NH-San D. Sturm - Journalist - URPG Log2-14185.2220

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

Antworten
Benutzeravatar
valeris
Beiträge: 156
Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:44

Mo 18. Mär 2013, 22:13

Thema: Der Sumpf

Personen: Kiri

Wörter: 1.049



=A= G-001 New Hope – Deck 100 – Hauptpromenade =A=


Ich straffte meinen Rücken, nahm die Schultern zurück, präsentierte einen, des homo sapiens würdigen aufrechten und vor Selbstbewusstsein strotzenden Gang und näherte mich der ‚geselligen Nahrungsangebotsstation’. Mein Date saß schon am Tisch und dieser Umstand durchkreuzte meinen so sorgsam zusammengestellten Plan. Ich mochte es lieber, wenn ich derjenige war, der den Gast erwartete. Nun gut. Dann war es halt anders. Ich konnte improvisieren. Irgendwie machte es den Eindruck, als säße da ein Häufchen Elend – eher ein Zustand, der bei meinen Interviewpartnern erst NACH dem Interview einzutreten pflegte. Diese Frau schaffte es tatsächlich, mir Vergnügen zu bereiten und das gefiel mir.
„Uh, das war wohl ein schlechter Tag“, hörte ich mich sagen und biss mir auf die Zunge. Offenbar wäre es besser gewesen, ich hätte den Schritt bei ihrem ersten Anblick verlangsamt und wäre dieser Herausforderung etwas charmanter begegnet. Sie sah auf und ihr Blick sprach Bände. Kurzzeitig ertappte ich mich bei dem Gedanken daran, das Meeting zu verschieben. Das würde ein harter Brocken werden.
„So könnte man es sagen, Mister Sturm“, erwiderte sie und ich zog die Stirn in Falten. Zeigte sie etwa Gefühl? „Seien Sie gegrüsst und setzen Sie sich, bitte“, fuhr sie, höflich wie immer, fort. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Mit einem breiten Grinsen nahm ich Platz.
„Danke“, sagte ich und griff nach der Karte, über deren Rand ich sie verwegen anzusehen versuchte. „Darf ich Sie Svetlana nennen? Es passt irgendwie nicht Sie Commander zu nennen, während wir essen.“
„Nein, dürfen Sie nicht. Wenn wir das jetzt beginnen, hören Sie nach dem Essen nicht wieder damit auf.“
Ein Kellner kam und sie sah zu ihm auf.
„Ich hätte gern andorianische Eis-Spaghetti mit pacificianischen Meeresfrüchten“, sagte sie im Tonfall eines typischen Kommandanten.
Dann sah sie mich tatsächlich an und ich glaubte, das erste Mal seit meiner Ankunft hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Wollen wir eine Flasche Wein dazu trinken?“, fragte sie.
„Ich soll Sie mit dem Rang ansprechen und doch wollen Sie das Essen mit Wein intimer gestalten?“
„Vergessen Sie es. Ich nehme den Wein nur für mich.“
FRAUEN!
„Damit ich Sie einen Abend lang ertrage.“
Ich wartete mit einem Kommentar, bis ich meinen Wunsch nach fregeronischen Pratsch ohne diese fettigen Sardellen und ein extra Weinglas beim Kellner abgeliefert hatte und er wieder verschwunden war.
„Sie haben also tatsächlich einen ganzen Abend für mich reserviert?“, fragte ich, legte den Kopf schief und lächelte herausfordernd.
„Gezwungenermaßen“, sagte sie.
„Jetzt kommen Sie schon! Tief in Ihrem Inneren bereitet Ihnen dieses Treffen Vergnügen. Sie wissen es nur noch nicht.“
Der Kellner kam erschreckend schnell zurück und stellte das Essen vor uns ab. Sie nahm ihre Gabel auf und sah mich an.
„Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das hier so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, Mr. Sturm. Das können Sie mir glauben.“
„Dann sollten Sie schnell essen. Ich glaube zwar nicht, dass es kalt wird und ich frage mich, warum Sie das bestellt haben, wenn Sie das so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen, aber ich werde Sie nicht davon abhalten. Unterhalten können wir uns auch später.“
