Sternenzeit: 15219.2200
Beteiligte Personen:
- Niemand bestimmtes
Thema: Die unerwartete Prüfung
_,.-~*°*~-.,_,.- Starbase G-001: NEW HOPE - Promenadendeck -.,_,.-~*°*~-.,_
Da war ich nun also wieder. Erholt und doch erschöpft streckte ich meine Glieder, während ich auf das Promenadendeck trat. Mein Weg sollte mich zum nächsten Replimat führen, wo ich mich schon auf ein schönes Frühstück freute. Endlich durfte ich mich wieder abgeschieden in eine Ecke des Raumes setzen und mich meiner Morgenmuffligkeit widmen. Vielleicht ein paar Berichte lesen oder einfach nur die Nachrichten und dabei einen guten Tee trinken und vielleicht ein Croissant oder so verspeisen. Hauptsache etwas Ruhe vor dem Dienst.
Eigentlich war ich ja nicht die typische Einzelgängerin, doch in der früh war es manchmal besser mich in Ruhe zu lassen. Nicht, dass ich die Gesellschaft anderer nicht genieße, aber ich hab es doch gerne, wenn ich die Wahl hab, ob ich mit jemandem Konversation betreiben muss oder nicht und gerade während einer Mission hat man diese Möglichkeit selten, zumindest wenn man auf einem Raumschiff wie der Prophecy eingekerkert war. Wobei ich die letzten Tage nicht selten in meinem Quartier frühstückte. Nun gut.
Meine Schritte führten mich also zum nächsten Replimat, einem von der etwas weniger besuchten Sorte. Als Technikerin kannte ich die typischen Wege der Besatzung und auch der Bevölkerung und Besucher von G-001. Es gibt Orte, die viel Sternenflottenpersonal besuchten, weil sie auf dem Weg zum oder vom Dienst waren, es gab Orte, an denen alle normalen Leute oft vorbeikamen und es gab die Orte, an denen zwar Leute oft vorbeikamen, aber meist erst nachdem sie schon etwas gegessen hatten. Für mich also perfekt und vermutlich für zahlreiche andere Morgenmuffel ebenfalls.
»Wieso hab ich nochmal gesagt, dass ich heute früh im Maschinenraum vorbeischaue, um mir ein Bild über die Situation der Station zu machen?«, brummte ich leise vor mich hin. Das Replimat war wenige Schritte vor mir und ich beschleunigte meine Schritte. Wieder einmal war es schön zu beobachten, dass meine Beobachtungen richtig waren. Das Replimat war zwar gut besucht, aber der Geräuschpegel war eher gering und es gab zahlreiche leere Tische, auch in den hinteren Wand- und Eckenbereichen. Zielstrebig lief ich also zum nächsten freien Replikator und fasste dabei schon meine Bestellung zusammen. Eine Person drängelte sich noch schnell vor mich an das Gerät und bestellte einen Kaffee. Ich ärgerte mich kurz, doch war es mir irgendwie auch egal. Der eine Moment würde jetzt auch nichts machen, ins Besondere, da genug Plätze frei waren. Die Person verschwand und ich trat an den Replikator. Einen kurzen Moment zögerte ich meine Bestellung aufzugeben, weil ich mir nicht sicher war, ob ich sie so haben wollte, da hörte ich auch schon eine Stimme aus meinem Kommunikator drängen.
»Florens an Baumgartner?«, hörte ich eine unbekannte Stimme aus dem Gerät an meiner Brust kommen. Seufzend betätigte ich den Kommunikator und ging einen Schritt beiseite um den Replikator freizugeben.
»Baumgartner hier?«, antwortete ich schnell und sah, wie jemand anders an mir vorbeitrat.
»Guten Tag, Chief. Willkommen zurück auf der New Hope. Ich melde mich von Seiten der sternenflotten Akademie, wir haben einen Termin für ihre Brückenoffiziersprüfung«, erklärte die Dame schnell und mein Herz rutschte hinab.
»Brückenoffiziersprüfung? Sie meinen wegen meiner Weiterbildung zum Offizier?«, fragte ich schnell und erinnerte mich an die Zeit vor der Mission. Ich hatte eine Fortbildung zum leitenden Offizier angefangen, und da ich schon ein überaus anspruchsvolles und umfangreiches Studium als Ingenieurin hinter mir hatte, brauchte ich auch keine fachlichen Kompetenzen nachweisen. Dafür musste ich aber natürlich die Kurse und Prüfungen als leitender Offizier nachholen. Das hatte ich auch derweil gemacht und die schriftliche Prüfungen und was eben dazu gehörte, waren alle abgelegt und bestanden. Es fehlte bloß eine praktische Prüfung, um das Offizierspatent zu bekommen, diese konnte ich nicht ablegen, weil ich auf die Mission mit der Prophecy musste. Nun gab es aber schon einen Nachholtermin? »Wann soll die Prüfung stattfinden?«, fragte ich schnell und spürte, wie mein Herz schneller schlug.
»Heute, um genau zu sein, in etwa einer halben Stunde auf Holodeck 1. Eine Prüfung musste abgesagt werden, deshalb konnten wir sie kurzfristig einschieben«, erklärte die Frau auf der anderen Seite.
»Was? So kurzfristig?«, fragte ich und schluckte überrascht.
»Ja, wir wollten sie gestern schon benachrichtigen, doch war ihr Kommunikator deaktiviert und laut ihrem Dienstplan, haben sie gemeldet, dass sie um diese Zeit antreten, deshalb schoben wir die Meldung auf jetzt. Möchten sie antreten?«, fragte die Dame und mir wurde ganz mulmig.
»Ja«, sprach ich möglichst souverän und hoffte, dass meine Stimme nicht zitterte. »Ich bin in einer halben Stunde Vorort. Danke für die Möglichkeit«
»Kein Problem, Chief. Viel Erfolg!«, sprach Florens und beendete den Kommkanal.
Da stand ich nun. Total perplex und starrte den Replikator vor mir an. An ein großes, ruhiges Frühstück war nicht mehr zu denken. Ich trat trotzdem wieder an den Replikator und überlegte kurz, was mir angemessen erschien.
»Heißes Wasser, kochend, in einer großen Teetasse. Dazu eine Teefiltertüte und ein Laugencroissant«, bestellte ich und sah zu, wie sich das Tablett mit der Bestellung materialisierte. Zügig ging ich an einen leeren Tisch, holte eine Dose mit fermentiertem Tee hervor und löffelte zwei Löffel davon in den Teebeutel. Earl Grey. Wirkt schnell und gut. Ich gab den Teebeutel in die Tasse, steckte die Teedose wieder weg und holte dafür ein kleines Papierröllchen mit braunem Zucker hervor. Der Filterbeutel mit dem schwarzen Tee wurde schon nach gut einer Minute aus der Tasse gegeben und es folgte der Kandiszucker um das Getränk noch zu süßen.
Zögerlich nahm ich einen Bissen vom Croissant und war froh, dass mein Magen nicht zu sehr verrückt spielte. Wer zur Hölle hatte sich ausgedacht, dass sie mich so früh und so kurzfristig überraschen mussten?
»Nächstes Mal bleibt der Kommunikator auf Standby«, brummte ich, während ich einen vorsichtigen Schluck aus der Tasse nahm. Es würde nicht viel Zeit bleiben, um auf der einen Seite ruhig zu werden und auf der anderen Seite mich so weit aufzuputschen, dass ich wach war. Da hätten sie sich echt keinen besseren Moment aussuchen können, um mich auflaufen zu lassen. Direkt nach einer Mission, wenn ich mich eigentlich auf Regeneration freuen sollte.