NH – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – DXO – RPG 9 Log 05 – 13‘346.1395
Personen: Harley H. Kristoffson, Ayres Jall, Taylor McMannis, Advent F. Kristoffson (erwähnt)
NPCs: Lukas R. Pike
Wörter: 1‘581
Titel: ein schwieriges Gespräch
=A= G-001 New Hope – Deck 245 – Hydroponische Kuppel =A=
Meine Rationalität, die mir bei meiner Karriere in der Sternenflotte immer wertvolle Dienste geleistet hat, stand mir nun im Wege. Sie sagte mir zum wiederholten Male, dass eine chaotische Person wie Harley nicht zu mir passen würde. Dass wir keine langfristige Beziehung haben könnten. Und dass ich vom Aussehen her mit Nadja eine erfolgversprechendere Alternative hätte.
Genau diese zweifelenden Gedanken aber waren es, die mir klar machten, dass ich ganz klar Harley und nicht Nadja wollte. Dieses Chaotische, leicht Rebellische und ihre Unbekümmertheit wirkten unheimlich anziehend auf mich. Von allem konnte mein Leben davon durchaus noch etwas mehr vertragen.
Und so genoss ich ihren wieder einmal nicht enden wollenden Wortschwall. Trotzdem hörte ich aufmerksam zu, denn ich spürte, dass es Harley wichtig war, was sie versuchte zu sagen. Ihr Wortschwall endete damit, dass sie eine ganz normale Chance haben wollte und bevor sie weitersprechen konnte, blieb ich stehen, ergriff ihre Schultern, drehte sie zu mir und küsste sie erneut.
Wir waren wieder in der Natur, inmitten allermöglichen verschiedenen Pflanzen aus dem Gamma-Quadranten, die uns das Leben an Bord der New Hope ermöglichten. Doch dieses Mal sah ich nicht ihren Nutzen als natürliche Luftfilter oder als echte Nahrungsmittel, sondern sah ihre Schönheit. Die verschiedenen hellen Farben, die verschiedenen geformten Blüten und die herrlichen Düfte, wobei einer der verschiedenen Düfte wahrscheinlich auch von Harley ausging.
Nach dem Kuss ergriff ich ihre Hand und führte sie zu einer Sitzbank in der Nähe in mitten von gelben, violetten und roten betazoidischen Rosen. Als wir sassen fiel mein Blick auf Harleys Beine. Schöne Beine und ihr Rock zeigte viel davon, jetzt wo wir sassen. Ich war versucht meine Hand auf ihr Knie zu legen, liess es aber. Neben ihr fühlte ich mich mit meinen hautengen Jeans und meiner Bluse etwas underdressed, aber ich wusste nicht, ob sie überhaupt auf meine Kleider achtete. Etwas in meinem Gesicht schien ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Ich wollte diesen Kuss, diese Küsse auch. Schon der allererste in Qs Teich war meine eigene Idee. Da hatte Q überhaupt Nichts damit zu tun“, begann ich nun mich zu erklären, wie es Harley vorher getan hatte. „Und ja, ich fühle mich auch zu dir…“ Ich duzte sie jetzt einfach mal, weil sie es auch getan hatte, obwohl sie es mir nicht wirklich vorgeschlagen hatte. „…hingezogen. Sehr sogar. Vielleicht war ich im Dienst deshalb das eine oder andere Mal etwas zu hart zu dir, weil ich meine privaten Gefühle für dich überspielen wollte.“ Jetzt war ich an einem Punkt, wo ich erst meine weiteren Gedanken sammeln musste. Dabei merkte ich, dass ich immer noch Harleys Hand hielt. Sie bemerkte meinen Blick, machte aber keinerlei Anstalten, meine Hand loszulassen. „Ich will nicht mit dir spielen. Jedenfalls nicht mit deinen Gefühlen“, fuhr ich kurz etwas frech grinsend fort und strich Harley mit dem Zeigefinger meiner freien Hand über den Oberschenkel. Diese Nähe liess mich plötzlich ganz offen über meine Gefühle sprechen: „Für mich ist die Sache mit Frauen auch immer noch sehr neu. Ich hatte erst eine Beziehung mit einer Frau und die beruhte zu einem grossen Teil auf Sex. Ich kann also nicht gross die Führung übernehmen und von einem Erfahrungsvorsprung profitieren, aber ich beantworte deine Fragen, falls du welche hast, so gut ich kann. Ich weiss nur, ich freue mich jedes Mal, wenn ich dich sehe und ich trenne mich sehr ungern wieder von dir.“
