Personen: Valeris A. Advena, Ethan Hawk, Tehlak t`Natal i-Sevec tr`Ratleifik
Wörter: 1‘211
Titel: Alpträume
=A= G-001 New Hope – Deck 50 – Sensorlabor 1 – Rückblende =A=
Es war komisch. Genauer konnte ich das Gefühl nicht erklären, Teil des Kollektivs zu sein. Teil zweier Kollektive zu sein. Da war das Borg-Kollektiv. Sehr stark und vereinnahmend. Jeder wache Moment auf der Station kostete mich viel Kraft und wenn ich mich davon löste und wieder ganz ins Kollektiv abglitt, musste ich höllisch aufpassen, um meine Individualität nicht zu verlieren. Hierbei half mir das andere viel schwächere Kollektiv. Es waren die Gedanken und Persönlichkeiten aller anderen Sternenflottenoffiziere, die hier in einem Alkoven steckten. Wir waren ein eigenes kleines Kollektiv. Kümmerlich und schwächlich im Vergleich zum Borg-Kollektiv, aber doch ebenfalls irgendwo in meinem Kopf präsent. Es gab mir genau den Halt, den ich braucht, um nicht zu vergessen, wer ich war und was ich hier für eine Aufgabe hatte.
Doch das Monster Borg-Kollektiv schwebte wie ein Damoklesschwert über mir oder ein düsterer Schlund unter mir. Ein falscher Schritt und ich stürzte hinunter. Das Monster verschlang mich. Diese Angst bremste mich. Angst mich selber zu verlieren und eine Marionette eines Monsters zu sein, welches nichts anderes im Sinn hatte, als auch all jene zu verschlingen, die mir etwas bedeuteten. Plötzlich sah ich Val und die Zwillinge vor mir. Ebenso meine Schwester, Melinda, meine Mutter, Alicia, ja sogar meinen verstorbenen Vater Alexander.
Kaum hatte ich alle erkannt und allen in die Augen geschaut, da bekamen sie auch schon eine graue Hautfarbe und kybernetische Implantate brachen aus ihrer Haut!
Ich schrie…!!!!!!!!!!!!!
Und als ich beim Atem holen die Augen aufschlug, war ich an einem anderen Ort. Ich wusste nicht wo. War verwirrt. Doch jemand nahm mich beruhigend in den Arm…
=A= USS Prophecy – Deck 7 – Quartier Advena/Hawk – im Hier und Jetzt =A=
„Ganz ruhig, Jason. Es ist alles in Ordnung. Du bist nicht mehr mit dem Kollektiv verbunden. Du bist hier bei mir“, sprach Val leise auf mich ein. Ihre Worte waren eindringlich und doch sanft. Einer dieser Widersprüche, die nur eine Frau hinbekam.
Aber es tat gut Vals Stimme zu hören und ihre Umarmung zu spüren. Ich beruhigte mich langsam und wusste inzwischen auch wieder wo ich war. In Sicherheit, bei der wichtigsten Person in meinem Leben. Genau weil Val mir so viel bedeutete überkamen mich nun wieder Schuldgefühle. Schuldgefühle, die so stark waren, dass sich die Schleusen in meinen Tränenkanälen öffneten und ich hemmungslos zu schluchzen begann und mich noch mehr in Vals Umarmung verkroch. In ihren Armen fühlte ich mich sicher, geborgen und wusste, dass mir die Borg nichts mehr anhaben konnten. Und doch gab es da nun einen Teil in meinem Kopf, der nie mehr mir gehörte. Der für immer dunkel bleiben würde und den ich für den Rest meines Lebens meiden würde.
Solche emotionalen Ausbrüche standen bei mir leider inzwischen an der Tagesordnung. Seit dem Borg-Zwischenfall, der inzwischen auch schon mehrere Wochen zurücklag, hatte ich keine Nacht mehr durchgeschlafen. Das hätte auch auf Val zugetroffen, wenn ich nicht ab und zu gleich ins Bett im Gästezimmer gelegt hätte. Diesen Luxus hatten wir auf der Prophecy leider nicht. Jedes Mal hatte ich diesen Traum, bei welchem ich wieder mit dem Kollektiv verbunden war und die wichtigen Menschen in meinem Leben sich vor meinen Augen in Borg verwandelten. Jedes Mal schrak ich schreiend aus dem Schlaf hoch und beruhigte mich erst, wenn mich Val in den Arm nahm, nur um mich kurz darauf schluchzend zusammenzukrümmen und mich noch mehr an sie zu schmiegen. Wenigstens schrie ich inzwischen nicht mehr ganz so laut, so dass die Zwillinge nichts davon mitbekamen.
