NH=ULog 01=Sgt. Nathan Moreno=SD: 15281.1205=SMC
Verfasst: So 22. Jun 2014, 11:03
Wörter: 857
Personen: keine
=/\= Kirtosa - Gästequartier - während des Rückflugs =/\=
Die letzten Stunden hatte ich wie in einem Rausch erlebt. Mitten im Kampf war es stets schwer einen kühlen Kopf zu bewahren und einige der Kyalas hatten das auch nicht geschafft, was sie in ihrer Wut auf die Besatzer mehr oder weniger zu unfreiwilligen Selbstmordattentätern gemacht hatte. Mein Trupp inklusive der Verstärkung von der Sternenflotte hatte sich jedoch gut gehalten und war erst mitsamt Uniform auf den Betten zusammengebrochen als sich alle Kameraden auf dem Schiff der Pekara befanden. Dann allerdings hatten wir uns auch alle einen stundenlangen Schlaf gegönnt, der von nichts und niemandem hätte gestört werden können. Außer vielleicht von einem erneuten Überraschungsangriff der Kazon, doch den hatten ja die Wissenschaftler irgendwie unterbunden, indem sie das Wurmloch gesprengt hatten. Wie das physikalisch funktionierte, hatte ich nicht ganz verstanden, aber deswegen war ich ja auch nur Unteroffizier und trug keinen blauen Kittel.
Was ich allerdings sehr wohl verstand, war die traurige Anzahl an verlorenen Leben, die wir zu beklagen hatten. Denn obwohl es vonseiten des Widerstands keine genauen Zahlen gab und es diese vermutlich auch nie geben würde, da sich ein ganzes Volk aufgelehnt und an allen Ecken seiner Welt gekämpft hatte, musste es sich doch um eine schmerzvoll hohe Zahl handeln. Nicht nur wegen der Befreiung von den Kazon würde dieser Tag daher im kollektiven Gedächtnis der Einheimischen noch lange weiterleben, sondern auch aufgrund der tiefen Delle in ihrer Bevölkerungsentwicklung. Ähnlich deutliche Einschnitte waren in der irdischen Geschichte stets nur bei jahrelangen Kriegen zu finden, wie sie insbesondere die drei Weltkriege darstellten. Doch immerhin waren die Tode in diesem Konflikt nicht ganz so sinnlos wie viele Opfer dieser Kriege, denn hier hatte ein Volk seine Freiheit verteidigt und gewonnen. Ich war mir sicher, die indianische Medizinerin, deren lauter aber ruhiger Stimme das Lazarett unterstellt gewesen war, fand eine gewisse Genugtuung in diesem Erfolg.
Auf Seiten der Kazon waren natürlich noch einmal erheblich mehr Soldaten in die Hölle geschickt worden, aber darum konnte und wollte ich keine Sekunde trauern. Diese Barbaren hatten ein unschuldiges Volk zu Sklaven gemacht, nur weil sie einen strategischen Punkt in diesem Quadranten hatten einnehmen wollen, womit sie sich in meinen Augen absolut als “die Bösen“ in diesem Konflikt qualifizierten. Nicht immer waren diese Grenzen so eindeutig, da immer auch der Feind nachvollziehbare Motive für sein Handeln hatte, aber in diesem Fall hatte ich selbst nach der Erkenntnis dieser Beweggründe nicht das Gefühl, dass auch nur ein Gegner zu viel getötet worden war. Ganz im Gegenteil war ich insgeheim eher auf der Seite, die Rodriguez im vertraulichen Rahmen unserer Nachbesprechung ganz offen zugegeben hatte. Von ihm aus, so sagte er, hätten gerne mehr Besatzer ins Gras beißen können, wenn dafür Leben auf unserer Seite zu kaufen wären.
Ich wusste natürlich, um welche Leben es ihm in Wirklichkeit ging: die seiner Kameraden aus dem Beta Trupp. Sie waren zu Beginn der Mission auf der Prophecy zurückgeblieben und hatten anschließend bei einem aussichtslosen Enterversuch des Captains ihr Leben gelassen. Zwei gute Marines waren durch die Hände dieser Bastarde umgekommen und das konnte Rodriguez ihnen verständlicherweise nicht verzeihen. Auch ich verspürte diese Wut auf den Feind, die selbst nach den Kampfhandlungen stets noch lange brodelte, doch stieg in mir auch noch regelrechter Hass auf eine andere Person hoch: den Captain. Diese unverantwortliche Frau hatte, wenn man Shrons Berichten glauben durfte, nicht nur die Moral der Crew untergraben, indem sie mitten auf der Brücke in Tränen aufgelöst nach der Chefmedizinerin gerufen hatte, sondern auch diese aussichtslose Attacke befohlen, bei der zwei meiner Männer umgekommen waren.
