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--- Krankenstation ---
Es konnte sich also nicht fortpflanzen. Das galt für andere – nicht weiter zu erwähnende – Lebewesen auf diesem Schiff auch. Nur, dass die nicht so kuschelig weich waren. Und dass wir die nicht so leicht entfernen konnten. „Ohne Tribbles wird es ganz schön langweilig werden.“ Der einzige Trost: Es würde nicht langweiliger werden, bevor wir diese Tribbles fanden.
„Wollen wir einen behalten?“
Ich schaute Harley mit Tribble-großen Augen an. Das meinte sie nicht ernst, oder? Okay, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wohl doch. „Neee! Die sterben von alleine. Wieso sollten wir was Totes hier behalten, was irgendwann anfängt komisch zu riechen?“
Sie zuckte kurz mit den Schultern, ehe sie breit zu grinsen anfing: „Machen Sie doch bei dir auch?“
Ich schaute zu den Kadavern, ehe ihre Worte den Weg von meinem Ohr zu meinem Hirn fanden, dort verarbeitet und verstanden wurden. Erst dann starrte ich sie entgeistert an. „Was willst du damit sagen?“
Sie grinste weiter.
Ich streckte einen Arm nach oben, schnüffelte dadrunter. Okay, es roch nicht gut, aber komisch auch nicht. „Ich stinke nicht!“ stellte ich entschlossen fest. „Und tot bin ich auch nicht!!!“ Diese Diagnose konnte ich sogar ohne Tricorder stellen.
Meine zuletzt geschätzte Kollegin korrigierte mich: „Vielleicht meinte ich ja auch nicht dich im Ganzen.“ Ihr Blick ging dabei kurz nach unten, als wolle sie mir einen Hinweis geben, auf welchen Teil sie sich beziehe.
Mein Blick folgte ihrem, obwohl das völlig unnötig war. Unfreiwillig wurde ich lauter. „DER IST NICHT TOT!“ Nur untätig. Das andere konnte ich nicht zweifelsfrei ausschließen, schließlich hatte ich die Unterhose seit zwei Tagen nicht gewechselt. Und damit meinte ich gewendet.
In geistiger Umnachtung und vollkommener Empörung schnappte ich Harley bei der Hand und zerrte sie hinter mir her in Richtung Ausgang.
„Hey, was soll das?“ wehrte sie sich verbal und mit wild schwenkenden Armen physisch, aber ohne Erfolg.
„Ich beweis dir jetzt das Gegenteil!“ Ideal dafür wäre eine Schalldusche gewesen, dann hätte sie für den Fall, dass „er“ stinkt, gleich was dagegen tun können. Aber ein herkömmliches Bett oder Tisch hätte mir auch vollkommen gereicht.
Ihre Befreiungsversuche wurden in steigender Panik stärker und unkoordinierter, während aus dem Hinterherziehen ein Hinterherschleifen wurde.
An der Ausgangstür angekommen wurde mein Enthusiasmus drastisch eingebremst, denn als sich die Türen beiseite geschoben hatten, baute sich diese Androidenhexe vor mir auf. „Ah, Ensigns, genau die Personen, die ich suche...“ Mein plötzliches Bremsmanöver hatte meinen Griff um Harley Handgelenk gelockert, so dass sie sich mit einem Ruck befreien konnte. Ricardas Gesichtsausdruck verhärtete sich, was bei einer Androidin verwunderlich war und ebenso bescheuert aussah. „Was geht hier vor?“
Ich schluckte. Dabei war Harley diejenige, die gleich... „Nichts!“ brabbelte ich völlig unüberzeugend.
„Er wollte mir nur eine Kleinigkeit zeigen“, log Harley, „nichts Wichtiges.“ Okay, es war nicht gelogen, aber es entsprach nur bedingt der Wahrheit, schließlich hätte ich... Moment, hatte sie Kleinigkeit gesagt? Mit nach vorne geschobenem Unterkiefer drehte ich mich zu ihr um. Okay, ich hätte ihr dankbar sein können, dass sie mich nicht anschwärzte, aber sie musste mich dabei nicht wieder beleidigen.
„Gut, wir planen ein gemeinsames Manöver mit den Pekaranerinnen. Dazu gehört auch ein Feldmanöver, und da ist die Anwesenheit von medizinischem Personal erforderlich. Außerdem waren die letzten Schießergebnisse von Ihnen, Mister McMannis, unterdurchschnittlich.“
Auf sowas hatte ich jetzt ja gar keinen Bock. „Dann sollten Sie vielleicht Hathaway mitnehmen, wenn ich eine Gefahr für das Team darstelle.“
„Ich habe ihn bereits informiert und auf Holodeck 3 bestellt.“
--- Holodeck 3, irgendeine zerklüftete Landschaft ---
Jetzt stand ich da inmitten einer Bergkette, mit einer riesigen, geladenen Wumme in der Hand. Die war auf jeden Fall tot, auch wenn sie nicht komisch roch. Der Wind wirbelte durch mein Haarschopf, so dass mein rotblondes Haar vor meinem Auge tanzte. Okay, ich hatte den nächsten Friseurtermin etwas zu lang hinausgezögert.
Zusammen mit ein paar anderen Sternenflottlern, vornehmlich Seclern, und einigen weiblichen Pekaranern standen wir in lockerer Formation auf einer kleinen Felsplattform. Ricarda laberte etwas über die Gründe für diese Übung, was unser Ziel war und so weiter. Interessiert mich nicht.
„Ein vertrautes Gefühl, nicht wahr?“ murmelte Harley zu mir, scheinbar genauso interessiert an Ricardas Vortrag wie ich.
„Was meinst du?“ fragte ich leise zurück. „Die Kälte hier oben? Ja, das kenn ich von dir.“ Ha, jetzt hatte ich es ihr aber gegeben.
Wenig beeindruckt schüttelte sie den Kopf, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich meinte eher deine Waffe. Legst wohl gern selbst Hand an!?“
Okay, es reichte. In einer flüssigen Bewegung hob ich die Waffe an, zielte gar nicht erst, betätigte den Auslöser und sah zu, wie sich eklige, erbsengrüne, exotherm entstandene Energie in Harleys von blauem Blouson bedeckten Bauch bohrte.
Auch wenn das Ganze nur eine Holosimulation war, so tat es ihr doch weh. Sie verzog ihr Gesicht, krümmte sich ein wenig. Sehr zufrieden beäugte ich ihre Windungen und bemerkte erst gar nicht, dass Ricarda ihren Redeschwall eingestellt hatte. Das realisierte ich erst, als auch ich einen deutlichen Schmerz in meiner Magengegend verspürte. Keuchend beugte ich mich nach vorne, kniete mich hin. Das waren definitiv keine holographisch vorgetäuschten Phasertrefferschmerzen. „Bist du verrückt geworden?“, herrschte Advent mich an. Nein, das waren äußerst reale Advents-Faust-in-Magen-Schmerzen, die zum Glück nur halb die Intensität von Advents-Knie-in-Kronjuwelen-Schmerzen hatten.
„Ich...“ ächzte ich „...wurde...“ jaulte ich „...provoziert...“ Außerdem wollte ich Ricarda nur beweisen, dass ich sehr wohl treffen konnte. Aber das waren zu viele Worte, um sie auszuspucken.
[NRPG: Wer an der Feldübung, deren Ziel ich nicht definieren will, mitmachen will, soll es tun
