Personen: McMannis
Thema: Taubstunde die Zweite
Wörter: 1.063
Ich stand im Hangar, betrachtet einen Haufen…..ja….einen Haufen was? Unterschiedliche Fellfarben (schwarz, unterschiedliche Brauntöne, weiss, cremefarben….) und hin und wieder auch ein paar Federn, die die wohl nervigsten Tiere der Galaxie umhüllten, türmten sich vor mir auf. Auf diese Weise aufgestapelt sahen sie eigentlich ganz harmlos aus. Man konnte genau erkennen, wann wir welche Generationen hierher gebracht hatten, denn der Haufen zeigte einen gewissen Aufbau. Die komplett umkleideten Fellmonster lagen ganz unten. Und noch immer kamen neue Gäste in unser improvisiertes Gefängnis. Ich hatte diesen Ort nicht aufgesucht, weil ich ein Bedürfnis nach einem zoologischen Studium hatte, sondern weil es mir vorkam, als sei dies der ruhigste Ort im ganzen Schiff. Still dankte ich Jall für sein wunderbare Idee der Stasiseinheit. Die Tiere bewegten sich nicht, die Tiere vermehrten sich nicht und die Tiere machten auch keine Geräusche.
„Wir kommen an unsere Grenzen“, brüllte mir Silaso ins Ohr und ich schaute ihn erschrocken an.
„Warum brüllen Sie so?“, fragte ich und ging intuitiv ein Stück von ihm weg.
„Verzeihung Ma’am. Ich hatte das bereits zum zweiten Mal gesagt und es sah so aus, als hätten Sie mich überhaupt nicht gehört.“
Ich zog eine Schnute und zuckte mit den Schultern. Diese blöde Medizin. „Tut mir leid“, antwortete ich und steckte demonstrativ einen Finger ins Ohr. „Die Ärzte.“ Mehr Erklärung bedurfte es nicht. „Ähmm….“ Ich hatte vergessen, was er von mir wollte und so fragte ich – leicht peinlich berührt, denn es sah ja nun wirklich aus, als wäre ich komplett taub- : „Was haben Sie gesagt?“
Er grinste. „Ich sagte, wir kommen an unsere Grenzen.“ Silaso deutete auf den Haufen. „Viel mehr können wir hier nicht lagern.“ Ich nickte. Zwar konnten wir die Lebensfunktionen der Aratribbles minimieren, aber das stapeln selbiger…ich wollte mir die Tribbelei nicht vorstellen und ich wollte mir auch nicht das Tribble vorstellen, was ganz unten lag.
„Die müssen von Bord“, sagte ich schliesslich und mein Kollege nickte.
„Vielleicht kann man eine Sonde freimachen, die …. die Dinger drin lagern und von Bord bringen.“, versuchte er.
„Und wir markieren die Sonde, damit später EIN ANDERES SCHIFF die wieder einsammeln kann“, fuhr ich fort. Er ginste.
„Dann wird es wohl Zeit für ein paar Berechnungen“, nahm er den Faden wieder auf. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Führung sich damit einverstanden erklären wird, die Viecher einfach in den Weltraum zu beamen.“
„Ein Hoch auf die Erhaltung des Lebens“, sagte ich und der Sarkasmus triefte.
Ein schmerzhaftes Fiepen erfüllte den Raum und ich presste mir die Hände auf die Ohren, bevor meine Beine schwach wurden und ich auf die Knie sank. Übelkeit stieg in mir auf und alles um mich herum begann, sich zu drehen. Waren denn die 16 Stunden schon rum? Ich spürte, wie sich schnelle Schritte in meine Richtung bewegten – hören konnte ich nichts. Silaso hatte sich neben mich gekniet und sein Gesicht war von Schock gezeichnet. Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf, ohne aber die Hände von den Ohren zu nehmen. Er zog mich am Arm nach oben und seine Lippen bewegten sich, ohne, dass ich etwas verstand. Keine Ahnung, was (und ob) er etwas sagte. Äußerst nachdrücklich und im Prinzip auch ohne Gegenwehr von mir, führte er mich durch die Gänge des Schiffes.
