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Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Wedge Antilles
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Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:45

So 19. Aug 2012, 13:00

Personen: Kiri, Ayres (aus dem Off ;-)), Harley
Wörter: 1691


--- Krankenstation, primärer Komplex ---


Ich war gerade dabei, das zu tun, was ich am besten konnte – beschäftigt aussehen – als ich von der Seite angequatscht wurde: „Äh, Hallo?“
Ich drehte mich um. Ich mochte es nicht, wenn ich bei dem, was ich am besten konnte – unheimlich beschäftigt aussehen – gestört wurde. Mein Blick war nach unten gerichtet, weswegen mir der nicht zu verachtende Vorbau der Person, die mich bei dem, was ich am besten konnte – unglaublich beschäftigt aussehen – gestört hatte, als Erstes auffiel. Und irgendwie kam er mir bekannt vor. Also die Proportionen stimmten perfekt, dazu auch noch überein. Da aber Busen nicht wie ein Fingerabdruck eindeutig waren – wobei ich die Vermutung anstellte, dass auf dem hier sicherlich einige verschiedene Finger- und Flossenabdrücke zu finden waren, inklusive meiner – hob ich den Kopf und starrte die stolze Trägerin an.
„Och neeeee, oder?“ wurde mir dabei schon entgegen geraunzt.

Ich begann zu grinsen. Anscheinend hatte die gemeinsame Nacht – okay, es war nicht Nacht, es war Tag gewesen... und es war auch nicht das, was die meisten unter einer gemeinsamen Nacht verstanden - was wollte ich sagen? Ach ja, das musste Spuren bei ihr hinterlassen und Begehrlichkeiten in ihr geweckt haben, anders war nicht zu erklären, warum sie hier war, am anderen Ende der Galaxis, wo manche nur per Anhalter hinkamen, vorausgesetzt, sie hatten ein funktionierendes Handtuch.
„Ich bin Boss, Kleine“, klärte ich sie mal auf. Es war zwar nur bedingt die Wahrheit, denn ich war nur ihr Boss in der Zeit von 7:30 bis 7:45, was der Zeit entsprach, in der der CMO (ein seltsamer Kauz, das fing schon beim Namen an: Mace Quingon. Ich würde mich als Elternteil jedenfalls schämen, wenn ich meinem Kind den Namen einer fiktiven Figur aus einem Science Fiction-Abenteuer gebe, erst recht wenn der Nachname schon wie der einer weiteren fiktiven Person aus ebenjener Science Fiction-Geschichte klingt) Stuhlgang hatte und der DCMO noch nicht da war – aber das musste sie ja nicht wissen. Außerdem war es gerade 07:35. „Was folgerst du?“

„Ich folgere“, sie platzierte ihre Hände an den Hüften, wo sich der zusätzlichen Druck und das gerade einsetzende Einatmen proportional und gleichzeitig positiv – für mich als gegenüberstehenden Betrachter – auf die Ausdehnung ihres Vorbaus auswirkte. „Ich folgere, dass ich mich in die Sicherheit versetzen lasse.“
Glaubte ich nicht. Ich glaubte nicht, dass sie für die beiden Dinger einen Waffenschein bekommen hätte. Benötigen tat sie ihn, zweifellos.
Aber Sicherheit war ein gutes Stichwort. Denn jetzt, wo Harley hier war, bestand ja immer noch die Möglichkeit, dass ich vom Heiligen Gral einen großen Schluck nehmen konnte – okay, bei mir wäre es wohl eher ein kurzes Nippen. Nichtsdestotrotz: „Wo ist deine sexy Schwester?“
Die Antwort war ernüchternd: Sie war auf der Resolution. Warum zur Hölle war sie da geblieben? Wieso nur legte das Universum mir immer solche Knüppel in den Weg?


