NH=Log 04=Agent Jenny Lee=SD: 15315.1350=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

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Ellya
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Registriert: Di 19. Apr 2011, 13:06

Sa 26. Jul 2014, 12:30

Wörter: 2.342
Personen: Miriam Kosario, Hotaka Watanabe (beide NPC), Sicherheit (wenn jemand möchte)

=/\= New Hope - Deck Beta 138 - Quartier Kosario - Tag 3, spät nachmittags =/\=

“Agent Lee, SCIS.“ Wie schon so oft stellte ich mich auch jetzt mit meinem Standartspruch vor, den die Frau des vermissten Händlers lediglich mit einem leichten Nicken zur Kenntnis nahm. Im Grunde war es ihr vermutlich egal, von welcher Behörde oder Abteilung ich kam, wenn ich mich nur um den Fall ihres verschwundenen Mannes kümmerte. Dass ich dies tat, lag allerdings weniger an der makellosen Reputation des Herrn, die viele Ehemänner aufwiesen bevor sie plötzlich beschlossen keine Lust mehr auf das häusliche Leben und die angeblichen Launen ihrer Frau zu haben, sondern an den Bemerkungen, die er angeblich direkt vor seinem Verschwinden gemacht hatte.

Allerdings hatte ich auch im Laufe der Zeit gelernt, nicht sofort mit der Türe ins Haus zu fallen, und so bedankte ich mich zunächst höflich für den Einlass und lehnte das angebotene Getränk ab. “Mrs. Kosario.“, eröffnete ich dann das Gespräch und entrollte dabei das hauchdünne PADD, das auf dieser Station im Testbetrieb verwendet wurde und wirklich eine hilfreiche Weiterentwicklung der klobigen Geräte waren, um den Eindruck von Aufnahmefähigkeit zu erwecken. Die meisten Zeugenaussagen merkte ich mir zwar sowieso ohne Hilfsmittel, aber oft glaubten gerade die Opfer von Straftaten oder ihre Angehörigen nicht daran, weswegen ich dieses kleine Schauspiel bevorzugte. “Mir wurde berichtet, dass sie seit dem vergangenen Abend ihren Ehemann vermissen.“

“Ja.“, lautete die einfache Antwort und es lag Bitterkeit in ihrer Stimme. “Ich bin froh, dass mir das endlich jemand glaubt.“ Ich nickte und lächelte aufmunternd, auch wenn ich mir nicht so sicher war, ob man ihr wirklich glauben konnte. Mit Sicherheit war sie eine ehrlich trauernde Frau, aber ob ihr Mann wirklich verschwunden oder nur untreu geworden war, konnte nicht einmal sie mit Bestimmtheit sagen. Aber es brachte den Fall keinen Zentimeter voran, wenn ich diese Möglichkeit in diesem Moment ansprach und so behielt ich meine Ansichten für mich. Stattdessen sagte ich: “Es tut mir leid, dass die Mühlen der offiziellen Stellen manchmal etwas langsam mahlen. Aber jetzt bin ich hier und kümmere mich um den Fall.“

Einen Augenblick lang spielte sich ein kleiner Kampf in der Mimik meines Gegenübers ab und es sah beinahe so aus als wolle sie mir an den Kopf werfen, dass auch dieser Umstand nur der Intervention von Julia Farrell zu verdanken war, womit sie nicht einmal so Unrecht gehabt hätte, doch schließlich rang sie sich zu einem halbherzigen Nicken durch. “Bitte…“, sagte ich deswegen sofort und lud sie mit einer Geste dazu ein, sich auf ihren eigenen Sessel zu setzen, an dessen Lehne sie sich schon die ganze Zeit festzuhalten schien. “Gehen wir die wichtigsten Details noch einmal durch.“ Eine Mischung aus Frustration darüber, dass ich nicht sofort hinaus gehen und ihren geliebten Mann suchen konnte, und Freude über die endlich gefundene Aufmerksamkeit sorgten für einen merkwürdig klingenden Seufzer, während sie sich tatsächlich hinsetzte.

