NH=Log 03=Agent Jenny Lee=SD: 15309.1235=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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So 20. Jul 2014, 11:21

NH=Log 03=Agent Jenny Lee=SD: 15309.1235=SCIS

Wörter: 1467
Personen: LtCmdr Torrington (NPC), Farrell

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - Tag 3, nachmittags =/\=

“Lieutenant Commander Torrington an Special Agent Lee.“ Erneut war es unser Rechtsmediziner, der mich aus dem alltäglichen Trott des Nachmittags riss, wobei es typisch für den verschrobenen aber liebenswürdigen Briten war, die vollen Ränge in privater Kommunikation zu verwenden. Der Computer benötigte diese Information zum Aufbau der Verbindung nämlich nicht, solange nicht zufällig jemand mit dem exakt gleichen Namen an Bord Dienst tat, was zumindest in meinem Fall definitiv nicht so war. Aber er mochte diese steifen Formalitäten eben und ich mochte es, ihn damit aufzuziehen. “Lee hier.“, nahm ich daher den Ruf so lässig wie möglich an und musste dabei grinsen. “Was gibt’s, Doc?“

Entgegen meiner Erwartung korrigierte er mich diesmal jedoch nicht im Hinblick auf seinen geschätzten Nachnamen, sondern kam gleich zum Punkt. Das alleine zeigte mir die Wichtigkeit seiner Meldung, weswegen ich schlagartig ernster wurde, noch bevor der Pathologe ausgesprochen hatte. Was er aber zu sagen hatte, war erst recht ein Grund, aufmerksam und nachdenklich zu werden. “Ich habe mir den bolianischen Patienten noch einmal angesehen.“, erklärte er nämlich nach einer kurzen Einleitung, die er sich selbst unter diesen Umständen nicht sparen konnte. “Mein sonst untrügliches Gespür für ungewöhnliche Todesarten scheint mich diesmal im Stich vorübergehend gelassen zu haben.“

“Aber jetzt ist ihre Genialität zurückgekehrt?“, hakte ich nun doch mit ein wenig Schalk in der Stimme nach, den unser Rechtsmediziner aber geflissentlich überhörte. “In der Tat.“, sagte er stattdessen trocken und fügte sogleich an: “Es scheint ganz so als sei der Mann durch eine Injektion zwischen den digiti pedis II und III dexter vergiftet worden.“ “Bob!“, bremste ich ihn sofort und benutzte dabei mit voller Absicht die ungeliebte Abkürzung seines Vornamens. Wenn er sich nicht darauf einstellen konnte, dass man mit anderen Menschen in einer vernünftigen - und vor allem nicht ausgestorbenen - Sprache kommunizieren sollte, dann stellte ich mich eben nicht auf seine Wünsche ein. “Du weißt, dass ich kein Medizinerlatein verstehe.“

“Es tut mir leid, Miss Lee.“, antwortete er daraufhin sofort, wobei die Entschuldigung allerdings eher wie ein empörter Protest klang. “Aber es gibt keine umgangssprachliche Bezeichnung für die zweite und dritte Zehe des rechten Fußes.“ Beinahe hätte ich laut gelacht, fing mich jedoch im letzten Moment und verwandelte es in ein amüsiertes Schnauben. “Du hast gerade eine gefunden.“, erklärte ich dann kopfschüttelnd. Bemerkte der alte Mann wirklich nicht, wie unfassbar großväterlich er mit seiner Art wirkte, oder erzielte er diesen Effekt am Ende gar absichtlich? Ich hätte diesem Gedanken vermutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wenn er nicht gerade parallel zu einer viel wichtigeren Neuigkeit gekommen wäre, der ich mich schon von Dienst wegen vorrangig zu widmen hatte.