Sie schob die erste Gabel in den Mund, kaute genüsslich und sagte, nachdem sie geschluckt hatte: „Sie waren auch schon mal komischer.“
„Fangen wir noch einmal von vorn an?“ Wieder grinste ich und bewaffnete mich mit dem Wein, den ich zuerst ihr einschenkte. „Wie war Ihr Tag?“
„Bitte nicht.“ Sie griff mit der linken Hand nach dem Padd, das neben ihrem Teller lag und aktivierte es.
„Wieder einmal ist es der Föderation gelungen, zwei Völkern den Frieden zu bringen“, las sie monoton. „Wir konnten die Pekara und die Zakaar davon überzeugen, dass ein Waffenstillstand und damit der Frieden die einzige richtige…..“
„Bei allem Respekt“ unterbrach ich sie. „Ich kenne die Pressemitteilungen und ich hoffe sehr, Sie sind nicht deswegen hier.“ Ich versuchte meiner Stimme einen verschwörerischen Tonfall zu geben. „Ich wäre sehr enttäuscht und das würde so gar nicht zu Ihnen passen.“
Sie ließ das Padd sinken.
„Damit wir uns nicht falsch verstehen, Mister Sturm. Ich bin nicht freiwillig hier, sondern weil diverse…….“ Sie stockte.
„Lamettaträger?“, versuchte ich zu helfen.
„Meinetwegen“, nickte sie. „…..entschieden haben, dass die Presse von der Mission erfahren soll. Wollen Sie die Infos jetzt haben oder nicht?“
Ich goss Wein in mein Glas, betrachtete die hellbraune Flüssigkeit und lehnte mich schließlich mit dem Glas zwischen den Fingern zurück. Ich wusste, dass man kaum bereit war, mir die Informationen zu geben, die ich wollte. Und die anderen hatte ich schon. Mit Schönfärberei war die Sternenflotte sehr freigiebig.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, begann ich und nippte an meinem Getränk. Der Geschmack war grenzwertig, aber würde ich meinen Gesichtszügen freien Lauf und sie vor Ekel entgleisen lassen, könnte das für meine derzeitige Präsentation sehr verhängnisvoll werden. Also schluckte ich das Gebräu hinunter und bemühte mich um einen ‚normalen’ Gesichtsausdruck.
„Ich gebe Ihnen und Ihrer Föderation Ihre GUTE Publicity. Eine sehr gute sogar.“
Sie atmete hörbar ein und begegnete meinem Blick.
„Und wo ist der Haken?“
„Ich würde es nicht als Haken bezeichnen. Eher als …. Gegenleistung, wenn Sie so wollen. Als Zeichen einer guten Zusammenarbeit. Als….“ Ich lehnte mich über den Tisch in ihre Richtung und flüsterte fast. „…als Vertrauensbeweis.“
Sie lachte humorlos.
„Ich vertraue Ihnen nicht, Sturm.“
Oha, das ‚Mister’ war schon verschwunden!
„Das weiß ich doch“, erwiderte ich breit grinsend. „Aber das kann man ja ändern.“
Ich holte tief Luft. Für heute hatte ich schon genug riskiert. Also trank ich das Glas aus (pedantisch darauf bedacht, nicht das Gesicht zu verziehen) und erhob mich, um neben sie zu treten. Ich beugte mich so zu ihr herab, dass meine Lippen fast ihr Ohr berührten und sagte leise: „Ich weiß, dass ein kleines Gerät im Quartier Ihrer Gäste an Bord der Prophecy ziemlichen Ärger verursacht hat. Und ich weiß, dass der von der Föderation hoch gefeierte Frieden ein sehr labiler kalter Krieg ist. Und ich weiß, dass es Spuren gibt, die zum eigenen Geheimdienst führen. Seien Sie nicht so störrisch, wie Ihr ehemaliger Kommandant und lassen Sie mich Ihnen und Ihrer Föderation helfen.“
Damit richtete ich mich auf, nickte zum Abschied und mit einem „das Essen und der Wein gehen auf mich“ drehte ich mich um und verließ sie. Vielleicht war es an der Zeit, Mister Sopek aufzusuchen.
Dup dor a'az Mubster
Dif-tor heh smusma

It's the job of a journalist to be independent.


Bild
Antworten