PRO – MCPO Mercury Hathaway – MED – RPG 04 Log 05 – 15‘053.0133
Personen: Ricarda, Sopek, Devi Patel, Svetlana F. Kirilenkova
Erwähnt: Lucille Walker, Harley H. Kristoffson
NPCs: Mrs. Parrish
Wörter: 1‘213
Titel: Abschied
=A= Borg-Kubus =A=
„Wo ist Noah?“
Die Frage hing in der Luft. Niemand wusste so recht, wie er auf diese bestimmte Borg reagieren sollte. Oder nur schon ganz allgemein auf einen einzelnen Borg, der eigenständig zu handeln schien. Es war so anormal für einen Borg, wie schon praktisch alles, seit wir mit ihnen zu tun hatten. Nur schon von einem einzelnen Borg zu sprechen, schien mir Ketzerei am Kollektiv. Aber sie verhielten sich einfach nicht wie Borg, nicht wie man uns beigebracht hatte, wie sich die Borg zu verhalten hatten.
Es gab eine Ausnahme und das war nicht eine spezielle Borgdrohne, die sich verhielt, wie sich eine Drohne zu verhalten hatte, sondern jemand auf unserer Seite, der beziehungsweise die sich überhaupt nicht beeindrucken liess. Klar dass es kein Mensch war, ja nicht einmal ein Vulkanier, sondern unsere Androidin Ricarda. Sie trat auf die Borg zu, die einmal Parrishs Frau gewesen war und sprach sie direkt an:
„Sprechen Sie für das Kollektiv?“
„Das was?“, erwiderte die Frau verwirrt. Es war ungewohnt diese gräuliche Borg-Haut mit einem irritierten Gesichtsausdruck zu sehen. Doch irgendwie kam mir diese Haut nicht richtig vor…
„Die Borg? Sprechen Sie für die Borg?“, versuchte es Ricarda erneut, woraufhin uns die Angesprochene einen Gesichtsausdruck zeigte, denn wir ansonsten von Androiden kannten, wenn wir eine Redewendung brauchten, die sie noch nicht kannten oder sonst wie nicht zuordnen konnten.
Das war keine Borg. Parrishs Frau war von dem Virus der Kuh-Fledermaus-oder-auch-umgekehrt-Hybriden infiziert und entwickelte sich langsam von einer Borg in einen Menschen zurück. Allerdings würde sie daran sterben, wenn ich sie nicht schnell auf die Krankenstation der Base brachte. Das erschloss sich mir alles, noch bevor ich meinen Tricorder gezückt hatte. Doch diesem Schritt kam ich nun nach. Es war in der heutigen Zeit fahrlässig, eine Diagnose ohne einen Tricorderscan zu erstellen. Die Erfahrungen der medizinischen Arbeit hatten uns gelehrt, dass uns visuelle Abklärungen in die Irre leiten konnten, ja sogar die Tastversuche konnten zu Fehldiagnosen führen.
Hinzu kam eine taktische Überlegung auf welche mich Ricarda aufmerksam gemacht hatte, als ich eine Drohne einfach so hatte mit schleppen wollen, ohne sie zu scannen. Die Borg waren die absoluten Meister darin, sich an ihre Gegner anzupassen. Gerade bei uns Menschen beziehungsweise der Sternenflotte schien es ihnen besonders leicht zu fallen, da sie uns bestens kannten. Jedenfalls ermahnte mich Ricarda, dass die Borg bestimmt erkannt hatten, was mit ihnen geschah und ihnen wohl auch nicht verborgen geblieben war, dass wir festgestellt hatten, was mit den Borg geschah. Dieses Wissen konnten sie gegen uns verwenden, indem sie eine intakte und funktionierende Borgdrohne dementsprechend manipulierten, dass sie aussah, als wäre sie ebenfalls von dem Virus befallen. Wenn wir auf eine solche Borgdrohne hereinfielen, hatten uns die Borg unterwandert und konnten unser Aussenteam von innen heraus assimilieren. Und als wäre Ricarda an dieser bestimmten Drohne etwas Besonderes aufgefallen, war sie tatsächlich fake-infiziert gewesen. Um diese Möglichkeit von Anfang auszuschliessen scannte ich Parrishs Frau und sie war nun Wirklich infiziert.
