Personen: Harley, Mercury, Ricarda
Wörter: 959
--- Hauptpromenade ---
Es gab Leute, die übertrieben es mit Körperschmuck ein klein wenig. So wie der hier: „Ich hab hier jemanden, mit einem Tischbein in der Brust!“ informierte ich die Anderen, denen ich den doch irgendwie lustigen Anblick nicht verwehren wollte. Das Opfer jammerte derweil, was insofern nicht schlecht war, da er damit bewies, dass er immer noch am Leben war, ja sogar bei Bewusstsein, was angesichts der blutroten Lache, in der er lag, und die sich auch auf seinem Shirt rund um das Tischbein niederzeichnete, nicht selbstverständlich war.
Das schmucke Stahlteil hier an Ort und Stelle rauszuziehen kam nicht in Frage, da dadurch gestopfte Blutungen direkt wieder anfangen konnten zu strömen wie eine Ölquelle in Dallas. Aber ihn mitsamt des gesamten Beins zu transportieren, war auch keine Lösung, zumal noch drei weitere Beine und eine Tischplatte mit dranhingen. Ich kramte aus meiner Tasche also ein Laserskalpell und setzte an, um das übertriebene Piercing abzutrennen. Dummerweise zeigte sich das Stahlobjekt resistent gegen Laserstrahlen.
„Was ist los?“ Hathaway war zu mir geeilt.
„Ich krieg das Bein nicht abgetrennt.“
„Mein Bein?“ schluchzte der Patient, hörte aber nun wenigstens auf zu jammern, als er mich aus großen Augen ansah. „Lassen Sie mein Bein dran.“
„Nicht Ihr Bein“, schnauzte ich zurück und sah den anderen Medizinmann an. „Wie es aussieht, müssen wir es hier rausziehen.“
Hathaway sah sich hektisch um. „Warten Sie!“ Damit sprang er auf und hastete davon. ‚Jungchen, wenn du kein Blut sehen kannst, hast du den falschen Beruf.‘
Ich zauberte in Ermangelung an Alternativen ein Betäubungsmittel aus meiner Tasche – okay, die Alternative wäre gewesen, zu gehen und den armen Tropf hier seinem Schicksal zu überlassen; aber ich hatte den Eindruck, dass man mir ein solches Verhalten negativ auslegen würde. Ich musste wenigstens so tun, als hätte ich alles getan, was ich als Arzt tun konnte.
Zwei Schatten legten sich über mich. „Wo ist das Problem?“ klang es blechern.
Ich schaute hoch und erkannte schemenhaft die Kontur von Ricarda, die genau vor einer Deckenbeleuchtung stand.
„Das Ding hier ist Laserskalpell-resistent“, erklärte Mercury und klopfte fast auf das Stahlbein. „Können Sie das zumindest vom Rest des Tischs abtrennen? Wichtig ist, dass der Patient und das Fremdobjekt dabei nicht bewegt werden.“
Ich betrachtete gerade das Opfer, dessen Augen immer größer wurden. Entweder sah er gerade ein helles Licht, auf das er zuging, oder er verspürte Panik. In letzterem Fall bestand die Gefahr, dass seine Glubscher bald aus den Höhlen fielen. „W…w…as soll d…d…das?“
„Ganz ruhig“, klopfte ich ihm auf die Schulter. „Wenn sie es nicht schafft, holen wir den Experten aus der Sprengmeisterei.“ Irgendwie musste dieser Tisch schließlich klein zu kriegen sein. Auf jeden Fall war der Beinträger jetzt deutlich stiller. Okay, seine Augen dafür noch weiter geöffnet.
In der Zwischenzeit hatte Ricarda Hand angelegt und versuchte nun das Teil zu zerlegen.
