Personen: Harley, Odria, Luci, Medsad
Wörter: 1138
--- WG ---
Ich kratzte mich. Und nicht etwa, weil Harley und Odria sich in sinnlichen Verrenkungen übten, um sich gegenseitig beim Aus- und Wiederanziehen zu decken – also Deckung zu geben. Ich verstand auch gar nicht, warum sie fürchteten, dass ausgerechnet ich spickte. Um die Labertasche hätte ich mir an deren Stelle viel mehr Sorgen gemacht. Okay, an meiner Stelle auch, hätte ich meine Uniform nicht als Erstes schon angelegt und erst dann gesehen, wie schamlos dieser Typ war, als er vor uns strippte. Außerdem musste er bei dem Klamottenwechsel der beiden Frauen komplett das Atmen eingestellt, so blau, wie er schon angelaufen war.
Nein, ich kratzte mich – erneut – weil es juckte!
„Okay, jetzt denken wir mal wieder positiv und versuchen einen Weg hier raus zu finden“, schlug Harley vor, die jetzt wieder in der etwas zu klein gewählten Uniform – was aber nicht unbedingt negativ war – steckte.
„Ich dachte nur ich gebe über eine Beobachtung und Überlegung Bescheid.“ So viel konnte hinter seiner Beobachtungsgabe nicht stecken, wenn er über unsere Kidnapper nicht sagen konnte, wie diese wohl mit Gefangenen in der Regel umgingen. Ich meine, aus was bestanden die Gitterstäbe hier denn nochmal gleich?
„Was ist denn dabei die Beobachtung?“
„Ich bekomme Hunger. Deshalb bin ich ja erst zu dieser Überlegung gekommen. In Gedanken war ich bei einer leckeren Suppe mit Fleisch von Bolarus, das müssen Sie mal probieren…“
„Klappe!“ fand die süße Trill einen einfachen, wenn auch harschen Weg, die Blauhaut zum Schweigen zu bringen.
Es vergingen einige Minuten, bis Harley – nicht ganz hilfreich – meinte, dieses Rumsitzen hier wäre doch Mist. Okay, sie benutzte ein anderes Wort. Wer sie kennt, weiß, welches.
Ich kratzte mich und fragte mich derweil, warum das mit dem Essen nicht funktioniert hatte. Die Kommunikatoren hatten geklappt, die Uniformen hatten geklappt. Wieso also die Nahrungsmittelbeschaffung nicht? Zu plump einfach in die Gegend gerufen? Musste der Wunsch leise geäußert werden? Dazu noch subtiler? Ich flüsterte ein für die anderen unhörbares „Mein Magen knurrt!“ und schaute mich anschließend hektisch um.
Bis auf ein paar verdatterte Blicke meiner Mitbewohner bekam ich nichts.
Also kratzte ich mich erneut und dachte nur, wie schön es doch wäre, wenn dieses Jucken endlich aufhören würde.
Postwendend erfüllte ein leises Quietschen den Raum.
„Was war das?“ dröhnte Odrias Stimme und klang dabei nicht ohne Angst.
Harley klang ebenso unheilvoll, als sie meinte: „Klang wie so ein kleines pelziges Wesen, das Kinder gerne als Haustier bekommen.“
Ich wandte mich zu ihr: „Du meinst ein kleines Geschwisterchen?“
Jemand tippte mir auf die Schulter. Die anderen werden sicher behaupten, ich hätte aus Angst geschrien, aber dem war nicht so. Es war vielmehr ein Kampfschrei, als ich herumwirbelte und in Position ging. Okay, ohne meine Knochenschere und Laserskalpell hatte ich nichts, womit ich hätte kämpfen können, wodurch meine Angriffsposition ziemlich lächerlich aussehen musste.
Auf jeden Fall erstarb mein Schrei in dem Moment zu einem „ehhrrr…“, wo ich meinen Gegenüber erkannte.
„Da war eine Tür!“ erklärte Lucille, allerdings keineswegs freudig. Eher irritiert. Okay, war ich auch, denn vorhin war da keine Tür, zumindest keine offene. Sie ging an mir vorbei in Richtung Mitbewohner: „Die war vorhin noch nicht da.“ Zu der Erkenntnis war ich auch schon gelangt. „Wir sollten nochmal alles absuchen, vielleicht ist da jetzt noch irgendwo eine Öffnung!“
„Sie meinen, die lassen uns laufen?“ warf Harley ein. „Das halt ich für unwahrschei…“
„HIER!“ brüllte der Bolianer ungewöhnlich einsilbig.
