NH – CrApp Damian Desean – SEC – Ulog 04 - 15297.1404
Verfasst: Di 8. Jul 2014, 13:02
NH – CrApp Damian Desean – SEC – Ulog 04 - 15297.1404
Personen: Lucille Walker, Somali (NPC), Ens O'Harra (erwähnt)
Wörter: 2222
~~~ Hauptsicherheit: Büro LtCmdr L. Walker (nach Lucs Log) ~~~
„Das ist eine gute Frage.“, sagte ich und schloss die Augen einen Moment.
„Ich kann ihnen nicht sagen was sie tun können.“, fuhr ich ehrlich fort. „Ich weiß das sie nicht sehr glücklich sein müssen, beziehungsweise vermute ich das und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich kann mich auch nicht leiden.“, sagte ich und ein Schmunzeln zog sich um meine Mundwinkel. Dann jedoch wurde ich wieder ernst und schwieg einen Moment.
LtCmdr Walkers Gesicht verzog keine Miene. Ich konnte nicht abschätzen ob sie mich ernst nahm oder sich bereits Gedanken machte wie sie mich am besten zurück zur Haftanstalt brachte.
Plötzlich kam mir ein Gedanke der mir bisher nicht kam und meine Augen verengten sich kurz. Somali .. dieser elendige Schweinehund. Natürlich hatte er hier zu tun … meinetwegen. Ich nahm mir vor ihm nach meinem Gespräch hier gehörig die Meinung zu geigen. Von wegen er war ehrlich! Würde ich hier nicht sitzen und mehr oder weniger über meine Zukunft „verhandeln“ wenn man es so nennen konnte …. Ich seufzte.
„Ich bin nicht sicher was sie erwarten, LtCmdr Walker.“, mir war klar das sie erst etwas sagen würde wenn ich etwas „sinnvolles“ sagte.
In diesen Moment fielen mir die Worte von Felicitas wieder ein. Sie hatte mich damals beiseite genommen weil ich nicht mit Jaxyn zum Rummel durfte, da der Heimleiter uns nicht vertraute und das hatte mich sehr geärgert: “Weißt du Damian, Vertrauen ist etwas Wertvolles und eines Tages wirst auch du das Vertrauen einer Personen genießen und schätzen. Doch sich Vertrauen zu erarbeiten ist ein harter Weg. Irgendwann wirst du es lernen. Aber merk dir meine Worte gut, denn eines Tages werden sie dir den Weg weisen. Um das Vertrauen von einer Person zu erlangen muss du ehrlich sein. Nicht kriecherisch und auch nicht alles bejahen was diese Person sagt. Aber du musst ehrlich sein und zuverlässig. Nur dann, wenn du lernst Lebewesen zu akzeptieren und zu schätzen, dann wirst du auch Vertrauen finden.“
Warum hatte diese Frau immer Recht? Selbst aus ihrem Grab heraus half sie mir. Sie war immer in meinen Gedanken und immer dann, wenn ich einen ihrer Ratschläge brauchte. Meine Kinderfrau war immer Still, solange bis ich zum Kern meiner Aussage gekommen war. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich wusste nun was ich tun musste und langsam auch tun sollte.
„Also gut.“, sagte ich und blickte LtCmdr Walker geradewegs an. „Ich bin kein Musterschüler, das ist mir klar. Mein Verhalten gegenüber meiner Mitlebewesen ist wohl … sagen wir einfach daneben.“, Ehrlichkeit war immer das Beste.
„Ich kann sie nur um eine faire Chance bitten. Auch wenn ich weiß das dies sehr viel verlangt ist. Es ist mir durchaus bewusst das ich bei ihnen ganz unten bin, auch nicht nur wegen meiner Vergangenheit. Das ich an mir arbeiten muss, das brauchen sie nicht zu sagen, das weiß ich.“, meine Stimme war leise aber fest und ich hielt den Blickkontakt zu der Frau vor mir. Auch wenn es mir verdammt schwerfiel.
