NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Ulog3 - 15291.1472
Personen: Lt. Stewart, LtCmdr Walker (erwähnt)
Wörter: 975
Leicht grinsend blieb ich alleine in meinem Quartier zurück und als die Tür sich schloss, brach sogar ein kleines Lachen aus mir hervor. „Ich und Counselor.“, murmelte ich, als ich aufstand, um mir einen Kaffee vom Replikator zu holen. „Sie hat Humor, das muss man ihr lassen.“
Wenn es etwas gab, das ich mindestens genauso verabscheute, wenn nicht sogar mehr, als Mediziner, dann waren es Psycholeute. Ich kannte meinen Kopf sehr gut und wollte mir nicht darin herumfuhrwerken lassen. Schwächen, Stärken, Macken, alles Dinge, die ich sehr gut unter Kontrolle hatte, auch in Extremsituationen. Meine Erfahrung hatte mich da einiges gelehrt und damit konnte ich manchmal sogar ohne Denken handeln. Manchmal ein Fluch, wenn ich mir die Begegnung mit diesem Q ins Gedächtnis rief. Die Erinnerung wurde stärker, als ich meine Tasse in die rechte Hand nahm und ein leichter Schmerz durch die Fingerknöchel fuhr. Schnell griff ich die Tasse mit der linken Hand. Besorgt betrachtete ich meine Rechte. Der Verband war nicht perfekt, aber es würde halten und dafür lohnte es sich nicht auf die Krankenstation zu gehen. Laut Tricordermesswerten war nichts gebrochen und eine leichte Verstauchung konnte man auch ein paar Tage mit sich herumschleppen. Ich hatte ja keine Arbeit, bei der ich meine Hände unbedingt brauchte.
Während ich mich wieder auf mein Sofa setzte, dachte ich über das nach, was Holiday mir gesagt hatte. Sie und diese Lucille waren ein tolles Paar, so wie ich das herauslesen konnte. Dass sie sich ausgerechnet bei mir Rat geholt hatte, war allerdings ein merkwürdiges Gefühl für mich. Immerhin war ich mit der ersten Frau verheiratet, der ich wirklich nahe gekommen war. Es hatte zwar ein paar Versuche von anderen gegeben, die ich nicht als solche erkannt hatte, doch mit ihr war ich wirklich zusammen gekommen und das war das beste, was mir passieren hätte können.
Wie es bei Holiday und Lucille war, konnte ich noch nicht genau beurteilen, denn ich kannte die Chefzielscheibe der Station ja noch nicht. Hm…ich sollte mir einen anderen Namen dafür ausdenken.
Meiner Meinung nach machte sich Holiday zu viele Gedanken über Beziehung und Pflicht. Dabei musste ich sagen, war das bei mir doch deutlich einfacher gewesen, denn dadurch, dass ich meinen Dienst quittiert hatte, als wir uns kennen lernten und gerade erst wieder von Tam zum Dozenten berufen worden war, als wir zusammen kamen, war mir die Pflicht sowieso nicht wichtig. Es gab Phasen, da tat ich meine Pflicht, egal ob die Beziehung darunter leiden musste oder nicht, doch das gehörte zu mir und das wusste Tam. Sie wusste auch, dass ich immer zu ihr halten würde, egal was sie machen wollte. Besonders als sie auf der Erde bleiben wollte, während ich Abstand zu allem brauchte. Wir verstanden es beide und so konnte unsere Ehe lange halten, bis zum heutigen Tage und hoffentlich auch darüber hinaus.
Der gefühlt vorletzte Schluck aus meiner Kaffeetasse war leider der letzte gewesen und so musste ich wieder aufstehen, stellte die beiden Teetassen und meine jetzige zurück in den Replikator und begab mich an meinen Schreibtisch. Es wurde wohl Zeit wieder in den Alltag zurückzufinden. Mein PADD gab mir eine Terminliste an, heute noch eine Vorlesung, morgen eine Prüfung. Ich war wirklich froh, dass ich wieder etwas zu tun bekam. Doch hatte ich nicht auch irgendwann einem Bolianer zu einem Verkostungsabend zugesagt? Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob dieser mit der Prophecy-Crew zusammen wohlbehalten zurückgekehrt war. Es gab ja Verluste, wie ich erfahren musste. Darunter auch ein Petty Officer, den ich auf einer Fortbildung begleiten durfte. Es war schade, doch Verluste gehörten dazu und so gut kannte ich den Mann nicht, dass ich trauern konnte.
Bevor ich mich aufmachte, sendete ich die Nachricht an Tam ab, nachdem ich noch eine kleine weitere Botschaft anhängte. „Ich brauche dich, jetzt so wie ich dich brauche seit wir uns kennen.“ Das wurde mir durch das Gespräch mit Holiday umso klarer.
~~Zeitsprung, nach der Vorlesung, Quartier Sawley~~
Ein langer Tag für mich ging zu Ende. Ich hatte kaum geschlafen und dann diese alles verändernde Begegnung. Die erste Vorlesung seit einigen Wochen war wieder ein Einstieg für mich und war ganz gut gelaufen. Doch ob mich meine Zuhörer gleich verstanden hatten, wusste ich nicht. Es waren mir jedoch zu viele Leute gewesen, deren Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war. Wenn einige Leute mir auftrugen etwas zu tun und mir damit Verantwortung übertrugen, hatte ich damit kein Problem, doch so direkt… Es kam wohl wieder eine meiner Phasen, in denen ich lieber die praktischen Dinge erledigte als die theoretischen. Wieder kam die Überlegung, ob ich in den aktiven Dienst zurückkehren und mich auf der Station nützlich machen sollte. Diese ganzen Jungspunde konnten einen alten Hasen wie mich, der sogar manche technischen Entwicklungen zweimal mitgemacht hatte, wahrscheinlich gut gebrauchen. Ich hatte morgen nur noch eine Prüfung in aller Frühe, dann konnte ich mich entscheiden. Oder ich entschied mich jetzt. Etwa zehn Minuten saß ich unentschlossen an meinem Schreibtisch, bis ich mich zu einer Münze entschied. Die sollte für mich entscheiden. „Okay, Kopf ich kehre zurück, Zahl ich bleibe an der Akademie.“
Ich warf. Ich warf nochmal. Da zu einer wissenschaftlichen Analyse mindestens eine Dreifachbestimmung gebraucht wurde, warf ich ein drittes Mal. Zwei zu Eins für Kopf. Der letzte Wurf gab die Zahl. Kein eindeutiges Ergebnis, wie ich befand.
Also begann ich etwas an meiner Arbeitsstation zu schreiben. Ein Versetzungsgesuch in die technische Abteilung der Station, nur für den Fall, dass ich mich morgen dafür entscheiden sollte. Aber um mich wirklich zu entscheiden, brauchte ich eine weitere Entscheidungshilfe. Da Tam mich alleine für den Gedanken daran wahrscheinlich umbringen würde, blieb mir hier nur noch eine weitere Person, zu der ich gehen konnte und da ich heute in unserem Gespräch nicht zu der Frage kam, würde ich sie wohl morgen stellen. Außerdem wollte ich Holidays Lucille sowieso mal kennen lernen…
„Sawley an Stewart.“