Personen: Cytia Mariss, Harley H. Kristoffson
Erwähnt: Ayres Jall
Wörter: 1‘823
Titel: Commander Kirilenkova vs. Svetlana
=A= G-001 New Hope – Deck 454 – wissenschaftliches Holodeck 4-3 =A=
„Identifizieren Sie sich!“
In einem harschen Ton wurde ich begrüsst, noch ehe ich mein Ziel betreten hatte. Das wissenschaftliche Holodeck-Labor, in welchem Lieutenant Mariss und ihr Team die Sonde des Geheimdienstes untersuchten. Die Tür hatte sich gerade erst geöffnet und ich stand noch nicht einmal richtig davor, als mir diese Worte entgegenschlugen.
Aber ich wäre sowieso nicht in das Holodeck-Labor gekommen. Bis ich vor der Tür stand, hatte sich in der Tür ein Hüne von einem Marine aufgebaut mit Schultern, fast so breit wie die überbreite Holodeck-Tür. Er musste über zwei Meter gross sein, denn er war mehr als ein Kopf grösser als ich und hatte nur knapp in der Tür Platz ohne den Kopf einzuziehen.
Jall nahm es wohl obergenau mit der Sicherheit der Sonde. Wobei ich unter der Beschreibung „nur Marines, denen ich traue“ nicht gerade die grössten, breitesten und muskulösesten Exemplare dieser Gattung erwartet hätte. Seine harsche und unfreundliche Art liess mich gleich etwas abweisend ihm gegenüber werden. Deshalb tippte ich nur an meinen Kragen auf die drei Rang-Pins, die mich als Commander auswiesen. Der Muskel-Marine blieb stur.
„Identifizieren Sie sich!“
Grosser Fehler. Immerhin war er nur Unteroffizier und ich sass praktisch ganz oben in der Kommando-Hierarchie. Es war also Zeit, es dem Marine mit gleicher Münze heimzuzahlen. Sprich harscher Tonfall:
„Wie war das, Sergeant Major?“
„Identifizieren Sie sich, Ma’am!“
Der Marine betonten das letzte Wort absichtlich und dies auch sehr abschätzig. Ich war versucht noch auf ein „Bitte“ zu beharren, aber diese Hoffnung war bei einem Marine wahrscheinlich vergebens.
„Commander Kirilenkova!“, schnauzte ich, als müsste ihm mein Name alles erklären. Doch dem war nicht so.
„Und? Sollte mir das, etwas sagen, Ma’am?“
Langsam verlor ich die Geduld, obwohl mir klar war, dass ich ein blaues Unterhemd trug, womit ich natürlich nicht als dem Kommando zugehörig zu erkennen war. Ich hätte wohl das Unterhemd wechsel sollen, als ich das Kommando übernahm, aber wahrscheinlich hätte rot diesen Marine nur aggressiv gemacht, wie einen wilden Stier im alten Spanien. Zeit den Stier in die Mauer rennen zu lassen:
„Nochmals zum Mitschreiben, Sergeant Major: Commander! Svetlana! Fjodorowna! Kirilenkova! Interims-Kommandantin der New Hope!“ Jetzt war das goldgepresste Latinum gefallen und es hallte ziemlich beim Aufschlag, war wohl leer da drin. „Vielleicht sollten Sie sich auch einmal über das Sternenflottenpersonal informieren, wie wir das über die Marines tun!“ Zeit für eine Kunstpause, bevor ich ihn vor den Kopf stiess: „Sergeant Major Rogers!“
Damit liess ich den Marine nun endgültige stehen. Er brauchte ja nicht zu wissen, dass ich seinen Namen nur kannte, weil Jall ihn für die Eröffnungszeremonie als Bodyguard von Admiral Chakoty vorgeschlagen hatte und ich seine Akte gestern noch studiert hatte.
Nun endlich wirklich im Labor wandte ich mich an Mariss. Ihre Lippen bewegten sich, als sie sich zu mir hin drehte und sie schien etwas vor sich hinzumurmeln. Da sie nicht sonderlich erfreut über meine Standpauke zu den Energiegeneratoren war, vermutete ich, dass ihr Genuschel etwa so viel bedeutete wie, ich wusste doch, ich kenne diese liebliche Stimme. Laut und verständlich begann Mariss die Diskussion aber ganz anders:
„Was können wir für Sie tun, Commander?“
„Ich hätte gerne einen Zwischenbericht, Lieutenant. Was für Informationen haben Sie bisher aus der Sonde herausgelesen?“
[NRPG: *ein Bällchen für C* ]
=A= G-001 New Hope – Sekundäre Äussere Sektion Alpha – Deck 150 – Krankenstation der Marines – Zeitsprung =A=
Miss Ricarda hatte mich inzwischen über eine Phiole mit einer merkwürdigen Flüssigkeit informiert. Eine instabile Substanz, die wahrscheinlich als Sprengstoff fungiert hatte. Vorerst war die Sicherheit noch mit der Sicherung der Phiole beschäftigt, damit sie nicht noch ein grösseres Loch in die Sektion der Marines riss. Die New Hope war ja kein Schweizer Käse. Jedenfalls würde sich die Wissenschaft die Flüssigkeit ansehen, sobald sie gesichert war, und ich hatte Ricarda empfohlen, Jall auch einen Blick darauf werfen zu lassen, denn es deute einiges daraufhin, dass diese Phiole und die Flüssigkeit darin aus dem Gamma-Quadranten stammten.
