Personen: Kirilenkowa, Stern, Tenara
Thema: Im Kreuz
Wörter: 1.107
„Soll ich Ihnen eine meiner Anti-Aging-Cremes geben?“, fragte sie und hatte wieder dieses gewisse, fiese Grinsen im Gesicht. Irrte ich mich, oder schien sie sich an meinem – derzeit zugegeben etwas ‚reiferem’ – Aussehen zu weiden?
„Ich nehme die mit Aloe“, antwortete ich und schob mich unbeholfen von der Behandlungsliege. Mit Cremes kannte ich mich aus. Meine Exfrau hatte ein Faible dafür, was mich (neben diversen anderen Sachen) oftmals zur Weißglut gebracht hatte. Morgens die Tagescreme, mittags die Feuchtigkeitscreme, abends die Nachtcreme…..
„Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich Sie begleite“, fuhr ich fort und sah mich verstohlen nach einem Arzt um. Nicht, dass ich einen brauchte. Ich wollte nur sichergehen, dass man mein Verschwinden nicht schon jetzt bemerkte und dann vermutlich in der Lage sein würde, mich aufzuhalten. Meine momentane Fluchtgeschwindigkeit ließ eher zu wünschen übrig und nach den zahlreichen Gesprächen, die ich in den letzten Stunden in der Krankenstation aufgeschnappt hatte, fühlte ich mich, als hätte ich nicht mehr wirklich viel Zeit, bevor ich…..ich schob den Gedanken beiseite.
„Sind Sie sicher, dass Sie fit genug dafür sind?“, schüttete sie nun auch noch Salz in die Wunde. „Sollten Sie nicht doch lieber hierbleiben?“
„Ich finde es ja ungemein rührend“, antwortete ich „Dass Sie um meine Gesundheit derart besorgt sind. Aber nachdem man mir hier schon schätzungsweise vier Liter Blut abgenommen hat, kann ich mir kaum vorstellen, dass ich noch viel Neues zu bieten habe, was Ihr hoffentlich sehr kompetentes Sternenflottenpersonal zur Lösung dieses Problems benötigen könnte. Also verbringe ich meinen Lebensabend doch besser in der Gegenwart einer noch schönen jungen Damen.“
Ihr Blick traf mich hart.
„Streichen Sie das ‚noch’“, fügte ich hastig hinzu und deutete mit der rechten Hand Richtung Ausgang, um ihr den Vortritt zu lassen.
==A== Labor ==A==
Wieder einmal wurde mir schmerzlich bewusst, dass die vergangen Stunden verschwendete Zeit waren. Ich fühlte mich unvorbereitet, als ich neben Kirilenkowa das Labor betrat. Über Stern hatte ich zwar ein Dossier in meinem Padd und auch noch ein paar Hintergrundinformationen abrufbar in meinem sonst sehr verwirrten Gehirn, trotzdem fühlte ich mich nicht zu hundert Prozent einsatzfähig. Ich hatte mir mein Älterwerden irgendwie langwieriger und würdevoller vorgestellt. Etwas, woran man sich gewöhnen konnte, und was nicht einfach so plötzlich passierte. Zwar erschreckte mich die Erkenntnis, dass ich an einem Tag vielleicht 20 Jahre meines Lebens verloren hatte, noch nicht wirklich, aber ich spürte genau, dass dies eher im Vertrauen auf die Experten begründet lag. Ich war einfach noch nicht bereit dazu. Gerade jetzt, wo es anfing, Spass zu machen. Hatte die Sternenflotte bisher nicht immer Lösungen gefunden? Ein Kirk war nicht an einer Krankheit gestorben, ein Picard auch nicht. Warum sollte dann ein Sturm daran sterben? Ich war in guten Händen und dieser Gedanke musste reichen. Andernfalls würde ich kaum mehr in der Lage sein, meine Arbeit zufriedenstellen erledigen zu können.
„Was wollen Sie hier?“, herrschte Stern los, kaum dass er uns gesehen hatte.
„Mich davon überzeugen, dass alles zu Ihrer Zufriedenheit verläuft“, antwortete die Commander in einem sehr höflichen Tonfall. Stern legte die Stirn in Falten und Kirilenkowa nahm dies offenbar als Aufforderung, ihm ein Padd zu überreichen.
„Hier ist eine Liste mit unseren fähigsten Wissenschaftlern.“
„Was soll ich damit?“, fragte Stern und weigerte sich das Padd anzunehmen. Die Commander nahm das mit einem charmanten Lächeln zur Kenntnis und legte das Gerät auf die Konsole, an welcher er arbeitete.
