NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Log1 - 15226.1453
Personen: Viso (NPC)
Wörter: 1.086
Nun saß ich schon wie lange an meinem Schreibtisch und versuchte zu verstehen was einer meiner Studenten wollte? Zu lange. Vier Stunden? Fünf? Ich hatte die Zeit vollkommen aus den Augen verloren. Und das an meinem halbwegs freien Tag… Heute früh hatte ich nur eine Vorlesung vor ein paar Leuten zu halten und dann eigentlich nichts dringendes mehr zu erledigen. Und dann drückte mir einer davon dieses Padd mit seinen Überlegungen in die Hand. So ein Mist. Warum ließ ich mich eigentlich dauernd auf so etwas ein? Und dann diese ewig langen Formulierungen, von denen ich eh nur die Hälfte verstand. Mistkerl. Manchmal schien es mir als wollte der Typ mir nur Arbeit machen. Derjenige, der die unnötigsten Fragen stellte und mir schon zum dritten Mal etwas zum Lesen gab. Fleiß und Ehrgeiz in allen Ehren, aber das war wirklich übertrieben.
Ich beschloss, dass es Zeit für eine Pause war. Und einen Kaffee. Unbedingt Kaffee. Und Bewegung. Also war das Quarks perfekt.
~~vor dem Quarks, nach Log Medsad~~
Bolianer waren ein lustiges Volk. Neugierig und offen. Und hartnäckig. Schmerzlich musste ich bei dem Gespräch an meine Zeit als Alkoholiker denken. Als ich mir sogar den Kaffee irischer gemacht hatte als ich selbst war. Dank der Therapie von Dr Sit war ich nun trocken. So halbwegs. Sie hatte es durch die Strenge, das frühe Eingreifen und einer Enzymbehandlung oder so geschafft, dass ich heute wieder Alkohol in Maßen zu mir nehmen konnte, ohne sofort wieder zum Alkoholiker zu werden. Wie auch immer, das könnte interessant werden, wenn er noch andere Testpersonen finden würde.
Während des Gesprächs fiel mir eine Gestalt außerhalb der Bar auf, die ich kannte. Sofort trat ich an ihn ran.
„Hallo Max!“, rief ich ihn. Er drehte sich um und musste grinsen, als er mich sah. „Entschuldigung…Admiral.“, fügte ich hinzu, als ich seinen Rang sah.
„Hör auf, du weißt doch, dass das nicht nötig ist.“ Jetzt musste ich meinen ehemaligen Kommandierenden Offizier angrinsen. Seit der Zeit sind wir uns ein paar Mal begegnet, aber eher sporadisch. Als einfacher Dozent im Range eines LtCmdr hatte man nicht oft die Gelegenheit mit Admirälen zu sprechen.
~~Quartier Sawley~~
Nach einem weiteren Blick auf das Padd nach der Pause, hatte ich das Problem gelöst. Ein Fehler in der Berechnung. Vorzeichenfehler, falsche Annahmen. Mit ein paar Kommentaren diesbezüglich schickte ich die Arbeit zurück an den Studenten, dessen Namen mir schon wieder entfallen war. Ärgerlich für ihn und mich. Man könnte fast meinen so oft wie der mich nervte, waren das alles Avancen an meine Person…aber das konnte doch nicht…oder etwa doch? Es war alles möglich, ich hatte sogar schon mal einen schwulen klingonischen Friseur getroffen. Bester Haarschnitt aller Zeiten.
Da fiel mir ein, dass ich noch einen Brief an meine auf der Erde gebliebene Frau Tam anfertigen musste. Aufnehmen oder wie auch immer. Ich vermisste sie wirklich, aber momentan war es einfach nicht anders möglich. Sie hatte Verpflichtungen und ich konnte nicht mehr auf der Erde bleiben. Ich musste raus, weg, so weit wie möglich. Da hat mir die Versetzung auf die New Hope gut in den Plan gepasst.
