ARI - Lt. Sopek - TEC - RPG 6 Log 2 - 15138.1110

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Wedge Antilles
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Do 30. Jan 2014, 11:07

Personen: Kiri, Rici
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-=^=- Absturzstelle -=^=-


Es lag in der Natur des Menschen, eigene Verfehlungen so gut wie möglich zu neutralisieren. Dabei hatte die Menschheit ein größeres Repertoire von Möglichkeiten zusammengetragen, um dies zu bewerkstelligen. So war eine Möglichkeit, dass der Verursacher seinen Fehler zwar einsah, gleichzeitig aber herunterspielte, indem er behauptete, sein Fehler hätte keine gravierenden Folgen gehabt. Dies war in dem hier vorliegenden Fall nicht möglich, denn das Shuttle war irreparabel beschädigt und somit ein Totalausfall.
Eine weitere durchaus gängige Praxis war es, dass der Verursacher die Schuld jemand anderem in die Schuhe schob – was so schon eine höchst seltsame Redewendung war, gab es doch durchaus Situationen, wo Menschen barfuß waren und somit keine Schuhe trugen. Auf jeden Fall war auch dies in dem jetzigen Fall nicht möglich, denn der Pilot war allein in dem Shuttle gewesen.
Natürlich hätte er behaupten können, dass der Techniker bei der Wartung des Shuttles einen Fehler gemacht hatte und es deswegen zum Absturz kam. Gesetzt, er hätte damit recht, hätte sich in diesem Fall dann der Techniker in der Lage befunden, seine eventuelle Verfehlung zu erklären. Stress wegen Überarbeitung zum Beispiel, womit er indirekt seinem Vorgesetzten zumindest eine Teilschuld abgetreten hätte.
Oder einer – diese Option stand sowohl dem Piloten als auch dem Techniker zur Verfügung - hätte auf die dritte Variante zurückgegriffen: Ein technischer Defekt einer Komponente hätte zu einer Fehlfunktion geführt, die in dem Absturz endete. Dies war eine Möglichkeit, dessen Wahrheitsgehalt ich zu überprüfen dabei war.
Der Pilot dieses Shuttles hier hatte allerdings Möglichkeit Vier genommen: Ungewöhnliche äußere Umstände, die nicht vorhersehbar waren. In diesem Fall eine Energiebarriere. Zumindest verzichtete der Pilot wenigstens darauf, insofern noch zu glänzen, indem er behauptete, er hätte das bestmöglichste gemacht und somit noch größeren Schaden verhindert. Wie bereits festgestellt, war das Shuttle ein Totalverlust, einen noch größeren Schaden hätte das Gerät also nicht erleiden können.
Neben Option Drei und Vier überprüfte ich jedoch auch die häufigste Ursache, die aber nie als Möglichkeit des Verfehlenden erachtet wurde: Derjenige, der den Fehler begangen hatte, war einzig und allein schuld.

Ich war allein, nachdem Ricarda zunächst mit Hathaway und dem Verletzten von dannen geflogen war, und in einem zweiten Botengang Her’De’R holte, um mit ihm eine altertümliche Kommunikationsstrecke zwischen Basislager und Siedlung aufzubauen.
Am meisten Aufschluss sollte der Flugschreiber geben. Ich wischte die Trümmerteile und Scherben, aber auch Erde, kleine Steinchen, Grasbrocken und Äste von der seitlichen Konsole, die beim Aufschlagen des Shuttles auf dem Boden durch die zerborstenen Fenster in den Innenraum gedrungen waren und sich überall niedergelegt hatten. Allerdings war dieses Unternehmen zwecklos, denn es war mir direkt offensichtlich, dass die Konsole keine Energie hatte. Ich ging also in die Hocke und löste die Verkleidung, was etwas mehr Anstrengung als üblich benötigte. Dies war jedoch auch nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte sich die gesamte Struktur des Raumers verzogen.

Der Blick ins Innere zeigte ein weiteres Problem. Sämtliche Energiekonverter waren, wenn sie überhaupt noch an ihrem vorgesehenen Ort waren, durchgebrannt und damit zerstört. Nein, diese Konsole und jede weitere würde ich nicht mehr mit Energie versorgen können. Es bestand nur noch die Möglichkeit, die Black Box direkt auszubauen und die Daten über meinen Tricorder auszulesen.
Dank meiner Kenntnis über die Menschen und ihre Vorliebe für irreführende Beschreibungen wusste ich, dass die Black Box keineswegs schwarz war, sondern in der wesentlich sichtbaren Signalfarbe orange lackiert war. Außerdem sendete sie permanent ein Signal ab, was die Suche zusätzlich vereinfachte.

