NH-Lt. Newton Neville - SCI - RPG2-Log4 - 14236.1276

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valeris
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Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:44

Mi 8. Mai 2013, 11:48

Thema: Wolf im Schafsfell

Wörter: 827



Nachdem ich auf mich allein gestellt in der Krankenstation zurückgelassen worden war, widmete ich mich wieder dem Terminal vor mir. Es war zwar deprimierend, aber mir blieb nichts anderes übrig, als mit dem zu arbeiten, was ich hatte. Also ließ ich die Datenbanken – zu denen ich Zugriff hatte – noch einmal durchlaufen. Nach dem dritten demotivierenden Durchlauf fand ich tatsächlich etwas in den Aufnahmeprotokollen der Krankenstation. Ich vergrößerte den Ausschnitt und runzelte die Stirn.
„Ein Chiasmar Jem’Hadar?“, fragte ich mich selbst (es war ja sonst keiner in der Nähe – gedankliche Notiz: wollte ich mal alleine sein, Krankenstation besuchen). „Hier?“
Von dort, wo ich stand, war ich nicht in der Lage, die gesamte Krankenstation zu überblicken. Also verließ ich das Terminal und begab mich, so unauffällig wie möglich, in den hintersten Winkel an ein dort befindliches, belegtes Biobett. Da lag tatsächlich einer von Sterns Patienten, gesichert von einem Kraftfeld. Es wunderte mich, ihn hier vorzufinden, denn soweit ich die Padds (und es waren viele) studiert hatte, war extra ein Labor hierfür reserviert. Dass er nun hier auf der Krankenstation lag, verwirrte mich. Ich schnappte mir einen medizinischen Trikorder vom nahestehenden Regal – ohne dass einer der hier anwesenden Mediziner überhaupt Kenntnis davon nahm - und begann den (Fern-)Scan. Offenbar ging vom Patient derzeit keine Gefahr aus, also deaktivierte ich das Kraftfeld und trat an sein Bett für eine tiefgründigere Datensammlung. Zeitweise sah ich mich um, als wäre ich ein Dieb mit der Angst, jeden Moment ertappt zu werden. Dies war nicht mein Revier und ein leichtes Gefühl von Wilderei überkam mich, als ich die Werte des Patienten analysierte.
Auch hier waren die Daten, die ich erhielt, widersprüchlich. Zwar wies der Patient chemische Substanzen auf, die in der Regel nicht in sein Biosystem passten, aber eine genetische Veränderung war nicht zu erkennen. Auch ließ sich die chemische Substanz nicht einer Vorbereitungsphase zuordnen, die den Jem’Hadar für weitere Injektionen, Behandlungen, Bestrahlungen, Modifikation oder wusste der Geier präparieren würde. Mit anderen Worten: ich sah keinen Grund für diese Substanzen. Zumindest keinen, der mit Sterns Experiment zusammenhing oder präziser: Zumindest keinen, der mit dem mir bekannten Experiment zusammenhing.

Ich kannte die Ausstattung des Labors und die Krankenstation, auch wenn derzeit eher weniger frequentiert, bereitete mir Unbehagen. (Gingen die mir alle absichtlich aus dem Weg?) Mit nur medizinischer Ausstattung kam ich nicht weiter. Ich brauchte Zugang zu den Details des Projektes, um aussagekräftige Daten zu sammeln und die notwendigen Datenträger mit den notwendigen Informationen standen im Labor.
Darüber hinaus war ich wohl kaum autorisiert, die medizinischen Datenbanken der Krankenstation mit wissenschaftlichen Daten zu füttern. Im Falle eines Notfalles würde ich im Weg sein und Blut (in Mengen) konnte ich auch nicht sehen. Also aktivierte ich meinen Kommunikator und erfragte die entsprechenden Berechtigungen, den Patienten zu verlegen.


==A== Labor ==A==

Er lag da, als würde er schlafen. Seine Züge sahen nicht großartig anders aus, im Vergleich zu seinen aggressiven Rassenangehörigen, aber das Wissen, dass dieser Jem’Hadar anders war – anders sein wollte - änderte auch meine Betrachtungsweise und meine Einstellung ihm gegenüber. Ich hatte die mit dem Projekt zusammenhängenden Scans abgeschlossen und eine Blutprobe genommen, die gerade analysiert wurde. Bis die Ergebnisse vorlagen, musste ich warten. Noch einmal nahm ich den medizinischen Trikorder. Ich hatte eh gerade nichts Besseres zu tun, also konnte ich genauso herauszufinden versuchen, warum der Patient noch immer hier lag. Laut den medizinischen Aufzeichnungen war er aufgrund erhöhter Testosteronwerte und zu niedriger Serotoninwerte kollabiert. Die Meds hatten bei der Normalisierung der Hormone nachgeholfen, aber noch immer hatte der Patient das Bewusstsein nicht wieder erlangt. Und dafür musste es einen Grund geben. Ich war kein Arzt und medizinisches Denken war mir nur in den Grundlagen vertraut.

Bevor sich neue Ideen in meinem Gehirn manifestieren konnten, deutete das Terminal an, dass die Analyse der Blutprobe abgeschlossen war. Ich legte den Tirkorder beiseite und trat an die Konsole. Ehe ich wirklich visuell die Datenkolonnen überflogen hatte, fiel mir eine herausstechende Ungereimtheit auf. Bisher hatte ich die Vorgaben des Experimentes als Art Blaupause verwendet und festgestellt, dass der Patient nicht auf dieses Schema passte. Jetzt sagte mir der Computer, dass es nicht nur keine Verbesserung im genetischen Zustand des Patienten gab, sondern eher eine Verschlechterung eingetreten war. Das Testosteron wurde nicht abgebaut und hatte dazu geführt, dass das Blut des Patienten langsam die Konsistenz von Smoothies annahm, mit der Folge, dass alle wichtigen Organe nicht mehr durchblutet wurden und das Gehirn nicht mehr richtig arbeiten konnte. Und der mangelnde Abbau war genetisch manipuliert.
Erst jetzt realisierte ich, dass ich mit offenem Mund an der Konsole stand. Die Daten ließen nur einen Schluss zu und ich verstand den Grund dahinter nicht. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass meine Antipathie gegenüber Stern ein persönliches Problem war. Doch jetzt zweifelte ich auch an seinem Status als Genie der Genforschung. Hätte ich meinem subjektiven Empfinden freien Lauf gelassen, wäre ich versucht anzunehmen, dass Stern der Tod des Chiasmar nicht einfach nur egal war, sondern dass er ihn sogar töten wollte.
Dup dor a'az Mubster
Dif-tor heh smusma

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