NH-Lt. Newton Neville - SCI - RPG3-Log1 - 14337.1123

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valeris
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Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:44

Sa 17. Aug 2013, 10:15

Personen: eine Med, Jason Hawk

Thema: Erinnerungen

Wörter: 742


Mit einem medizinisch international gültigen ‚Mhmmmm’ schlich die Ärztin um mich herum und scannte meinen Kopf.

Ich versuchte sie zu ignorieren, so gut es ging, aber das ständige Piepen des Trikorders, wenn sie eine neue Einstellung vornahm, nervte. Ich war nicht mehr in der Lage, mich auf die wissenschaftlichen Gleichungen zu konzentrieren, die sich direkt vor meinem inneren Auge aufbauten. Zwar entstanden die Bilder in meinem Kopf, aber auch das Interface war einfach nicht in der Lage, das erneute‚Mhhmmmm’ des Eindringlings ignorieren zu können.

Es war schon faszinieren, was diese neue Technik zu Wege brachte. Man musste nicht mehr am Terminal stehen und könnte – so fühlte es sich zumindest an – allein mit der Kraft der Gedanken auf alle Daten zugreifen. Ich empfand mich als Teil des Hauptcomputers und die Arbeit ließ sich in weniger als der Hälfte der bisherigen Zeit erledigen.

„Mhmm“, ertönte es erneut und ich zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte mich nun tatsächlich aus Diagrammen von Gleichungen und Spannungsspitzen herausgerissen. Ich wartete, bis die Bilder in meinem Gehirn endgültig verblasst waren und nahm das Gerät von meinen Schläfen.
Mit dem höflichsten Lächeln, was ich irgendwie zu Stande brachte, sah ich sie schließlich an.
„Was glauben Sie, wie lange diese Untersuchung dauern wird?“, fragte ich.
„Solange, bis ich alle Daten habe, die ich brauche“, erwiderte sie schnippisch.
„Vielleicht könnte ich Ihnen helfen“, bot ich an. „Wenn ich wüsste, was Sie eigentlich suchen…“ Der Ton, den ich an den Tag legte, überrasche mich selbst. Normalerweise war ich ausgeglichen und man sagte mir nach, dass ich die Ruhe in Person war (woran ein halbes Leben als Beamter sicher seinen nicht unerheblichen Anteil hatte). Doch diese Frau reizte mich.
„Sie sagten, Sie hören Stimmen“, meinte sie, ohne die Aufmerksamkeit von ihrem Gerät zu nehmen und es klang weder wie eine Diagnose noch wie eine Feststellung oder Frage.
„Sind Sie Psychologin?“
„Nein.“
„Sollte ich nicht mit einem solchen sprechen?“ Irgendwie war diese Situation sonderbar. Ich sehnte mich nach der beruhigenden Stimme eines Psychologen? Nein – eigentlich hoffte ich nur, dass dieses Blauhemd verschwand und ich einen Termin machen konnte. Irgendwann in ferner Zukunft!
„Wir glauben nicht, dass das ein psychologisches Problem ist“, meinte sie und steckte endlich ihren Trikorder weg. Diese Aussage überraschte mich nicht. Ich wusste, dass ich nicht der einzige war, der die lieben Kollegen auch nachts im Bett hörte (und das lag ausnahmsweise nicht an zu dünnen Stationswänden oder übernatürlich beanspruchten Stimmbändern).

„Seit wann leiden Sie unter diesem Phänomen?“ Jetzt sah sie mich an und irgendwie verwirrte sie mich damit. Soviel Aufmerksamkeit von ihr hatte ich nicht erwartet.
„Keine Ahnung“, hörte ich mich sagen.
„Ist es in letzter Zeit schlimmer geworden?“
Ich dachte nach. „Jetzt, wo Sie es sagen….ja. Es ist schlimmer geworden.“
Ihre Lippen bildeten einen dünnen Strich und wortlos drehte sie sich um und verschwand durch die Tür des wissenschaftlichen Labors. Verstört sah ich auf die mittlerweile geschlossene Tür. Waren hier alle verrückt geworden? Mit einem Kopfschütteln langte ich nach dem Interface und begab mich wieder in das Land von Diagrammen und Zahlen.


==A== Etwas später ==A==

„Sind wir eigentlich die Einzigen?“, fragte ich Hawk, der abwesend in den vor ihm stehenden Nudeln herum stocherte.
„Was meinen Sie?“, fragte er und sah mich an.
„Die Stimmen“, setzte ich hinzu. Er zuckte die Schultern, legte die Gabel beiseite und schob mir ein Padd rüber. Ich wusste, dass es Daten über die Borg enthielt.
„Ich habe ein ungutes Gefühl“, sagte er.
„Wer hat das nicht?!“ Ich erinnerte mich an meine Zeit im EKA, als die Borg das erste Mal in der Behörde aufgetaucht waren (bildlich gesprochen). Wir waren alle durchweg fasziniert gewesen angesichts der nahezu perfekten Vollkommenheit der Vereinigung unterschiedlichster Rassen. Schon geringe Auszüge aus den Datenbanken des Kollektivs hatten uns jahrzehntelange Arbeit abgenommen. Die Borg verfügten über Daten, von denen wir nur träumen konnten. Das Bild hatte nicht einmal zu bröckeln begonnen, als die Hartherzigkeit der Borg und die damit verbundene Gefahr, die von ihnen ausging, bekannt geworden war. Die Informationen, die sie uns brachten, waren Preis genug für fast jedes Opfer. Es hatte mich Jahre gekostet, die Skrupellosigkeit dieser Situation zu begreifen und plötzlich waren mir diese Wesen näher als jemals zuvor. Vielleicht war das eine Art späte Rache. Auch ich hatte fasziniert jedes Quäntchen Informationen, die wir von den Borg erhalten hatten aufgesogen, ungeachtete der Opfer, die hierfür ihre Freiheit und ihr Leben gelassen hatten.
„Ich habe ein ungutes Gefühl“, sagte Hawk erneut und ich wusste genau, wovon er sprach.
Dup dor a'az Mubster
Dif-tor heh smusma

It's the job of a journalist to be independent.


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