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KYL=Log 09=Sgt. Nathan Moreno=SD: 15251.1526=SMC

Verfasst: Fr 23. Mai 2014, 14:17
von Ellya
Wörter: 1.240
Personen: alle im Außenteam

=/\= Kylata - Basis des Außenteams - Tag 3, morgens =/\=

“Danke, Commander.“, übernahm ich das Wort vom Kommandanten der Mission, nachdem dieser zum Glück meinen Blick richtig gedeutet hatte. Es gab nämlich noch ein paar wichtige Details, die mir nach den Erfahrungen des ersten Tages wichtig genug erschienen, um sie vor dem Aufbruch anzusprechen. “Für den Fall, dass Ihre Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt sind…“, erklärte ich daher den versammelten Offizieren und Mannschaften, “…gibt es drei Notfallpläne, die zu Ihrer Sicherheit in Kraft treten werden.“ Ein kurzes und nur gerade eben hörbares Seufzen zeigte mir, dass schon jetzt die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler oder Techniker strapaziert war, doch hielt mich das nicht davon ab, meinen Befehlen nachzukommen.

“Erstens wird mein Trupp Stellung am äußeren Perimeter des Zielgebietes beziehen.“, fuhr ich daher mit dem Wissen um Unterstützung durch Verreuil fort. “Sollte die Lage für Sie ausweglos werden, brauchen Sie daher nur den Code auszusprechen, um unser gewaltsames Eindringen auszulösen. Sie werden dann evakuiert und an einen sicheren Punkt gebracht. Der entsprechende Code lautet: Onkel Chako.“ Es war typisch für den Geheimdienstler, dass er auf eine Phrase bestanden hatte, die im Notfall auch mitten in einer normalen Unterhaltung fallen konnte, um den Gegner so für möglichst lange Zeit im Ungewissen zu lassen. Ich hatte natürlich nichts dagegen einzuwenden gehabt, auch wenn der Funkspruch sich nicht besonders militärisch anhören würde.

Die zweite Sicherungsmaßnahme dagegen war meine Idee gewesen, der unser Anführer nach kurzem Überlegen zugestimmt hatte: “Zweitens wird an diesem Punkt…“ Ich zeigte auf einer interaktiven Karte den Punkt, der für unseren Posten vorgesehen war. “…auch eines der beiden Argo versteckt sein. Dieses fungiert als Extraktionspunkt für den Fall eines Kommunikationsausfalls oder geheimen Rückzugs. Sollten Sie vor der Entscheidung stehen, das Fahrzeug in Abwesenheit der Marines zu nutzen, tun Sie es! Mein Trupp kann zu Fuß durch die Wüste marschieren oder die Stellung halten bis die Bedingungen sich bessern.“ Ich sah in ein paar ungläubige und noch viel mehr herablassende Gesichter. Offenbar glaubten die Flottensoldaten, dass ich zumindest ein wenig übertrieb, weswegen ich insbesondere die Wissenschaftler ins Auge fasste und hinzufügte: “Meine Männer sind dazu ausgebildet, hinter feindlichen Linien zu operieren. Die Mission wegen ihnen zu gefährden, empfänden sie als Beleidigung.“

Ich konnte nur hoffen, dass die Angesprochenen sich diese Ermahnung hinter die Ohren schrieben und unter Feuer richtig entscheiden würden. Denn auch wenn der Ehrenkodex des Corps vorsah, dass kein Mann zurückgelassen wurde, so handelte es sich dabei nicht um ein Gebot der Kampfunterstützung. Tote und Verletzte wurden unter größtmöglichem Aufwand geborgen, Lebende aber konnten kämpfen und waren nicht mehr und nicht weniger als taktische Einsatzmittel. Diese Ansicht war natürlich hart und ich konnte sehen, dass sie einigen Mitgliedern des Außenteams nicht gefiel, aber in absoluten Notsituationen war sie unumgänglich. Das Training und die Erfahrung hatten mich gelehrt, dass man unter Stress nur dann richtig entscheiden konnte, wenn man sich in Ruhezeiten bereits mit dem Ergebnis abgefunden hatte. Darum gab es ja verpflichtende Kurse auf der Militärakademie, die nicht zu bestehen waren: Man brachte den Offiziersanwärtern bei, dass man nicht immer gewinnen konnte und in einem solchen Fall die beste Niederlage einzustecken hatte.

“Und drittens“, fügte ich schließlich hinzu und deutete gleichzeitig auf Private Baker, die ein paar rote Stangen verteilte. “erhalten Sie alle Leuchtraketen. In Rücksprache mit der Wissenschaft sind die Chemikalien sämtlich auch in Ihrer Kleidung, Ihrem Körper oder der Ausrüstung vorhanden, weswegen selbst ein gründlicher Scan mit modernen Sensoren sie nicht als Besonderheit entdecken würde. Halten Sie diese Signalgeber so gut versteckt wie möglich! Sie sind lediglich als Backup für den Kommunikationsausfall gedacht und bewirken das gleiche wie Code Onkel Chako.“ Diese Anweisung war wieder leichter zu verstehen, wenn man dem allgemeinen Nicken glauben durfte. Mitglieder der Flotte waren und blieben einfach hoffnungslose Optimisten und freundeten sich daher schneller damit an, etwas eben für den Notfall dabei zu haben, als konkrete Pläne für den Fall des Scheiterns zu schmieden.

