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PRO=Log 04=Sgt. Nathan Moreno=SD: 15237.2160=SMC

Verfasst: Fr 9. Mai 2014, 20:36
von Ellya
Wörter: 1262
Personen: Jade, Alton (beide erwähnt), Rodriguez, Vexx (beide NPC), Agarthon

=/\= USS Prophecy - Deck 9 - Einsatzraum der Marines =/\=

“Sarge?“ Rodriguez, der Sprengstoffexperte des Alpha-Teams unter meiner Führung, lugte nur mit der Hälfte seines kahl rasierten Schädels hinter dem Spind hervor. Dennoch bestand kein Zweifel daran, dass er breit grinste, das erkannte ich schon an seinem Ton. “Haben die Weltraumaffen das Aufwärmprogramm eigentlich überlebt?“ Natürlich meinte er die Kollegen aus der regulären Sicherheitsabteilung der Prophecy, deren Trainingsleistungen weder Walker noch mich überzeugt hatten. Dass er dabei die Einheiten der letzten fünf Tage, die unter meiner Aufsicht stattgefunden hatten, als im Grunde unerhebliche Beanspruchung der relevanten Muskelgruppen bezeichnete, zeugte allerdings eher vom allgemeinen Stolz der Marines als von meiner Güte. In Wirklichkeit hatten die Kameraden nämlich ordentlich Schweiß auf dem Fußboden hinterlassen.

“Kommt drauf an, ob man das Leben nennt.“, antwortete ich daher trocken. “Aber selbständig bewegt haben sie sich noch.“ Ein kurzes Lachen, das durch den Widerhall im Spind ein wenig blechern klang, zeigte mir an, dass ich den Humor des Privates getroffen hatte. Einen kurzen Augenblick ließ ich ihm daher das mentale Bild, bevor ich mit unverändertem Ernst ergänzte: “Spaß beiseite. Petty Officer Jade hat den Trainingsrückstand mehr als wieder wettgemacht.“ Ich verschwieg, dass es sich dabei um den Verdienst ihres an krankhaft grenzenden Ehrgeizes handelte. “Und Crewman Alton sollte mittlerweile einsehen, dass Ökonomie nicht bedeutet, in Friedenszeiten auf der faulen Haut zu liegen.“ Auch hier sagte ich nicht die ganze Wahrheit, denn es hatte mich eine ganze Menge Nerven und beinahe meine Stimme gekostet, den faulen Hund auf Trab zu bringen. Aber diese Details waren Makulatur, solange der Ergebnis stimmte: “Auf diese beiden können wir uns voll verlassen.“ “Soweit man sich auf Sonnensegler eben verlassen kann.“, kommentierte die immer noch erheiterte Stimme aus dem Schrank.

“Was allerdings unsere Bewegungslegasthenikerin angeht…“ Bewusst überging ich die kleine Beleidigung ohne eine Regung zu zeigen, da es bereits wieder die zweite Abwertung unserer Gastgeber hier an Bord war und ich echte Streitigkeiten zwischen den Streitkräften gar nicht erst aufkommen lassen wollte. “…wird der Dienst an Deck wohl ratsamer sein.“ Auch das war freundlich ausgedrückt, denn selbst nach mehreren Einheiten hatte die junge Dame es immer noch nicht geschafft, das Gewehr mit entsprechender Sorgfalt zu handhaben und gleichzeitig den Parcours zu absolvieren. In diesem Zustand war sie eine Gefahr für jeden Mann, der sich im Einsatz auf sie verlassen musste, und er schien sich nur noch zu verschlimmern, wenn man sie verbal unter Druck setzte. Welcher Held an der Feder die Fehlentscheidung getroffen hatte, sie in der Sicherheit einsetzen zu wollen, wusste ich zwar nicht, aber was ich ihm erzählen würde, sollte ich jemals seinen Rang erreichen, konnte ich sehr bildhaft beschreiben. Andererseits würde dieser Umstand ohnehin nie eintreten, da ich bevorzugte für meinen Lohn wirkliche Arbeit zu leisten.

“Also zwei von drei.“, zählte Rodriguez zusammen und nahm endlich seinen Kopf aus dem Spind, in den er mittlerweile die Einsatzkleidung verstaut hatte. “Hat die Beförderung dich weich gemacht?“ Ein verächtliches Schnauben, wenn auch nicht ganz ernst gemeint, antwortete ihm. “Wenn man hier Maßstäbe der Marins anlegen würde, hätte die Chefin selbst ein Problem.“ Ich zuckte mit den Schultern und legte dann einen Finger auf den Mund, das universelle Zeichen dafür, dass diese Bemerkung niemals den Raum verlassen durfte. “Aber deswegen sind wir ja hier.“ “Oorah!“, stimmte mir der Private mit dem Schlachtruf der Marines zu und damit war diese Diskussion abgehakt.

