Personen: Secs
Thema: Leben
Wörter: 1.034
Einatmen. Wie ein Taucher, der soeben ohne Sauerstoffflasche aus 185 Metern aufgetaucht war, zog ich die Luft in meine Lungen. Es brannte, als hätte ich einen Warpkern ausgesaugt und unbewusst hielt ich den Atem an. Es kam mir vor, als hätte ich seit Tagen nicht geatmet und mein Körper wollte den einmal ergatterten Sauerstoff nicht wieder hergeben, wollte aufgrund der Schmerzen aber nicht noch einmal einatmen müssen. Erst, als ich das Blut in meinen Ohren pulsieren hörte, ließ ich die Luft entweichen, versuchte solange, wie möglich das erneute Einatmen hinauszuzögern und holte schließlich widerstrebend ein zweites Mal Luft. Diesmal ging es etwas besser.
Weißes Licht. Obwohl ich meine Augen geschlossen hatte. Es war, als würde es durch die Augenlider hindurch strahlen.
Schmerz. Überall in meinem Körper, so dass ich nicht bestimmen konnte, wo er begann und wo er aufhörte.
Bilder. Wie Flashbacks. Jet. Belle. Jason. Sie spielten miteinander, lachten, umarmten sich, sahen mich an. Sie kamen, sprachen mit mir, aber ich konnte ihre Stimmen nicht verstehen, sah nur, wie sie die Lippen bewegten und sich schließlich auflösten, als würden sie von einem Transporter erfasst und weggebeamt.
An ihrer Stelle flutete Schmerz wie eine Welle mein Bewusstsein, verdrängte alles, was ihm in den Weg kam und eventuell von ihm ablenken könnte. Verzweifelt klammerte ich mich an meine Familie. An Jason, die Kinder….doch die Bilder wollten nicht wiederkommen.
Kälte. Eisige Kälte, die mich zittern ließ.
Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber es schien mir, als würde jemand meine Augenlider nach unten drücken. Ich versuchte zu sprechen, zu schreien, zu wimmern, irgendwelche Geräusche von mir zu geben, aber je mehr ich ins Bewusstsein zurückfand, um so mehr wurde ich mir meines eigenen Körpers bewusst. Irgendetwas steckte in meinem Hals, half mir beim Atmen, aber verhinderte das Sprechen, da es die Lippen auseinander drückte und die Zunge lähmte. Ich versuchte, nach diesem Gegenstand zu greifen, aber meine Hände ließen sich nicht bewegen, waren festgebunden. Trotzdem versuchte ich sie ein wenig zu bewegen, drehte sie hin und her und spürte, dass irgendetwas in ihnen steckte. Stimmen. Ich hörte Stimmen. Glaubte, dass mir mein Unterbewusstsein erneut die Möglichkeit geben wollte, von diesem Schmerz abzulenken. Doch ich konnte die Stimmen, die ich hörte nicht zuordnen. Sie kamen wie aus weiter Ferne, durch Wände hindurch, aber sie näherten sich. Ich versuchte noch einmal zu schreien. Unter den geschlossenen Augenlidern quollen Tränen der Verzweiflung hervor und liefen über meine Wangen. Und plötzlich hatte ich Angst. Die Stimmen aus der Ferne sprachen eindeutig Standard. War ich auf der Station? Der Geruch meiner Umgebung stimmte nicht. Außerdem glaubte ich, dass ich die Krankenstation – unsere Krankenstation – selbst im größten Koma an den Umgebungsgeräuschen erkennen konnte. Die Umweltsysteme, das Summen der Replikatoren, das Zischen von Hyposprays – alles fehlte. War ich wirklich wach oder träumte ich nur? Die Schmerzen waren unerträglich. Real.
Wieder die Stimmen. Dieses Mal lauter. Näher.
War man hier, um mich zu retten? Wo war hier? Was, wenn man mich nicht fand? Was, wenn man mich nicht suchte? Weitere Tränen suchten ihren Weg nach draußen und ich versuchte, diese Verzweiflung in Wut umzuwandeln, um der aufkeimenden Panik keinen Nährboden zu geben. Ich zerrte an den Gurten, die meine Hände festhalten sollten und röchelte so laut ich konnte. Täuschte ich mich, oder kamen die Stimmen tatsächlich weiterhin näher?
