NH – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – XO – RPG 12 Log 09 – 15‘054.1685
Personen: Valeris A. Advena, Harley H. Kristoffson, Jason A. Hawk, Taylor McMannis, Advent F. Kristoffson
Wörter: 1‘414
Titel: The Empire strikes back!
=A= G-001 New Hope – Deck 50 – Sensorlabor 1 =A=
Noch immer hallten die Worte in meinem Kopf nach. Meine Worte:
„Ich bin mir sicher, selbst, wenn er von den derzeitigen Umständen wissen würde, es wäre sein Wunsch…“
Eigentlich hätte ich wütend auf Advena sein sollen. Sie erlaubte sich in letzter Zeit viel in meiner Gegenwart. Dinge, die ich als Erste Offizierin eigentlich nicht hätte tolerieren dürfen, wie mich zu unterbrechen oder mich, wie gerade eben, stehen zu lassen. So sehr mich Advenas Verhalten, welches für eine Chefingenieurin unangebracht war, aber auch störte, mein Auftreten störte mich noch viel mehr. Ich war inzwischen ein viel zu guter Führungsoffizier geworden. Ein Führungsoffizier, wie in sich die Sternenflotte wünschte, der nur an das Wohl des Ganzen und nicht an das Wohl eines Einzelnen dachte. Anders konnte ich mir die Kaltblütigkeit meiner letzten Worte nicht erklären, die immer noch in meinem Kopf nachhallten, während mein Blick auf Advena gerichtet blieb, die allerdings demonstrativ in eine andere Richtung schaute und mich wahrscheinlich dafür hasste, weil sie so nicht zu Hawk schauen konnte.
Dabei liess sich eine Ironie meiner Worte nicht leugnen und ihr Hass auf mich nachvollziehen. Hätte Harley in dem Alkoven gelegen und nicht Hawk wären die Rollen zwischen Advena und mir wohl genau umgekehrt gewesen. Deshalb verabscheute ich mich selber für diese Worte und sah mich doch nicht als vorbildlichen Führungsoffizier. Ich hatte nicht das Recht, ein solches Opfer von Advena oder sonst jemandem von meiner Besatzung zu verlangen, wenn ich nicht selber bereit war, dasselbe Opfer zu bringen.
Ich schätzte, dass dies der Grund war, weshalb ich ihr, ihre Insubordination durchgehen liess. Es war für uns alle eine angespannte Situation, weil praktisch alle auf der New Hope nur theoretisch auf der Akademie oder in Simulationen Kontakt mit den Borg gehabt hatten. Es war einfach nie dasselbe gegen die Borg anzutreten wie gegen die Romulaner, die Cardassianer oder das Dominion. Sogar Harley war seriöser und ernster als sonst und das hatte nichts mit ihrer Position als Chefärztin und den damit verbundenen Weiterbildungskursen in den hiesigen Akademieräumlichkeiten zu tun.
Mein Blick ruhte auf Harley. Sie stand direkt neben mir am Bett von Hawk und überwachte seine Lebenszeichen. Während ich sie anschaute, blickte sie plötzlich hoch. Sie schaute mich mitfühlend an. Dann sagte sie mit leiser und sanfter Stimme zu mir:
„Du hast richtig gehandelt.“
„Bist du dir da sicher? Ich würde nämlich genauso handeln wie Advena, wenn du hier liegen würdest.“
„Das will ich auch hoffen. Und es ist völlig normal. Sobald man eine innigere Beziehung zur betroffenen Person hat, fällt es einem schwerer, rationale Entscheidungen zu treffen. Man ist voreingenommen, weil man ein persönliches Interesse hat.“
„Das stimmt schon, aber man wird auch weniger vorsichtig und geht mehr Risiken ein, wenn man emotional nicht so stark involviert ist. Wir spielen hier immerhin mit einem Menschenleben. Mit mehreren Menschenleben“, ergänzte ich, als mein Blick über die knapp zwei Dutzend provisorischen Alkoven wanderte.
„Vertraust du mir?“, fragte Harley plötzlich mit scharfer Stimme und ich konnte sie nur perplex anschauen und dabei Nicken. Ein solches Auftreten von ihr kannte ich nur ihrer Schwester oder McMannis gegenüber. „Gut! Ich sage dir, niemand der hier anwesenden wird mehr sterben! Dafür verbürge ich mich persönlich! Ansonsten darfst du mich aus der Luftschleuse werfen!“
„Du weisst, dass ich das nicht könnte…“, erwiderte ich und wandte mich von Advena ab, um zu lächeln. Es war nicht angebracht zu lächeln und sie litt schon genug, als dass Harley und ich ihr aufzeigen mussten, was sie nicht haben konnte.
„Ja, das weiss ich.“ Harley machte eine kurze Pause. „Und nur um das klarzustellen. Wenn du dich nicht wie Advena aufführst, wenn ich hier liegen würde, sind wir geschiedenen Leute!“
=A= G-001 New Hope – Deck 50 – Sensorlabor 1 – Zeitsprung =A=
„Lana, er ist wach!“, rief mir Harley von Hawks Bett her zu. Ich hätte sie über den Kampflärm kaum gehört. Die Borg hatten sich bereits auf unsere Schüsse eingestellt und wir schossen nun auf Schottverkleidungen neben ihnen, um Explosionen zu erzwingen, während die Stärksten unter uns, versuchten die am nächsten stehenden Borg mit Stichwaffen zu bekämpfen. Wenigstens hatten sie es bisher noch nicht ins Labor geschafft. Trotzdem zögerte ich, das schützende Kraftfeld zu aktivieren, weil unsere Sicherheitskräfte ansonsten verloren gewesen wären…
„Ist er rausgeflogen?“, rief ich pessimistisch zurück, während ich mich langsam aus dem Kampf löste, wir brauchten jeden um die Borg zurückzuhalten, um mich zu Harley und Advena zu begeben, die beide um Hawks Alkoven herumstanden.