Damit hatte ich vorerst genug gesagt. Auch Harley schien zuerst Nichts weiter zu sagen und wir schauten uns nur gegenseitig an. Ich nahm mir die Zeit ihr Gesicht einmal etwas genauer anzusehen. Dabei fielen mir auch einige Unterschiede zu Nadja auf. So waren Harleys Nasenlöcher kleiner und zierlicher. Ihr Kinn war weniger spitz, weicher. Oder ihre Augen waren etwas grösser und braun. Nadjas waren grün. Nun zogen mich diese braunen Augen ihren Bann und ich verlor mich darin. Plötzlich verspürte ich das verlangen, Harley über die Wangen zu streichen, aber ich unterdrückte diesen Drang, als Harley wieder sprach:
„Wenn wir uns beide zueinander hingezogen fühlen, sollten wir das nicht einfach ignorieren und sehen was sich daraus entwickelt. Ob Frau oder Mann, wenn man es nicht versucht, weiss man nie, ob es funktioniert und ich will später nicht denken, hätte ich es doch trotzdem versucht. Immer drauf los…“
Mehr konnte ich mir gar nicht wünschen. Genau so hatte ich mir das gewünscht, erträumt. Nur wollte ich dieses Mal eine Beziehung, die nicht nur auf Sex beruhte, was sich aber bereits als schwierig herausstellen konnte, denn ich war kurz davor, über Harley herzufallen. Weshalb ich einen Szenenwechsel vorschlug.
„Wollen wir etwas trinken? Ich weiss es gibt im Zentrum der hydroponischen Kuppel ein Café. Dieses hat, wie einige Bars und Restaurants auf der Hauptpromenade geöffnet.“
Das wusste ich, schliesslich hatte ich ihnen erlaubt, zu öffnen, um die Personen auf der New Hope bei Laune zu halten.
=A= G-001 New Hope – Sekundäre Äussere Sektion Alpha – Deck 150 – Krankenstation der Marines – am nächsten Morgen =A=
Jall und ich betraten die Krankenstation der Marines-Sektion. General Pike war heute Morgen erwacht und hatte sofort nach uns verlangt. Wahrscheinlich würde er mir jetzt das Kommando entziehen wollen, aber darauf war ich vorbereitet, und hatte bereits die notwendige Erwiderung bereit. Trotzdem beunruhigte mich das Gespräch. Wenn ich hier einen Fehler machte, könnte mich das den Kopf kosten. Wobei ich mich fragte, ob ich es hier schlimmer verbocken konnte, als wenn ich mich mit einer Untergebenen einliess…
Apropos: McMannis schaute mich mit einem merkwürdigen Blick an. Es war nicht die Art von anzüglichem Blick, den ich von Männern seines Schlages gewohnt war und die mich seit Q auch verunsicherten. Sein Blick verunsicherte mich auf eine andere Art, was ich kurz vor dem Gespräch mit Pike nicht gebrauchen konnte. Wieso er mich verunsicherte, war mir allerdings klar: Harley und ich hatten ihn und Harleys Schwester gestern Abend noch getroffen. Etwas, was ich jetzt schon bereute…
„Commanders Kirilenkova und Jall, melden sich wie befohlen!“, meldete ich uns bei General Pike an, als wir vor seinem Bett standen. Es war abgelegen und durch einen schalldichten Vorhang von der restlichen Krankenstation getrennt.
„Sie treten augenblicklich das Kommando an mich ab, Commander!“, befahl der General ohne Umschweife.