Ich klappte meinen Tricorder auf und scannte nach dem Signal, das mich in den vorderen Teil des Shuttles dirigierte. Ich kletterte unter die vordere Steuerkonsole und räumte weitere Trümmerteile beiseite. Durch den Aufschlag musste sich die Box aus ihrer Verankerung im dorsalen Bereich gelöst haben und dem Trägheitsgesetz folgeleistend in den Bug geschleudert worden sein.
Als ich eine kleinere Metallstrebe ergriff und achtlos hinter mich warf, sah ich das Objekt meiner Begierde. Ich griff danach, holte es mit einem Klappern und Scheppern, als weitere Trümmerstücke von ihr herabfielen, aus seinem Versteck.
Ich stand auf und klopfte den Dreck erst von meiner Hose, dann von der Box. Bevor ich sie dann aber an den Tricorder anschließen konnte, erweckte ein Geräusch meine Aufmerksamkeit. Ein leises Rascheln, gepaart mit einem Knirschen von zerborstenem Holz, das zunehmend lauter wurde. Ich schaute durch das Loch, wo sich einmal die Frontscheibe des Shuttles befand…

Kurz wölbte ich eine Augenbraue. Dann drehte ich mich schleunigst um, wobei ich gleichzeitig schon Schritte in Richtung Hinterausgang machte. Meinen ersten Berechnungen zufolge würde die Zeit nicht reichen, um erhobenen Hauptes das Shuttle zu verlassen. Insofern war es logisch, in dem Moment zu springen, als ich die hintere Rampe erreichte.
Ich vernahm das Grollen hinter mir. Doch ich war zu sehr damit beschäftigt, meinen baldigen Aufschlag abzufangen. Ich fuhr die Hände aus, warf Tricorder und Black Box achtlos beiseite und ließ meinen Blick über den waldigen Untergrund fliegen, um in möglichst keine Splitter, Scherben, spitze Felsen oder Wurzeln reinzugreifen.
Meine linke Hand berührte zuerst den Boden. Das Grollen war nun in ein Krachen übergegangen. Ich hörte, wie sich Metall verbog und barste. Ich verlagerte mein Gewicht auf die linke Seite, ließ den linken Arm einknicken und zwang meinen Körper so in eine halbe Rolle.
Die Schulter hatte Bodenkontakt, dicht gefolgt von meiner gesamten linken Seite. Der Aufschlag presste die angestaute Luft aus meinen Lungen, ein heißer Schmerz durchzuckte meinen Brustkorb. Mein Körper drehte sich weiter um zwei Achsen, so dass einerseits der Himmel in mein Gesichtsfeld kam, andererseits und optimalerweise mein Körper orthogonal zur Flugrichtung ausgerichtet war.
Die gesamte kinetische Energie meines Sprungs reduzierte sich zunehmend, als ich über den mit Moos bewachsenen Boden rollte und letztlich in einem Strauch zum Erliegen kam.

Ich schüttelte den Kopf leicht, um die aufkeimende Benommenheit zu vertrieben, atmete mehrmals ein und aus, ehe ich wieder aufstand. Ich verzichtete darauf, den Dreck von der Uniform zu streifen, stattdessen schaute ich zum Shuttle. Das ganze Kabinendach war um mehrere Meter eingedrückt von dem Baumstamm, als dieser auf es krachend gefallen war. Ich stapfte zurück, sammelte den Tricorder ein – die Black Box ließ ich zunächst liegen, nachdem ich sie zumindest entdeckt hatte – und umrundete das Wrack. Ich ging weiter und erreichte die Stelle, wo der Baum vormals gestanden hatte.
Flugs aktivierte ich den Tricorder und scannte die Bruchstelle des Baumstamms, obwohl ich das Ergebnis bereits kannte. Die Diagnose bestätigte leidglich meine Beobachtung.