„Nein, er ist drin!“, übernahm die Chefingenieurin die Antwort.
„Dann soll er diese Gruppe hier aufhalten, bevor wir überrannt und assimiliert werden!“, rief ich zurück und feuerte auf ein Schott, hinter welchem eine Plasmaleitung verlief und vor welchem zwei Drohnen standen.
„Das sei nicht so einfach! Wir sollen uns gedulden!“
Die Explosion hatte die beiden Borg gegrillt. Gut.
„Na toll!“, fluchte ich leise vor mich hin. Dann mussten wir uns wohl noch etwas Zeit erkaufen! „Kirilenkova an OPS! Wie steht es um unsere Verstärkung?“
„Tut mir Leid Commander, aber es ist kein Sicherheitstrupp abkömmlich! Alle sind beschäftigt!“
Ich verkniff mir einen Fluch und liess meine Wut an einem Borg aus, der gleich mehrere Treffer aus meinem Phaser wegstecken musste, der selbstverständlich auf der maximalen Einstellung eingestellt war. Der Borg liess sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, nicht einmal zurückdrängen. Er blieb so lange stehen, bis ich das Feuer einstellte. Wenigstens reichte dies einem Sicherheitsmann, um ihm mit einer Katana den Kopf abzutrennen. Mit diesem kleinen Sieg zog ich mich gänzlich aus dem Kampfgetümmel zurück und eilte zu Hawks Alkoven.
„Ich such noch, Commander. Wenn möglich will ich alle Drohnen auf der Station deaktivieren“, sagte Hawk mit schwacher Stimme vom Biobett aus, als ich herangetreten war.
„Genau, sich bloss nicht mit Kleinigkeiten abgeben“, meinte ich eher beiläufig, da ich gar nicht direkt an ihm interessiert war, sondern an Advena. „Commander, meinen Sie, Sie könnten von hier aus ein Wunder vollbringen?“
„Ein Wunder welcher Art?“, hakte die spitzohrige und dunkelhaarige Frau neugierig nach. Sie wirkte wieder etwas optimistischer, jetzt wo sie wusste, dass Hawk wirklich gutging.
„Nur den Transporter bedienen und die Drohnen vor unserer Haustür ins All hinaus beamen oder auf den Kubus zurück oder sonst irgendwohin, wo wir sie erledigen könnten.“
„In die Müllpresse!“, schlug Harley vor.
„Ja, wieso nicht? In die Müllpresse“, nahm ich die Idee von früher auf.
„Das erinnert mich an eine antike Weltraumsaga. Klasse Dodecalogy.“
„Eine was?“, fragte McMannis und zeigte damit wieder, dass er keinen Blick für das wesentliche hatte, auch wenn ich zugeben musste, dass es mir oft auch schwer fiel, den Blick von Harley Brüsten oder Hinter zu lassen.
„Eine zwölfteilige Serie“, übernahm ich die Antwort, um die Sache zu erledigen. „Was sagen Sie, Miss Advena.“
„Ich versuche es.“
„Es laufen übrigens Bestrebungen, diese Weltraumsaga um weitere sechs Teile zu erweitern“, verlor auch Hawk den Blick für das Wesentliche.
„Sollten Sie nicht die Borg aufhalten?“, fragte ich so nebenbei.
„Oh, das tut er“, klärte mich Harley auf. „Sein Hirn nutzt momentan 97.3 Prozent seines Potentials und beschäftigt sich mit einer unzähligen Anzahl Gedankengänge gleichzeitig. Ich glaube, das hier ist gerade seine eigene Version der Weiterführung dieser Weltraumsaga.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Hatte ich doch tatsächlich gedacht, Harley würde endlich etwas seriöser werden. Weit gefehlt. Es konnte doch nicht sein, dass sie auf ihren Geräten sehen konnte, ob ein bestimmter Gedankengang mit einer fiktiven Weltraumsaga zu tun hatte. „Wenn ich mich nicht irre, nutzt er die Rechenleistung des Borgkollektivs um die Fortsetzung dieser Saga zu entwickeln. Sie dürften nun langsamer reagieren.“ Harley drehte sich in Richtung Eingangstür und rief: „Schwesterchen, sag mal, hat sich die Reaktionszeit der Borg verändert?“
Kurze Zeit blieb es still. Wir hörten nur den Kampflärm durch die Tür ins Labor dringen. Dazu gehörten neben Waffenfeuer und Explosionen auch Schreie unserer Sicherheitskräfte und dazwischen konnte ich sogar die schweren Schritte der Borg auf unserem Deck hören.
„Ja, Harley! Sie sind träger geworden und reagieren langsamer! Was habt ihr gemacht?“
„Erklär ich dir später!“, rief Harley zurück und strahlte mich zufrieden an. „Jetzt sind wir am Drücker! Zeit den Borg in den Hintern zu treten!“
„Gute Arbeit, Harley!“, sagte ich und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich informiere das Aussenteam auf dem Kubus und die OPS.“ Damit trat ich von dem Biobett zurück, damit Harley weiterhin Hawks Lebenszeichen überwachen konnte. Und während ich Ricarda rief, hörte der Kampflärm vor dem Labor auf. Ich schaute zu Advena, die nur einen Daumen in die Höhe reckte. Sie hatte es geschafft…