Krankenstation – schon wieder.
McMannis – schon wieder. Und Medizin – hoffentlich nicht die gleiche.
„Das letzte Mal haben Sie mir Ausschuss angedreht“, bellte ich ihn an und deutete auf die Ampulle in seiner Hand. Ich hörte noch immer nichts, aber der Schmerz hatte nicht nachgelassen – offenbar hatte ich mich ein wenig daran gewöhnt. Ich hatte versucht, ihn irgendwie geistlich zu greifen, einzudämmen und in eine Tiefe meines Bewusstseins zu schieben, in der er mich nicht störte, aber er war allgegenwärtig.
„Geben Sie mir was anderes!“, schrie ich (zumindest glaubte ich, dass ich schrie). Mit einem funktionieren Gehör hörte man die eigene Stimme auf eine andere Weise als ich jetzt. Ich hatte das Gefühl, ich wäre betrunken und das fehlende ‚Selberhören’ erschwerte das Sprechen. McMannis antwortete mir. Oder er fragte etwas – so genau konnte ich das nicht erkennen. Er schien es zu wiederholen. Als er keine Antwort von mir erhielt, verschwand er.
Die Krankenstation sah aus wie ein Ameisenhaufen und ich konnte nur ahnen, was unsere Gäste veranlasst hatte, die Folterkammer des Schiffes aufzusuchen. Ich war auch nicht freiwillig hier. Zum Glück war Silaso so geistesgegenwärtig gewesen und bei mir geblieben. Er hielt mir ein Padd hin.
‚Die Zakaar haben Kopfschmerzen’, stand dort und ich zog eine Augenbraue nach oben.
„Das wundert mich nicht“, lallte ich. Silaso hatte offenbar Schwierigkeiten, mich zu verstehen, denn eine Pause entstand, in der sich seine Stirn in Falten legte, als wolle er dekodieren, was ich gesagt hatte. Schließlich flogen seine Finger wieder über das Padd und er hielt es mir erneut entgegen.
‚Sind es die Maschinen?’, fragte er dort weiter.
„Das glaube ich nicht“, leierte ich weiter. Zwischenzeitlich war ich froh, dass ich nichts hören konnte, denn die Art, wie ich sprach, musste einfach nur gruselig sein. Ich war froh, dass er mich ablenkte, denn so konnte ich mich geistig auf etwas anderes konzentrieren. Der Warpkern war nicht in der Lage, solche Geräusche zu verursachen, gleiches galt für die Energie allgemein. Die Leitungen waren in Ordnung. Natürlich bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Tribbles etwas durcheinander gebracht hatten, denn sie waren in hoch sensible Bereich eingedrungen. Aber selbst in meiner früheren ‚Karriere’ war es nie – niemals – vorgekommen, dass ein Schiff solche schmerzhaften Geräusche hervorbringen konnte, egal, welche Zu- und Abgänge von Pelzwesen besetzt wurden.
,Die Umweltkontrollen?’ fuchtelte in geschriebenen Buchstaben vor meinen Augen herum.
„Das wäre eine Möglichkeit“, sagte ich. Ich für meinen Teil hatte noch nie eine solche Rasse an Bord und es war nicht ausgeschlossen, dass…..die Erklärung fühlte sich falsch an. Aber andererseits konnte ich kaum aufgrund eines Gefühlt, eine Möglichkeit von vorn herein ausschließen. Ich sah, wie sich Silaso umdrehte und seine Aufmerksamkeit den anderen Patientengesprächen zu widmen schien. Offensichtlich von einem neuen Gedanken beseelt, wandte er sich wieder mir zu und hielt ein ,Sabotage?' hoch. Ich fand die Idee interessant und erlaubte mir ein Nicken.
„Wir sollten die Sicherheit hinformieren“, sagte ich und sah mich nach McMannis um. Hatte er sich aufgelöst oder war er gefressen worden? Behandelte man hier alle Patienten so oder nur mich? „Wo steckt dieser Mediziner????“ Ich wusste nicht, ob ich brüllte, aber solange es zu einem Erfolg führte, war mir das egal.