--- Krankenstation ---
Jetzt sollte ich für Harley also Blutproben einsammeln… Viel lieber hätte ich ihr eine andere Probe gegeben – auch mehrmals oder schwesterlich geteilt mit Advent. Keine Ahnung, was sie damit bezweckte, also mit den Blutproben, gesagt hatte sie mir nichts. Okay, ich hatte auch nicht gefragt; ein Zustand, den ich nun ändern wollte: „Wofür brauchst du die Proben eigentlich?“ Ich legte drei Padds auf den Tisch neben sie. Sie beinhalteten ein paar der gewünschten Proben in digitalisierter Form, unter anderem von dem Reporter und dem ehemaligen John Doe.
„Ich will sehen, warum hier einige so plötzlich so alt aussehen“, meinte Harley und griff nach dem obersten Padd, um es zu aktivieren.
Ich schaltete das zweite Padd ein. „Die Akte von Doe dürfte am aufschlussreichsten sein, denn da haben wir noch eine Vergleichsprobe von vorgestern.“ Damit zeigte ich ihr das Padd, was sie sodann in die andere Hand nahm und las.
„Gute Idee!“ Sie legte das andere Padd beiseite. „Machen wir mal luckilucki.“ Mit geschickten Fingerbewegungen übertrug sie die Daten auf den großen Bildschirm und legte die beiden Proben übereinander.
Der Großteil der Anzeige war grün, was Deckungsgleichheit bedeutete. Doch es gab winzige Bereiche, die rot dargestellt wurden. „Hast du die zeitliche Komponente beachtet?“ warf ich ein.
„Noch nicht. Junge Frau ist ja kein Express-Shuttle.“ Sie justierte ein paar Einstellungen, sah wieder auf den Bildschirm.
„Immer noch rot“, murmelte ich. „Hast du die Änderungen durchgeführt?“ Ich wollte nicht laut aussprechen, dass Frauen und Computer ja nicht unbedingt eine Traumpaarung waren. Aber noch schlimmer war die Paarung Harley Faust in Tys Kronjuwelen.
„Ja doch. Bin ja nicht völlig plemplem.“ Sie zeigte auf den Schirm: „Da, Abweichungen von einer Woche werden ignoriert.“
„Setz die Toleranz doch mal rauf“, schlug ich vor, „mal gucken, obs irgendwann grün wird.“
Harley drehte weiter am virtuellen Einstell-Rad. Plötzlich waren die Anzeigen deckungsgleich. „Phew!“, pfiff sie. „Toleranz beträgt jetzt zwanzig Jahre.“
Ich wölbte die Augenbrauen. „Soll das heißen, unser John Doe ist zwanzig Jahre gealtert?“
„Zumindest seine DNA.“ Sie starrte mich an, was ich nur deshalb bemerkte, weil ich sie ebenfalls anstarrte. Okay, ihre Brüste. Die sahen immer noch recht straff aus, hingen also nicht irgendwie runter oder waren unterschiedlich groß. „Was lässt DNA um zwanzig Jahre altern?“
„Eine Subraumanomalie?“ plapperte ich. Sowieso waren Subraumanomalien die Antwort auf alles, was wir nicht erklären konnten. Vermutlich war ich ständig in einer solchen Anomalie gefangen, das wäre zumindest eine für mich zu akzeptierende Antwort gewesen, warum Advent, Harley und ich noch nicht im Bett gelandet waren, trotz unserer hohen, gegenseitigen, sexuellen Anziehungskraft.
Harley begann langsam zu nicken. „Ich werd mal die Jungs und Mädels aus der Wissenschaft darauf ansetzen. Vielleicht finden die ja was.“ Damit drückte sie auch schon auf ihren Kommunikator. Aus Reflex folgte ich mit meinen Augen ihrer Handbewegung und landete mit meinem Blick ganz unfreiwillig auf ihrem Busen. Okay, wenn er schon mal da war, konnte er dort auch gleich ein wenig verweilen.
NH - EnsJG T. McMannis - MED - RPG11 Log4 - 14221.1460
Moderatoren: Chakoty, Oberkommando
-
- Beiträge: 529
- Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:45
Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.