~ Zeitsprung: kurz vor Ankunft im Kylata-System ~

=/\= USS Prophecy - Deck 9 - Einsatzraum der Marines =/\=

Nachdem ich kurz zuvor noch ein letztes Mal von Walker über die aktuelle Lage informiert worden war, stand ich nun gemeinsam mit einem Master Chief der Sicherheit in dem kleinen Raum, der nicht nur unsere Ausrüstung bereit hielt, sondern auch als Besprechungsraum herhalten musste, und hörte den Ausführungen des Ranghöheren zu. Laut Walker war er selbst einmal beim Marine Corps gewesen und auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte, welche Gründe es geben konnte, freiwillig zur Flotte zu wechseln, so galt doch als unanfechtbare Tatsache, dass es keine Ex-Marines gab. Soweit es mich betraf, war Mister Agarthon ein Waffenbruder und würde das auch bleiben. Entsprechenden Respekt konnte ich auch von meiner Einheit erwarten, die sämtlich aufmerksam zuhörten. Unwillkürlich fragte ich mich, ob das so auch der Fall gewesen wäre, wenn sie ihre Befehle von einem Offizier erhalten hätten - vermutlich nicht.

“Unmittelbar nach der Landung, sichern Sie die Umgebung.“, erklärte der rothaarige Trill gerade und deutete dann auf den bolianischen Scharfschützen der Einheit. “Private Vexx, Sie nehmen einen geeigneten Beobachtungsposten ein! Alle anderen bilden eine standardmäßige Ringverteidigung.“ Niemandem in diesem Raum musste erklärt werden, wie das ging. Im Schlaf konnte mein Team diese Grundelemente eines jeden Bodenkampfes vermutlich besser als die meisten Soldaten, wenn sie wach waren. Entsprechend kurz hielt sich der Master Chief auch an dem Punkt auf und ging über zu dem, was eher heikel werden konnte: “Sie werden dazu die speziell präparierten Gewehre verwenden, die entsprechend der lokalen Kultur getarnt sind. Es sei darauf hingewiesen, dass tödliche Gewalt für diese Mission nicht autorisiert ist.“

Meine Leute waren diszipliniert genug, nicht in unruhiges Murmeln auszubrechen, doch ihren Gesichtern konnte ich den Missmut deutlich ansehen. Keiner von ihnen war besonders darauf aus, fremde Lebewesen in die ewigen Jagdgründe zu schicken, aber der spezielle Hinweis auf diesen ohnehin stehenden Befehl konnte nur bedeuten, dass jeder abgegebene Schuss Probleme nach sich ziehen konnte. Selbstverteidigung war nämlich ein Begriff, den Gerichte auf ihren sicheren Welten mit dem zeitlichen Abstand eines Geschichtsschreibers gerne und oft anders definierten als ein Marine, vor dessen Lauf eine feindliche Kreatur mit bedrohlichem Arsenal auftauchte. Anmerkungen wie diese wurden dann gerne aus den Akten zitiert und dem beschuldigten Soldaten, der das Pech hatte am unteren Ende der Nahrungskette zu stehen, vorgehalten.

Agarthon schien den Unmut jedoch entweder nicht zu bemerken oder ihn als unweigerlich abzutun, weswegen er einfach darüber hinwegging: “Zwei meiner Leute werden dann die unmittelbare Umgebung auskundschaften, bevor das zweite Shuttle mit den missionsrelevanten Spezialisten landen kann.“ Erneut zeigte sich deutliche Ablehnung bei den Marines unter meinem Kommando, die aber hoffentlich nur ich als ihr langjähriger Kamerad und neuer Sergeant erkennen konnte. Denn dass wir der Sicherheitsabteilung nicht einmal zutrauten, einen simplen Bergrücken danach abzusuchen, ob man ihn für sich hatte, hätten wir den Master Chief wohl besser nicht wissen lassen sollen - Marine oder nicht. Um also zu verhindern, dass es doch noch zu Kommentaren kam, erlaubte ich mir kurz einzuwerfen: “Es wird dann unsere Aufgabe sein, diese Spezialisten von möglichen Gefahren abzuschirmen.“ Das hob die Stimmung zumindest etwas, da sich darin die Wertschätzung für die Fähigkeiten der Männer und Frauen des Corps das erste Mal zeigte. Andererseits bewirkte diese Abstellung zum Dienst als Personenschützer, der intern gerne “Flöhe hüten“ genannt wurde, auch keine Wunder. Aber Marines waren keine Marines, wenn sie nicht mit jeder Herausforderung umgehen könnten. Irgendwie würden wir auch Wissenschaftler und Geheimdienstler beisammen und am Leben halten.

Ein kurzer Seitenblick des Trill sagte mir, dass damit dann im Grunde auch alles gesagt war, weswegen ich ihm dezent zunickte, was eine nach den Regeln zwar überflüssige aber doch übliche Erlaubnis war, meine Einheit wegtreten zu lassen. “Noch Fragen?“, checkte er daher noch kurz, woraufhin ihm aber lediglich ein im Chor gerufenes “Nein, Chief.“ entgegenschallte. Das Ende der Besprechung folgte also auf den Fuß und meine Leute begaben sich zu ihren Spinden, wo bereits die speziell getarnte Einsatzausrüstung lagerte. Anschließend würden sie sich noch auf die Krankenstation verfügen, um dort operativ an die lokalen Gegebenheiten angepasst zu werden, um sich dann in weniger als zwei Stunden auf der Shuttlerampe zu versammeln, um als erste Vorhut auf diesen neuen und scheinbar irgendwie außer Kontrolle geratenen Planeten zu gehen. Genauere Informationen benötigten weder sie noch ich: Wir waren Marines und wir taten, wozu wir ausgebildet waren, ohne Fragen zu stellen.