„Ich weiß von Captain Somali das sie Teamarbeit schätzen, doch ich kann ihnen nicht versprechen das ich dies sofort umsetzen kann.“
LtCmdr Walker zeigte zum ersten Mal in diesem Gespräch eine Regung und nickte.
„Ich weiß über ihren Hintergrund Bescheid und sie haben Recht. Begeistert bin ich nicht. Ihre Chance werden Sie bekommen, Crewman. EINE CHANCE.“, ihre Stimme war weiter freundlich aber es lag etwas Endgültiges drin. Ich nickte.
„Das ist mir bewusst und ich kann es ihnen auch nicht verübeln. Ich erwarte auch keine Sonderbehandlung, das will ich auch gar nicht. Captain Somali hat sich ebenfalls sehr deutlich ausgedrückt.“, ich seufzte leise.
„Erwarten sie nicht das ich mich von heute auf morgen um 180 Grad verändere. Ich bin die Menge an Lebenwesen nicht gewöhnt. Mein Alltag in den letzten Jahren sah etwas anders aus. Es wird etwas dauern bis ich mich an alles gewöhnt habe. Ich erwarte nicht das sie mich verstehen oder mich bemitleiden, An den letzten Jahren war ich selbst Schuld. Ich kenne meine Fehler und weiß auch das sie im Gegensatz zu den Regeln der Sternenflotte stehen. Aber ich werde mich bemühen, das ist alles.“
„Das werden wir sehen Crewman Desean.“, sagte Walker. „Sie genießen keine Sonderrechte, keine falsche Illusion. Aber ich werde sie im Auge haben.“
Ich nickte. „Natürlich“, seufzte ich und schüttelte den Kopf, ich wusste das sie es ernst meinte.
„Aber ich habe eine Bitte und ich hoffe das sie dies nicht als Maßlos ansehen.“, ich sah ihr in die Augen. Ein Ausdruck von Neugier lag drin sie nickte.
„Ich bitte um ein „Team“...“, der Ausdruck blieb mir fast im Halse stecken aber es war mir klar das ich Alleingänge vorerst vergessen konnte. „... das nicht zart besaitet ist. Bitte keine frischen Akademieabgänge die jedes Wort ernst nehmen. Ich möchte keine Lebewesen verschrecken und aus der Sicherheit vertreiben. Es wird nicht leicht für mich und ich hoffe auf Verständnis ihrerseits. Ich WILL hier arbeiten, aber bis ich wohl für die „Allgemeinheit“ passe wird es ein langer Weg und meine Worte sind teils verletzend. Das weiß ich.“, die junge Frau von morgen kam mir in den Sinn. Meine Laune hatte ich definitiv an ihr ausgelassen und im Nachhinein tat es mir Leid.
„Ich verstehe, aber ich sagte bereits, das sie keine Sonderbehandlung bekommen. Aber ich verstehe ihre Bedenken und danke für die Ehrlichkeit. Die Zukunft wird zeigen ob sie wirklich in der Sicherheit arbeiten wollen ober es leere Worte sind. Sie haben ihre Chance, wenn sie die nicht nutzen oder sich selbst zunichte machen ist das alleine ihr Problem. Wenn das alles war können sie gehen. Melden sie sich morgen früh hier zum Dienst.“, ihre Stimme war freundlich doch dieser strenge Untertonfall kannte ich zu gut.
„Da wäre noch eine Sache, ich hatte heute morgen einen … Unfall mit einer jungen Dame.“, ich seufzte. Ehrlichkeit … das war wohl laut Felicitas der Schlüssel für alles. „Ich war nicht sehr freundlich und ich vermute … sie werden Post bekommen. Es wird nicht mehr vorkommen.“, ich sah sie an. Warum fühlte ich mich bei ihr wie damals bei Felicitas immer wie ein kleiner ungezogener Junge?
Sie nickte nur, nichtssagend. Das Nicken konnte alles bedeuten. Ein „Ich hab es ja gewusst.“, oder ein „Ich nehme es zur Kenntnis und werde sehen was ich mache.“ Diese Frau war einfach nicht lesbar.
