NH=Log 01=Agent Jenny Lee=SD: 15304.1695=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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Di 15. Jul 2014, 15:58

Wörter: 1.349
Personen: LtCmdr. Torrington (NPC)

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - Tag 1, nachmittags =/\=

Nachdem ich endlich das gesamte Videomaterial gesichtet hatte und mir einen tieferen Einblick über die öffentlichen Personalakten verschafft hatte, sah ich mich nun in der Lage, einen fairen Bericht über die Vorkommnisse abzugeben. Unglücklicherweise würde der größte Teil davon nur einen empfehlenden Charakter haben, da sich disziplinarrechtliche Konsequenzen nur durch den Vorgesetzten, nicht aber vom SCIS verfolgen ließen. Wie schon der Name sagte, waren wir eine Kriminalbehörde für die Einrichtungen sowie Bediensteten der Sternenflotte und so verfolgten sämtliche Agents dieser Behörde ausschließlich strafrechtlich relevantes Verhalten. Als solches musste man aber jedenfalls den Angriff von Captain Kirilenkowa auf einen Sicherheitsmann klassifizieren, der keinerlei Aktionen gesetzt hatte, um die gewaltsame Entwaffnung durch seine Vorgesetzte zu provozieren.

Entsprechend bildete die genaue Betrachtung dieser Szene natürlich den ersten Teil meines Abschlussberichts, den ich nicht nur an meinen Boss und das JAS Corps schickte, die hier die Aufgaben der Staatsanwaltschaft und eines Gerichts übernahmen, solange es noch keine zivile Gerichtsbarkeit im Gammaquadranten gab, sondern auch an den Kommandanten der Starbase. An letzteren ging außerdem der zweite Teil meiner Überlegungen, die sich auf die restliche Besatzung bezog. Dabei formulierte ich zwar extrem vorsichtig, um nicht den Eindruck zu erwecken, dem Commodore irgendwelche Aktionen nahelegen oder gar befehlen zu wollen, machte aber durchaus meinen Standpunkt klar. Denn auch wenn der Starfleet Criminal Investigative Service nicht zuständig war für derlei Fehlverhalten, konnte ich es dennoch nicht einfach gutheißen. Immerhin hatten eine schlecht zusammengestellte Crew und massive Kommunikationsprobleme zu dieser Tat geführt. Zwar bedeutete das für die Betroffenen ziemliches Pech, dass ausgerechnet ihre Aktionen nun unter meine Lupe geraten waren, weil der ehemalige Erste Offizier sich nicht beherrschen konnte, aber wer nichts verbrochen hatte, brauchte auch nichts zu befürchten.

Kaum hatte ich aber den Knopf gedrückt, der beide Dokumente an die zuständigen Stellen sendete, meldete sich plötzlich mein Kommunikator und die Stimme unseres Rechtsmediziners erklang als hätte er nur darauf gewartet, dass ich meinen aktuellen Fall abschloss. Doch er konnte unmöglich wissen, dass ich vor nur wenigen Sekunden fertig geworden war und so antwortete ich kurzerhand mit: “Lee hier, was kann ich für Sie tun, Doc?“ “Torrington, Agent!“, korrigierte er mich sofort, wobei ich sein schelmisches Grinsen unter dem geschwungenen, grauen Schnurrbart vor dem inneren Auge sehen konnte. “Torrington ist der werte Name.“ Obwohl dieses Spiel mittlerweile seit zwei Jahren lief und ich mit Sicherheit nicht die einige in den Hallen der Behörde war, die ihn trotz seiner englischen Steifigkeit mit Spitznamen bedachte, musste ich immer noch schmunzeln, wenn ich wieder einmal erfolgreich gewesen war.

“Bitte entschuldigen Sie, werter Doktor Torrington.“, antwortete ich daher in Nachahmung seines Gebaren und aktivierte gleichzeitig den Zugriffsschutz meines Arbeitsplatzes, da ich schon den Grund des Anrufs erahnte. “Wenn Sie so freundlich wären, mir Ihr Begehr zu verkünden.“ “Agent Lee.“, antwortete er jedoch nur und klang diesmal wirklich ein wenig entrüstet - wenn auch auf seine niedlich britische Art. “Es ist wirklich unhöflich, den Manieren eines Gentleman mit Spott zu begegnen.“ Um ihn also nicht noch weiter auf die metaphorische Palme zu bringen, schwenkte ich wieder zurück auf meinen normalen Tonfall und lenkte ein: “Schon gut, Commander. Ich nehme an, Sie wollen mir etwas zeigen?“ Nur eine kurze Pause verriet sein stummes Nicken, dass er vermutlich mit zusammengekniffenen Lippen zustande gebracht hatte. Dann gab er schließlich zu: “In der Tat, Miss Lee. Ihre persönliche Anwesenheit in der Gerichtsmedizin wäre höchst zweckdienlich.“

=/\= New Hope - Deck 360 - Gerichtsmedizin - Tag 1, nachmittags =/\=

Obwohl sich alle Einrichtungen der Behörde auf einem Deck befanden, das für Gäste normalerweise nicht zugänglich war, solange sie nicht als Zeugen von uns eingeladen wurden, war der Weg in den Sektionssaal von Doktor Torrington immer noch einige hundert Meter weit. Es dauerte also einen Augenblick bis ich dort angekommen war, was offenbar ausreichend Zeit für den alten Mann war, sich nicht mehr an das Gespräch zwischen uns zu erinnern. Zumindest hatte es den Anschein als er nur durch mein Eintreten bereits so sehr erschrak, dass er sein steriles Werkzeug begleitet von einem heftigen Fluch fallen ließ.

