Personen: Harley
Wörter: 716
--- Krankenstation ---
Mit leuchtenden Augen hing ich über dem Monitor. Was ich da las, klang so unglaublich, so perfekt. Als wollte das Schicksal endlich mal etwas zu meinen Gunsten ausschlagen. Das war auch mehr als fair, nachdem die Schwellung nun wieder zurückgegangen war und ich damit wieder zum unteren Mittelfeld gehörte.
Doch dann wurde mir bewusst, dass das Leben niemals fair war, erst recht nicht zu mir. Somit kamen mir gleichzeitig Zweifel. In eins der leuchtenden Augen mischte sich Flüssigkeit. Sie würden das nie zulassen. SIE würde das nie zulassen.
„Wie weit bist du?“
Ich zuckte hoch, drehte meinen Kopf hastig nach links und rückte meinen Oberkörper gleichzeitig nach rechts. Wenn man vom Teufel sprach.
„Vom Herzinfarkt entfernt? Wenn du mich nochmal so erschrickst, dann nicht mehr allzu weit“, schnaufte ich und versuchte meinen Herzschlag zu verlangsamen. Wollte nicht so recht gelingen, vermutlich weil mein Blick nicht so weit nach oben gerichtet war, dass man hätte sagen können, ich hätte ihr in die Augen geschaut.
„Gut.“ Damit legte sie ihre Hand auf mein Gesicht und dirigierte es unsanft wieder zum Monitor. So blieb mir zwar eine weitere optische Untersuchung verwehrt, dafür konnte ich jetzt olfaktorisch zu Werke gehen. Die Hand roch ein wenig nach Vanille, gepaart mit einer Spur Schweiß. Okay, damit war klar, von – oder besser gesagt mit – wem sie gerade gekommen war. „Und wie weit bist du damit?“
„Äh… ja… im Prinzip fertig.“ Ich änderte schnell die Anzeige. Der Bildschirm zeigte nun die typischen Gesichtsmerkmale eines männlichen und eines weiblichen Kytalas. „Sie haben größtenteils humanoide Eigenschaften. 80% der Bewohner sind grünaügig, die restlichen 20% braun-äugig. Das bekommen wir mit einer Iris-Adaption hin. Die ockerfarbige Haut stellt uns auch vor keine Probleme.“ Bei Harley würde ich notfalls auch zu Pinsel und Farbe greifen. Aber das musste ich ihr ja nicht auf die Nase binden. „Außerdem haben sie auf jeder Seite jeweils drei kleinere Wülste im Schläfenbereich, die mit steigendem Alter größer werden. Das ist auch keine Herausforderung für uns.“ Ich wandte meinen Kopf wieder nach links und sah Harley an. Dieses Mal richtig.
Sie beäugte mich. „Das klingt irgendwie, als käme da noch ein Aber… Wo ist das Problem?“
Das war der richtige Augenblick, meinen Blick wieder zu senken. „Die beiden da.“ Ich musste mich zurückhalten, nicht drauf zu zeigen… okay, sie nicht zu pieksen… okay, meinen Kopf zwischen sie zu stecken und zu pusten.
Harley bemerkte das natürlich und wich ausreichend genug zurück. „Wieso sind die beiden Probleme?"
„Jaja“, säuselte ich, „ich kann mir vorstellen, die beiden LÖSEN in der Regel Probleme. Die Sache ist die…“ Den Blick von den beiden - großen – Problemen nicht wegnehmend, tippte ich blindlings auf die Tastatur, um meine Aussage visuell zu unterstützen. „Die kytalanischen Frauen haben gleich drei davon.“
Ich versuchte Harleys Blick zu deuten. Doch ich konnte nicht sagen, ob sie erstaunt, angewidert oder doch erregt war. Keine Ahnung, was in ihrem hübschen Köpfchen vorging, welche Bilder gerade vor ihrem Auge herumgeisterten. Ich konnte mir nur denken, dass sie nicht mit meinen Bildern übereinstimmten. Denn warum sollte Harley sich vorstellen, wie sie selbst mit drei Brüsten aussah? Okay, es sei denn…
„Glaub bloß nicht, dass du diese Anpassung bei mir vornehmen darfst“, blies sie mir entgegen. Und ehe ich das durchaus verschmerzen konnte – schließlich gab es noch andere Fische im Teich… oder wohl eher Kühe mit Euter – nahm sie mir den gesamten Wind aus den Segeln: „Oder bei irgendeinem anderen weiblichen Crewmitglied!“
Okay, ich musste Ruhe bewahren, um eine vernünftige Diskussion führen zu können. „Wer soll es denn sonst machen? Kosmetische Chirurgie ist mein Spezialgebiet, das weißt du.“
„Meins auch!“ konterte sie.
Ich schnaufte. Wenn dem so war, warum hatte sie dann immer noch nur Körbchengröße C? Okay, kein gutes Argument. Also eigentlich schon gut, aber irrational. „Und du meinst, unsere erlauchte XO ist damit einverstanden, wenn du an fremder Frauen Busen rumfummelst?“ Besseres, weil noch irrationaleres, Argument.
Die kleine Gewitterwolke, die über ihrem Kopf heraufzog, war klar zu sehen. „Bei 15000 Medizinern an Bord werd ich schon irgendeine Hetero-Ärztin oder einen Homo-Arzt finden, der qualifiziert genug ist“, blökte sie.
„Ach ja?“ kläffte ich zurück, kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und beugte mich angriffslustig nach vorne. „Nicht, wenn ich ihn zuerst finde!“ Okay, ich hatte absolut keine Ahnung, was ich damit eigentlich genau sagen wollte.
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Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

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