„Sonst noch etwas?“, der Tonfall war weiter freundlich. Sie gab sich wirklich Mühe nicht angeekelt zu sein. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein LtCmdr Walker.“, sagte ich und stand auf. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen ob das Gespräch gut oder schlecht gelaufen war.
Auf den Weg zur Türe blieb ich nochmals stehen und sah LtCmdr Walker an.
„Ma'am, ich will nicht unverschämt sein, aber darf ich ihnen eine persönliche Frage stellen?“, fragte ich vorsichtig. Ich musste einfach wissen ob sie eine Verwandte von Felicitas war. Die Ähnlichkeit in so vielen Wesenszügen war einfach kein Zufall, denn soviel Zufälle gab es nicht.
Erstaunt sah Walker mich an, nickte dann aber vorsichtig. „Ja bitte?“
„Sie hatten in ihrer Familie nicht zufällig jemanden der Felicitas Sonnentau hießt oder?“
Walker sah mich nun wirklich erstaunt an. „Woher kennen sie Felicitas? Sie war meine Großtante. Sie...“
„... sie kam bei einem Feuer ums Leben.“, beendete ich ihren Satz und ihre Augen weiteten sich, dann sah sie mich an und ihre Augen verengten sich.
„Das Feuer war nicht ihre Schuld oder?“, die Stimme war mit einem Mal eisig.
Ich hob abwehrend die Hände.
„Wenn sie meine Akte kennen, LtCmdr, dann wüssten sie das das Feuer im Heim vor acht Jahren war. Ich saß zu dieser Zeit bereits in Haft. Außerdem … ich mochte Felicitas, sie war meine Kinderfrau. Sie hatte immer gute Ratschläge für mich, welche ich jedoch meist ignorierte. Mittlerweile weiß ich sie wollte nur das Beste, vielleicht hätte ich auf ihre Tante hören sollen.“, ich sah Walker an und seufzte dann wie in der letzten Zeit so oft.
„Der Tod ihrer Tante hat mich wirklich traurig gemacht. Es tut mir aufrichtig Leid.“, ich sah Walker an und verließ dann den Raum. Sie war also wirklich mit Felicitas Verwandt. Das würde einiges leichter machen und erklärte auch warum ich ihr vertraute, obwohl ich sie nicht kannte.
Meine Schritte lenkten mich zu meinem Quartier.
~~~ Zeitsprung, Nachmittags New Hope, Promenadendeck ~~~
Somali und ich hatten uns auf den Deck verabredet, nach meinem Gespräch mit LtCmdr Walker war mir nicht nach Gesellschaft gewesen. Natürlich wusste ich das ich nur diese eine Chance hatte und ob sie fair war. Ich seufzte. Sie würde schon fair sein. Immerhin war sie eine Verwandte von Felicitas.
Peter sah mich aufmerksam an als ich locker an eine Lokalwand gelehnt die Menschen beobachtete die an den Geschäften eilig vorbei gingen. Da ich keinen Dienst hatte, jedenfalls heute nicht, hatte ich mich in Jeans und Leinenhemd geworfen. Wie immer fielen meine Haare wild in mein Gesicht. Ich schaffte es einfach nicht sie so zu kämmen, das es nach einer Frisur aussah.
„Hey Arschloch.“, grüßte mich Somali grinsend und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Ah der feine Herr traut sich also endlich auch mal her?“, gab ich zurück und erwiderte sein Grinsen.
„Oh du hast noch gute Laune? Ist das ein gutes oder ehr schlechtes Zeichen?“, wollte Somali wissen.
