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--- am Fluss ---
Okay, die Tricorder hatten nichts angezeigt, aber hier musste etwas in der Luft sein. Andererseits war dieses Verhalten von dem Schnuckelchen nicht erklärbar. Aber hey, ich würde mich sicher nicht beklagen und stattdessen ihre Flecken zählen, wenn wir uns nach dem Nacktbaden am Ufer gegenseitig trocken rubbelten.
Jetzt gab ich ihr erst einmal einen Vorgeschmack von meiner Zungenfertigkeit, die sie mit einem seligen Lächeln bedachte. Ich hatte ja noch gehofft, sie würde daraufhin ihren Zeitplan über den Haufen werden und gleich mit mir in den Fluss hüpfen, aber sie zog es wohl doch vor, auf die Dunkelheit zu warten. War wirklich sehr schüchtern, die Kleine.
Sie tänzelte von dannen und ich starrte ihr solange auf den Hintern, bis sie im Dickicht verschwunden war. Schnell überlegte ich, ob sie nicht doch vielleicht angedeutet hatte, dass ich ihr folgen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass dem nicht so war, denn sonst hätte sie spätestens jetzt ein deutlicheres Zeichen gegeben – wie zum Beispiel ihre über einen Busch fliegende Kleidung.
Nichtsdestotrotz konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Vergessen war unsere erste Begegnung – also die Begegnung „ihre Faust in meine Kronjuwelen“. Im Gegenteil, irgendwie freute ich mich auf heute Abend.
--- Basislager ---
„Das hat verdammt lange gedauert“, maulte Harley mich an, die gerade von der (leider nicht nackt) Sonnenbadenden Kirilenkova zurückkehrte.
„Ich bin gründlich vorgegangen“, rechtfertigte ich meine lange Abwesenheit… okay, log ich.
Sie lachte abfällig auf. „Ja, klar.“ Manchmal konnte sie echt verletzend sein.
Okay, konnte ich auch. „Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Mit dem Weichkäse da vorne in der Sonne gelegen?“
„Bist ja nur neidisch!“ Mochte sein. Okay, war so. Aber dafür hatte ich heute Nacht Sex. Okay, sie wahrscheinlich auch. Aber halt nicht mit mir. Obwohl… wer wusste schon, was die Luftveränderung bei Harley für Auswirkungen hatte. Vielleicht sollte ich sie zum Nacht-Nackt-Baden einladen? Sie konnte auch gleich ihre Schwester mitbringen. Von mir aus auch die XO.„Außerdem darf ich nachher einen gaaaaanz wichtigen Rundflug mit nem Shuttle machen! Ätschibätsch, du nicht.“
Ich schüttelte den Kopf und damit den Vorschlag weg. „Wieso bekommst du immer die spannenden Aufgaben?“
--- nachts, im Fluss ---
Die paar Sterne am Himmel reichten gerade aus, um Konturen zu erkennen. Außer dem Plätschern des Flusses hörte ich nichts. Ich schaute mich noch einmal um, aber es war definitiv nichts zu erkennen. An alles hatte ich gedacht, nur nicht an eine Taschenlampe. Alles in allem musste ich davon ausgehen, dass ich wohl oder übel zu früh gekommen war.
Ich entledigte mich meiner Klamotten und steckte den großen Onkel – also den meines linken Fußes – ins Wasser. Verdammt, das war kalt. Das würde mit Sicherheit zu Lasten des anderen Onkels gehen. Aber vielleicht konnte die süße Trill dem entgegenwirken. Nein, mit Sicherheit konnte sie dem entgegenwirken.
Ich stand bis zu den Knien im Wasser, als ich rechts von mir Geräusche hörte, wie jemand ins Wasser stapfte. Gazellenhaft war das nicht, aber das störte mich jetzt auch nicht weiter. Das Geräusch kam nicht näher, was nicht verwunderlich war, denn sie konnte mich unmöglich sehen und solange ich mich nicht bewegte auch nicht hören - und ihrem Befehl folgend sollte ich ihr ja nichts zurufen, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte. Ich verließ mich also auf mein Gehör und watete in Richtung Geräusch, die Hände auf optimaler Höhe bereits ausgefahren.
Ich ertastete eine Brust und durch meine medizinische Ausbildung konnte ich sie der Körbchengröße A zuordnen. Okay, entweder schummelte da jemand bei der Wahl seiner BHs, denn bei unserer ersten Begegnung konnte ich mindestens ein B ausmachen oder: „Du bist nicht Odria!?“ brach ich die auferlegte Funkstille und konnte meine Enttäuschung nicht aus meiner Stimme raushalten.
„Mensch, kann man hier nicht mal in Ruhe baden?“ Verdammt, die Stimme war tief. Zu tief, als dass da noch ein wenig Hoffnung war, dass es sich wenigstens um ein weibliches Wesen handelte.
Es vergingen etliche Sekunden Schweigen. Dann meinte ich nur: „Das hier hat nie stattgefunden!“
„Absolut einverstanden“, begrüßte der Gegenüber meinen Vorschlag.
Wir marschierten aus dem Wasser hinaus und ich visierte ohne weitere Umschweife den Umriss des großen Baumes an, an dem ich meine Klamotten abgelegt hatte. Während ich die Infrarot-Kamera deaktivierte (wie gesagt, ich hatte an alles gedacht, bis auf eine Taschenlampe), vernahm ich ein Niesen. Vermutlich hatte der andere Typ sich bei dem kurzen Bad erkältet. Bei meinem Glück würde er sich morgen bei mir auf der Krankenstation melden. Dabei war ich gar nicht scharf drauf, zu erfahren, wer das war.