“Also um das mal verständlich auszudrücken:“, sagte ich daher anstelle weiterer Fragen. “Der Bolianer, der gestern verstorben ist, hat an einer für Süchtige typischen Stelle ein Gift injiziert bekommen oder sich selbst injiziert.“ “In der Tat.“, lautete die für ihn enorm kurze Antwort und für einen Augenblick herrschte Stille in der Leitung, die ich dazu nutzte, mir die Zusammenfassung der Abteilung für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz auf den Schirm zu laden. Wie es schien, war ihnen der bei uns gelandete Mann wohlbekannt, stand er doch unter Verdacht mindestens drei Gesetzte im Hinblick auf verbotene Substanzen gebrochen zu haben. Leider hatte man ihm aber bisher nichts nachweisen und ihn so zu einem Entzug zwingen können.

“Hm…“, machte ich daher und gab die so gewonnenen Informationen direkt an den Doktor weiter. “Hm.“, machte auch er daraufhin und fügte an: “Es gibt eine durchaus hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich der Patient die tödliche Dosis selbst verabreicht haben kann. Medizinisch kann ich ein Verbrechen jedoch nicht ausschließen.“ Diese Art Gründlichkeit war einer der Gründe, warum ich so gerne mit dem Lieutenant Commander zusammenarbeitete. Sie war allerdings auch ein Grund, warum ich in seiner Gegenwart konstant meinen inneren Frieden kanalisieren musste, um nicht laut zu werden. “Ich verstehe.“, antwortete ich auch diesmal mit in den Schreibtisch gebohrten Fingernägeln. Ein bekannter Junkie hatte sich eine Überdosis gesetzt und er sprach von Vergiftung. Dennoch durfte ich diese verschwindend geringe Möglichkeit einer Fremdeinwirkung natürlich nicht ausschließen, weswegen ich ihn trotz meiner Überzeugung anwies: “Führen Sie bitte die üblichen toxikologischen Untersuchungen durch! Ich möchte zumindest wissen, ob es sein üblicher Stoff war, der ihn umgebracht hat.“

“Miss Lee.“, gab er jedoch mit eindeutigem Schmollen zurück. “Sie beleidigen mich. Sämtliche Proben sind bereits im Labor.“ “Natürlich, werter Doktor Torrington.“, antwortete ich daher mit überschwänglicher Höflichkeit. “Wie konnte ich daran zweifeln?“ “Ist mir stets aufs Neue ein Rätsel, Agent.“ Diesmal konnte ich mein Lachen nicht mehr zurückhalten. Sein staubtrockener Humor war einfach zu köstlich und eine erfrischende Abwechslung zu den meist eher derben Scherzen, die so manche Kollegen auf Lager hatten. Er hingegen tat so als habe er gar keinen Witz gemacht und räusperte sich vernehmlich. “Wenn sie ansonsten keine Wünsche haben“, fügte er dann mit beinahe demselben Tonfall an. “werde ich mich dann empfehlen, Ma’am.“ Ich nickte ihm, auch wenn er das nicht sehen konnte, würdevoll zu, was eine Angewohnheit aus unseren persönlichen Treffen war und verabschiedete mich dann mindestens ebenso gekünstelt wie er das getan hatte.

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - Tag 3, eine Stunde später =/\=

Ich war gerade erst mit den nötigen Verwaltungsarbeiten, die der nun doch unnatürliche Tod des Bolianers mit sich brachte, fertig geworden und wollte mich gerade wieder den alten Fällen widmen, da meldete sich erneut mein Kommunikator. Diesmal aber war nicht Doktor Torrington am anderen Ende der Leitung, sondern die Empfangsdame und Torwächterin unserer Behörde. Vor ihr stand laut eigener Aussage eine leicht beunruhigte Dame, die offenbar eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte. Durch die Blume gab sie dabei zu verstehen, dass sie sich offenbar mit den üblichen Beschwichtigungen nicht abwimmeln ließ. Mit der Sicherheit auf dem Promenadendeck hatte sie scheinbar bereits gesprochen und nun drohte sie mit einem kleinen Aufstand, wenn auch der SCIS sie nicht beachtete.