„Das könnte ich dich fragen, Warum hast du mir nicht gesagt das du hier auf der Base bis wegen mir?“
Peter sah mich erstaunt an. „Wegen dir?“
„Du bist doch wohl mein Bewährungshelfer, oder irre ich mich.“
Er lachte und hob die Hände. „Erwischt und Schuldig im Sinne der Anklage. Ich dachte dir wäre ein Babysitter lieber den du kennst und der dich kennt. Nicht nur deine unmöglich Art sondern dich als Person und deine Leistungen kennt.“
„Vielleicht,“, gab ich zurück. „Aber wenn du mich so gut kennst wie du meinst, dann wüsstest du das ich Ehrlichkeit bevorzuge.“
Peter lachte. „Du hast nicht gefragt Damian. Und wer nicht fragt ...“
„... ja … ja … schon gut.“, ich seufzte. Das war nicht mein Tag und die nächsten Monate würden ein langer und schwerer Weg werden.
„Du hattest dein Gespräch mit Miss Walker?“, fragte Peter neugierig. Ich nickte und sah ihn an. „Ja aber ich weiß nicht ob es gut oder schlecht gelaufen ist.“
„Du bist noch hier und ich habe keine Beschwerde in meinem Postkasten, also … kann es so schlimm nicht gewesen sein.“ Ich seufzte.
„Werde ich wohl sehen aber ich fürchte ich werde mich ändern müssen.“
„Inwiefern?“, wollte Somali nun wissen.
„Nun … ich denke es ist Zeit das Leben zu ändern wenn ich nicht wieder in den Knast will.“, sagte ich und sah die Promenade entlang.
„Wäre sicher von Vorteil wenn du umgänglicher wärst.“, bestätigte Peter meine Worte.
„Wenn ich nur wüsste wie.“, seufzte ich und hatte wirklich keine Ahnung was ich tun sollte.
„Vielleicht wäre es hilfreich wenn du die Leute mit denen du redest nicht wie Abschaum behandelst und sie beleidigst. Keiner Ändert sich von heute auf morgen, aber es wäre ein Anfang wenn du ihnen mit Respekt begegnest,“
„Respekt musst man sich verdienen.“
„Mag sein Damian, aber es gibt verschiedene Arten Respekt zu zeigen, egal ob jemand diesen Verdient oder nicht. Hab einfach Respekt vor dem Leben und akzeptiere die Tatsache das jedes Lebewesen da ist.“, sagte Peter und seufzte. „Das wird ein langer Weg mir dir. Du musst lernen deinen Selbsthass bei dir zu lassen. Die Menschen hier können nichts für deine Vergangenheit und die wenigsten wissen woher zu kommt. Nutze die Chance und fang neu an.“
„Das klingt so einfach Peter.“, sagte ich und stieß mich von der Ladenfassade ab und machte einige Schritte. Peter schloss sich an und wir gingen eine Weile schweigend über die Promenade.
„Du kannst das, denk einmal an Mistaya. Da warst du kein Arschloch sondern ein Ritter in goldener Rüstung.“
„Das war … irgendwie was anders. Der Kerl hat mich einfach gestört.“, sagte ich und grübelte. Erwartete Peter jetzt das ich alles und jedem zur Hilfe eilte?
„Du hast ihr geholfen. Das ist was zählt.“
Ich seufzte erneut. „Ich bin verwirrt. Peter ich habe keine Ahnung wie man sich „richtig“ Verhält. Ich kenne es nicht anders.“
„Du wirst es lernen. Ich kenne dich und du bist kein Dummkopf. Beobachte einfach die Menschen hier oder in einem Lokal. Sei nicht sofort negativ auf die Personen eingestellt denen du begegnest. Lerne sie erst kennen, wenn es Arschlöcher sind musst du sie auch nicht respektieren, Du sollst nicht aufhören du selbst zu sein, Damian. Du sollst lernen den Menschen einen Vertrauensbonus zu schenken. Lerne sie kennen und dann weißt du auch wie sie ticken und lernst auch mit ihnen klar zu kommen.“
„Vertrauensbonus? Ich dachte Vertrauen muss man sich erlangen und verdienen.“
Somali nickte. „Das echte Vertrauen ja. Aber es ist eine Tatsache das man oft einen Vertrauensbonus geben muss. So ist die Welt nun einmal und ich bin mir sicher es wird der Tag kommen an denen du meine Worte verstehen wirst.“, er sah mich an und lächelte.