Nachdem ich meinen Brief aufgenommen und abgeschickt hatte, lehnte ich mich auf meinem Sessel zurück und dachte daran wie wir uns kennen gelernt hatten. Damals auf der Starbase 001. Erde, Raumdock. Ich hatte einen Mann gerettet und war angeklagt worden, weil ich als Zivilist in die Technik der Station eingegriffen hatte. Nach einigen Berechnungen und Theorien konnte ich das Energiesystem der Sternenbasis überarbeiten und ein paar weitere Sicherheitsprotokolle einarbeiten.
So wurde Tam auf mich aufmerksam. Die Akademie hatte eine freie Dozentenstelle für EPS-Systeme. So kam sie zu mir und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte. Das war jetzt sehr diplomatisch. Ich konnte sie von Anfang an nicht leiden. Sie kam arrogant rüber und war sehr hartnäckig, was ihre Karriere und ihren Ruf anging. Irgendwann hatte sie es geschafft mich zu überzeugen, nachdem ich einem Jungen namens Adam Nerako einiges über die Technik der Station beigebracht hatte. Ich war überzeugt worden, dass ich zum Lehrer taugte. Bis zu diesem Moment konnte ich Tam nicht leiden.
Und dann lud sie mich zum Abendessen ein, um meine Wiederaufnahme in die Sternenflotte zu feiern. Ab diesem Moment funkte es nicht nur zwischen uns, es schlug Blitze. Und seitdem dachte ich jeden Tag an ihre grünen Augen, ihre rötlichen Haare und ihre sanfte Art, die sie nur bestimmten Leuten zeigte. Besonders mir. Ich musste zugeben, dass wir uns manchmal erschreckend ähnlich waren. Und ja, ich vermisste sie sehr. Aber wir schafften es jetzt schon ein paar Jahre getrennt zu leben und es schadete unserer Ehe nicht im Geringsten. Okay, die Zeit sich selbst anzulügen war vorbei. Ich brauchte sie, aber sie würde im nächsten halben Jahr noch nicht her kommen können.
Aber genug des Selbstmitleids. Wurde langsam mal wieder Zeit etwas zu tun. Vorlesungen vorbereiten. Nachrichten beantworten. Prüfungen vorbereiten.
~~Aussichtsdeck~~
…oder einfach nur die wunderbare Aussicht vom Aussichtsdeck genießen. Die großen Fenster boten genug Sichtfläche, dass man sich fast so fühlen könnte als wäre man da draußen. Im kalten Weltraum, nur geschützt von einem riesigen Haufen Metalllegierungen und den Lebenserhaltungssystemen. Wie oft hatte ich mich schon klein gefühlt, wenn ich auf das Sternenmeer da draußen geschaut habe. Und wie oft sind mir dabei Shuttles oder kleinere Schiffe in die Sicht gekommen und dabei auch die Hoffnung, dass wir etwas bewegen können. Nein, eher die Gewissheit, dass wir etwas bewegen.
Vorher war ich kurz einen Blick auf die Prophecy werfen gegangen. Da war einiges los, das bedeutete, dass sie einen Einsatz haben würde. Wird sicher spannend und interessant. Abenteuer… Ein Teil von mir sehnte sich tatsächlich nach der Zeit, in der ich durchs All gestreift bin. Ein anderer Teil von mir erinnerte sich an die Verantwortung, die ich meinen Studenten gegenüber hatte. Ich konnte nicht einfach alles vernachlässigen und losziehen wie Indiana Jones. Oder konnte ich? Nein, das wollte ich gar nicht. Nicht jetzt. Und Tam würde mich wahrscheinlich dafür töten, wenn ich bei einem freiwilligen Einsatz auf einem Schiff ums Leben kommen würde. Das konnte ich mir nicht leisten. Und zu vier Dritteln war ich in ihrem Besitz, das wäre Sachbeschädigung.
Ich wandte mich von den Fenstern ab und schaute mir die Leute ein bisschen besser an. Es schien eigentlich alles ganz normal zu sein. Trotzdem bemerkte ich bei einigen Sternenflottenoffizieren eine leichte Anspannung. Es musste etwas in Bewegung sein, das kannte ich selbst von solchen Einsätzen. Kurzfristige Vertretungen, Führungswechsel und so weiter. Je nach dem wer alles auf die Mission musste. Oder durfte.
[NRPG: So als Wiedereinstieg für Dem]