Dennoch blieb eine wichtige Sache zu sagen, die vermutlich niemand hören wollte. Selbst mit Verreuil hatte ich dieses Detail noch nicht besprochen, da ich einen Verschwiegenheitsbefehl befürchtet hatte. So wurde er nun von meiner Aussage überrascht wie alle anderen und ich war gespannt, wie er darauf reagierte. “Abschließend sei zudem daran erinnert, dass die oberste Direktive nur für Völker gilt, deren Entwicklung sich auf einem Stand vor dem ersten Warpflug befindet. Sollten Sie Beweise dafür finden, dass die Kyalas - aus welchem Grund auch immer - diesen Sprung mittlerweile gemacht haben, unterliegt diese Mission den Beschränkungen dieser Vorschrift rechtlich gesehen nicht mehr.“

Ich wusste nicht, ob es Schock oder Überraschung war, die sich da in den Zügen des Commanders zeigten, aber zumindest erfreut war er nicht. Viel mehr schien er diese Frage insgesamt außerhalb der Gedanken seiner Leute halten zu wollen, denn er murmelte nur kurz: “Ich bin mir über die rechtliche Lage im Klaren, Sergeant, aber noch erteile ich hier die Befehle.“ Dann sah er wieder in die Runde und fügte etwas lauter hinzu: “Danke für diese detaillierten Notfallpläne, Mister Moreno. Hoffen wir, dass sie nicht benötigt werden. Noch irgendwelche Fragen?“ Natürlich gab es keine, die offen in der Runde angesprochen wurden, und so verstreuten sich die Mitglieder des Außenteams in alle Richtungen, um ihre Vorbereitungen zu treffen. Darunter fiel für mich vor allem die Überprüfung der Bereitschaft meiner Leute.

=/\= Kylata - Extraktionspunkt - Tag 3, vormittags =/\=

Der Trip durch die Wüste war mit dem Argo, das wir nun zur Verfügung hatten, natürlich erheblich leichter und angenehmer gewesen. Zwar waren wir immer noch den Temperaturen dieses wahnsinnig heißen Planeten ausgesetzt, aber immerhin mussten wir unser Gepäck nicht tragen und konnten auf der Ladefläche Platz nehmen, die zwar nicht bequem war, sich aber immerhin mit einer guten Geschwindigkeit durch die Dünen treiben ließ. Dass wir dabei nur selten überhaupt in die Nähe von Patrouillen kamen, war der Aufklärung vom Vortag zu verdanken, die eine zwar unvollständige aber doch brauchbare Karte der gegnerischen Stellungen hervorgebracht hatte.

Trotzdem kamen wir gelegentlich in den Dunstkreis einiger Ziele, die uns dann zumindest mit einem Tricorder gut hätten orten können. Doch für eine Annäherung an das Objekt, vor dem wir ja Stellung zu beziehen hatten, war dieses Vorgehen leider unerlässlich. Wir mussten eben darauf hoffen, dass der Commander und ich Recht damit behielten, dass die Kazon bis jetzt noch keinen Verdacht geschöpft hatten und daher nicht aktiv auf der Suche waren. Nur so konnte überhaupt der ganze Plan gelingen, der ja die Infiltration der feindlichen Ränge vorsah. Dennoch war ich natürlich auf der Hut und hielt meine Truppe so fern von anderen Lebewesen wie irgendwie möglich. Die Spuren unseres getarnten Argos verwischte das Gefährt selbst, was uns aber wenig geholfen hätte, wenn ein Einheimischer der merkwürdigen Spur im Sand, die sich wenige Sekunden später wieder verlief, direkt ansichtig geworden wäre.

Ohne Zwischenfälle - zumindest solchen, denen wir uns bewusst gewesen wären - schafften wir es aber schließlich den vereinbarten Punkt einzunehmen. Es handelte sich aus Sicherheitsgründen nicht um denselben Ort wie das letzte Mal, doch waren die geographischen Merkmale recht ähnlich: eine kleine Kuhle, in der wir unser Fahrzeug verstecken konnten und die gefolgt von einer kleinen Anhäufung perfekte Deckung bot. Hier konnten wir vermutlich den ganzen Tag liegen, ohne dass uns jemand mit altmodischen Technologien wie Ferngläsern oder Satellitenbildern würde orten können. Leider bedeutete das allerdings auch, dass für uns kaum Spielraum blieb, um irgendetwas zu unternehmen. Ab jetzt konnten wir nur still im Sand liegen und auf ein Zeichen warten, dass unsere Hilfe gebraucht würde. Das war stets der schwerste Teil eines jeden Einsatzes, doch auch daran waren wir mittlerweile gewöhnt.