen konnte.
„Sind Sie krank?“, rief mir irgendwer entgegen. Ich konnte nicht sehen, wessen Vokaltrakt diese augenblickliche Artikulationsstellung gerade vorgenommen und diese akustische Schwingung freigelassen hatte, also trat ich an das erstbeste Biobett, legte meine Tasche auf die Fußseite und hüpfte hinauf.
„Nein“, trötete ich. „Ich bin nicht krank. Ich bin angekommen. Und der nette Servicemitarbeiter bei Ankunft hat gemeint, dies wäre der hübsche Ort, an dem ich mich zuerst melden sollte.“
„Ein Neuer“, sagte eine Schwester, die sich – sicherlich zu ihrem Bedauern – gerade in meiner Nähe befand, bewaffnete sich mit einem Trikorder und trat auf mich zu. Irgendwie klang sie nicht sonderlich motiviert.
„Wie Sie feststellen werden“, fuhr ich euphorisch fort. „Bin ich gegen alle bekannten Krankheiten geimpft, implantatefrei und bei bester Gesundheit.“
Sie hielt mir sichtbar genervt den Trikorder hin. „Wollen Sie das machen?“
„Nein“, wehrte ich ab. „Ich bin davon überzeugt, Sie tun Ihren Job ganz ausgezeichnet.“
Damit legte ich mich hin, verschränkte die Hände auf dem Bauch und wartete.
„Sie haben eine sehr geschmackvolle Deckengestaltung“, bemerkte ich. „Wer ist Ihr Innenarchitekt?“
„Die Sternenflotte“, murmelte sie.
„Ausgezeichnet. Wirklich ausgezeichnet.“
„Sie sind gesund“, sagte sie schließlich und verschwand kurz, um meinen Aufnahmebericht fertig zu machen. Dann brachte sie mir ein Padd und verschwand erneut. Als sie nach einigen Minuten immer noch nicht wieder zurückgekommen war, ging ich davon aus, dass mein Aufenthalt hier beendet war. Ich setzte mich auf, aktivierte das Padd. Der medizinische Bericht war an eine Commander Kirilenkova adressiert.
„Na dann….“ Ich schwang die Beine von der Liege und ging Richtung Ausgang. Kurz bevor ich das Schott durchquerte, fiel mir auf, dass ich meine Tasche vergessen hatte und ich ging zurück. Die Med-Kraft war tatsächlich wieder aufgetaucht und justierte das Biobett, auf welchem ich gerade noch gelegen hatte. Sie sah genervt aus, als sie mich ein zweites Mal nahen sah, entspannte sich aber, als ich nach der Tasche griff und ihr ein „Weitermachen“ entgegen warf.
Die Gänge der Station waren im Gegensatz zu den Gängen des EKA belebend belebt. Ich kam zwischen den vielen ‚ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag’-Wünschen gar nicht zum Luftholen. Angehörige unterschiedlicher Rassen in unterschiedlichen Uniformen gaben dem eher tristen grau einen farbenfrohen Touch. Leider schien keiner wirklich Zeit zu haben (auch ein Unterschied zum EKA) und so musste ich meinen Weg alleine finden. Es war nicht meine Natur, diesem Umstand irgendeine negative Gewichtung beizumessen. Im Gegenteil. Ich genoss den Spaziergang nach einer solch langen Anreise. Außerdem lernte ich so schon einen Teil der Station und einen Teil ihrer Bewohner (zumindest visuell) kennen. Als ich Commander Kirilenkovas Büro schließlich gefunden und betreten hatte, traf ich nur auf einen Angehörigen der menschlichen Rasse im Rang eines Petty Officers.
Ich reichte ihr das Padd und nachdem sie mir einen Stuhl an der rechten Wand zugewiesen hatte, nahm ich Platz.
[Einstand für Neville, Ball für Kiri]