NH - EnsJG T. McMannis - MED - RPG9 Log2 - 13345.1181

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Wedge Antilles
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Fr 24. Aug 2012, 10:50

Personen: Kiri, Harley, Advent, Nicklas
Wörter: 1218


--- Krankenstation ---


Die OP war ganz gut gelaufen. Also für mich zumindest. Harley war zwar bis oben hin zugeknöpft, doch da sie sich bei der komplizierten Operation häufig nach vorne beugen musste, hatte ich ein paar interessante Sichtweisen bekommen – sowohl von vorne als auch von hinten.
Für die Commodore hingegen war noch nicht auszumachen, ob sie den Tag überlebte. Und falls ja, ob sie ihren Job noch weiter ausüben konnte, denn: „Blind?“ wiederholte Kirilenkova irritiert. Das lag tatsächlich im Bereich des Möglichen, ganz im Gegensatz dazu, ob man die Blindheit nicht durch einen Visor „übertünchen“ konnte – nicht bei der Hirnschädigung.
„Ja, das kommt öfters vor bei Gehirnoperationen. Man fuscht einfach an einer sehr sensiblen Stelle herum. Einmal zu viel geschnibbelt und schon kann der Patient „Alkohol bitte“ nicht mehr aussprechen und das Auge sitzt neben der Nase.“ Wenn man Harley so reden hörte, begann man sich zu fragen, ob sie nie gelernt hatte, mal die Klappe zu halten. Vermutlich wollte ich ihr deswegen immer meine Zunge in den Mund stecken – oder was anderes… ne Stange Sellerie zum Beispiel.

Die Ersatz-CO sah auch nicht gerade begeistert aus. Es wurde Zeit für mich dazwischen zu gehen. „Ladies?“ meinte ich knapp und überlegte, wie ich Harley Beistand geben konnte. Eigentlich fielen mir nur zwei Möglichkeiten ein: Hand auf Schulter – zu unpersönlich. Hand auf Hintern – zu inkorrekt. Andererseits passte das perfekt zu ihrer inkorrekten Schnauze, also platzierte ich meine Fingerchen galant auf der rechten Backe. Von einem Festigkeitstest sah ich ab, den hatte ich ja erst vor kurzem erfolgreich und vielversprechend durchgeführt.
„Gut, ich danke Ihnen beiden. Mr McMannis, bitte gehen sie zu der Patientin zurück und geben mir den momentanen Stand durch.“ Was sollte das denn jetzt? Hatte Harley gerade nicht genau das getan? Warum sollte ich das jetzt wiederholen? Mein Einspruch fand keine Gelegenheit, sich akustisch durchzusetzen, denn Kirilenkova maulte weiter: „Miss Kristoffson, in mein Büro bitte. In einer Stunde.“ Damit verschwand sie auch schon.

„Wirst du jemals lernen, vernünftig mit Vorgesetzten zu reden?“ wandte ich mich an Harley, meine Hand immer noch auf ihrem Hintern geparkt.
„Wirst du denn jemals lernen, dass du deine Drecksgriffel von mir lassen sollst?“ Das war eine durchaus berechtigte Frage, die ich mit einem Kopfschütteln quittierte. Denn da sie mich mit einem eingeprobten Augenaufschlag ansah, bemerkte – und als Frauenkenner wusste – ich, dass eine Frau – was sie nun einmal definitiv war – eigentlich Ja meinte, wenn sie Nein sagte.
„Ich geh deinen Drink holen, denn du willst sicherlich nicht nüchtern in die Höhle des Löwens, oder?“


--- etwa eine Stunde später ---

Ungläubig starrte ich die Tür an. Okay, eigentlich starrte ich die Person in der Tür an. Hatte Harley nicht gesagt, Advent wäre auf der Resolution geblieben? Ich mein, nicht dass mir missfiel, was ich sah, aber es kam so unerwartet. Dermaßen unerwartet, dass ich nicht mal ihren Busen inspizierte – wo sicherlich auch einige Finger-, Tentakel-, Flossen- und Saugnapf-Abdrücke zu finden waren.
Mit einem Mal stellte ich fest, dass das Universum doch nichts gegen mich hatte – okay, nicht mehr als sonst. Aber wenigstens war der Heilige Gral wieder in Reichweite – okay, im Umkreis von zehn Kilometern. Das war aber immer noch besser als 50000 Lichtjahre, auch wenn da ein Wurmloch zwischen war. Unbedacht begann ich zu lächeln.