„Bei allem notwendigen Respekt, Sir, aber das kann ich nicht. Erstens sind Sie gesundheitlich angeschlagen und müssen zur Kontrolle vorerst auf der Krankenstation bleiben. Von hier aus können Sie die Station nicht führen. Zweitens hat das Oberkommando der Sternenflotten, der Föderationspräsident und unsere Verbündeten im Gamma-Quadranten der Sternenflotte und nicht dem Marine Corps das Kommando über die Station übertragen und momentan bin ich der ranghöchste Sternenflottenoffizier an Bord!“
Mein militärischer Ton hatte Pike kurzzeitig anerkennend das Gesicht verziehen lassen. Es war aber nur ein sehr kurzes Flackern seiner Gesichtszüge. Dennoch hatte ich es bemerkt. Was mir aber nicht half, dass Pike mir gegenüber milder gestimmt war.
„Hierbei handelt es sich allerdings um eine Angelegenheit des Marine Corps‘. Abgesehen davon haben Sie bereits bewiesen, dass Sie nicht fähig sind, korrekte Entscheidungen zu fällen: Diese neuartige Prototyp-Sonde und ihre Technologie unterliegen der Geheimhaltung. Wie können Sie es wagen, einfache Wissenschafts- und Technikoffiziere an ihr Arbeiten zu lassen! Übergeben Sie die Sonde sofort wieder der Obhut des Marine Corps‘!“
Guzmar musste bereits fleissig gepetzt haben, bevor Jall und ich erschienen waren. Ich konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Jetzt führte ich dieses Gespräch erneut, nachdem ich es schon mit Jall geführt hatte. Abgesehen davon war der Wadi nicht gerade hilfreich. Er stand nur schweigend neben mir, dabei hatte ich gehofft, dass er auf meiner Seite wäre. Aber wahrscheinlich wollte er nicht zwischen die Fronten geraten, vor allem da er sich wahrscheinlich beiden Organisationen verpflichtet fühlte.
„Es wurde in dem Moment eine Angelegenheit der Sternenflotte, als einer unserer Offiziere dabei das Leben verlor! Mir ist klar, dass das Marine Corps ebenfalls Männer verloren hat, aber nicht einen Kommandooffizier!“ Ich verkniff mir die Bemerkung, dass Pike offensichtlich ja noch lebe. „Ich habe die Vorschriften und das Reglement zur Kommandokette auf der New Hope gelesen. Ich weiss also, dass die Sternenflotte das Kommando hat. Als Kommandantin muss ich Ihre Vorschläge anhören und ihn meine Entscheidungen mit einfliessen lassen, aber schlussendlich liegt die Entscheidung und Befehlsgewalt in meiner Hand, auch als niederrangige Interimskommandantin! Daher bleibt die Sonde, wo sie ist und unsere Wissenschaftler untersuchen sie weiter! Des Weiteren bitte ich Sie um den Code zur Entschlüsselung der Sensoraufzeichnungen der Sonde!“
„Tut mir leid, Commander, ich bin nicht befugt Ihnen diese Codes auszuhändigen!“, erwiderte Pike und ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen. Es war offensichtlich, dass er mich nicht respektierte. Wie ich die Männer doch hasste!
„Muss ich es Ihnen befehlen, General?“
Pike lachte höhnisch auf, wohl weil ich einen drei Ränge tieferen Rang bekleidete. Doch das Lachen wurde schnell durch ein Husten abgelöst, welches kurz darauf zu einem Röcheln wurde und dann lag der General mit geschlossenen Augen vor mir. Jall stand nicht mehr neben mir. Er hatte schnell reagiert und hatte den Vorhang zur Seite geschoben und einen Mediziner gerufen.
McMannis kam mit einem medizinischen Tricorder daher gerannt und untersuchte den General. Aber fand keine Erklärung, wieso dieser das Bewusstsein verloren hatte. Ich dafür schon: Auch jetzt noch lächelte er süffisant, weshalb ich schloss, dass er nur den Bewusstlosen spielte, damit er sich nicht meinem Befehl widersetzen musste, weil ich ihn gar nicht erst hatte aussprechen können. Diese Theorie behielt ich aber für mich. Ich traute Jall in Sachen Differenzen zwischen Marines und Sternenflotte zu wenig, um meine Vermutung mit ihm zu teilen.