-=^=- Siedlung -=^=-

„Was haben Sie rausgefunden?“ eröffnete Kirilenkova die Berichterstattung, nachdem sie den Zustand meiner Kleidung gründlich gemustert, aber kein Wort darüber verloren hatte.
„Wir sind nicht alleine auf diesem Planeten“, fasste ich ein erstes Resümee.
„Das ist uns spätestens seit dem Verschwinden unserer Crewmitglieder bewusst“, konterte sie.
Ich schüttelte den Kopf. „Diese Annahme war vielleicht zulässig, aber nicht schlüssig. Es ist durchaus möglich, dass unsere Leute eine noch funktionstüchtige Falle aus der Zeit aktiviert haben, als die Siedlung hier bewohnt war. Da es sich um eine Gruft handelt, wo sie verschwunden ist, liegt es nahe, dass die Erbauer diese Fallen gelegt haben, um Grabräuberei zu verhindern.“
„Wie bei den Pyramiden in Ägypten.“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage der XO.
„Ein in der Tat angebrachter Vergleich“, gab ich ihr dennoch Recht. Ich reichte ihr den Tricorder. „Auch die Aussage des Piloten war insofern korrekt, dass ein Energiefeld das Shuttle außer Kontrolle und zum Absturz brachte. Allerdings konnte es sich auch hierbei um ein zufällig reaktiviertes, antikes Schutzsystem gehandelt haben, auch wenn dies technisch gesehen nicht dem Stand der Siedlung hier entspricht.“
„Und was bringt Sie dann zu dem Entschluss, dass wie nicht allein sind?“ fasste die Frau meine anfängliche Zusammenfassung auf.
„Der Zustand meiner Kleidung.“ Es war eigentlich nicht meine Art, auf Umwegen zu meiner Kernaussage zu kommen, dennoch kannte ich die Vorlieben der Menschen, dies zu tun. Außerdem ergab sich so die Möglichkeit, diesen Umstand meines nicht üblichen Auftritts in verschmutzter Kleidung zu erklären. „Nachdem ich den Flugschreiber des Shuttles geborgen hatte, stürzte ein Baum auf das Schiff.“ Ich verschwieg den dramatischen Moment meiner Flucht, ohne die ich sonst hier nicht mehr vor ihr stehen könnte. „Ich habe mir den Baumstamm an der Bruchstelle angesehen. Diese wurde nicht durch das Shuttle herbeigeführt, sondern erst nachträglich.“ Ich verzichtete ebenfalls darauf zu erwähnen, dass es sich somit um einen Mordanschlag handelte. Dramaturgie lag nicht in der Natur der Vulkanier.

„Was schlagen Sie vor?“
„Wir sollten versuchen, mit den Lebewesen Kontakt aufzunehmen. Ansonsten sollten wir den Planeten verlassen und dem Föderationsrat davon abraten, diesen zur Kolonisation zu nutzen.“
Kirilenkova stierte mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Haben Sie nicht etwas vergessen?“ zischte sie. „Solange fünf unserer Leute vermisst werden, werde ich diesen Planeten ganz sicher nicht verlassen.“
Ich kam wohl doch nicht umhin, den Mordversuch explizit zu erwähnen: „Angesichts der Tatsache, dass es sich bei dem umstürzenden Baum um einen Anschlag auf mein Leben handelte, müssen wir davon ausgehen, dass die fünf vermissten Personen…“
„Sprechen Sie es ja nicht aus!“ fuhr die XO mich an. Ihre Stimme bebte. „Ich weigere mich das zu glauben, bis das Gegenteil bewiesen wurde.“
„Wenn das so ist, würde ich gerne zur Absturzstelle zurückkehren. Es ist möglich, dass sich dort immer noch mindestens ein Einheimischer befindet. Vielleicht gelingt es mir, mit ihm in Kontakt zu treten.“ Ich sah zu meinem anticanischen Kollegen: „Außerdem würde ich Mr. Her’De’R gerne mitnehmen, um eine weitere Kommunikationsleitung zu verlegen, um mit Ihnen in direktem Kontakt zu bleiben.“
„Das können Sie tun, aber nicht ohne weitere Begleitung.“ Sie winkte Ricarda heran. „Commander, zwei Ihrer Leute werden Mr. Sopek zur Absturzstelle begleiten.“
„Verstanden. Ich werden Mrs. Kristoffson und Mr. Alton aus dem Basislager nach hier holen.“

[NRPG: Das passiert natürlich, bevor Ricarda in die Gruft hinabsteigt!
@Jason: Ich bleib dann doch mal etwas weiter unter 3000 ;-) ]
Wedge Antilles

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When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.
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