Aber jetzt war ich auf der Krankenstation und stand vor Harley. Ich hatte mich riesig gefreut, als ich gehört hatte, dass sie ebenfalls auf die New Hope wechselte – natürlich nur innerlich und für mich selber. Nun merkte ich aber, dass es auch Probleme mit sich brachte. Ich war etwas abgelenkt, während sie mich über den Zustand von Commodore Muvea-Magnus informierte. Sie war im künstlichen Koma und auf meine Frage, ob sie überleben würde, erhielt ich zur Antwort, sofern die Kommandantin wolle. Ich hätte mir denken können, was das bedeutete, aber da ich immer wieder die Szene in diesem Teich und den Kuss vor Augen hatte, war ich etwas abgelenkt und verlangte eine Erklärung.
=A= G-001 New Hope – Sekundäre Äussere Sektion – Deck 175 – Explosionsort – Zeitsprung =A=
Der Technik war es gelungen das Feuer einzudämmen. Für die Deuteriumtanks bestand keine Gefahr mehr und hatte im Nachhinein auch nie bestanden, denn das Feuer hatte es nicht in deren Nähe gebracht. Nun stand ich zusammen mit Jall an der Explosionsstelle und liess mir von ihm den Ablauf der Explosion erklären. Für meinen Geschmack verstand er etwas zu viel von Bomben-Attentaten, aber dafür war die Führung aufschlussreich.
Allerdings mussten wir darauf achten, den Sicherheitskräften und Marines nicht im Weg zu stehen, die immer noch die Explosion untersuchten. Aber wenigstens lief die Untersuchung nun, da die Phiole gesichert und in ein explosionssicheres Labor der Sicherheit gebracht worden war.
[NRPG: *ein Bällchen für meinen Stellvertreter* ]
=A= G-001 New Hope – OCS (Operation Controll Science) – Deck 2 – Büro Kirilenkova – Zeitsprung =A=
Ich musste zugeben, dass ich aufgeregt war, weil Harley gleich bei mir sein würde. Der Kuss war mir sowieso schon nicht mehr aus dem Kopf gegangen, aber in der letzten Stunde hatte ich praktisch an Nichts anderes mehr denken können. Einzige Ablenkung war eine kleinere Schwärmerei, diesen Kuss zu wiederholen. Umso glücklicher war ich, als ich nach dem Gespräch mit dem Chefarzt Quingon wusste, dass ich Harley keine Standpauke halten musste. Endlich erklang der Türsummer.
Harley platzte sofort mit einem Wortschwall heraus, in welchem sie sich entschuldigte, dass sie zu spät gekommen war, was mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen wäre, wenn sie es mir nicht gesagt hätte. Mir hatte es sowieso viel zu lange gedauert, bis sie endlich gekommen war. Ich wollte, dass sie sich etwas beruhigte und versuchte es mit Autorität. Abgesehen davon versuchte ich auch professionell aufzutreten. Ich befahl ihr sich zu setzen, was sie auch tat:
„Ja, Ma’am“, erwiderte sie brav und kam dem Befehl auch nach. Ihre Seriosität war aber nur von kurzer Dauer, denn schon begann sie ab ihrer nächsten Worte zu kichern: „Schmeissen sie mich jetzt raus?“
„Das kann ich mir bei der jetzigen Personalsituation nicht leisten!“ Das war die offizielle Erklärung, wieso ich das nicht tun würde. Dann wollte ich sie natürlich nicht von der New Hope treiben und des Weiteren war die Station abgeriegelt und sie konnte sowieso nicht fort. Dann konnte sie auch noch Dienst leisten. Wobei ich mit dem Gedanken gespielt hatte, sie vorübergehend vom Dienst freizustellen und zu suspendieren. Sie schien, jedenfalls in meiner Gegenwart, nicht ganz bei der Sache zu sein. Das konnte an mir und den kürzlichen Ereignissen mit Q liegen oder daran, dass ihre Schwester zuerst gar nicht auf die New Hope hatte wechseln wollen. Sie war erst kurz vor der Abriegelung an Bord gekommen, mit dem letzten Schiff, welches noch hatte andocken können. „Abgesehen davon habe ich mit einem anderen Arzt gesprochen...“
„Mit einem anderen Arzt gesprochen? Trauen sie meinem fachlichen Urteil nicht?“, explodierte Harley und stand auf um mich wütend von unten herauf anzufunkeln. So liess ich natürlich nicht mit mir umgehen, Sergeant Major Rogers wusste das. Also funkelte ich ebenso wütend zurück und befahl ihr erneut sich zu setzen. Was sie auch dieses Mal wieder tat:
„Es ist nicht unüblich in der Medizin, eine zweite Meinung einzuholen. Noch heute gehen Patienten regelmässig zu einem zweiten Arzt. Abgesehen davon ist mein medizinisches Wissen nicht gross genug, um fair urteilen zu können. Ich spielte mit dem Gedanken Sie zu suspendieren! Aber...“
„Sie wollen mich suspendieren weil... weil… weil…“, fuhr mir Harley wieder über den Mund, verstummte dieses Mal aber von selber. Ob es an meinem Blick lag oder ob sei einsah, dass ich dies sowieso hatte erklären wollen, konnte ich nicht beurteilen.