Schnell hatte er sich aber auch wieder gefasst, zog sich die Schutzhandschuhe aus und machte einen angedeuteten Diener in meine Richtung. “Bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, meine Liebe.“, sagte er dann und erneut stahl sich dieses jugendhafte Grinsen auf seine Lippen. “Es erscheint mir, dass ich auf meine alten Tage noch schreckhaft werde.“ Ich wusste, dass es sich dabei eher um eine gesellschaftliche Floskel handelte als um eine wirkliche Ausrede, denn der gute Doc war schon immer etwas zarter besaitet gewesen, weswegen er ja dem Dienst auf einem Schiff der Flotte entflohen war. Dass man ihn nie zum Chefmediziner einer Einheit gemacht hatte, obwohl er auch Allgemeinmediziner war und seit nunmehr fast dreißig Jahren das Offizierspatent besaß, war ebenfalls diesem Umstand geschuldet. Ein zerbrechlicher Mann, dessen Manieren seinen Mut in jeder Situation übertrumpfen konnten, war eben nicht das Führungsmaterial, nach dem man in der Admiralität suchte.

Für den SCIS aber war der weißhaarige Wunderdoktor geradezu perfekt geeignet. Im Gegensatz zu vielen anderen Soldaten hatten wir nämlich keine Angst vor den sogenannten “Totenvögeln“ aus der Gerichtsmedizin und schätzten es sehr, wenn nicht nur irgendwelche abgedrehten Freaks in dieser Profession arbeiteten, sondern auch sozial verträgliche Kollegen. Und auch wenn ich den Commander, der schon vor über eine Dekade zu unserer Behörde abkommandiert worden war, eher nicht zu einer Party auf dem Promenadendeck mitgenommen hätte, so konnte ich mir doch sehr gut vorstellen, ein hervorragendes Gespräch bei einem guten Whiskey mit ihm zu führen. Und war das bei Kollegen nicht viel mehr wert als die gemeinsamen Interessen, denen man während der Arbeit sowieso nicht nachgehen konnte?

“Ach was. Für einen Vulkanier bist du noch verdammt jung, Bob.“, antwortete ich daher mit einem Augenzwinkern und trat dann ein Stück näher an den Tisch heran, auf dem eine bolianische Leiche lag, während er leise vor sich hin murmelte: “Robert!“ Wie schon so oft zuvor, ignorierte ich seinen Einwurf kurzerhand und fragte stattdessen: “Also? Was ist damit?“ “Mit dem Patienten?“, fragte er verwirrt, womit er ebenfalls den toten Bolianer meinte - eine Eigenart, an die ich mich zunächst hatte gewöhnen müssen. Jetzt aber kannte ich seine Marotten schon und so nickte ich nur. Er aber runzelte nur die Stirn, bevor ihm nach einigen Momenten aufzugehen schien, wo der Fehler lag. “Oh!“, machte er daher und zuckte mit den Schultern. “Nichts. Herzinfarkt, natürlicher Tod. Das übliche.“ Er machte eine wegwerfende Geste und führte mich gleichzeitig zum nächsten Tisch, auf dem ein halboffenes Gefäß stand.

“Weswegen ich Sie gerufen habe“, fuhr er dabei fort. “befindet sich hier drin.“ Und mit diesen Worten hob er den losen Deckel vollständig von dem metallenen Zylinder, wodurch der Blick auf das Innere freigegeben wurde. Dieses aber bestand zum Großteil aus einer klaren, zähflüssigen Masse mit winzigen Lufteinschlüssen, in der offenbar ein vollständig erhaltenes Organ gelagert war. Auf den ersten Blick sah es ein wenig aus wie ein menschliches Herz, unterschied sich aber doch in wichtigen Merkmalen von diesem. Aufgrund eines Gesprächs, das ich erst in der vergangenen Woche mit dem verrückten Briten gehabt hatte, schlich sich sofort eine Vermutung in meine Gedanken. “Sie haben tatsächlich eins bekommen?“, fragte ich daher erstaunt und erntete sofort ein zufriedenes Nicken. “Das Herz eines Vorta. In der Tat.“, kommentierte er dazu und begann sofort mit seiner Lektion über Exobiologie: “Wie Sie sehen, Miss Lee, hatten wir beide in gewisser Weise Recht mit unseren Vermutungen, denn…“

“Warten Sie, Doc!“, unterbrach ich ihn jedoch sofort und konnte nicht anders als breit dabei zu grinsen. “Haben Sie gerade gesagt, dass ich Recht hatte?“ Ein solches Zugeständnis hatte ich von ihm noch nie erhalten und würde es wohl auch jetzt nicht. Aber immerhin war ich sehr nahe dran gewesen und so beeilte er sich, zurück zu rudern: “Wenn Sie endlich lernen würden, einem weisen alten Mann zuzuhören, meine Liebe, hätten Sie bemerkt, dass ich den Terminus “in gewisser Weise“ verwendete. Sehen Sie…“ Und schon war er wieder zurück in seinem Duktus, der nur das Lernen und Lehren von anatomischen Geheimnissen kannte. Diesmal aber unterbrach ich ihn nicht, denn auch ich fand es bis zu einem gewissen Grad durchaus spannend wie unterschiedlich die Spezies dieses Quadranten sein konnten, auch wenn sie uns äußerlich so ähnlich sahen.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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