Personen: Kiri
Thema: Vielen Dank….Klappe…die Zweite…..
Wörter: 607
Ich starrte zuerst auf die Hand, die sie mir entgegenhielt, dann in ihre Augen. Ihr Lächeln schien eingefroren und ich konnte mir nur vorstellen, wie viel Überwindung es sie kosten musste. Für einen kurzen Moment dachte ich wirklich, ich würde ihr etwas bedeuten. Ich war ja gar nicht so arrogant anzunehmen, dass sie mich vermissen würde, aber ich hatte doch gehofft, dass es ihr wenigstens auffallen würde. Ich löste meinen Blick von ihren Augen und sah auf den Phaser in meiner Hand. Ein schönes Stück Technik. Glatte, klare Formen und ein angenehmes Gewicht.
„Ich hasse Bingo“, sagte ich und drehte den Phaser erneut so, dass er auf mein Gesicht zielte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, wieder etwas besser atmen zu können (musste wohl an der Ablenkung durch Unterhaltung liegen), hatte sich meine Situation auch derart nüchtern betrachtet nicht wirklich verändert. Ich stand noch immer vor der Wahl einen Abgang mit Würde zu schaffen oder in wenigen Tagen vor mich hinsiechend auf der Krankenstation zu liegen, unfähig, den Abzug eines Phasers noch bedienen zu können.
„Wissen Sie eigentlich“, sagte ich so leise, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste mich selbst anstrengen, um mich zu verstehen. „Dass mich meine Ex nur geheiratet hat, damit sie sich erwachsen fühlen kann?“
„Ich nehme an, dass ist einer der Gründe, warum sie jetzt eine Ex ist“, erwiderte sie. Sie nahm ihre Hand herunter, realisierte offenbar, dass ich ihr mein neues Spielzeug nicht so leicht herausgeben würde. Ich spürte es mehr als ich es sah. Dann trat sie neben mich und rutschte an der Wand galant herab bis sie neben mir saß – einen Anstandsabstand von 10 Zentimetern zwischen uns. Offensichtlich rechnete sie damit, dass diese Aktion etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.
„Vermutlich.“ Ich lachte humorlos. „Vielleicht hätte ich es wie Sie halten sollen und mich auf der anderen Seite etwas umschauen. Das eigene Geschlecht versteht man in der Regel besser als das andere. Bei Ihnen scheint das ja gut zu funktionieren.“ Ich sah sie an, konnte in ihrem Gesichtsausdruck oder ihrer Haltung aber weder Überraschung noch Verwunderung erkennen. Sie musterte mich.
„Jetzt kann ich verstehen, warum es Ihre EXfrau geworden ist“, sagte sie schließlich trocken und brachte mich damit tatsächlich zum Grinsen.
Ich wandte den Kopf ein wenig und sah sie wieder an. „Sie sehen sogar angekohlt noch attraktiv aus.“ Damit hielt ich ihr den Phaser hin. Nicht, dass sich irgendetwas geändert hatte…tief in mir drin wollte ich ihr vielleicht einfach einen Gefallen tun (oder ihr einen solchen ersparen). Es dauerte einen Augenblick, bis sie mein Angebot realisierte und den Phaser schließlich in Gewahrsam nahm. Sie entsicherte ihn und packte ihn weg. Mich wunderte, dass sie sitzenblieb, obwohl sie alles in Besitz hatte, weswegen sie gekommen war. Keiner von uns sagte ein Wort und irgendwie genoss ich diese Stille.
„War das ein Spiel?“, fragte sie schließlich und ich entschied mich dafür, diese Frage ausnahmsweise einmal ernst zu nehmen und genauso ernst zu beantworten.
„Nein“, sagte ich.
Sie nickte und erhob sich. Kaum, dass sie stand, hielt sie mir ihre Hand hin, als wollte sie mir aufhelfen. Ich griff danach, überrascht, wie viel Kraft sie besaß, als sie meinen von Alter und Arthrose geschwächten Körper in die Höhe zog.
„Wenn Sie mir immer noch nachlaufen wollen“, sagte sie, als ich schließlich stand. „Ich verspreche, ich laufe langsam.“
„Wie großzügig von Ihnen.“, maulte ich.
Mit einem breiten Grinsen deutete sie auf die Tür meines Quartiers und lies mir den Vortritt.
„Ich hab also schönes volles Haar?“, sagte ich, als ich an ihr vorbei Richtung Ausgang ging und fuhr mir gespielt provokant durch selbiges. „Das ist Ihnen aufgefallen?“ Nun grinste auch ich.