NH/PRO – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 20 Log 01 – 14‘042.1415
Personen: Valeris A. Advena
Wörter: 1‘338
Titel: Gedankenchaos
=A= G-001 New Hope – Deck 370 – Arboretum =A=
Es hatte einiges an Überredungskunst gebraucht, damit Val einverstanden war die Kinder bei Nancy im Quartier zu belassen. Val hatte ja recht, dass wir noch nicht viel Zeit gemeinsam verbracht hatten, seit wir an Bord dieser Station, unserem neuen Zuhause, waren, aber ich wollte etwas hinter mich bringen. Etwas, das ich jetzt schon viele zu lange vor mich hergeschoben hatte und wofür es kurzzeitig zu spät zu sein schien, als ich auf diesem Frachter festsass. Ich hatte es nur Val zu verdanken, dass ich dieses Abenteuer überlebt hatte. Das zeigte mir, wie wichtig ich ihr war und gab mir den entscheidenden Ruck, die Frage zu stellen.
Ich hatte mich für das Arboretum entschieden. Klar, es war nicht so gross, wie die hydroponische Kuppel und bot auch nicht so viel Abwechslung. Dafür hatte es einen anderen entscheidenden Vorteil gegenüber der Kuppel, der mir viel wichtiger war: Privatsphäre. Hier waren Val und ich unter uns. Wer auch immer auf der Station nach Natur suchte, ging zuerst in die hydroponische Kuppel und nicht ins Arboretum. So war es dann auch, dass Val und ich alleine waren. Ich hatte absichtlich geschaut, dass gerade keine Wissenschaftler hier arbeiteten.
Wir hatten unser Picknick fertig genossen und lagen nun auf der Wolldecke. Val hatte ihren Kopf auf meinen Bauch gelegt und ich strich ihr mit einer Hand durchs Haar. Die andere hatte ich in meiner Tasche und hielt das kleine Kästchen umklammert. Ich musste wieder an die Zwillinge denken. Isabella und Jethro. Sie hatten Val voll und ganz akzeptiert und das gleiche galt für sie. Sie hatte die Mutterrolle übernommen, obwohl sie nicht ihre leibliche Mutter war und doch konnte ich sie mit dem Kästchen in meiner Tasche zur Mutter von Isabella und Jethro machen…
„Es war gut, dass du darauf bestanden hast, die Zwillinge bei Nancy zu lassen. Es war schön wieder einmal Zeit nur zu zweit zu verbringen“, flüsterte Val und hatte dafür ihren Kopf so gedreht, dass er zwar immer noch auf meinen Bauch lag, sei mir aber in die Augen schauen konnte.
„Der Morgen ist noch nicht vorbei“, erwiderte ich und zog das Kästchen aus der Tasche. Ich stellte es auf meine Brust und öffnete es. Ganz knapp konnte ich noch daran vorbei Val anschauen und erkannte, wie sich ihre Augen weiteten. Ihr war klar, was jetzt kam: „Val, du bist das Beste, was mir je passiert ist und will mit Dir eine Familie gründen. Val Advena, willst du mich heiraten?“
Damit hatte sich das gemütliche beisammen Liegen erledigt. Val hob den Kopf von meinem Bauch und stützte sich nun neben mir auf einen Arm ab, während sie das Kästchen in die freie Hand nahm. Ich rappelte mich auch etwas hoch und stützte mich mit den Händen hinter meinem Rücken ab. So waren wir etwa auf Augenhöhe und ich schaute Val tief in die Augen, während ich auf eine Antwort von ihr wartete.
„Syce an Advena. Melden Sie sich unverzüglich auf der USS Prophecy! Sie fungieren an Bord als Chefingenieurin! Syce Ende!“, zerstörte Vals Kommunikator die Stimmung zwischen ihr und mir. Val sah mich mit einem entschuldigenden Blick an und begann aufzustehen. Und dann konnte ich Val oder noch besser Syce gar nicht mehr böse sein.
„Nlak an Hawk. Melden Sie sich unverzüglich an Bord der USS Prophecy! Alles Weitere erfahren Sie an Bord! Nlak Ende!“
[NRPG: *Val einen Ring hinhalt* ]
=A= USS Prophecy – Deck 1 – Astrometrie – drei Stunden später =A=
Was hatte Katché nur in seinen Bericht über mich an den Wissenschaftschef dieser neuen Station geschrieben? Man hatte mich einfach übergangen und mir auf der Prophecy eine Frau mit kindischem Haar vorgesetzt. Vom Rang her waren wir ebenbürtig. Ich hätte während der anstehenden Mission genauso gut den Wissenschaftschef mimen können, aber Nlak hatte Alessa Myrden den Vorzug gegeben. Diese sass jetzt in einem Nachbarraum und erfuhr, was eigentlich Sache war, während ich mich mit einer Astrometrie in Standartausführung, also eigentlich praktisch unbrauchbar, herumschlagen durfte.