Diese Details würde ich zwar mit Sicherheit in meinem Bericht erwähnen, nicht aber in der Nachricht an die Angehörigen. Zwar war ich nicht gezwungen, eine solche zu schreiben, doch fühlte ich mich dazu nach den gemeinsamen Dienstjahren moralisch verpflichtet. Von mir aber würden die Eltern, Lebenspartner und Geschwister der Kameraden aber nur erfahren, dass ihre Geliebten bei einem geheimen Einsatz für die Föderation in heroischer Ausübung ihres Dienstes verstorben waren. Der Rest meines Briefes, der mir schon jetzt da ich ihn in Gedanken zu formulieren begann unheimlich schwer fiel, würde vor allem die guten Zeiten mit den Soldaten ins Gedächtnis rufen, um so der Familie vielleicht ein wenig Trost spenden zu können. Was hatten die Zurückgebliebenen schon davon, wenn auch sie einen unfähigen Offizier der Sternenflotte für den Tod ihrer Angehörigen verantwortlich machten?
Mit einem schweren Seufzen setzte ich mich also an den kleinen Tisch in dem luxuriösen Gästequartier, das die Pekara mir und meinem Stellvertreter zur Verfügung gestellt hatten, und begann mit ein paar Grußworten, die ich sofort wieder löschte, da sie mir zu ordinär und alltäglich erschienen. Dann starrte ich wieder auf den leeren Bildschirm, wo ein stumm blinkendes Zeichen mich zur Eingabe der Nachricht aufforderte. Schließlich schüttelte ich langsam den Kopf und verfluchte mich selbst, weil ich mir diese Bürde aufgeladen hatte. Ich war Soldat verdammt nochmal und kein Counselor. Ich konnte gut mit Waffen umgehen, Menschen aber führte ich eher als dass ich wirklich mit ihnen interagierte. Abgesehen von den Kameraden in der Einheit hatte ich niemals wirkliche Freunde gehabt und umso schwerer fiel es mir jetzt, diesen fremden Menschen die schlimmste Botschaft ihres Lebens zu übermitteln.
Personen: keine
=/\= Kirtosa - Gästequartier - während des Rückflugs =/\=
Die letzten Stunden hatte ich wie in einem Rausch erlebt. Mitten im Kampf war es stets schwer einen kühlen Kopf zu bewahren und einige der Kyalas hatten das auch nicht geschafft, was sie in ihrer Wut auf die Besatzer mehr oder weniger zu unfreiwilligen Selbstmordattentätern gemacht hatte. Mein Trupp inklusive der Verstärkung von der Sternenflotte hatte sich jedoch gut gehalten und war erst mitsamt Uniform auf den Betten zusammengebrochen als sich alle Kameraden auf dem Schiff der Pekara befanden. Dann allerdings hatten wir uns auch alle einen stundenlangen Schlaf gegönnt, der von nichts und niemandem hätte gestört werden können. Außer vielleicht von einem erneuten Überraschungsangriff der Kazon, doch den hatten ja die Wissenschaftler irgendwie unterbunden, indem sie das Wurmloch gesprengt hatten. Wie das physikalisch funktionierte, hatte ich nicht ganz verstanden, aber deswegen war ich ja auch nur Unteroffizier und trug keinen blauen Kittel.
Was ich allerdings sehr wohl verstand, war die traurige Anzahl an verlorenen Leben, die wir zu beklagen hatten. Denn obwohl es vonseiten des Widerstands keine genauen Zahlen gab und es diese vermutlich auch nie geben würde, da sich ein ganzes Volk aufgelehnt und an allen Ecken seiner Welt gekämpft hatte, musste es sich doch um eine schmerzvoll hohe Zahl handeln. Nicht nur wegen der Befreiung von den Kazon würde dieser Tag daher im kollektiven Gedächtnis der Einheimischen noch lange weiterleben, sondern auch aufgrund der tiefen Delle in ihrer Bevölkerungsentwicklung. Ähnlich deutliche Einschnitte waren in der irdischen Geschichte stets nur bei jahrelangen Kriegen zu finden, wie sie insbesondere die drei Weltkriege darstellten. Doch immerhin waren die Tode in diesem Konflikt nicht ganz so sinnlos wie viele Opfer dieser Kriege, denn hier hatte ein Volk seine Freiheit verteidigt und gewonnen. Ich war mir sicher, die indianische Medizinerin, deren lauter aber ruhiger Stimme das Lazarett unterstellt gewesen war, fand eine gewisse Genugtuung in diesem Erfolg.