--- später ---

„Stokalin.“
„2000.“
„Trianolin.“
„2500.“
„Vasokin.“
„250.“
„Wie bitte?“
„250.“
Mace schlug sich die Hand vors Gesicht. „Das kann doch wohl nicht wahr sein.“ Er schüttelte den Kopf. „ Lassen Sie mich mal sehen!“ Damit schob er mich zur Seite und begutachtete die Liste. Was bildete der sich ein? Dass ich nicht bis 250 zählen konnte? Naja, wohl besser gesagt, dass ich eine solche Zahl nicht vom Display ablesen könnte. „Laut Frachtliste müssten das 2750 sein.“
„Dann hat wohl jemand die 7 vergessen einzutippen.“ Das sollte schon vorgekommen sein. „Oder die Taste klemmte bei der Eingabe“, ergänzte ich als zweite Möglichkeit, doch dann fiel mir die ultimative Antwort ein: „Oh, oh, oh, Acht-Finger-Joe hat die Zahl im Zehn-Finger-System eingegeben und darum die 7 nicht getroffen.“
Mace sah mich mitleidig pikiert an. „Wir können die Hauptkrankenstation nicht mit nur 250 Dosen ausstatten.“ Er rief die Inventarliste der anderen Krankenstationen auf. „Im sekundären Bereich liegen noch 1342 Dosen, bringen Sie die Hälfte nach hier.“
Falls Harley noch nicht mitbekommen haben sollte, dass ich nur zeitweise hier der Boss war, hätte sie es jetzt, wenn ihr Prachtkörper in der Nähe gewesen wäre. War er aber nicht, was einerseits bedauerlich, andererseits schade war. Sie hätte mir tragen helfen können – im Ausgleich hätte ich ihr beim Tragen ihrer Last ein wenig geholfen.

Mit einem Arzneimittelwagen, der mir groß genug schien, verließ ich die Krankenstation und verfluchte dabei, dass ich vermutlich den einzigen Wagen erwischt hatte, der ein quietschendes Rad oder eine quietschende Antigrav-Einheit hatte.


--- Lager der Krankenstation, sekundärer Komplex ---

Just in dem Moment, wo ich das 498te und vorletzte Päckchen in den Wagen werfen wollte, fiel dieser um, woraufhin 497 Päckchen dem Gesetz der Entropie folgten: Sie formten das größtmögliche Chaos auf dem Fußboden an. Ich seufzte missbilligend, eh ich mir Gedanken machte, warum der Wagen überhaupt umfiel. Im Nachhinein betrachtet ist es sicherlich nachvollziehbar, dass die Explosion dafür verantwortlich war. Denn diese war auch dafür verantwortlich, dass es plötzlich einen großen Ansturm von Verletzten gab und die Krankenstationen in ein ebensolches Chaos stürzten, wie es das nun auf dem Fußboden gab. Insofern hatte sich das Entropiegesetz gleich zweifach selbst bewiesen.
Das Päckchen Vasokin, das ich eigentlich in den Wagen werfen wollte, fest umklammert, ging ich zum Behandlungsbereich. Irgendetwas sagte mir, ich würde es brauchen.


--- kurz darauf ---

„Sie haben ja sicher von der Explosion gehört!“ Meine Frage richtete sich an Kirilenkova. Und ich begann mich zunehmend zu fragen, warum mir die Frauen plötzlich alle hinterherliefen, so dass wir uns an diesem Ort wiedertrafen. Musste an meinem neuen After Shave liegen.
„Ja, das habe ich, Master Chi…“ Ich wollte ihr schon meinen Finger vorwurfsvoll vor die Nase halten und ein ‚Na, na, na!‘ hinzugeben, aber sie bemerkte selbst ihren Fehler. „Ensign. Aber wieso bin ich hier und nicht Commodore Muvea-Magnus oder Commander Hildebrandt?“
Offensichtlich verbreiteten sich Nachrichten hier nicht so schnell wie auf der Resolution. Ich sog die Luft hörbar ein. Das würden jetzt schlechte Nachrichten werden. Das einzig Gute daran war, dass ich die Opfer nicht persönlich kannte, weil dafür noch gar keine Zeit war. Deswegen konnte ich recht emotionslos sagen: „Sie befanden sich während der Explosion auf Deck 175 dieser Sektion.“ Kirilenkovas Mund klappte auf, wie bei einem Fisch, der Abenteuerurlaub an Land machte und nun aus dem Staunen nicht mehr rauskam. „Commander Hildebrandt und vier Marines sind sofort gestorben. Commodore Muvea-Magnus befindet sich derzeit in einem Operations-Saal. Ihr Zustand ist sehr kritisch. Harley kämpft um ihr Leben.“

