Personen:
Thema: Arbeit
Wörter: 654
Ich schlich mich an einen der Wissenschaftler und schaute über dessen Schulter auf das Display des Terminals vor ihm, um zu überprüfen, an was er arbeitete. Da er ein Ensign war, erlaubte ich mir dieses sonderbare Verhalten einfach, ohne einem schlechten Gewissen nachzuhängen. Es war ja nicht besonders höflich, aber ich wusste nicht weiter. Offenbar hatte ich ihm zu sehr in den Nacken geblasen, denn er drehte sich urplötzlich um und funkelte mich böse an.
„Newton Neville“, sagte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. Um seine Laune noch etwas zu bessern, warf ich ein „Lieutenant“ hinterher und deutete auf meine Rangpins. Dies führte leider nur dazu, dass er noch beleidigter aus seiner blauen Wäsche schaute. Da er aber offenbar zuu ‚Sternenflotte’ war (Ränge und so..), hielt er seine Beleidigungen, die er mir mit Sicherheit gern an den Kopf geworfen hatte zurück und widmete sich wieder seiner Konsole.
„Gibt es Probleme?“, tönte hinter mir eine Stimme und ich drehte mich um. Ein Träger grüner Haut mit bläulichen Wülsten schaute auf mich herab. Zweifellos Takaraner. Und zweifellos – so zeigte es sein Kragen – im Rang über mir stehend.
Da es sich offenbar um meinen Chef handelte, hielt ich ihm das Padd entgegen, an welchem ich die letzten Stunden gearbeitet hatte.
„Ich habe die Aufzeichnungen von Professor Stern durch gesehen“, begann ich. „Und ich habe die Experimente studiert, die er hier am ‚lebenden Jem’Hadar’ vorgenommen hat.“
„Und?“, fragte der Lieutenant Commander.
„Die Ergebnisse verwirren mich“, erwiderte ich. „Ich habe mir die Daten der medizinischen Abteilung aufgerufen, die nach den ersten Tests an den Chiasmar Jem’Hadar gesammelte worden sind.“
„Und?“, fragte der Takaraner erneut.
„Ich bin kein Professor Stern.“ Es klang genauso abwertend, wie es klingen sollte. „Aber ich sehe keinerlei Fortschritte. Mehr noch. Es sieht nicht nur danach aus, als hätte unser ehrenwerter Mr. Stern seine eigenen Forschungsergebnisse nicht nur nicht angewendet. Es sieht vielmehr danach aus, als hätte er völlig unabhängig von seinen Forschungsergebnissen experimentiert.“ Im Grunde genommen wunderte mich das überhaupt nicht. Professor Stern mochte ein Ausnahmetheoretiker sein, aber ihm fehlte ein bestimmtes Gen der Menschlichkeit. Es war also nicht wirklich ungewöhnlich, dass er in der Praxis derart von seiner Theorie abwich, dass kein Zusammenhang mehr erkennbar war. Trotzdem hielt ich es für notwendig, meine Entdeckungen an meine Vorgesetzten zu melden.
„Ich werde mir das ansehen“, sagte der Wissenschaftschef schließlich und wedelte mit dem Padd, welches ich ihm eben gerade gegeben hatte. Dann drehte er sich um und verließ das Labor.
Ich zuckte mit den Schultern, warf dem Ensign – der mich zu offensichtlich ignorierte und beschäftigter tat, als er wirklich war – ein „Weitermachen“ entgegen, bevor ich mich auf den Weg zur Krankenstation begab. Vielleicht waren die Mediziner dort in der Analyse schon etwas weiter und konnten tatsächlich Fortschritte in den Experimenten verzeichnen.
==A== Krankenstation ==A==
Ich meldete mich kurz bei ‚ich weiss nicht wem, aber ranghöher’ und okkupierte ein medizinisches Terminal in einer etwas abgeschiedenen Ecke. So wie es den Anschein hatte, war nicht wirklich einer im Projekt der Jem’Hadar vertieft. Hatte man das tatsächlich gänzlich der Wissenschaftsabteilung abgetreten? Oder war ich einfach am falschen Ort? Es konnte ja durchaus sein, dass sich die Stern-Bediensteten zurück gezogen hatten und im Stillen forschten. Jedenfalls verweigerte mir diese Konsole den Zugang zu den medizinischen Daten der Testpersonen (ich weigerte mich, die Lebewesen, die sich freiwillig für ein Stern-Experiment zur Verfügung stellten, als Objekte zu bezeichnen).
Etwas hilflos sah ich mich um.
„Ich weiss, es ist eine recht sonderbare Frage“ begann ich mit recht lauter Stimme zu sprechen. „Aber gibt es hier irgend jemanden, der mir mal kurz helfen könnte?“
„Negativ“, brüllte mir der Lieutenant, der an einem medizinischen Replikator stand, zu.
„Gibt’s hier keinen CMO?“, brüllte ich zurück.
„Keine Ahnung. Lange nicht gesehen.“ Damit nahm er seine replizierten Medikamente und verschwand fluchtartig.
„Ich dachte, Blauhemden halten zusammen“, rief ich ihm nach, aber er zog es vor, so zu tun, als hörte er mich nicht mehr.