Auf Seiten der Kazon waren natürlich noch einmal erheblich mehr Soldaten in die Hölle geschickt worden, aber darum konnte und wollte ich keine Sekunde trauern. Diese Barbaren hatten ein unschuldiges Volk zu Sklaven gemacht, nur weil sie einen strategischen Punkt in diesem Quadranten hatten einnehmen wollen, womit sie sich in meinen Augen absolut als “die Bösen“ in diesem Konflikt qualifizierten. Nicht immer waren diese Grenzen so eindeutig, da immer auch der Feind nachvollziehbare Motive für sein Handeln hatte, aber in diesem Fall hatte ich selbst nach der Erkenntnis dieser Beweggründe nicht das Gefühl, dass auch nur ein Gegner zu viel getötet worden war. Ganz im Gegenteil war ich insgeheim eher auf der Seite, die Rodriguez im vertraulichen Rahmen unserer Nachbesprechung ganz offen zugegeben hatte. Von ihm aus, so sagte er, hätten gerne mehr Besatzer ins Gras beißen können, wenn dafür Leben auf unserer Seite zu kaufen wären.
Ich wusste natürlich, um welche Leben es ihm in Wirklichkeit ging: die seiner Kameraden aus dem Beta Trupp. Sie waren zu Beginn der Mission auf der Prophecy zurückgeblieben und hatten anschließend bei einem aussichtslosen Enterversuch des Captains ihr Leben gelassen. Zwei gute Marines waren durch die Hände dieser Bastarde umgekommen und das konnte Rodriguez ihnen verständlicherweise nicht verzeihen. Auch ich verspürte diese Wut auf den Feind, die selbst nach den Kampfhandlungen stets noch lange brodelte, doch stieg in mir auch noch regelrechter Hass auf eine andere Person hoch: den Captain. Diese unverantwortliche Frau hatte, wenn man Shrons Berichten glauben durfte, nicht nur die Moral der Crew untergraben, indem sie mitten auf der Brücke in Tränen aufgelöst nach der Chefmedizinerin gerufen hatte, sondern auch diese aussichtslose Attacke befohlen, bei der zwei meiner Männer umgekommen waren.
Diese Details würde ich zwar mit Sicherheit in meinem Bericht erwähnen, nicht aber in der Nachricht an die Angehörigen. Zwar war ich nicht gezwungen, eine solche zu schreiben, doch fühlte ich mich dazu nach den gemeinsamen Dienstjahren moralisch verpflichtet. Von mir aber würden die Eltern, Lebenspartner und Geschwister der Kameraden aber nur erfahren, dass ihre Geliebten bei einem geheimen Einsatz für die Föderation in heroischer Ausübung ihres Dienstes verstorben waren. Der Rest meines Briefes, der mir schon jetzt da ich ihn in Gedanken zu formulieren begann unheimlich schwer fiel, würde vor allem die guten Zeiten mit den Soldaten ins Gedächtnis rufen, um so der Familie vielleicht ein wenig Trost spenden zu können. Was hatten die Zurückgebliebenen schon davon, wenn auch sie einen unfähigen Offizier der Sternenflotte für den Tod ihrer Angehörigen verantwortlich machten?
Mit einem schweren Seufzen setzte ich mich also an den kleinen Tisch in dem luxuriösen Gästequartier, das die Pekara mir und meinem Stellvertreter zur Verfügung gestellt hatten, und begann mit ein paar Grußworten, die ich sofort wieder löschte, da sie mir zu ordinär und alltäglich erschienen. Dann starrte ich wieder auf den leeren Bildschirm, wo ein stumm blinkendes Zeichen mich zur Eingabe der Nachricht aufforderte. Schließlich schüttelte ich langsam den Kopf und verfluchte mich selbst, weil ich mir diese Bürde aufgeladen hatte. Ich war Soldat verdammt nochmal und kein Counselor. Ich konnte gut mit Waffen umgehen, Menschen aber führte ich eher als dass ich wirklich mit ihnen interagierte. Abgesehen von den Kameraden in der Einheit hatte ich niemals wirkliche Freunde gehabt und umso schwerer fiel es mir jetzt, diesen fremden Menschen die schlimmste Botschaft ihres Lebens zu übermitteln.