NH=Log 05=Agent Jenny Lee=SD: 15317.1858=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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Mo 28. Jul 2014, 17:35

NH=Log 05=Agent Jenny Lee=SD: 15317.1858=SCIS

Wörter: 1596
Personen: mehrere NPC

=/\= New Hope - Deck Beta 141 - Arrestzellen - Tag 4, morgens =/\=

“Guten Morgen, Chief.“ Nach einer geruhsamen Nacht, in der ich sowohl die Eröffnung des neuen Casinos als auch den daraus entstehenden Arbeitsaufwand für die Mediziner und Sicherheitskräfte verschlafen hatte, war ich entsprechend gut gelaunt. Und da ich auch meinen ersten Kaffee schon getrunken hatte, war ich zu allen Schandtaten bereit. Zuvor jedoch musste ich mich noch mit dem Scherbenhaufen des vorangegangenen Abends beschäftigen, der in Form des jungen Mister Watanabe in der Arrestzelle auf mich wartete. Ursprünglich hatte ich natürlich gehofft, ihm ein paar harmlose Fragen zu stellen und ihn so vielleicht unvorbereitet zu überraschen, doch diese Taktik hatte sich schnell als unpassend erwiesen. Jetzt jedenfalls war der aufmüpfige Jugendliche gewarnt und hatte sich bestimmt schon eine Geschichte ausgedacht, wenn er wirklich etwas mit den Vorkommnissen zu tun hatte.

Den Wachmann, der heute die Aufsicht über das kleine Sicherheitsbüro mit den temporären Zellen hatte, die wir für gewöhnlich zur Ausnüchterung nutzten, interessierte mein Dilemma aber wohl kaum. Tatsächlich schien er mich nicht einmal richtig wahrzunehmen, denn während er weiterhin die Zeilen auf seinem PADD las, brummte er nur mürrisch: “Morgen.“ Obwohl mir seine Haltung im Grunde genommen egal war, solange er seine Arbeit erledigte und keine Inhaftierten entkommen ließ, runzelte ich kurz die Stirn über sein Verhalten. Woher wusste er, ohne dass er zu mir aufgesehen hatte, dass ich nicht seine Vorgesetzte oder gar die Chefin der hiesigen Sicherheit war? Denn auch wenn ich Commander Walker noch nie persönlich kennengelernt hatte, gab es ausreichend Stoff aus dem Buschfunk, der mir irgendwie sagte, dass sie mit diesem lockeren Verhalten kaum einverstanden gewesen wäre.

Aber es war nicht meine Aufgabe, die Wünsche des CXO zu erraten und dann auch noch in die Tat umzusetzen, schließlich arbeitete ich nicht mehr im Stab. Während ich mir also mal wieder insgeheim zu der besten Entscheidung meines Lebens - dem Studium der Kriminalistik - gratulierte, trat ich mit einem Lächeln an das Pult des Unteroffiziers heran, der nun doch aufsah. “Ja?“ Besonders interessiert schien er immer noch nicht, aber immerhin unterbrach er seine anscheinend sehr fesselnde Lektüre. “Agent Lee.“, erklärte ich also so lange seine Aufmerksamkeit noch andauerte. “Ich habe gestern Abend einen Jugendlichen verhaftet und…“ “Is schon weg.“, unterbrach mich jedoch der Wachmann und wäre beinahe wieder zurück in seinen Stuhl gesunken, wenn ich nicht sofort in scharfem Ton gefragt hätte: “Wo ist er dann?“

“Keine Ahnung.“, lautete dennoch die wenig hilfreiche Antwort und er deutete ein Schulterzucken an. “Sein eingebildeter Schnösel von einem Vater hat ihn abgeholt und es gab keinen Grund, ihn zu beschatten.“ “Was meinen Sie denn mit ‚abgeholt‘?“, entfuhr es mir und stellte fest, dass der Kollege auch in meiner Gunst rapide sank. “Ich hatte doch klar gesagt, dass ich ihn verhören muss.“ Dass ich dabei den aggressiven Tonfall, der sonst für Tatverdächtige reserviert war, an den Tag gelegt hatte, wurde mir erst bewusst, als mein Gegenüber plötzlich sehr erschrocken die Arme abwehrend hob und im plötzlichen Gegensatz zu seiner vorherigen Lethargie erklärte: “Davon hat mir die Nachtschicht nichts gesagt. Laut meinen Aufzeichnungen war er wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Trunkenheit im Arrest. Beides sind Vergehen, die wir normalerweise auf freiem Fuß anzeigen. Als sein Vater ihn abgeholt war, hatte er bereits ausgenüchtert und wir daher keinen Grund mehr, ihn festzuhalten.“