Schritte waren zu hören, gefolgt von einem: „Hier ist es!“ Ich hörte auf, an meinen gefesselten Händen zu reißen und lag still, hoffte auf ein Wunder.
„Oh mein Gott!“, hörte ich jemanden sagen. Ganz nah. So nah, dass die Verzweiflung urplötzlich von mir abfiel. Obwohl ich wusste, dass dies der gefährlichste Moment war. Ich durfte mich nicht aufgeben. Nicht jetzt. Mittlerweile fühlte ich die Tränen in Sturzbächen über meine Wange laufen. Doch jetzt durchströmten Dankbarkeit und Hoffnung mein Gehirn. Ich spürte ein Hypospray an meinem Hals und die Schmerzen ließen augenblicklich nach. Ich war in der Lage, meine Augen zu öffnen und noch niemals zuvor war der Anblick eines Fähnrichs der Sicherheit so erfreulich für mich. Nach einer kurzen Konversation – an der ich nicht wirklich beteiligt wurde - zog mir der Fähnrich das Gerät aus der Kehle. Ich hielt den Atem an, traute meinen Biosystemen die alleinige Arbeit noch nicht wirklich zu und begann, in kleinen Atemstößen zu arbeiten. Es funktionierte und ich entspannte mich ein wenig. Ich schaffte es kaum, die Zunge an die Innenseite der oberen Zähne zu legen um ein „Danke“ zu flüstern. Kaum hatte ich es ausgesprochen, lief mir ein Schauer über den Rücken. Was, wenn das auch ein Traum war? Was, wenn diese Leute keine Sicherheitsleute der Station waren, sondern mir das nur vorgaukeln wollten? Was tat ich hier? Was wollten sie von mir? Ich versuchte mich zu erinnern. Was war passiert?
Das Verhör!
Langsam kamen die Erinnerungen.
Die Zellen.
Ensign Bray. Alles war so schnell passiert.
Energieentladung.
Ich versuchte, die Schmerzen zu spüren. Wo hatten sie ihren Ursprung? Dort, wo mich die Energieentladung getroffen hatte? Aber das Hypospray hatte mir die Schmerzen genommen. Wurde ich tatsächlich verletzt? Vielleicht war das ein Falle.
„Bray“, hauchte ich. Das Gesicht des fremden Fähnrichs erschien in meiner Nähe.
„Was?“, fragte er.
„Bray“, wiederholte ich mühsam. Er drehte sich kurz um, sah über seine Schulter. Wohin, konnte ich nicht erkennen. Dann richtete er meinen Blick wieder auf mich und schüttelte kurz den Kopf. Dann war er tot? Von den Jem’Hadar umgebracht?
War dies Realität? Ich hatte von Neurosimulationen gehört. Ein beliebtes Mittel zum Verhör. Oder vielleicht war ich hier auf einem Holodeck. Mit Hologrammen, die mir vortäuschen sollten, dass ich in Sicherheit war. Doch bisher hatte man mir keine Fragen gestellt. Wollte man zuerst mein Vertrauen? Ich versuchte, mich umzuschauen, drehte den Kopf ein wenig. Sicherheitsleute liefen mit Phasern im Anschlag durch den Raum. Aber es war keiner dabei, den ich kannte.
Ich schloss die Augen, versuchte nachzudenken, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen.
„Wir brauchen einen Med hier“, hörte ich den Fähnrich sagen. „Und machen Sie schnell. Wir haben Commander Advena gefunden.“
Ich öffnete erneut die Augen und starrte an die Decke.
„Hilfe ist unterwegs“, sagte er. „Halten Sie nur noch ein wenig durch.“
„Wo bin ich?“, fragte ich.
„Sie sind auf einem der angedockten Schiffe. Wir holen Sie hier raus.“
Ich wollte es glauben.
NH-Lt.Cmdr. Val Advena-Tec-RPGLog8-14257.2166
Moderatoren: Chakoty, Oberkommando