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KYL=Log 15=Sgt. Nathan Moreno=SD: 15271.1851=SMC

Verfasst: Do 12. Jun 2014, 17:31
von Ellya
Wörter: 1.928
Personen: niemand direkt, einige erwähnt, wichtig für alle ;)

=/\= Kylata - Ogacik - Tag 5, vormittags =/\=

“Sarge?“ In einem der wenigen unbeobachteten Momente, die wir zwischen dem Verstecken der Störsender und dem möglichst unauffälligen Manövrieren durch die vollen Straßen der Stadt hatten, war es wieder einmal Rodriguez, der den Plan entweder nicht verstanden hatte oder mit ihm nicht einverstanden war. “Wieso platzieren wir nicht Sprengstoff an Schlüsselpositionen in der Stadt? Das würde schneller gehen und mehr bringen als diese Dinger.“ Er spielte mit einem der noch nicht angebrachten Geräte als sei es irgendeine Art Actionfigur - oder eben Sprengstoff, so wie er damit umging, solange kein Zünder angebracht war.

“Weil das der Zivilbevölkerung schaden würde.“, antwortete ich ihm erklärend und widerstand dabei der Versuchung, einfach zu sagen: “Weil das unsere Befehle sind.“ Während er nämlich auch dies als absolut perfekten Grund angesehen hätte, wäre er mir doch weiterhin auf die Nerven gegangen damit wie blöd die Anordnungen von Vorgesetzten doch manchmal waren. Und obwohl er damit nicht ganz Unrecht hatte, insbesondere wenn man die nur wenige Tage zurückliegende Aktion von Kirilenkowa bedachte, bei der einige meiner Männer ins offene Messer getrieben worden waren, lenkte es von dieser sehr wichtigen Mission nur unnötig ab.

Anstatt also das Totschlagargument zu verwenden, setzte ich darauf, dass ich dem Private in wenigen Sätzen den Sinn der Aktion erklären konnte, damit wir dann in Ruhe fortsetzen konnten. “Der Bürgermeister hätte vermutlich keinem Plan zugestimmt, bei dem ein paar Dutzend seiner Leute drauf gehen, bevor der Kampf überhaupt los geht. Mit derartigen Opfern musst du aber rechnen, wenn du mitten in einer belebten Stadt Gebäude sprengst.“ Das war nur die halbe Wahrheit, denn zumindest den Verstärker zur Kommunikation in den Orbit würden wir ja bei Kampfesbeginn in die Luft jagen, doch immerhin hielten wir so die Verluste auf ein Minimum. Außerdem konnte man bei dieser Relaisstation hoffen, dass sie maximal ein paar Wachen der Kazon hatte, während an strategischen Punkten wie Waffenkammern und Schildgeneratoren sicherlich auch Zivilisten als Geiseln gehalten wurden.

“Außerdem“, fügte ich hinzu, während ich den gerade angebrachten Störsender mit einer Mischung aus Farbe und Pflanzenteilen in der dunklen Ecke der Seitenstraße versteckte, die uns Sichtschutz bot, “hätten wir niemals die Zeit, beides zu machen. Und die Kommunikation zu stören, stört eine strikt hierarchische Truppe erheblich mehr als Explosionen an gewissen Punkten.“ Ich konnte sehen, dass ihm dieses Argument nicht sofort einleuchten wollte, weswegen ich sogleich hinterher schob: “Oder was würde uns Marines mehr zu schaffen machen? Ein paar Sprengladungen auf dem Promenadendeck oder totaler Ausfall der Kommunikation?“

Rodriguez hob und senkte die Schultern. “Schätze, du hast Recht, Sarge.“, murmelte er dann. “Ist wirklich schwer, einen Gegner zu bekämpfen, wenn man sich nicht koordinieren kann.“ Wie um meinen Punkt zu unterstreichen fuhr er bei diesen Worten durch seine nach lokaler Fasson gestalteten Haare, um sich seines getarnten Kommunikators zu vergewissern. “Hab ich so gar nicht drüber nachgedacht.“ “Siehst du.“, antwortete ich daraufhin mit einem Grinsen. “Deswegen bin ich ja auch der Sergeant und du nur Private.“ Das begleitende Augenzwinkern war impliziert, was unser Sprengstoffexperte natürlich begriff, und so erhielt ich ein geradezu aufmüpfig zackiges “Aye, Sir.“ zurück. Da es aber bei den Marines nur für Offiziere üblich war, mit diesem Prädikat angesprochen zu werden, konnte ich nicht anders als den Scherz zu erwidern: “Wehe, du nennst mich nochmal so! Du weißt genau, dass ich richtige Arbeit leiste.“

