PRO – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – DXO – RPG 10 Log 09 – 14‘123.1163
Personen: Ayres Jall, Taylor McMannis, Jacques d’Arlsienne, Gaius K. Agarthon
Erwähnt: Valeris A. Advena, Advent F. Kristoffson
NPCs: Krk-mor
Wörter: 1‘202
Titel: „ärztliche“ Anweisungen
=A= USS Prophecy – Deck 5 – Krankenstation =A=
„Migräne?“, fragte ich erstaunt. In all unseren Aufzeichnungen über insektoide Spezies hatte ich niemals etwas über Migräne gelesen. Trotzdem hätte es mich nicht erstaunen dürfen. Auch bei Insektoiden handelte es sich um Lebewesen, die erkranken konnten, sich verletzten konnten oder auch einfach nur eine Beschwerde haben konnten. Verdammt, es war sogar bestätigt, dass sogar Hunde von der Erde Migräne hatten.
Ein Blick zu meinem Stellvertreter verriet mir allerdings, dass ich nicht die einzige war, die leicht erstaunt über den Befund des medizinischen Chargen war. Ayres schaute auch aus, als hätte er überhaupt nicht damit gerechnet. Agarthons Aufforderung, auf die Krankenstation zu kommen, hatte so geklungen, als wäre es deutlich ernster als nur ein simpler Fall von Migräne.
„Ja Ma’am, Migräne“, bestätigte nun McMannis und versicherte sich mit einem, für ihn ungewohnten, Blick an mir vorbei, ob auch niemand vor der Tür zum Büro des Chefarztes stand. Wir hatten uns dahin zurückgezogen für die Besprechung und würden uns erst danach mit den Zaakar unterhalten. Davor galt es allerdings alle Umstände zu kennen. Ayres eröffnete die Fragerunde:
„Und was ist daran jetzt so schlimm? Verabreichen Sie dem Flottenkommandanten Krk-mor ein Schmerzmittel.“
„Weil die Migräne erst an Bord der Prophecy begonnen hat…“, antwortete d’Arlsienne und McMannis übernahm danach für ihn: „…und Admiral Krk-mor nicht der einzige Zaakar ist, der Migräne hat.“
„Ist etwas an Bord unseres Schiffes für die Migräne der Zaakar verantwortlich?“, fragte ich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend.
„Wir müssen fast davon ausgehen“, bestätigte McMannis meine schlimmsten Befürchtungen und überraschte mich weiterhin mit seinem ausnahmsweise professionellen Auftreten. „Bisher sind drei Zaakar erkrankt. Admiral Krk-mor war der Letzte, bei ihm ist die Migräne noch am schwächsten. Doch weil die anderen beiden nur Handlager waren, haben die Zaakar uns erst jetzt kontaktiert.“
„Und sie vermuten, dass noch mehr Zaakar Migräne erhalten?“
„Ja, Sir“, antwortete d’Arlsienne Ayres.
„Finden Sie die Ursache für diese Migräne der Zaakar!“, befahl ich und drehte mich zur Tür des Büros um.
„Das ist nicht so einfach. Sie verweigern die Kooperation“, liess mich McMannis kurz inne halten. Aber nur kurz. Energischen Schrittes verliess ich das Büro und sagte noch:
„Das haben wir gleich.“
„Admiral Krk-mor, es tut mir leid, dass Sie Beschwerden haben. Falls Sie sich momentan nicht in der Lage fühlen die Verhandlungen zu führen, können wir diese selbstverständlich aufschieben, bis es Ihnen wieder besser geht.“
„Vielen Dank, Commander. Dann geben Sie also zu, dass etwas an Bord Ihres Schiffes für meinen Kopfschmerzen verantwortlich ist?“
Der insektoide Admiral war von seinem Bett aufgestanden und hatte sich seinen Weg durch die Reihe seiner Sicherheitskräfte gebahnt, um vor seiner Delegation mir gegenüber zu treten. Plötzlich spürte ich die angespannte Stimmung auf der Krankenstation. Auf der einen Seite waren die Sicherheitskräfte der Zaakar, die in den Kopfschmerzen ihres Admiral einen Angriff sahen, den sich nicht hatten verhindern können und deshalb jetzt besonders wachsam waren sowie nach Vergeltung gierten. Auf der anderen Seite waren meine Sicherheitskräfte unter der Führung von Chief Agarthon, die genau wussten, dass die Zaakar leicht wütend waren, weshalb meine Leute natürlich ebenfalls besonders vorsichtig waren. Ich wollte diese Situation nun entschärfen.