-TBC-
Personen: Lucille Walker, Somali (NPC), Ens O'Harra (erwähnt)
Wörter: 2222
~~~ Hauptsicherheit: Büro LtCmdr L. Walker (nach Lucs Log) ~~~
„Das ist eine gute Frage.“, sagte ich und schloss die Augen einen Moment.
„Ich kann ihnen nicht sagen was sie tun können.“, fuhr ich ehrlich fort. „Ich weiß das sie nicht sehr glücklich sein müssen, beziehungsweise vermute ich das und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich kann mich auch nicht leiden.“, sagte ich und ein Schmunzeln zog sich um meine Mundwinkel. Dann jedoch wurde ich wieder ernst und schwieg einen Moment.
LtCmdr Walkers Gesicht verzog keine Miene. Ich konnte nicht abschätzen ob sie mich ernst nahm oder sich bereits Gedanken machte wie sie mich am besten zurück zur Haftanstalt brachte.
Plötzlich kam mir ein Gedanke der mir bisher nicht kam und meine Augen verengten sich kurz. Somali .. dieser elendige Schweinehund. Natürlich hatte er hier zu tun … meinetwegen. Ich nahm mir vor ihm nach meinem Gespräch hier gehörig die Meinung zu geigen. Von wegen er war ehrlich! Würde ich hier nicht sitzen und mehr oder weniger über meine Zukunft „verhandeln“ wenn man es so nennen konnte …. Ich seufzte.
„Ich bin nicht sicher was sie erwarten, LtCmdr Walker.“, mir war klar das sie erst etwas sagen würde wenn ich etwas „sinnvolles“ sagte.
In diesen Moment fielen mir die Worte von Felicitas wieder ein. Sie hatte mich damals beiseite genommen weil ich nicht mit Jaxyn zum Rummel durfte, da der Heimleiter uns nicht vertraute und das hatte mich sehr geärgert: “Weißt du Damian, Vertrauen ist etwas Wertvolles und eines Tages wirst auch du das Vertrauen einer Personen genießen und schätzen. Doch sich Vertrauen zu erarbeiten ist ein harter Weg. Irgendwann wirst du es lernen. Aber merk dir meine Worte gut, denn eines Tages werden sie dir den Weg weisen. Um das Vertrauen von einer Person zu erlangen muss du ehrlich sein. Nicht kriecherisch und auch nicht alles bejahen was diese Person sagt. Aber du musst ehrlich sein und zuverlässig. Nur dann, wenn du lernst Lebewesen zu akzeptieren und zu schätzen, dann wirst du auch Vertrauen finden.“
Warum hatte diese Frau immer Recht? Selbst aus ihrem Grab heraus half sie mir. Sie war immer in meinen Gedanken und immer dann, wenn ich einen ihrer Ratschläge brauchte. Meine Kinderfrau war immer Still, solange bis ich zum Kern meiner Aussage gekommen war. Unwillkürlich musste ich lächeln. Ich wusste nun was ich tun musste und langsam auch tun sollte.
„Also gut.“, sagte ich und blickte LtCmdr Walker geradewegs an. „Ich bin kein Musterschüler, das ist mir klar. Mein Verhalten gegenüber meiner Mitlebewesen ist wohl … sagen wir einfach daneben.“, Ehrlichkeit war immer das Beste.
„Ich kann sie nur um eine faire Chance bitten. Auch wenn ich weiß das dies sehr viel verlangt ist. Es ist mir durchaus bewusst das ich bei ihnen ganz unten bin, auch nicht nur wegen meiner Vergangenheit. Das ich an mir arbeiten muss, das brauchen sie nicht zu sagen, das weiß ich.“, meine Stimme war leise aber fest und ich hielt den Blickkontakt zu der Frau vor mir. Auch wenn es mir verdammt schwerfiel.