Doch ich sollte mich mit meiner Vermutung irren. „Da ist jemand!“ wurde mir zugerufen. Der Typ war doch jetzt nicht etwa so dumm, im Dunkeln nackt und vor allem barfuß durch den Wald zu rennen, oder? Ich hörte das Rascheln von sich schnell fortbewegenden Personen. Okay, er war doch so dumm. Mir egal. Ich würde seine Verletzungen, die er sich mit Sicherheit zuziehen würde, jedenfalls nicht behandeln. Gemütlich zog ich mich an.
Dann griff ich nach der Kamera. Den bis zu diesem Zeitpunkt aufgenommenen Teil löschte ich direkt und stellte die Kamera auf Infrarot um. Ich wollte den Sucher benutzen, um ein Bild der Umgebung zur Verfügung zu haben, dabei aber keineswegs sehen, mit wem ich da eine unheimliche Begegnung der dritten Art hatte.
Tatsächlich sah ich zwei Flecken – der rote lief vor dem orangen davon, allerdings ohne Erfolg. Die beiden Flecken verschmolzen ineinander und wanden sich umeinander. Ich widerstand dem Impuls, die Kamera doch wieder auf Nachtsicht-Modus einzustellen, zumal ich nicht davon ausging, dass Odria – es musste sie sein, denn mein Gehirn hatte nun genug Zeit gehabt, die letzten Minuten zu rekapitulieren und zu wissen, dass sie diesen gemeinen Plan geschmiedet und uns nun beobachtet hatte – nackt war. Stattdessen begab ich mich zu dem Farben-Knäuel.
„Also wenn sie zu dritt kopulieren wollen, müssen sie das auch sagen“, hörte ich die tiefe Stimme und nun brauchte ich kein Bild mehr, um zu erfahren, wen ich da unfreiwillig betatscht hatte. Auf diese Erkenntnis hätte ich wirklich gern verzichten können. Vor allem aber konnte ich auf seinen Vorschlag verzichten. Dreier okay, aber dann bitte mit Harley oder Geschlechtsgenossin.
Ich ging nicht mehr davon aus, dass Odria wirklich irgendwas mit einem von uns oder gar uns zusammen vorhatte. Was zu der Frage führte: „Was machen wir jetzt mir ihr? Ich bin dafür, wir werfen sie ins Wasser.“
[*Upu anguck*

--- Basislager, nächster Morgen ---
Es hatte sich etwas aufgestaut. Wasser, um genau zu sein. 200km westlich von uns. Also etwa da, wo Harley bei ihrem Rundflug Reste einer Kolonie entdeckt hatte. Das war sicher kein Zufall.
Es sollte sich ein Team zu diesen Überresten begeben. Darunter auch ein paar Mediziner, die in diesem Fall wohl eher als Pathologen herhalten sollten, falls irgendwelche humanoiden Überreste gefunden wurden. Denn da diese vorige Zivilisation offensichtlich ausgestorben war, musste man nun natürlich wissen, warum. Möglichkeiten gab es viele:
„Ich tippe auf eine Epidemie“, meinte mein Lieblings-Bolianer. „Ein Virus, das sämtliche Säugetiere befallen und getötet hat. Ich habe so etwas schon einmal erlebt.“ Offensichtlich nicht am eigenen Leib. „Auf Emala IX… oder war es VIII? Auf jeden Fall wütete dort ein Killer-Virus, der die gesamte Zivilisation auslöschte.“
„Hätten Sie hier dann nicht Rückstände dieser Viren gefunden?“ fragte dieser Anticaner.
Die Blauhaut schüttelte den Kopf. „Wenn kein Wirt mehr vorhanden war, ist der Virus ebenso ausgerottet worden. Ich…“
Eine Klingonen-Seclerin fuhr ihm über den Mund: „Oder sie haben sich gegenseitig getötet und damit ausgerottet.“
„Es kann auch ein Gen-Defekt sein. Oder veränderte Umweltbedingungen“, warf Mercury in den Raum.
Kirilenkova hob die Hand und brachte alle zum Schweigen. „Mutmaßungen helfen uns nicht weiter. Wir werden zu der Siedlung aufbrechen und nach Hinweisen suchen. Vielleicht ergibt sich auch noch etwas von unserem Höhlenteam.“
Kurz darauf beendete sie die Sitzung und die einzelnen Personen stoben auseinender. Ich schlenderte zum Zelt mit dem Proviant, als Harley mich von der Seite anstieß. Mit einem „Hm?“ schaute ich hoch und sie an.
„Was ist los mit dir?“ fragte sie mich provokativ. „Da waren gerade sieben Frauen und du hast während der ganzen Sitzung nicht einmal auf irgendwelche Brüste geglotzt.“
„Echt jetzt?“ Ich schaute mich um und sah tatsächlich ein paar Hintern davon wackeln. „War mir gar nicht aufgefallen.“
Harley stellte sich vor mich und musterte mich akribisch. Wackelte sie dabei aufreizend mit den Brüsten, bemerkte ich es nicht. „Ich bring dich wohl besser auf die Krankenstation.“
„Nein, es geht mir gut!“ beschwichtigte ich vehement. „Außerdem werd ich bei der Siedlung gebraucht!“
Sie kniff die Augen zusammen. „Na gut, aber ich werd dich beobachten.“ Sollte mir recht sein, auch wenn das irgendwie umgekehrte Vorzeichen waren.