NH – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – DXO – RPG 11 Log 07 – 14‘226.0093
Personen: Sandiego D. Sturm
NPCs: Akiel ch‘Thane
Wörter: 1‘187
Titel: stürmische Zeiten
=A= G-001 New Hope – Deck 363 – Korridore =A=
Der Commodore und ich gingen die Korridore entlang und verliessen damit den Ort der Explosion eines Jem’Hadar. Ich konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass das wirklich passiert war.
„Sie kümmern sich weiterhin um das Experiment von Professor Stern, Commander. Ich und Commander Jall kümmern uns um unser gefangenes Aussenteam und das Dominion.“
„Wie Sie wünschen, Sir.“
„Ach und Commander Ricarda soll diesen verschwunden Phaser wieder auffinden!“ Der Andorianer schien fertig zu sein. Doch seine Fühler nahmen plötzlich eine verärgerte Position ein. „Was ist nur im Hauptquartier los, dass die inzwischen jeden einstellen?! Wie sollen wir hier unsere Arbeit machen, wenn Sicherheitsneulinge ihre Phaser verlegen? Was wirft das für ein Licht auf die Sternenflotte?“
Ich nickte nur. Mir war bewusst, dass ch’Thane lediglich rhetorische Fragen stellte. Allerdings gefror mir bei seiner letzten Frage das Blut in den Adern. Die Antwort war natürlich, dass es ein schlechtes Licht auf die Sternenflotte warf, wenn Sicherheitsneulinge ihre Phaser verlegten. Und es gab jemanden, der eine solche Gelegenheit garantiert nicht ungenutzt verstreichen lassen würde:
„Soll ich mit Mister Sturm sprechen, um zu sehen, ob er bereits davon weiss und allenfalls zu versuchen, dass er es gar nicht erfährt?“
Der Stationskommandant blieb stehen und wandte sich mir zu. Sein Gesichtsausdruck und seine Fühler vermittelten zuerst kurz Erstaunen und auch etwas Verwirrung, bevor er ernsthaft über meine Worte nachdachte.
„Das wäre wohl keine schlechte Idee. Aber versuchen Sie, ihm nicht noch mehr Zugeständnisse zu machen, als er vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit schon erhalten hat.“
„Selbstverständlich, Commodore.“
Damit trennte sich mein Weg von jenem des Andorianers. Ich wollte zuerst einfach einen anderen Weg einschlagen, bis mir einfiel, dass ich gar nicht wusste, wo Sturm sich gerade aufhielt.
„Computer, den Reporter Sandiego Delano Sturm lokalisieren.“
„Mister Sturm befindet sich in seinem Quartier.“
Also auf zu Sturms Quartier. Schon mit dem ersten Schritt den Korridor entlang, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte wo sein Quartier lag. Ein Umstand, den ich gar nicht unbedingt ändern wollte. Aber ich hatte gerade keine Wahl und die Vorstellung, ihn aus dem Bett zu holen, wo er doch eigentlich seine Kräfte sammelte, um mich wieder einen Tag lang zu ärgern, gefiel mir. Also trat ich an die nächstgelegene Kommunikationstafel und liess mir den Weg zu Sturms Quartier zeigen.
=A= G-001 New Hope – Quartier Sturm – wenige Minuten später =A=
Ich betätigte den Türsummer an der Tür zu Sturms Quartier. Natürlich tat sich nicht so schnell etwas. So wie ich Sturm in Erinnerung hatte, war er so kaputt von dieser Alterungssache, dass er wahrscheinlich bereits am schlafen war, um morgen wieder bei Kräften zu sein. Deshalb wunderte ich mich nicht sonderlich, dass ich den Summer gar ein zweites Mal betätigen musste. Doch auch nach mehrmaligen betätigen des Türsummers reagierte Sturm nicht.
„Computer, befindet sich Mister Sandiego Delano Sturm noch in seinem Quartier?“
„Positiv, Commander.“
„Wieso öffnet er dann nicht?“
„Bearbeitung nicht möglich. Bitte Anfrage präzisieren“, antwortete der Computer, was mich nicht weiter überraschte. Ich hatte ja auch mit mir selbst gesprochen, wodurch meine Frage eher rhetorischer Natur gewesen war.
„Computer, wie ist der Gesundheitszustand von Mister Sturm.“
„Erhöhter Puls, Schüttelfrost Kurzatmigkeit…“
„Danke, ich habe verstanden. Öffne die Tür, Autorisation Commander Kirilenkova, Zweiter Offizier, Donkey Kong Banane Zwei!“
Die Tür zu Sturms Quartier glitt auf und ich erkannte, dass er seinem Namen alle Ehre machte. Das Quartier sah aus als wäre ein Sturm durchgefegt und ich war mir ziemlich sicher, dass das in gewisser Weise sogar stimmte. Es machte den Eindruck als hätte Sturm selber sein Quartier verwüstet und das erst vor kurzem. Das schloss ich jedenfalls aus dem Wasserfleck, der sich neben einer umgeworfenen Topfpflanze ausgebreitet hatte.