Ich war bereits einmal Chefwissenschaftler gewesen. Ich hatte also einiges an Erfahrung auf diesem Gebiet. Wieso wollte man nicht von dieser Erfahrung profitieren? Ich musste ja etwas auf dem Kasten haben, wenn ein Kommandant einer grossen Raumstation mir den verantwortungsvollen Posten des Chefwissenschaftlers in meinem noch jungen Alter übertragen hatte. Wieso sollte ich also dem Posten auf einem deutlich kleineren Schiff nicht auch gewachsen sein?
Glaubte Nlak vielleicht ich hätte den Posten auf der Resolution abgegeben, weil ich überfordert war? Das dies nicht der Fall war, sollte eigentlich aus meiner Personalakte hervorgehen, schliesslich hatte ich in meinem Rücktrittsschreiben erklärt, dass ich mich der Erziehung meiner Kinder widmen wollte und die Karriereleiter später noch erklimmen konnte. Schliesslich war ich immer noch verhältnismässig jung für einen Offizier der Sternenflotte.
Deshalb konnte ich es mir nur erklären, dass Captain Katché mir ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hatte und ich deshalb nicht für den Posten des Chefwissenschaftlers der Prophecy in Betracht gezogen worden war. Okay, es war nur für eine Mission. Später konnte es sein, dass ich diesen Posten einmal inne haben würde. Trotzdem war ich verstimmt. Ja regelrecht aufgebracht. Wenn ich es richtig bedachte, war meine Reaktion erstens völlig übertrieben und zweitens auch unangebracht. Schliesslich machte es keinen Sinn einen Astrophysiker als Chefwissenschaftler zu benennen, wenn bei der anstehenden Mission eher ein Exobiologe und Speziesexperte gebraucht wurde. Es musste einen anderen Grund geben, dass ich aufgebracht war und ich konnte mir auch erklären welchen:
Val – sie hatte mir noch keine Antwort gegeben. Sie sagte, es sei nicht richtig, diese schwerwiegende Frage noch so schnell zu beantworten, bevor wir beide zum Dienst müssten. Natürlich machte ich mir jetzt meine Gedanken. Ein einfaches Ja, hätte sie doch noch sagen können. Würde sie also ablehnen und wollte das noch gross begründen?
Darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Deshalb konzentrierte ich mich auf die vor mir liegende Aufgabe. Das Kalibrieren der Langstreckensensoren der Prophecy. Gleichzeitig richtete ich die Astrometrie für den Dienst her. Sie war mit der Standartprogrammierung von der Schiffswerft geliefert worden. Aber ich hatte bereits auf der Base, meiner ersten Base, die Astrometrie etwas aufgerüstet. Grundeinstellungen und Protokolle überarbeitet, damit die Astrometrie effizienter und schneller arbeitete, aber vor allem genauere Daten auf grössere Distanzen lieferte. Auch den Datenuplink zwischen der Base und der Horizon hatte ich mit Hilfe von der Technik leistungsfähiger gestaltet. Genau dies wollte ich hier auch machen. Schliesslich würde ich mehrheitlich in der Astrometrie der Station und der Prophecy arbeiten. Da konnte ich sie auch auf meine Bedürfnisse hin einstellen.
Für die Kalibrierung hatte ich mir die Systeme Shoori und Malgosh V ausgesucht. Diese waren unser Ziel, weil sich dort anscheinend ein Krieg abzeichnet. Je besser die Langstreckensensoren kalibriert waren, desto besser konnten wir die Stärke der anwesenden Flotten einschätzen.
Momentan lief eine Diagnose der aktuellen Kalibrierung, deshalb arbeitete ich an Hawk-Updates der Astrometrie. Dafür kniete ich auf dem Boden vor einer geöffneten Wandverkleidung. Ich musste ein paar Schaltplatinen und bioneurale Gelpacks umhängen, damit die Konsole die von mir geforderte Leistungsfähigkeit erreichte. Schade war Thelor nicht hier. Der hatte mir auf der Resolution geholfen und hätte sicher gewusst, ob das bei diesen neuartigen und moderneren Konsolen überhaupt zum Ziel führte. Aber die Anordnung sah gleich aus, weshalb ich schloss die leistungsfähigeren Platinen und Gelpacks würden auch hier mit der hawk-t’klavschen Anordnung noch leistungsfähiger arbeiten.
Sobald ich einen Techniker besser kannte, was kein grosser Problem sein sollte, da ich wegen Val ja sowieso auf den Technikdecks lebte, würde ich ihm das Ganze einmal zeigen. Val wollte ich damit nicht belästigen und vor allem wollte ich das Private und das Dienstliche so gut es ging voneinander trennen. Was natürlich nicht ganz einfach war. Vor allem gedanklich und vor allem jetzt, wo mir so viel durch den Kopf ging.
„AU!!!!!!!“
Ruckartig zog ich meinen schmerzenden Arm aus der offenen Wand. Ich war vor lauter Gedanken unachtsam gewesen und hatte Mist gebaut. Ich schaute meinen Arm und musste mich zusammenreissen, um nicht umzukippen.
„Scheisse! Plasmaverbrennung!“
Irgendwie musste ich eine Plasmaleitung beschädigt haben und das Plasma war mir über den ganzen Arm gelaufen.
„Hawk an Krankenstation. Medizinischer Notfall in der Astrometrie!“
[NRPG: Wer von Euch Metzgern will? ]