„Was ist los? Wenn Du mich noch ein wenig mehr anstrahlst, brauch ich Lichtschutzfaktor 50.“
Hey, das war eine Vorlage, das ich unmöglich auslassen konnte: „Ich helf dir beim Auftragen.“ Und dieses Angebot galt nicht nur für die hinteren Regionen.
„Wie du willst“, meinte sie zwar Schmerz gepeinigt, wie sie mir durch ihren mir entgegen gestreckten Finger zu verstehen gab, aber prinzipiell hatte sie meinen Vorschlag akzeptiert. Das war somit ein verbal geschlossener Vertrag, der zugleich rechtsgültig war – auch in diesem Teil des Universums. Und ich wusste, wenn eine Frau Ja sagte, meinte sie auch Ja. „Vorher hol ich mir 'ne Riesenwumme und RÖSTE Harleys blöden Gockel.“
Erst jetzt erinnerte ich mich wieder an die Geschichten, die über dieses blutrünstige Tier erzählt wurden. Ich sollte mir das besser merken, damit wir es nicht bei ihr (Advent und/oder Harley) trieben. Dieses Monster hätte IHN vermutlich noch für eine sehr große Erdnuss gehalten – mit zwei Walnüssen als Zugabe.

Ich schüttelte mich, um diese schmerzhafte Vorstellung aus dem Kopf zu bekommen und meinte letztlich nur, dass Harley sich bestimmt freuen würde, dass Advent hier war.
„Sag ihr am besten noch nicht, dass ich hier bin.“ Gab es noch leise Zweifel, dass zwischen den Beiden etwas vorgefallen war, so waren sie nun beiseite geräumt. Ich fragte mich, was es war. War die eine bei einer gemeinsamen Kissenschlacht in Unterwäsche zu weit gegangen? War der einen das gemeinsame, morgendliche Duschen zu viel gewesen? Oder ging es gar um einen Kerl? Also wenn ich das Problem war, ich war durchaus bereit zu teilen.

Nebenbei versorgte ich ihre klaffende Wunde. Auf Nähen oder gar eine komplizierte Operation konnte man soeben noch verzichten. Sie würde also nicht mit einer weiteren gemein aussehenden Narbe, die sie sich im Gefecht zugezogen hatte, prahlen können. Aber vielleicht konnte ich da auf andere Weise helfen. Ich kramte also zwei bunte Pflaster – die eigentlich für Kinder gedacht waren – aus dem Arzneimittelschränkchen und platzierte sie über der offenen Stelle. „Die anderen Kinder in der Sicherheit werden dich beim Spielen darum beneiden“, grinste ich.
Advents Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass sie das völlig anders sah. Vermutlich riss sie sich die Pflaster ab, sobald sie die Krankenstation verlassen hatte und hackte sich stattdessen den ganzen Finger ab. „Dermalgenerator?“ fragte sie knapp.
„Werden nicht vor Dienstag geliefert“, witzelte ich zunächst, meinte dann aber – noch weniger ernst: „Na für so ein kleines Buhbuh wollen wir doch auch mal die uns gegebenen Selbstheilungskräfte strapazieren. Wenn Du heiratest, ist es wieder gut.“ Denn ich ging nicht davon aus, dass sie in den nächsten zehn Minuten heiraten wollte. Wenn sie betrunken gewesen wäre, hätte ich mich natürlich zur Verfügung gestellt, die Hochzeitsnacht ausgekostet und am nächsten Morgen – wenn sie wieder nüchtern war – alles abgestritten. Aber sie war ja nicht betrunken.


--- nochmal später ---

Kam mir das nur so vor, oder waren die Leute hier unvorsichtiger? Vielleicht waren sie auch nur weniger talentiert. Zumindest konnte ich mich nicht erinnern, dass ich auf der Resolution Jägerpiloten behandeln musste. Okay, das konnte daran liegen, dass die Jäger meistens von einem gewissen Androiden geflogen wurden, und in den seltenen Fällen, wo er abgeschossen wurde, ging er anschließend in die technische Abteilung. Zumal er dann auch selten unter Verbrennungen oder Hypoxie litt wie dieser arme Wicht hier vor mir.
Ich hatte den Bereich um sein Biobett abgeschirmt und ließ diesen mit einer erhöhten Konzentration Sauerstoff füllen, was den netten Nebeneffekt hatte, dass ich wacher wurde. Für die Verbrennungen an seinem Körper hingegen würden bunte Pflaster nicht ausreichen. Stattdessen half nur ein Kühlgel, das ich gleichmäßig auftrug. Um das Ganze etwas angenehmen zu machen – also für mich – stellte ich mir vor, es war Advent, die ich eincremte. Was bei der Körperbehaarung dieses Exemplars hier nicht gerade einfach war.

„Na, Pilot, aus allen Wolken gefallen?“ versuchte ich meinen Patienten in ein Gespräch zu verwickeln, von dem ich dank Akte nur wusste, dass er Feith hieß.
Er versuchte mich bitterböse anzuschauen, unterließ es dann aber. Vermutlich weil er bemerkte, dass er mir gerade schutzlos ausgeliefert war. Darum wandte er seinen Blick ab und schaute zur Decke.

*Bällchen an Nico*
Wedge Antilles

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When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.
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