Um nicht laut zu schreien oder irgendetwas gegen die Wand zu werfen, musste ich ein paarmal tief durchatmen und rieb mir dabei in stetigen Kreisen die Nasenwurzel. “Also gut.“, sagte ich dann mit mühsam unterdrückter Wut auf den unfähigen Idioten vom vergangenen Abend, der scheinbar seine Akten nicht besonders sorgfältig führte. “Mein Verdächtiger wurde also entlassen. Sie haben nicht zufällig eine Quartiernummer für mich?“ Natürlich schüttelte der Chief mit dem Kopf, wenn er dies auch nur schüchtern und beinahe furchtvoll tat. Dabei war ich gar nicht auf ihn sauer, sondern auf so ziemlich jeden anderen Beteiligten. Aber das konnte er kaum erraten und so bemühte ich mich schließlich noch um ein Lächeln und sagte: “Trotzdem Danke, Chief. Ich werde ihn schon finden.“

Zwei Schritte später, als ich wieder mitten auf einem Deck stand, das zum größten Teil aus Zollkontrollen, Ankunftshallen, Beobachtungslounges und anderen Einrichtungen eines durchschnittlichen Raumhafens belegt wurde, war ich mir dieser Worte allerdings schon nicht mehr so sicher. Natürlich war es ein Leichtes, den Computer nach den Belegungen der zivilen Quartiere zu fragen und eine solche Ermittlung war sogar legal, aber den momentanen Aufenthaltsort einer Person durfte ich nicht ermitteln. Auch wenn ich also wusste, dass die Familie Watanabe auf Deck 13 dieser Sektion wohnte, konnte ich dort immer noch vor der Türe stehen bis ich Schwarz wurde, wenn man mir einfach nicht öffnete. Trotzdem musste ich zumindest den Versuch unternehmen und so begab ich mich mit deutlich gesenkter Laune und rapide fallendem Koffeinspiegel zum nächsten Turbolift.

=/\= New Hope - Deck Beta 13 - Quartier Watanabe - Tag 4, morgens =/\=

Anstatt mit einer verbalen Begrüßung empfing mich ein älterer Herr irdischen Ursprungs an der gesuchten Türe durch eine tiefe Verbeugung. Auch wenn ich nicht viel von den Riten dieser althergebrachten Tradition kannte, so wurde mir doch instinktiv klar, dass ich nicht von Mister Watanabe selbst empfangen wurde. “SCIS“, erklärte ich daher nur kurz und zeigte meine Identifizierung. “Ich würde gerne Herrn Hotaka Watanabe sprechen.“ Erneut erhielt ich jedoch keine Antwort. Stattdessen nickte der offenbar stumme Diener nur und die Eingangstüre zu den Wohnräumen schloss sich direkt vor meinen Augen mit einem hörbaren Zischen. Es dauerte jedoch nur einen kleinen Augenblick bis sie sich erneut öffnete und ein ebenfalls in die Jahre gekommener Mann mit altmodischer Kleidung vor mir stand. Dieser jedoch hatte die Haltung eines Königs und deutete seine Verbeugung so schwach an, dass im Grunde nicht mehr als ein Kopfnicken übrig blieb.

“Mein Name ist Doktor Tsukasa Watanabe.“, sagte er dennoch in einem sehr höflichen, beinahe gesungenen Ton und lächelte mir freundlich entgegen. “Mein Sohn ist momentan nicht zu sprechen, bedaure.“ Ich war mir sicher, dass er als Berater für irgendeine der hier lebenden Delegationen sicherlich gewöhnt war, dass diese vornehme Art irgendwie Eindruck machte, doch bei mir zog diese Masche bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil ließ sie mich vermuten, dass der Vater durchaus etwas von seinem Sohn wusste. Welches Elternteil blieb sonst so gelassen, wenn plötzlich Kriminalbeamte nach dem eigenen Kind fragten?