„Diese Möglichkeit können wir zurzeit wirklich nicht ausschliessen. Ich bitte Sie deshalb um Kooperation mit dem Ärzteteam. Wenn Sie ihnen genauere Untersuchungen erlauben, finden sie sicher heraus, ob etwas an Bord für Ihre Beschwerden verantwortlich ist und wir können das entsprechende System höchstwahrscheinlich abschalten.“
„Suchen Sie bei den Pekara!“ Krk-mor liess diese Worte im Raum stehen. Als könnten wir nicht auf ihre Unterstützung zählen. Ich verstand es auch so, dass unsere Ärzte sich nicht um die Zaakar kümmern durften. Dann brach der Insektoide sein Schweigen. „Ihre Heiler dürfen versuchen uns zu helfen. Aber Sie dürfen keine Aufzeichnungen von unserer Anatomie machen! Die Königin verbietet es!“
„Einverstanden und danke für Ihre Kooperation“, beendete ich das Gespräch. Mit einem Nicken gab ich McMannis und d’Arlsienne zu verstehen, dass sie loslegen konnten. Hoffentlich fanden sie die Ursache für die Migräne der Zaakar schnell. Ich hatte dabei ein ungutes Gefühl, dass die Verhandlungen scheitern könnten.
Ayres und ich verliessen die Krankenstation und gingen zum nächsten Turbolift. Auf dem Weg dorthin fragte ich ihn:
„Wie gut ist diese ablative Hüllenpanzerung, die auf der Prophecy installiert wurde?“
„Nicht gut genug, um es mit einem Schwarm Zaakar-Schwarmschiffe aufzunehmen.“
„…oder um zu überleben, wenn wir zwischen die Fronten geraten“, führte ich den Gedanken Ayres‘ noch etwas weiter. Wir blieben vor dem Turbolift stehen und warteten, dass eine Kabine ankam.
„Allenfalls liesse sich die Wirkung der Panzerung mit den Schilden und Kraftfeldern verstärken. Das müsste ich mir aber mit Commander Advena und Miss Kristoffson anschauen, damit unsere Manövrierfähigkeit und unsere Feuerkraft nicht darunter leiden.“
Wir traten in den Turbolift.
„Machen Sie das!“, befahl ich an Ayres und meinte dann an den Turbolift gewandt. „Brücke!“
„Darf ich zwei Vorschläge machen?“, fragte der Wadi überraschend zurückhaltend. Das war ich von ihm nicht gewohnt. Deshalb schaute ich ihm auch direkt ins Gesicht als, ich antwortete und auf seine Vorschläge wartete.
„Nur zu, Commander!“
„Wir sollten die Sicherheitsteams verstärken, die wir für die Zaakar und die Pekara abgestellt haben. Die Zaakar vermuten die Pekara hinter ihren Kopfschmerzen und die Pekara wiederrum vermuteten eine Hinhaltetaktik hinter der Migräne, damit die Zaakar in dieser Zeit ihre Flotte vollständig aufstellen können.“ Der Turbolift hielt an und ein Petty Officer der Sicherheit, was ich an seiner Körperhaltung, die selbst für die Sicherheit zu überheblich und arrogant wirkte, erkannte, wollte den Turbolift betreten. Ayres und ich schauten ihn allerdings mit einem Blick an, der klar sagte, er sollte auf die nächste Kabine warten. Als sich der Turbolift wieder in Bewegung gesetzt hatte, fuhr Ayres fort: „So gross ist die Prophecy nicht und beide Delegationen haben vollen Zugang zu den öffentlichen Bereichen. Ich will nicht, dass die angespannte Situation eskaliert.“
„Keine Einwände“, erwiderte ich und fragte mich, wieso Ayres zu Beginn dieser Erklärung so vorsichtig gewesen war. „Was noch?“
„Sie sollten dringend eine Pause einlegen. Gehen Sie in Ihr Quartier und legen Sie sich hin! Ich rufe Sie dann, wenn die Verhandlungen beginnen können!“ Die Bestimmtheit, mit welcher Ayres zu mir gesprochen hatte, liess das Gefühl aufkommen, er hätte das Kommando. Ich fühlte mich plötzlich in die Defensive gedrängt und nahm eine Abwehrhaltung ein, indem ich meine Hände in die Hüften stemmte und meine Grösse deutlicher ausspielte, als ich dies sonst tat. „Bei allem Respekt, Ma’am, Sie sehen fertig aus!“
Er hatte recht. Ich wusste es. Wenn seine Worte stimmten, sah ich so aus, wie ich mich fühlte. Von daher mussten seine Worte stimmen, denn sonst hätte ich mich nicht so gefühlt. Das war immer ein Zusammenspiel bei mir. Ich konnte nicht verbergen, wenn ich abgebrannt war.
Der Turbolift hielt ein weiteres Mal an. Dieses Mal war durch die sich öffnenden Türen die Brücke zu sehen. Alles ging seinen gewohnten Gang und alle schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten. Ich entschied, Ayres Vorschlag anzunehmen.
„Einverstanden, Commander. Aber wenn irgendetwas geschieht, rufen Sie mich sofort!“
„Selbstverständlich, Ma’am.“ Damit verliess mein Stellvertreter und mein Gewissen, was er soeben bewiesen hatte, den Turbolift. Bevor sich die Türen allerdings schliessen konnte, drehte er sich nochmals um und sagte: „Und kein Umweg über die Krankenstation! Legen Sie sich ohne ein Schlafmittel hin!“