Val streichelte mir über die Haare. Langsam liess das Schluchze nach. Es kam irgendwann immer der Moment, wo mich die Scham übermannte, was das Schluchzen regelrecht abwürgte. Ich war verängstigt wie ein kleines Kind. Keine Spur von einem stolzen Sternenflottenoffizier, der eigentlich die ganze Station mit über 300‘000 Lebewesen an Bord gerettet hatte. Dafür hatte ich teuer bezahlt und statt eines Helden hatten meine Kinder ein Wrack erhalten. Ich schämte mich dafür, aber ich konnte es nicht ändern. Der Counselor versuchte es, aber es war ein Mann und das funktionierte irgendwie nicht. Am liebsten hätte ich wieder mit Counselor Vanessa O’Neill gesprochen, doch sie war auf der Resolution geblieben und stand nicht zur Verfügung.
„Es tut mir so unendlich leid“, nuschelte ich in Vals von meinen Tränen völlig durchnässtes Nachthemd.
[NRPG: *Val ein Taschentuch reich* Jason könnte es vielleicht brauchen
]=A= Arius III – Zeitsprung =A=
Ich war froh über die einfache Aufgabe, die ich ausüben musste. Zum ersten Mal seit meiner neuerlichen Degradierung, die mich nun zum Ensign herabgestuft hatte, war ich froh, keinen höheren Rang und keine bedeutendere Aufgabe mehr Inne zu haben. Den Druck einer Position mit mehr Verantwortung oder nur schon der Druck einer Aufgabe mit mehr Verantwortung wäre mir jetzt zu viel gewesen. Ich hatte vorerst genug Verantwortung gehabt und auch genug dafür bezahlt.
Deshalb genoss ich es, hier auf diesem Planeten nur für atmosphärische und astronomische Messungen verantwortlich zu sein. Ich stellte meine Messgeräte in unserem Basislager auf, die während mehreren Tagen Daten sammeln sollten. Es ging unter anderem darum, wie sich die Luft entwickelte oder wie die Einstrahlung der beiden Sonnen war. Alles Parameter, die entscheidend waren, ob sich die vor uns ausbreitende Wiese in ertragreiche Felder verwandeln liessen. Ich hoffte es eigentlich nicht, weil es eine Schande gewesen wäre, diese schöne Wiese zu zerstören und durch etwas anderes zu ersetzen. Eine Position, die ich in letzter Zeit des Öfteren einnahm. Ich war gegen Veränderungen, vor allem gegen Umwandlungen.
„Wie sieht es aus Mister Hawk?“, fragte mich Commander Hawk, was wenigstens den Vorteil hatte, dass ich wusste, dass ich gemeint war. Es war merkwürdig, mit jemanden zu arbeiten, der denselben Namen hatte wie ich. Das war mir bisher noch nie passiert und unsere Kameraden hatten es noch nicht so ganz raus, uns mit dem Rang oder dem Vornamen anzusprechen, damit wir wussten, wer gemeint war.
„Unsere Messgeräte laufen und zeichnen stetig die von Ihnen verlangten Werte auf. Die ersten Daten lassen darauf hindeuten, dass hier die meisten Getreide oder Gemüse bestens gedeihen würden. Wie es für einheimische Nahrungsmittel aussieht, kann ich noch nicht sagen, da wir noch keine gefunden haben. Was sich noch überhaupt nicht abschätzen lässt, ist die Auswirkung dieser drei Trabanten.“
„Das sind keine richtigen Monde, nicht wahr?“
„Korrekt, Sir. Es handelt sich eher um Asteroiden, die aus einem noch nicht geklärten Grund in eine Umlaufbahn eingetreten sind, statt auf den Planeten zu knallen oder daran vorbeizufliegen.“
„Stürzen Sie ab?“, fragte Commander Hawk, während er zwischen den Geräten hin und her schritt und meine Kalibrierung überprüfte. Da er für die Frage zu mir aufschaute, schüttelte ich als Antwort nur den Kopf. „Dann hat die Untersuchung dieser Trabant-Asteroiden vorerst keine Priorität. Hier scheint es genug Nährstoffe im Boden zu haben, wenn ich mir die üppige Wiese anschaue. Wie sieht es mit Wasser aus? Liessen sich allfällige Felder bewässern?“
„Laut meinen Informationen über die Topografie, befindet sich in der Nähe ein Fluss, der in Richtung des Meeres fliesst.“
„Na dann los! Schauen wir uns das Mal an, vielleicht lässt er sich ja stauen und Seitenarme anlegen, um die Felder zu bewässern.“
Hawk rief ein kleines Team zusammen, bestehend aus dem Romulaner Tehlak, einem weiteren Wissenschaftler, sowie zwei Sicherheitskräften, einem Techniker und einem Arzt. Wie es die Vorschriften eben vorsehen, damit ein Aussenteam für alle Eventualitäten gerüstet war…
[NRPG: Wer will noch mit? ]