Doch wesentlich beängstigender als das Quartier war Sturm selber. Er sass in einer Ecke. Zitterte tatsächlich. Hatte eine schweissnasse Stirn. Atmete stossweise. Und vor allem hatte ich wohl den vermissten Phaser gefunden. Er lag in Sturms Händen, die ihn merkwürdig verspielt streichelten. Das täuschte aber nicht darüber hinweg, dass der Phaser auf Sturm selber zielte und ich sehen konnte, dass er auf Töten mit maximaler Stufe eingestellt war.
„Tun Sie mir und der ganzen Station einen gefallen und drücken Sie ab“, begrüsste ich Sturm. Ich hatte mich entschieden, ihn so zu behandeln wie immer. Ich konnte nicht genau erklären wieso, aber es erschien mir die richtige Strategie zu sein. Musste mein Bauchgefühl sein. Oder weibliche Intuition?
Seine Antwort bestand aus einem kurzen und humorlosen Lachen. Es klang ehrlich gesagt eher nach einem Seufzen der Verzweiflung als nach einem Lachen. Es musste ihm wirklich dreckig gehen, wenn er sein Lachen verlor. Vielleicht musste ich doch etwas behutsamer vorgehen.
„Das kann nicht Ihr Ernst sein, Sandiego“, verwendete ich bewusst seinen Vornamen. „Wenn Sie weg sind, gibt es niemanden mehr, der mir auf der Nase herumtanzt und mir das Leben zur Hölle macht. Wollen Sie das wirklich?“
Sturm lachte als Antwort nur hohl auf, um mir zu zeigen, dass er meine Taktik durchschaut hatte. Das unterstrich er auch gleich mit seinen ersten Worten, seit ich das Quartier betreten hatte:
„Und als nächstes kommen Sie damit, dass Sie sich an mich gewöhnt haben, Ihnen unsere kleinen Wortgefechte gefallen und Sie diese vermissen würden?“
„So weit würde ich dann doch nicht gehen“, sagte ich und lächelte ihn zum ersten Mal aufmunternd an, weil da doch noch der mir bekannte Reporte Sturm war. „Aber Sie wissen ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und lernt auch mit den unangenehmen Dingen zu leben, wenn er sie nicht ändern kann.“
„Wenn er die Zeit dazu hat…“, sagte Sturm mit so viel Verzweiflung in der Stimme, wie ich es noch nie bei irgendjemandem gehört hatte.
„Wer hätte das gedacht, Ihre Achillesferse ist also das Altwerden. Sie haben Angst davor…“, forderte ich den Journalisten heraus, der sich ansonsten so schwer aus der Reserve locken liess.
„Ach, hören Sie doch auf!“, zeigte sich Sturm plötzlich kämpferisch. „Sie haben ja auch gut reden. Sie sind immer noch gleich jung und nicht über Nacht dreissig Jahre älter geworden!“
„Na wenigstens ist Ihr halbes Gesicht nicht Flammen aufgegangen. Und Sie mussten auch ihr schönes volles Haar nicht abrasieren. Ich würde sagen, Sie hatten einfach eine kurze sehr intensive Midlife-Crisis. Wenn ich etwas vorschlagen dürfte: Lassen Sie diese Midlife-Crisis nun hinter sich, geben Sie mir den Phaser und dann gehen wir zusammen eine Runde Bingo spielen.“
Ich lächelte Sturm aufmunternd an und hielt ihm meine Hand entgegen, um den Phaser entgegen zu nehmen. Allerdings sehr vorsichtig. Es war mir bewusst, dass Sturms Entscheidung etwas Zeit brauchte. Ebenso wenig wollte ich, dass der Phaser versehentlich losging. Also hielt ich meine Hand näher bei mir als bei ihm, aber immer noch nahe genug, dass er den Phaser praktisch nur in meine Hand würde fallen lassen können. Gleichzeitig hörte ich nicht auf ihn anzulächeln, was nicht einer gewissen Ironie entbehrte, und hielt auch den Augenkontakt aufrecht. Und rund um die gealterte Haut des Gesichts sah ich in diesen Augen den noch jungen Mann, der Sturm eigentlich war. Genau dessen Wille noch weiter zu leben, flackerte nun in den Augen. War es das Flackern kurz vorm Erlöschen oder das Flackern kurz vorm Entfachen des Feuers?