„Ich weiß von Captain Somali das sie Teamarbeit schätzen, doch ich kann ihnen nicht versprechen das ich dies sofort umsetzen kann.“
LtCmdr Walker zeigte zum ersten Mal in diesem Gespräch eine Regung und nickte.
„Ich weiß über ihren Hintergrund Bescheid und sie haben Recht. Begeistert bin ich nicht. Ihre Chance werden Sie bekommen, Crewman. EINE CHANCE.“, ihre Stimme war weiter freundlich aber es lag etwas Endgültiges drin. Ich nickte.
„Das ist mir bewusst und ich kann es ihnen auch nicht verübeln. Ich erwarte auch keine Sonderbehandlung, das will ich auch gar nicht. Captain Somali hat sich ebenfalls sehr deutlich ausgedrückt.“, ich seufzte leise.
„Erwarten sie nicht das ich mich von heute auf morgen um 180 Grad verändere. Ich bin die Menge an Lebenwesen nicht gewöhnt. Mein Alltag in den letzten Jahren sah etwas anders aus. Es wird etwas dauern bis ich mich an alles gewöhnt habe. Ich erwarte nicht das sie mich verstehen oder mich bemitleiden, An den letzten Jahren war ich selbst Schuld. Ich kenne meine Fehler und weiß auch das sie im Gegensatz zu den Regeln der Sternenflotte stehen. Aber ich werde mich bemühen, das ist alles.“
„Das werden wir sehen Crewman Desean.“, sagte Walker. „Sie genießen keine Sonderrechte, keine falsche Illusion. Aber ich werde sie im Auge haben.“
Ich nickte. „Natürlich“, seufzte ich und schüttelte den Kopf, ich wusste das sie es ernst meinte.
„Aber ich habe eine Bitte und ich hoffe das sie dies nicht als Maßlos ansehen.“, ich sah ihr in die Augen. Ein Ausdruck von Neugier lag drin sie nickte.
„Ich bitte um ein „Team“...“, der Ausdruck blieb mir fast im Halse stecken aber es war mir klar das ich Alleingänge vorerst vergessen konnte. „... das nicht zart besaitet ist. Bitte keine frischen Akademieabgänge die jedes Wort ernst nehmen. Ich möchte keine Lebewesen verschrecken und aus der Sicherheit vertreiben. Es wird nicht leicht für mich und ich hoffe auf Verständnis ihrerseits. Ich WILL hier arbeiten, aber bis ich wohl für die „Allgemeinheit“ passe wird es ein langer Weg und meine Worte sind teils verletzend. Das weiß ich.“, die junge Frau von morgen kam mir in den Sinn. Meine Laune hatte ich definitiv an ihr ausgelassen und im Nachhinein tat es mir Leid.
„Ich verstehe, aber ich sagte bereits, das sie keine Sonderbehandlung bekommen. Aber ich verstehe ihre Bedenken und danke für die Ehrlichkeit. Die Zukunft wird zeigen ob sie wirklich in der Sicherheit arbeiten wollen ober es leere Worte sind. Sie haben ihre Chance, wenn sie die nicht nutzen oder sich selbst zunichte machen ist das alleine ihr Problem. Wenn das alles war können sie gehen. Melden sie sich morgen früh hier zum Dienst.“, ihre Stimme war freundlich doch dieser strenge Untertonfall kannte ich zu gut.
„Da wäre noch eine Sache, ich hatte heute morgen einen … Unfall mit einer jungen Dame.“, ich seufzte. Ehrlichkeit … das war wohl laut Felicitas der Schlüssel für alles. „Ich war nicht sehr freundlich und ich vermute … sie werden Post bekommen. Es wird nicht mehr vorkommen.“, ich sah sie an. Warum fühlte ich mich bei ihr wie damals bei Felicitas immer wie ein kleiner ungezogener Junge?
Sie nickte nur, nichtssagend. Das Nicken konnte alles bedeuten. Ein „Ich hab es ja gewusst.“, oder ein „Ich nehme es zur Kenntnis und werde sehen was ich mache.“ Diese Frau war einfach nicht lesbar.