=/\= Kylata - Ogacik - Tag 5, kurz vor 15 Uhr =/\=

Unser Plan hatte eigentlich vorgesehen, dass wir Marines uns mit dem Rest der Truppe noch einmal in der Höhle, die von Anfang unseres Aufenthalts an als geheime Basis gedient hatte, zu treffen und gemeinsam loszuziehen, doch hatten gewisse Verzögerungen, die wir im Interesse der Geheimhaltung in Kauf genommen hatten, dazu geführt, dass es dazu nicht mehr gekommen war. Stattdessen befanden wir uns nun auf einem der zentralen Plätze von Ogacik, der direkt vor einem der großen Tore lag, hinter denen die Basis der Gegners begann. Noch taten wir dabei als hielten wir uns nur zufällig hier auf und verbrächten unsere Freizeit als Einheimische dieser Stadt in einem der Etablissements in der Nähe, doch in wenigen Augenblicken würden dank des Widerstandes hinter der Mauer so einige Dinge in die Luft gehen, was für uns das Startzeichen für den Großangriff auf das Arbeitslager war.

Primäres Ziel unserer kleinen Truppe würde es dann sein, zu der Arena vorzudringen, in der man sowohl Teile unserer Crew als auch die stärksten und kämpferischsten der Kylas gefangen hielt, um diese von ihrem Leid zu befreien. Einige Leute des Widerstandes und hoffentlich auch reguläre Leute von der Straße, die sich einfach von der plötzlichen Revolution würden mitreißen lassen, sobald sie eine Chance auf deren Erfolg sah, würden uns dabei sicherlich sehr zur Hand gehen, doch konnten sie auch schnell zum Hindernis werden. Einsätze wie diese, bei denen man mit untrainierten und unvorbereiteten Kämpfern Seite an Seite in die Schlacht ziehen musste, waren alles andere als ideal. Andererseits war ein Krieg aber niemals so klinisch sauber wie die Simulationen es uns glauben machen wollten, weswegen schon mein alter Ausbilder stets großen Wert auf Zufallselemente im Training gelegt hatte.

Auf alles vorbereitet zu sein, war daher die Pflicht eines jeden Marines und heute würde dieses Credo mit Sicherheit zum Tragen kommen. Dabei außerdem noch ruhig zu bleiben und mit einem entspannten Gesicht sein Kaltgetränk zu schlürfen, während man heimlich auf Phasergewehren und Granaten saß, war dabei die kleinere Übung für die Männer und Frauen des Corps. Für die Zivilisten in der Straße jedoch war das eine ganz andere Sache und wenn man aufmerksam in die Menge blickte, konnte man überall kleine Anzeichen auf das Bevorstehende finden. So befanden sich zum Beispiel kaum Kinder im Freien und wenn sie doch einmal durch die Straßen liefen, so wurden sie gleich von einem Erwachsenen nach Drinnen geschickt und ermahnt, nicht mitten am Tag in der Sonne zu spielen. Außerdem sahen sich viele Kylas häufiger als sonst aufmerksam ihre Umgebung an und blickten über ihre Schulter, was insgesamt das Gefühl von Paranoia und drohender Gefahr in der Luft liegen ließ.

Die wenigen Wachen der Kazon, die im freien Teil der Stadt außerhalb ihrer Basis patrouillierten, schienen diese Zeichen jedoch nicht wahrzunehmen oder zumindest nicht darauf zu reagieren. Eine bevorstehende Revolution, die bis ins Detail geplant war, konnte man im Grunde gar nicht unter der Nase des Gegners verstecken, doch irgendwie schafften es diese Idioten trotzdem, sie zu übersehen. Commander Verreuil hatte dieses Verhalten vorausgesagt, da unsere Feinde ganz offensichtlich die Intelligenz des von ihnen unterworfenen Volkes grob unterschätzten. Wie er zu dieser Einsicht gelangt war, konnte ich in Anbetracht der Lage nur raten, denn aus den angezapften Daten des Netzwerks war das so nicht hervorgegangen, doch wie so oft hatte er mit seinen Methoden Recht gehabt. Tatsächlich ignorierten die Soldaten sämtliche Anzeichen als komisches und irritierendes Verhalten, dass eine unterentwickelte Rasse wie diese eben an den Tag legte. Ich konnte in ihren Augen geradezu lesen, wie sich einer nach dem anderen dachte: “Jetzt haben sie schon wieder irgendeinen Scheiß im Kopf.“

Diesmal aber würde es nicht so leicht werden, dem einheimischen Volk die Flausen auszutreiben - und das lag nur zum Teil an uns. Denn obwohl wir natürlich Feuerpower und Wissen mitgebracht hatten, so war es doch zum größten Teil der Bündelung aller Kräfte des Widerstandes geschuldet, dass wir nun sehr bald einen regelrechten Bürgerkrieg oder eine Revolution gegen die Herrscher haben würden, die nach dem Start weder von den Kazon noch von uns würde kontrolliert werden. Die Herren über ihren eigenen Planeten würden nach dem blutigen Ende dieser Krise mit recht großer Sicherheit die Kylas sei. Vorausgesetzt natürlich, Baumgartner und O’Hara erfüllten ihren Teil des Plans, um Verstärkung für die Flotte der Kazon zu verhindern. Insofern konnte man wohl doch sagen, dass erst die Sternenflotte diese Aktion überhaupt ermöglichte.