Die ehemalige XO fand wieder die Sprache: „Hat sonst noch jemand die Explosion überlebt außer der Commodore?“
Eigentlich war diese Frage ziemlich bescheuert, schließlich hatte ich doch gerade gesagt, wer alles gestorben war. Ergo hatte der Rest überlebt. Als Erste Offizierin hatte sie intelligentere Fragen gestellt. Ob es in diesem Quadranten womöglich erhöhte Gamma-Strahlung gab, die das Denkvermögen beeinflusste? Ein weiteres Indiz dafür zeigte sich, als jemand auch noch auf diese Frage mit „Ja, hier hinten!“ antwortete.
Ich schaute mich kurz um, wer das gesagt hatte, wandte mich dann wieder der DXO zu. „Er war am weitesten von der Explosion entfernt.“ Zumindest von denen, die am nächsten waren. „Und hat sich nur den Kopf gestoßen.“ Oder zeigt besonders starke Reaktion auf Gamma-Strahlung. „Sobald sich jemand um seine Wunde kümmern kann“ - war das jetzt ein wenig zu subtil, dass Kirilenkova mich von der Arbeit abhielt? - „darf er die Krankenstation verlassen. Weiter hat noch Brigadier General Pike überlebt. Er wird allerdings auch noch operiert. Er sollte aber durchkommen.“ Voraussetzung dafür war aber, dass Quingon das Laserskalpell dem Laserschwert vorzog.


--- Bar, später ---

Es war schon ein unglaublicher Zufall, dass ich in derselben Bar landete wie sie. Okay, für einen Außenstehenden ein unglaublicher Zufall. Ich hatte einfach den Computer gefragt, wo sie sich befand und mich dann gleich von ihm bis zum Ziel führen lassen. Wobei es da bei der Routenführung sicherlich Verbesserungspotential gab, so oft, wie ich wenden sollte. Da merkte man doch schnell, was eine gute IT-Abteilung ausmachen konnte.

Jedenfalls stand ich nun neben ihr. Sie hatte mich nicht bemerkt, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, die Bläschen in ihrem Drink mit dem Strohhalm in ihrem Drink zu zerstören. „Das war gute Arbeit heute.“ Damit bezog ich mich nicht auf das Umbringen wehrloser Bläschen.
Langsam, teilnahmslos, ja fast schon apathisch schaute Harley kurz hoch, dann wieder in ihren Drink.
„Ohne dich wäre die Commodore vermutlich ex gegangen“, fügte ich weitere aufbauende Worte hinzu.
Sie zuckte mit den Schultern. „Mag sein“, gab sie dennoch niedergeschlagen von sich.
Der Drink vor ihr war zwar groß, aber offensichtlich nicht groß genug, um ihren Kummer darin zu ertränken. Wobei sie ihn dafür erstmal hätte runterspülen müssen, statt ihn mit stumpfer Gewalteinwirkung versuchen umzubringen.

Ich zog den Stuhl neben ihr nach hinten, setzte mich etwas unbeholfen darauf und sah sie an. Für einen kurzen, äußerst unpassenden Moment durchzuckte der fragende Gedanke mein Gehirn, wie viele von diesen Drinks Harley bräuchte, um mit auf mein Quartier zu kommen. Und ob und wenn ja, wie viele sie mehr oder weniger bräuchte, um mich mit auf ihr Quartier zu nehmen.
„Jetzt erzähl schon“, murmelte ich. „Was ist zwischen dir und deiner Schwester passiert?“ Es brauchte keine acht Semester Psychologie, um zu wissen, dass das der Grund für Harleys depressive Stimmung war.

„Krankenstation an Kristoffson!“ plärrte es aus ihren Kommunikator. „Der Hirndruck bei der Commodore ist drastisch angestiegen. Vermutlich eine Blutung, die wir übersehen haben.“
Gar nicht gut. Mein Blick fiel auf das Glas. Von diesem hatte sie scheinbar noch nichts getrunken, demnach wäre sie in der Lage gewesen zu operieren. Allerdings war die Frage, wie viele Drinks es vor diesem hier gab.

Ich wartete. Zwei Sekunden gab ich ihr, um auf den Ruf zu antworten. Doch sie tat es nicht.
Ich sprang auf, wodurch der Stuhl krachend nach hinten fiel. Meine Hand schnellte in Richtung Kommunikator, wurde auf halbem Weg aber gebremst.
„Kristoffson hier, ich bin unterwegs“, bellte sie und sah mich an. „Kannst du mir assistieren?“
Operation am offenen Gehirn? Wie gut, dass ich noch nicht gegessen hatte. „Klar doch.“
„Gut, schnapp dir den Drink. Wäre doch schade drum!“
Ich verstand, ich sollte als Getränkehalter fungieren. Okay, wenn sie zum Ausgleich dann mal meinen Zapfhahn halten würde...
Wedge Antilles

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When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.
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