Normalerweise hätte ich die mir unbekannte Dame vermutlich trotzdem von unserem Deck entfernen lassen, da wir nicht die erste Anlaufstelle für diese Dinge waren und keinen Einfluss auf die Belange der Sicherheit zu nehmen hatten, aber ein Detail verhinderte diese Vorgehensweise. Die Zivilistin am Empfang war nämlich nicht irgendeine Bewohnerin der Station, sondern die Präsidentin der Vereinigung unserer Händler. Damit hatte sie zwar keine Rechte innerhalb der Hierarchie dieser Basis, vertrat aber immerhin den wichtigsten und größten Teil unserer zivilen Besatzung. Außerdem stellte sie eine wichtige, wenn auch inoffizielle, Ebene der Diplomatie dar, wenn sie durch ihre Organisation mit Händlern sprach, die nicht aus der Föderation kamen und sich hier auf für sie fremdem Boden sowie unter fremder Jurisdiktion befanden.

Seufzend gestattete ich daher, dass sie in die heiligen Hallen des SCIS vorgelassen und zu meinem Büro geschickt wurde, dass nicht weit vom Eingangsbereich entfernt lag. Und wie es schien hatte sie darauf nur gewartet, denn ich konnte so gerade noch mein Gedächtnis mittels unserer allwissenden Datenbank auffrischen, was ihren Namen anbelangte, bevor Julia Farrell auch schon vor mir stand und mich begrüßte. “Willkommen, Frau Präsident.“, erwiderte ich ebenso höflich, wobei ich in die militärische Gewohnheit verfiel, den korrekten Rang mit der Anrede zu kombinieren anstatt einfach “Präsidentin“ zu sagen. Außerdem war ich automatisch aufgestanden und hatte Haltung angenommen, auch wenn ich vor einer Zivilistin natürlich nicht salutierte. Sie jedoch schien diese formale Begrüßung eher zu amüsieren, wenn ich ihr Lächeln richtig deutete.

“Vielen Dank, dass sie mich empfangen.“, sagte sie dennoch höflich, bevor sie ohne Aufforderung auf dem Stuhl Platz nahm, der normalerweise für Zeugen gedacht war. Ich war kurz davor, ihrem Beispiel zu folgen und mich in den bequemeren Sessel auf meiner Seite des Schreibtisches fallen zu lassen, als mir spontan einfiel, was sich für eine gute Gastgeberin gehörte. “Gerne.“, antwortete ich daher ebenfalls mit einem Lächeln und deutete wage in Richtung des Replikators. “Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, Tee, Wasser?“ Die Präsidentin der Handelsvereinigung winkte jedoch ab und sagte: “Danke, ich bin nicht durstig.“ Es klang ein wenig eingeübt, doch wer wollte ihr das in dieser Position verdenken. Obwohl sie selbst einmal Händlerin gewesen war, wie mir die Datenbank verraten hatte, war sie mittlerweile bestimmt hauptsächlich Politikerin geworden.

“In Ordnung.“, sagte ich daher nur und nahm ihr gegenüber Platz. “Dann lassen Sie uns über ihr Anliegen sprechen. Sie vermissen jemanden, sagten Sie?“ “So ist es.“, erhielt ich mit einem Nicken zur Antwort und es schien nicht als sei sie in irgendeiner Weise böse über die bisher so ablehnende Behandlung. Ob es sich dabei aber um Schauspielerei handelte, konnte ich beim besten Willen nicht beurteilen, und so konzentrierte ich mich auf den Fall selbst. “Ein Mitglied unserer Vereinigung hatte heute Mittag einen Termin mit mir, der ihm enorm wichtig erschien.“ Ich nickte so aufmerksam wie ich konnte, doch konnte ich im Kopf schon die Geschichte vervollständigen: Der Gesuchte war nicht erschienen und nun antwortete er nicht auf Kontaktversuche. Niemand hatte ihn gesehen und da er kein Mitglied der Sternenflotte war, konnte er ohne Kommandofreigabe auch nicht durch den Stationscomputer geortet werden.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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