Sofort eilte die ganze Gruppe zu dem Wissenschaftler und glotzte erst auf das Türgebälk, dann sich gegenseitig stumm an.
„Sollen wir?“ fragte Odria behäbig und zeigte mit dem Daumen auf den Ausgang.
Harley seufzte. „Ich weiß nicht, mir kommt das alles seltsam vor. Ich meine, da prangt ja förmlich das Wort ‚Falle‘ drüber.“
„Wieso?“ maulte ich. „Unsere Kommunikatoren und unsere Uniform waren auch keine Falle.“ Ich kratzte mich.
Meine Chefin bedachte dies mit einem mitleidigen Blick. „Wir haben nur keine gefunden. Die Kommunikatoren könnten mit Sendern ausgestattet sein, die Uniformen… oder wohl eher nur deine Uniform mit Läusen…“
„Nein“, schüttelte ich den Kopf. „Das hat vorher schon gejuckt… Immer noch von diesem Insekt.“ Ich versuchte gar nicht erst sie zu überreden, sich die Stelle noch einmal anzuschauen oder gar zu pusten.
Sie seufzte noch einmal. „Ihr könnt ja meinetwegen gehen, ich bleib hier.“
„Eben hast du noch gesagt, hier rumsitzen wäre Mist.“ Erneut verweigerte ich ihre Ausdrucksweise. „Jetzt könnten wir hier raus, da willst du rumsitzen.“
„Ich hab keine Lust, zu deren Belustigung wie eine Laborratte durch einen Irrgarten zu wuseln.“
„Wir werden uns auf keinen Fall auftrennen“, übernahm Walker das Zepter. „Entweder alle gehen, oder alle bleiben hier. Stimmen wir einfach ab.“
--- drei Minuten später ---
Im schwachen Lichtschein gingen wir durch eine Art Korridor. Genau genommen war es eine in Fels gehauene Höhle. Wir hatten keine Ahnung, wo diese hinführte, allerdings waren unsere Möglichkeiten wegen fehlender Abzweigungen beschränkt. Die Luft war stickiger, modriger und schwüler als in unserem Lager. Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer und ich glaubte aus jeder Pore zu schwitzen.
Tröstend war, dass ich nicht der einzige war. Odria schnaufte auch schon ein wenig und äußerte gepaart mit einem Keuchen den Wunsch: „Jetzt eine schöne Dusche.“
Ich sah sie an. „Du solltest nicht zu laut sein, sonst erfüllt sich dein Wunsch noch. Oder willst du wirklich in Gegenwart von uns allen – also auch von dem Lustmolch da vorne…“ ich zeigte auf Jasa, der vor uns her stiefelte „…eine Dusche nehmen?“ Denn trotz allen Fortschritts, für Schallduschen musste man auch weiterhin nackt sein. Okay, ich hätte sicherlich nichts dagegen gehabt; mehr noch, ich hätte ihr natürlich auch beim Einseifen geholfen, aber nach ihrem unfreiwilligen Bad in dem Fluss konnte ich mir letztlich denken, wie sehr ihr diese Vorstellung zusagte.
Dementsprechend zog sie eine Grimasse. „Ich vermiss trotzdem meinen Duschkopf“, nuschelte sie und trottete weiter. Okay, was war denn ein Duschkopf? Und wieso vermisste sie den?
Ohne Vorwarnung blieb der Bolianer stehen. Ihm war wohl die Kondition abhanden gekommen, dachte ich noch. Doch dagegen sprach sein misstrauischer Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte. „Ist euch was aufgefallen?“
„Abgesehen davon, dass wir Gefangene einer fremden Macht sind, die durch eine endlose Höhle laufen, ohne Wasser, ohne Nahrung und ohne Kontakt zur Außenwelt?“ motzte Harley wie schon die ganze Zeit, jetzt aber lauter. Nichtsdestotrotz war sie offensichtlich froh über die Unterbrechung der Wanderung. Okay, war ich auch.
„Ich meine das Licht“, überging Medsad diese Spitze. „Es ist mir vorhin in der Zelle schon aufgefallen. Es ist immer da. Und auch jetzt. Egal, wo wir hingehen, über uns ist immer eine Lichtquelle. Fast so, als würde sie uns verfolgen.“
Na super, der Typ war nicht nur geschwätzig, sondern auch noch paranoid. Als ob Licht einen verfolgen konnte, so ein Schwachsinn. Ein Grunzen kam aus mir heraus, als ich leise auflachen wollte. Doch selbst dieses blieb mir im Hals stecken, als Walker sagte: „Er hat Recht!“
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Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

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