„Chefarzt Quingon stützt Sie und Ihre Handlungen!“ Das hatte ich ja in zwischen in Erfahrung gebracht und deswegen hatte ich auch ein schlechtes Gewissen für mein etwas harsches Auftreten vorhin, als ich das zweite Mal auf der Krankenstation war und erfahren hatte, das die Commodore nach einem Anstieg des Hirndrucks und nun wegen der deswegen notwendig gewordenen Operation, wahrscheinlich blind sein würde. Schon damals wusste ich aber, dass es zwei Möglichkeiten in meinem Büro geben würde – Harley eine Standpauke halten und sie suspendieren oder: „Deshalb will ich mich nun für mein Verhalten auf der Krankenstation entschuldigen.“
Aber Harley war zu aufgebracht, um diese simple Entschuldigung anzunehmen. Stattdessen begann sie von ihrem Hintern zu sprechen. Und ehe ich mich versah, landete das Gespräch an einem Ort, an welchen ich eigentlich nicht hatte gelangen wollen. Aber vielleicht war es gut, wenn wir dies endlich klärten:
Es begann damit, dass ich Harley ein Kompliment für ihren Hintern machte. Ein Kompliment, welches von Herzen kam und ehrlich gemeint war. Damit hatte ich etwas geschafft, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich hatte sie soweit, dass sie sprachlos war. Nur ging es mir selber nicht besser, denn ich hatte nicht nachgedacht, bevor ich gesprochen hatte und war von meinen Worten ebenso überrascht und vor den Kopf gestossen, wie Harley. Und bevor ich überhaupt richtig realisierte, was geschehen war, war ich nicht mehr Commander Kirilenkova, Zweite Offizierin, sondern Svetlana, verliebte Frau.
Ich umrundete den Schreibtisch, griff Harley an den Schultern, sprach mir noch kurz Mut zu und dann küsste ich sie einfach. Ich wollte den Kuss geniessen, denn ich rechnete damit, dass sie sich schnell davon lösen würde, weshalb ich sie sanft küsste, um jede Sekunde auskosten zu können. Aber sie stiess mich nicht weg. Der Kuss zog sich in die Länge und mich erfasste ein wahres Hochgefühl, als Harley den Kuss erwiderte.
So standen wir da in meinem Büro, welches immer noch eine Baustelle war. Die Bodenplatten waren zwar verlegt, aber einige Wandverkleidungen standen noch an die Wand angelehnt, weil die Techniker dahinter noch arbeiten mussten. An einer Wand standen auch noch ein eingepacktes Sofa und ein eingepackter Konferenztisch mit den dazu passenden Stühlen. Meine Schreibtischplatte hatte ein Loch, damit die Techniker den Computer endlich anschliessen konnten.
Mitten in diesem Chaos hatten Harley und ich uns unsere eigene Insel der Ruhe geschaffen. Aber eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, erinnerte mich daran, dass ich momentan eigentlich Commander Kirilenkova, Zweite Offizierin, sein müsste. So löste ich mich von Harley. Ungern und widerwillig.
Es gab einen kurzen Moment der Stille, bis ich mich gesammelte hatte. Dann setzte sich Commander Kirilenkova gegen Svetlana durch – fast. Ich verabschiedete Harley zurück zum Dienst ohne auf den Kuss einzugehen. Aber wir machten aus, uns abends zu treffen, um uns zu unterhalten. Worüber musste ich nicht extra erwähnen…
[NRPG: Ein grosses Sorry für die Länge und dafür, dass es mehr Privat war als Missionsrelevant. Wird sich mit dem nächsten Log aber wieder ändern – versprochen!
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