PRO - EnsJG T. McMannis - MED - RPG15 Log3 - 15238.2148

[Wedge Antilles]

Personen: Harley, Mercury
Wörter: 893


--- Holodeck ---

„Programm beenden!“ rief jemand und sofort löste sich das Durcheinander auf: Die amputierten Brüste, die zertrümmerten Einmachgläser, die Alkoholflüssigkeit, einfach alles. Statt dessen umgab mich das klassische Gittergestänge des Holodecks.
„Ich denke, damit kann ich der Obrigkeit nur empfehlen, das Außenteam NICHT mit nur einer Brust runterzuschicken“, quäkte Harley und machte Notizen auf einem Padd, das sie in ihren Händen hielt.
„Wieso?“ fragte ich nach.
Sie stockte in ihrer Bewegung, hob den Kopf ein wenig und starrte mich irritiert an. „Muss ich dir das Chaos noch einmal zeigen, was du hier veranstaltet hast?“
„Ja, bitte!“ Zu gern wollte ich als Außenstehender in Zeitlupe sehen, wie weibliche Körperteile um mich herumflogen. Wenn ich dabei nicht so süffisant gelächelt hätte, wäre Harley vielleicht drauf eingegangen.

So aber schüttelte sie nur den Kopf und senkte den Blick wieder auf ein Padd. „Dreieinhalb Stunden haben wir für die Veränderungen gebraucht, ich werde also unserem Boss mitteilen, dass wir vier Stunden brauchen. Eventuell fünf, wenn ich die Behandlung deiner gebrochenen Nase dazu addiere, weil du deine unpassenden Bemerkungen nicht für dich behalten kannst.“
„Welche unpassenden Bemerkungen?“ fragte ich wieder nach.
Harley schaute wieder hoch, seufzte und befahl: „Computer, Simulation bei Zeitindex 37,4 abspielen.“

Das Hologitter verschwand, machte der Krankenstation Platz. Ich sah ein Abbild von mir, das mir definitiv nicht entsprach. Es stimmte, was man so sagte: Jede Projektion fügte einem mindestens zehn Pfund hinzu. Und das hier mussten definitiv drei oder mehr Projektionen von mir sein.
Eine Person näherte sich meinem holographischen Abbild. Dieses sah hoch und sagte: „Darf es sonst noch was sein? Zum Beispiel eine kleine Nasenkorrektur?“

„Computer, Simulation anhalten“, sprach meine Chefin.
Ich schaute über meine Schulter zu Harley. „Ach komm, das war witzig.“
„Witziger wäre es, wenn das Hologramm typisch für ihre Abteilung reagiert hätte und dir die Nase gebrochen hätte. Aber du hast den Computer damit wohl völlig überrumpelt.“
„Tja, ich bin halt unberechenbar!“ Ich ging zu dem weiblichen Hologramm, stellte mich davor und stupste das nasenähnliche Gebilde an. Okay, ich stubste es nicht wirklich an, denn momentan war die Kollisionsabfrage deaktiviert, so dass meine Hand durch das Gesicht quasi durchwischte. „Sei ehrlich, du musst zugeben, dass das ein ziemlicher Klumpen ist.“
„Ich musste improvisieren“, rechtfertigte Harley. „Du weißt genau, dass es verboten ist, Simulationen mit originalgetreuen Abbildern zu machen.“
Ich konterte: „Und warum nimmst du originalgetreue Namen?“
„Ich...“ Harley stockte kurz, „bin nicht gut im Namen-Ausdenken.“
Ich lachte auf. „Klar... Du... Ausgerechnet du... Muss ich dich daran erinnern, wie du jedem Außenteammitglieder beim letzten Mal Spitznamen gegeben hast, weil du dir ihre richtigen Namen nicht merken konntest!?“
Sie schaute ein wenig zur Seite, und ihr leuchtender Blick und ihr Grinsen verrieten mir, dass sie sehr wohl wusste.


--- Messe, viel später ---

Ich schaute auf das Spielbrett. Ein Bauer mit einem gigantischen, schwarzen Turm vor sich deckte die Dame über ihm. Und ich wollte gar nicht wissen, was der König mit diesem Läufer unter ihm anfing. Ich wusste nur, Schach war ein verdammt versautes Spiel. Kein Wunder, dass es über die Jahrhunderte so beliebt geblieben war und immer noch weiterentwickelt wurde. So weit ich wusste, gab es nicht nur 3D-Schach, sondern auch eine Variante für drei Spieler, wobei das Problem des symmetrischen Kampfgebiets in der Mitte durch Übergang von quadratischer zu triangulärer Parkettierung gelöst worden war.
„Du bist am Zug!“
Ich schreckte hoch, schaute die Person, die das gesagt hatte, irritiert an. Dann zeigte ich auf das Spielbrett. „Wir spielen hier?“
Hathaway schaute mich mit wirrem Blick an. „Tun wir nicht?“

Ich zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. Wortlos tippte ich auf meinen Kommunikator und hörte ein bereitschaftliches Piepsen. Okay, er war also nicht defekt. „Wie lange ist die Vorhaut... äh... Vorhut jetzt schon unten?“
„Fünf Minuten mehr als vorhin, als du gefragt hast. Also jetzt 46 Minuten.“
„Hm.“ Ich lehnte mich ein wenig zurück, testete noch einmal meinen Kommunikator auf Funktionstüchtigkeit – erfolgreich, was zugleich deprimierend war. „Dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass bei keinem der Mitglieder allergische Reaktionen auf irgendwelche Pollen oder Luftverhältnisse aufgetreten sind. Oder einfach nur auf Sand.“ So sehr ich es versuchte, ich konnte meine Enttäuschung darüber nicht verbergen.
Auch Hathaway lehnte sich zurück. „Ich denke, davon hätten wir gehört. Zumal unsere Chefin da vorne ist.“

Ich schaute hoch und war verwundert. Tatsächlich saß Harley an der Bar und schlürfte an einem Cocktail. Den Gläsern vor ihr zu urteilen, nicht ihr erster. Seltsam war, dass ich ihr Eintreffen gar nicht bemerkt hatte, wo doch sonst jeder Raum – und damit auch diese dreckige Spelunke, auch Offiziersmesse genannt - durch ihre bloße Anwesenheit erhellt wurde.
„Sie sieht aus, als hätte sie Kummer“, mutmaßte mein Kollege.
Nur mein Kopf zu ihm gewandt sah ich ihn an: „Wie kommst du darauf?“
„Das ist ihr dritter Cocktail...“
Ich musste ihn unterbrechen. „Du kennst sie wohl nicht so gut!?“ Bei drei Cocktails wurde sie gerade erst so richtig warm. Okay, eigentlich war sie auch so schon heiß.
„...In fünf Minuten!“ beendete Merc seine Argumentation.
Ich formte mit meinen Lippen ein O. Okay, das war auch für sie viel.
„Sollen wir zu ihr gehen?“ fragte er weiter.

Eine bedröppelte, gelangweilte Harley? Ich war nicht sicher, ob ich mir das antun wollte. Andererseits war das die Gelegenheit, sich als guter Zuhörer, als Freund zu beweisen. Und wer weiß, vielleicht gelang es mir ja so, bei ihr zu punkten. Oder mehr!


[Kali, Merc? Lust auf eine kleine Privatparty? Ihr seid Willkommen!]