„Die hier namentlich erwähnten Personen erhalten von Ihnen das Recht, Einblick in Ihre Arbeit zu nehmen. Ich möchte Sie bitten, mit ihnen zu kooperieren.“
„Sie verlangen von mir, dass ich einer Amöbe die Prinzipien von kalter Fusion erkläre?“, wetterte er mit einem abwertenden Blick auf das Padd.
„Nein.“ Sie lächelte noch immer und ich musste zugeben, es imponierte mir. „Ich verlange von Ihnen, dass Sie unser medizinisches und wissenschaftliches Personal unterstützen. In jeder Hinsicht!“
„Ich weigere mich, mit derart minderbe….“, begann er. Schon während er die ersten Worte sprach, holte Kirilenkowa hörbar tief Luft.
„Ich glaube, Commodore ch’Thane’s Standpunkt in dieser Angelegenheit ist mehr als klar. Darüber wird nicht verhandelt!“ Sie nickte ihm zu, wandte sich um und näherte sich einer Gruppe Wissenschaftler, die – in meinen Augen etwas derangiert – an einer Konsole zusammen stand.
„Professor Stern?“, wandte ich mich nun an den Herrn, bevor dieser wieder einen auf beschäftigt machen konnte.
„Was wollen Sie?“ Offenbar war ich nun das neue Objekt seines Frustes.
„Darf ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen?“ (Im Notfall einfach ans Protokoll halten)
„Nein dürfen Sie nicht“, bellte er.
„Wie lange haben Sie für die Forschung bisher investiert?“ (Sicheres Terrain betreten und dem Interviewpartner die Möglichkeit geben, sich selbst zu präsentieren, ohne eine Falle zu befürchten).
Er sah mich und ich hatte das Gefühl, er dachte tatsächlich über diese Frage nach.
„Mein halbes Leben“, antwortete er schließlich und schien sich tatsächlich zu entspannen. Auch wenn ein Teil Zweifel in ihm zu bleiben schien.
„Sie sind nicht von der Sternenflotte“, sagte er schließlich.
„Nein.“ (Auf die gleiche Seite stellen und den Verbündeten darstellen).
„Diese Grünschnäbel…“ Es folgte eine Andeutung in Richtung Kirilenkowa und ihrer Kollegen „…haben keine Ahnung, was es bedeutet, ein halbes Leben einer bestimmten Sache zu widmen.“ Er seufzte. „Sie und ich“, fuhr er fort. „Sie und ich mein Freund….wir haben den Großteil unseres Lebens hinter uns….“
Ich musste hart schlucken und erst jetzt fiel mir auf, dass ich nicht ausreichend Spucke dafür zur Verfügung zu haben schien.
„Ja“, erwiderte ich nur halbherzig und nickte heftig. „Das ist tragisch.“
Stern hatte mich mehr durcheinander gebracht, als ich mir selbst eingestehen wollte. Nach dem ‚Verbrüdern älterer Herren’ war er sehr redselig und erzählte bereitwillig über die Hürden in der Verwirklichung seiner Forschungen, schimpfte über die Bürokratie im Allgemeinen und die Föderation im Besonderen. Ich bekam nur noch die Hälfte mit, FÜHLTE mich mit einem Mal so alt, wie ich auszusehen schien und spürte doch ein wenig Wehmut. Ich ließ das Band mitlaufen und hoffte, ich würde noch etwas später in der Lage sein, seine Aussagen zu ordnen und eine System in die Reportage bringen zu können.
„So gern ich auch diese äußerst angenehme Konversation fortführen würde“, endete er schließlich ein Gespräch, was eher ein Monolog war, „ich muss mich wieder meiner Aufgabe widmen. Je eher ich hier fertig werde….“
„Ich verstehe“, versicherte ich ihm und nickte.
Da Kirilenkowa noch immer mit ihren Wissenschaftler zusammenstand und ich nur bedingt bereit war, mir nach Stern’s Selbstportrait noch mehr Wissenschaft anzutun, sah ich mich nach einem anderen Opfer um und entdeckte eine der neuen Rekruten. Als ich mich ihr näherte, erkannte ich, dass ich ihr schon auf der Krankenstation begegnet war.
„Miss Odina Tenara, nicht wahr?“, ich hielt ihr Hand und ein typisches ‚stürmisches’ Grinsen entgegen.