„Sonst noch etwas?“, der Tonfall war weiter freundlich. Sie gab sich wirklich Mühe nicht angeekelt zu sein. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein LtCmdr Walker.“, sagte ich und stand auf. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen ob das Gespräch gut oder schlecht gelaufen war.
Auf den Weg zur Türe blieb ich nochmals stehen und sah LtCmdr Walker an.
„Ma'am, ich will nicht unverschämt sein, aber darf ich ihnen eine persönliche Frage stellen?“, fragte ich vorsichtig. Ich musste einfach wissen ob sie eine Verwandte von Felicitas war. Die Ähnlichkeit in so vielen Wesenszügen war einfach kein Zufall, denn soviel Zufälle gab es nicht.
Erstaunt sah Walker mich an, nickte dann aber vorsichtig. „Ja bitte?“
„Sie hatten in ihrer Familie nicht zufällig jemanden der Felicitas Sonnentau hießt oder?“
Walker sah mich nun wirklich erstaunt an. „Woher kennen sie Felicitas? Sie war meine Großtante. Sie...“
„... sie kam bei einem Feuer ums Leben.“, beendete ich ihren Satz und ihre Augen weiteten sich, dann sah sie mich an und ihre Augen verengten sich.
„Das Feuer war nicht ihre Schuld oder?“, die Stimme war mit einem Mal eisig.
Ich hob abwehrend die Hände.
„Wenn sie meine Akte kennen, LtCmdr, dann wüssten sie das das Feuer im Heim vor acht Jahren war. Ich saß zu dieser Zeit bereits in Haft. Außerdem … ich mochte Felicitas, sie war meine Kinderfrau. Sie hatte immer gute Ratschläge für mich, welche ich jedoch meist ignorierte. Mittlerweile weiß ich sie wollte nur das Beste, vielleicht hätte ich auf ihre Tante hören sollen.“, ich sah Walker an und seufzte dann wie in der letzten Zeit so oft.
„Der Tod ihrer Tante hat mich wirklich traurig gemacht. Es tut mir aufrichtig Leid.“, ich sah Walker an und verließ dann den Raum. Sie war also wirklich mit Felicitas Verwandt. Das würde einiges leichter machen und erklärte auch warum ich ihr vertraute, obwohl ich sie nicht kannte.
Meine Schritte lenkten mich zu meinem Quartier.
~~~ Zeitsprung, Nachmittags New Hope, Promenadendeck ~~~
Somali und ich hatten uns auf den Deck verabredet, nach meinem Gespräch mit LtCmdr Walker war mir nicht nach Gesellschaft gewesen. Natürlich wusste ich das ich nur diese eine Chance hatte und ob sie fair war. Ich seufzte. Sie würde schon fair sein. Immerhin war sie eine Verwandte von Felicitas.
Peter sah mich aufmerksam an als ich locker an eine Lokalwand gelehnt die Menschen beobachtete die an den Geschäften eilig vorbei gingen. Da ich keinen Dienst hatte, jedenfalls heute nicht, hatte ich mich in Jeans und Leinenhemd geworfen. Wie immer fielen meine Haare wild in mein Gesicht. Ich schaffte es einfach nicht sie so zu kämmen, das es nach einer Frisur aussah.
„Hey Arschloch.“, grüßte mich Somali grinsend und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Ah der feine Herr traut sich also endlich auch mal her?“, gab ich zurück und erwiderte sein Grinsen.
„Oh du hast noch gute Laune? Ist das ein gutes oder ehr schlechtes Zeichen?“, wollte Somali wissen.