“Das ist bedauerlich.“, erwiderte ich daher, wobei ich zwar ebenso höflich blieb, aber auch meine Absichten klar zu machen versuchte. “Er ist nämlich möglicherweise der einzige, der mir helfen kann.“ “Ich bin mir sicher“, antwortete der Mann jedoch und zeigte mir damit, dass er das Spiel auf dem diplomatischen Parkett besser beherrschte als ich. “eine erfahrene Ermittlerin des SCIS wird ohne die Hilfe meines noch in der Lehre befindlichen Sohns auskommen.“ Erneut hatte er damit die entscheidende Frage nicht gestellt, was mich mittlerweile die Sicherheit gewinnen ließ, dass er zumindest den jetzigen Zugang zu Hotaka bewusst blockierte. Diesmal aber würde ich ihn nicht in eine schöne Formulierung flüchten lassen und so fragte ich mit Absicht provokant: “Sie wollen nicht einmal wissen, wobei Ihr Sohn helfen kann?“

Hatte ich allerdings auf eine Reaktion gehofft, so musste ich mich mit einem unspektakulären Räuspern zufrieden geben. Mehr benötigte der Doktor nämlich nicht, um sich wieder zu fangen. “Lassen Sie bitte meine Sorge sein, für welche Dinge ich mich interessiere, Agent.“, verlangte er dann und auch wenn es weiterhin freundlich klang, war der warme Singsang aus seiner Stimme verschwunden. Es war klar, dass er die Konversation beenden wollte, was er für den Fall meiner Begriffsstutzigkeit auch noch unterstrich, indem er anfügte: “Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

Bevor er jedoch erneut die Türe direkt vor meinen Augen schließen konnte, hielt ich blitzschnell die Hand vor den Sensor, um so das Sicherheitsprotokoll zu aktivieren. Ohne mich aus dem Türrahmen zu entfernen, konnte er mich jetzt nicht einfach aus seinem Sichtfeld blockieren. Und damit er auch nicht auf dumme Ideen kam, setzte ich zugleich meine autoritäre Stimme auf, die ich gerne im Einsatz verwendete, wenn die Dinge sich zuspitzten, und erklärte: “Ihr Sohn wird zweier Vergehen beschuldigt. Er wird ohnehin zu einer Aussage ins SCIS kommen müssen. Also ersparen Sie sich und ihm den Ärger und sagen Sie mir gleich, wo er ist.“

Zum wiederholten Male aber schien ich diese Familie falsch eingeschätzt zu haben, denn mit einem jetzt offen kalten Lächeln schob Doktor Watanabe meine Hand aus dem Sensorbereich und sagte dabei: “Seine Aussage wird in Kürze schriftlich bei der zuständigen Abteilung eingehen. Sollten Sie ihm etwas anderes als Trunkenheit und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorzuwerfen haben, senden Sie Ihre Anklageschriften bitte direkt an unseren Anwalt.“ Und vermutlich weil er es aus diplomatischen Kreisen so gewöhnt war, fügte er noch hinzu: “Verstehen Sie das bitte nicht als persönlichen Angriff, aber ich untersage Ihnen hiermit, dieses Quartier ohne richterlichen Beschluss zu betreten.“ “Wie Sie wollen, Doktor.“, antwortete ich in einem letzten verzweifelten Versuch, irgendwie durch die harte Schale des Mannes zu dringen. “Bedenken Sie nur, dass wir Ihren Sohn wegen unterlassener Hilfeleistung drankriegen, wenn er etwas über die Entführung weiß.“

Diese Aussage war so nicht absolut korrekt, denn es war keine direkte Handlung durch den Sohn, die zur Entführung oder später zum eventuellen Tod des Opfers geführt hatte, weswegen eine Kausalität nur schwer zu konstruieren sein würde, aber möglicherweise kannte der diplomatische Berater sich in diesen Dingen ja nicht so genau aus. Außerdem hatte ich auf diesem Weg noch untergebracht, dass es mir eben nicht nur um die Strafverfolgung des jungen Watanabe ging, sondern vor allem um das Auffinden des immer noch vermissten Mister Kosario. Und wie sich zu meiner Überraschung herausstellte, war es genau dieser Fakt, der mein gegenüber doch noch einmal zögern ließ. “Entführung?“, sagte er und schien ehrlich überrascht zu sein. “Davon hat er nichts gesagt.“
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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