Lange darüber nachdenken, ob es überhaupt eine Rolle spielte und ob es dabei nur um Lorbeeren und Dankesreden gehen würde, konnte ich aber nicht. Denn kaum waren mir diese Gedanken durch den Kopf geschossen, schreckte auf einmal ein lauter Knall sämtliche Anwesenden auf. Sofort wendeten sich alle Blicke auf die Basis der Kazon und während die Wachen noch herauszufinden versuchten, was um alles in der Welt los war, passierten um sie herum schon jede Menge Dinge gleichzeitig. Denn nicht nur wir Marines zogen unsere Waffen, auch die Widerstandskämpfer in der Menge stürmten mit lauten Schreien und Flüchen auf die Kazon los. Noch während weitere Explosionen aus dem inneren der Basis ertönten und nach und nach Rauchsäulen am Horizont zu erkennen waren, hatten die wenigen Patrouillen in der Nähe bereits ihre Hände voll zu tun mit einem wütenden Mob, der nicht zu kontrollieren war.

Natürlich versuchten sie, sich in die Sicherheit ihrer Basis zurückzuziehen, doch ihre Kommunikatoren funktionierten nicht und so waren sie außerhalb der Mauern gefangen. Ausgeliefert den wütenden Einwohnern der Stadt würden sie trotz ihrer Feuerkraft nicht lange überleben, doch hätten sie mit Sicherheit ein paar der hiesigen Kämpfer mit sich genommen, wenn nicht Vexx in just diesem Moment den Abzug seines Scharfschützengewehres betätigt und einem der beiden Ziele ein Loch in seinen Schädel gebrannt hätte. Tödliche Gewaltanwendung hatte der Commander zwar nur für Notfälle autorisiert, doch so wie ich das sah, lag dieser in einem Bürgerkrieg quasi dauerhaft vor. Niemand konnte sagen, wie lange diese Schlacht dauern und wie viele Opfer sie fordern würde, weswegen mit Sicherheit kein lebender Feind unbewacht in meinem Rücken liegen blieb. Entsprechend war ich es, der auch den zweiten Kazon nur Sekunden später mit meinem Gewehr erledigte, bevor die Traube an Kylas zu dicht wurde und wir den Rest der Patrouille dem Mob überlassen mussten.

Wir hingegen mussten uns wieder dem Hauptauftrag unseres Trupps zuwenden, weswegen ich mit der Hand auf das Tor am Ende des Platzes deutete und die Geste für “zerstören/töten“ machte. Natürlich ließ sich das Rodriguez nicht zweimal sagen und so war binnen weniger Sekunden eine Schnur angebracht, die auf einen Knopfdruck hin ein perfekt rechteckiges Loch in die schwere Türe sprengte. Um anschließend zu verhindern, dass die im Inneren befindlichen Kazon gerade diese neue Öffnung dazu benutzten, in Bataillonsstärke gegen die Aufständischen auf dem Platz vorzugehen, warf ich sogleich zwei Granaten um die Ecke und wartete drei ewig erscheinende Sekunden ab. Dann hörte ich den charakteristischen Klang der Photonengranaten des Typs 2 und beinahe zeitgleich stürmten Vexx und Baker durch den so freigeräumten Eingang.

Sofort begannen die beiden heftig zu feuern, weswegen auch Rodriguez und ich gleich hinter ihnen eintraten und den Halbkreis schlossen, aus dem wir nun kämpften. Der Gegner war stark dezimiert und am Boden lagen mindestens ein Dutzend reglose Gestalten, doch ein paar Kazon hatten sich rechtzeitig hinter ein paar Transportkisten retten können und erwiderten von dort nun unser Feuer. Doch einfache Wachen wie diese, die noch dazu mit nichts als schlechten Disruptoren ausgerüstet waren, waren für ein ausgebildetes Team wie uns natürlich kein großes Problem. Nur wenige Sekunden später verstummten für einen Augenblick alle Waffen und fünf weitere Ziele gesellten sich auf unsere Abschussliste.

Ein schneller Blick sagte mir, dass wir uns in relativer Nähe zu dem Trakt mit der Arena befanden, von diesem jedoch durch einige Wände und Türen getrennt waren, die es nun so schnell wie möglich zu überwinden galt. Leider sagte mir diese kurze Bestandaufnahme aber auch, dass unter den Leichen im Raum nicht ausschließlich Kazon zu finden waren. Was ich anfangs für Arbeiter oder Techniker des Gegners gehalten hatte, stellte sich nun als Mitglieder des Widerstands heraus, die sich hier für den Beginn des Aufstands bereitgehalten hatten und von meinen Granaten unglücklich erwischt worden waren.

“Fuck!“, fluchte ich laut und ballte gedanklich meine Faust. Die ersten Opfer auf unserer Seite waren durch friendly fire gestorben, noch dazu durch meine Hand. Das war kein gutes Omen.