„Das könnte ich dich fragen, Warum hast du mir nicht gesagt das du hier auf der Base bis wegen mir?“
Peter sah mich erstaunt an. „Wegen dir?“
„Du bist doch wohl mein Bewährungshelfer, oder irre ich mich.“
Er lachte und hob die Hände. „Erwischt und Schuldig im Sinne der Anklage. Ich dachte dir wäre ein Babysitter lieber den du kennst und der dich kennt. Nicht nur deine unmöglich Art sondern dich als Person und deine Leistungen kennt.“
„Vielleicht,“, gab ich zurück. „Aber wenn du mich so gut kennst wie du meinst, dann wüsstest du das ich Ehrlichkeit bevorzuge.“
Peter lachte. „Du hast nicht gefragt Damian. Und wer nicht fragt ...“
„... ja … ja … schon gut.“, ich seufzte. Das war nicht mein Tag und die nächsten Monate würden ein langer und schwerer Weg werden.
„Du hattest dein Gespräch mit Miss Walker?“, fragte Peter neugierig. Ich nickte und sah ihn an. „Ja aber ich weiß nicht ob es gut oder schlecht gelaufen ist.“
„Du bist noch hier und ich habe keine Beschwerde in meinem Postkasten, also … kann es so schlimm nicht gewesen sein.“ Ich seufzte.
„Werde ich wohl sehen aber ich fürchte ich werde mich ändern müssen.“
„Inwiefern?“, wollte Somali nun wissen.
„Nun … ich denke es ist Zeit das Leben zu ändern wenn ich nicht wieder in den Knast will.“, sagte ich und sah die Promenade entlang.
„Wäre sicher von Vorteil wenn du umgänglicher wärst.“, bestätigte Peter meine Worte.
„Wenn ich nur wüsste wie.“, seufzte ich und hatte wirklich keine Ahnung was ich tun sollte.
„Vielleicht wäre es hilfreich wenn du die Leute mit denen du redest nicht wie Abschaum behandelst und sie beleidigst. Keiner Ändert sich von heute auf morgen, aber es wäre ein Anfang wenn du ihnen mit Respekt begegnest,“
„Respekt musst man sich verdienen.“
„Mag sein Damian, aber es gibt verschiedene Arten Respekt zu zeigen, egal ob jemand diesen Verdient oder nicht. Hab einfach Respekt vor dem Leben und akzeptiere die Tatsache das jedes Lebewesen da ist.“, sagte Peter und seufzte. „Das wird ein langer Weg mir dir. Du musst lernen deinen Selbsthass bei dir zu lassen. Die Menschen hier können nichts für deine Vergangenheit und die wenigsten wissen woher zu kommt. Nutze die Chance und fang neu an.“
„Das klingt so einfach Peter.“, sagte ich und stieß mich von der Ladenfassade ab und machte einige Schritte. Peter schloss sich an und wir gingen eine Weile schweigend über die Promenade.
„Du kannst das, denk einmal an Mistaya. Da warst du kein Arschloch sondern ein Ritter in goldener Rüstung.“
„Das war … irgendwie was anders. Der Kerl hat mich einfach gestört.“, sagte ich und grübelte. Erwartete Peter jetzt das ich alles und jedem zur Hilfe eilte?
„Du hast ihr geholfen. Das ist was zählt.“
Ich seufzte erneut. „Ich bin verwirrt. Peter ich habe keine Ahnung wie man sich „richtig“ Verhält. Ich kenne es nicht anders.“
„Du wirst es lernen. Ich kenne dich und du bist kein Dummkopf. Beobachte einfach die Menschen hier oder in einem Lokal. Sei nicht sofort negativ auf die Personen eingestellt denen du begegnest. Lerne sie erst kennen, wenn es Arschlöcher sind musst du sie auch nicht respektieren, Du sollst nicht aufhören du selbst zu sein, Damian. Du sollst lernen den Menschen einen Vertrauensbonus zu schenken. Lerne sie kennen und dann weißt du auch wie sie ticken und lernst auch mit ihnen klar zu kommen.“
„Vertrauensbonus? Ich dachte Vertrauen muss man sich erlangen und verdienen.“
Somali nickte. „Das echte Vertrauen ja. Aber es ist eine Tatsache das man oft einen Vertrauensbonus geben muss. So ist die Welt nun einmal und ich bin mir sicher es wird der Tag kommen an denen du meine Worte verstehen wirst.“, er sah mich an und lächelte.
-TBC-