„Commander“, wandte ich mich an Ricarda. „Die Frau spricht garantiert nicht für das Kollektiv. Sie ist infiziert. Die Borg haben sie garantiert verstossen. Ihr Gehirn nimmt langsam wieder menschliche Denkmuster an und deshalb wird sie uns wohl ans Verbündete erkannt haben.“
„Ich würde sogar noch weiter gehen“, mischte sich nun Sopek ein. Wobei einmischen von Seitens eines Technikers, wenn es um ein Lebewesen ging, welches sowohl Mensch als auch Maschine war, wohl etwas übertrieben war. „Es ist garantiert kein Zufall, dass gerade dieser Borg-Kubus zu unserer Station findet, auf welchem sich die Frau von Commander Parrish befindet. Ich vermute, dass es in seinen kybernetischen Updates ein verstecktes Signal gibt, welches die Borg und diesen speziellen Borg“, dabei deutete der Vulkanier auf die weibliche Borg vor uns. „…hierhergerufen haben. Ich würde sogar so weit gehen, dass dieses Signal den Borg Zugang zu eben dieser Technologie erlaubte und sie diese so kontrollieren und steuern konnten.“
Ricardas Blick wanderte automatisch zu Patel und ich vermutete, dass sogar das ungeübteste Androiden-Auge das Schuldbewusstsein in ihrem Gesicht gesehen hätte. Sie hatte davon gewusst und ich konnte nicht an mich halten und musste es ihr anklagend an den Kopf werfen:
„Sie haben davon gewusst? Nichts gesagt und unsere Besatzung ins offene Messer laufen lassen?“
„Jein. Ich hatte gewusst, dass Parrish mit Borg-Technologie arbeitete. Allerdings hatte er immer behauptet, dass er nur recherchierte, wie die Borg gewisse Probleme in der Kybernetik gelöst hatten, wenn er selber nicht weiter wusste. Sozusagen ein Input, um Lösungen zu finden, wenn er anstand.“
„Und Sie haben ihm das einfach so geglaubt?“, fragte Sopek und zog eine Augenbraue hoch. Frei nach dem Motto, die Menschen logen so oft, dass die Vulkanier locker darauf verzichten konnten. „Sie sind nie auf die Idee gekommen diese Lösungsinputs auf illegale Plagiate hin zu überprüfen?“
„Schluss jetzt!“, befahl Ricarda. „Diese Diskussionen helfen uns nicht weiter. Wir befinden uns immer noch auf einem Borg-Kubus und haben eine Mission zu erfüllen! Mister Hathaway, narkotisieren Sie Misses Parrish wie ihre anderen Versuchsobjekte! Mister Sopek, Miss Patel, kümmern Sie sich um den Verstärker und die Kommunikation! Wir hätten schon lange etwas von der Station hören sollen!“
„Ma’am, ich gebe zu Bedenken, dass Misses Parrish so schnell wie möglich auf die New Hope muss. Ich kann nicht sagen, wie lange es dauert bis die inneren kybernetischen Implantate im Rahmen der Rückumwandlung zu Fremdkörpern werden und zu inneren Verletzungen führen.“
Bevor Ricarda aber auf meine Bedenken bezüglich der Überlebenschancen von Parrishs Frau reagieren konnte, aktivierte sich ihr Kommunikator.
„Kirilenkova an Ricarda! Ensign Hawk hat die Verbindung zum Kollektiv hergestellt. Er versucht nun die Borg mit sinnlosen Befehlen zu verwirren.“
„Was erwarten Sie von uns, Ma’am? Sollen wir uns für die Rückkehr bereit machen?“
„Negativ! Ich brauche Sie noch als Späher und um den Transmitter zu schützen. Wir wissen nicht, wie schnell die Borg das Kraftfeld überwinden können und sie dürfen die Verbindung zu Hawk nicht zu früh trennen.“
„Verstanden, Commander. Ich nehme an, als Späher sollen wir vermelden, wenn Mister Hawk erfolgreich damit ist, Verwirrung an Bord dieses Kubus‘ zu stiften.“
„Korrekt! Und halten Sie ihr Aussenteam ab diesem Zeitpunkt für einen schnellen Notfalltransport bereit, weil wir dann kurzen Prozess mit dem Kubus machen!“, sagte die Erste Offizierin mit einer Kälte in der Stimme, die mich erstarren liess. Der Unterton liess verlauten, dass sie uns diskussionslos opfern würde, sollte sich die Gelegenheit bieten den Kubus zu zerstören und wir nicht für die Evakuierung bereit waren. Ricarda schien das überhört zu haben.
„Selbstverständlich, Ma’am! Wir haben hier allerdings noch eine Entdeckung gemacht, welche die medizinische Abteilung an Bord der Station und vor allem Commander Parrish brennend interessieren dürfte. Ich empfehle, vier Borgdrohnen und unseren medizinischen Unteroffizier auf die Station zurück zu beamen?“
„Das hört sich interessant an. Erlaubnis erteilt! Die Krankenstation sollte wieder gesichert sein! Warten Sie einen Augenblick, ich kläre das bei der zuständigen Sicherheitsoffizierin ab!“
Eine Minute später hatte eine Lucille Walker grünes Licht für meinen und den Transport meiner Probanden auf die Krankenstation gegeben. Ich war mir ziemlich sicher, dort auf Kristoffson zu stossen. Sie war manchmal wie ein kleines Kind und das betraf auch die Neugier, also wollte sie wahrscheinlich unbedingt wissen, was ich denn Interessantes für die medizinische Abteilung gefunden hatte. Der Transporterstrahl legte sich über mich und ich verliess hoffentlich zum letzten Mal in meinem Leben einen Borgkubus…