“Also.“, murmelte sie dann und blickte mehr auf den Fußboden denn in meine Richtung. “Alles hat mit den Gerüchten über diese Woodiney begonnen.“ Stumm deutete ich ihr an, mit der Erzählung fortzufahren, während ich mir ein paar nichtssagende Zeilen auf meinem PADD notierte, damit sie mich als aufmerksame Zuhörerin wahrnahm. Und tatsächlich funktionierte dieser kleine Trick auf bei der trauernden Ehefrau, die geradezu in einen Redeschwall verfiel, der mehr oder weniger kohärent von den erwähnten Gerüchten bis hin zum gestrigen Abend führten, an dem er weder zur üblichen Zeit noch irgendwann später ins Quartier zurückgekommen war. Einen leisen Vorwurf an die Sicherheitsabteilung, die sie mehrfach abgewimmelt hatte, konnte sie sich dabei wohl nicht verkneifen, auch wenn ich sie der Fairness halber beschwichtigen musste. Die Kollegen hatten vorschriftsmäßig gehandelt und die Frist für Vermisste abwarten wollen.

Als sie schließlich mit ihrem Vortrag fertig war, dankte ich ihr erneut für die Geduld und versicherte ihr, dass natürlich nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen alles menschenmögliche dafür tun würden, ihren Mann gesund und munter zurück zu bringen. Das war im momentanen Stadium der Ermittlungen zwar ein wenig geflunkert, da ich erst einmal verifizieren musste, dass Mister Kosario überhaupt verschwunden war und nicht freiwillig untergetaucht, aber so genau musste die arme Frau das ja nicht wissen. Außerdem zauberte ich so endlich das erste ehrliche Lächeln auf ihre Lippen und konnte das Quartier des Paares sogar mit einem Dank verlassen.

Kurz bevor sich jedoch die Türe hinter mir schloss, hielt ich schnell die Hand vor den Sensor und hielt so die Automatik davon ab, mich auszuschließen. “Ach, Mrs. Kosario.“, sagte ich dann und kratzte mir leicht an der Stirn als sei mir dieser Gedanke gerade erst gekommen. “Eine Frage hätte ich noch.“ Da ich wie immer die Reaktion auf diese Taktik beobachtete, hatte ich natürlich gemerkt, dass sie beinahe auf dem Absatz herumwirbelte und mich erschrocken ansah. Doch wirkte sie weniger ertappt oder in ihrer Erleichterung gebremst, wie es Lügner und Verbrecher oft waren, wenn man sie so kurz vor dem Ziel noch einmal mit einem Hindernis konfrontierte, sondern mehr unangenehm berührt, weil sie mich schon außerhalb des Raumes gewähnt hatte und ein wenig zu weinen begonnen hatte. “Ja?“, sagte sie auch mit entsprechend belegter Stimme.

“Ach.“, winkte ich ab und spielte mit Absicht die Bedeutung dieser Frage hinunter. “Es ist vermutlich nichts. Aber ich habe mich gefragt, ob ihr Mann gesagt hat, woher er wusste, dass die Woodieny etwas vorhaben?“ Dass diese neu auf unserer Station eingetroffenen Händler, die in diesem Quadranten heimisch waren, großes Misstrauen in Mister Kosario geweckt hatte, war mir ja schon aus dem Gespräch mit der Präsidentin der Handelsvertretung bekannt und auch in diesem Gespräch waren entsprechende Vorwürfe gefallen, auch wenn niemand so genau wusste, um welche Art Vorhaben es dem Mann gegangen war. Aber wenn ich schon nicht erfahren konnte, wovor er genau Angst gehabt hatte, dann ja vielleicht wenigstens, warum.

“Keine Ahnung.“, antwortete meine Zeugin jedoch schulterzuckend und zog hörbar die Nase hoch. “Sein verdammter Lehrjunge spricht immer über diese Verschwörungstheorien. Aber ob Paul seine Sorgen von ihm hatte, weiß ich nicht. Er schien so ernsthaft besorgt.“ Ich nickte erneut dankbar und entgegnete mit einem Lächeln: “Dann wird er mit Sicherheit einen Grund gehabt haben und wir werden diesen Grund finden. Auf Wiedersehen.“ Und damit ließ ich meine Hand vom Sensor gleiten und die Türe schloss sich vor mir, sodass ich nun alleine auf dem Korridor stand. Einen Augenblick nahm ich mir nun Zeit, die Erkenntnisse zusammenfassend auf die Folie in meiner Hand zu notieren, dann verstaute ich das schlanke Gerät und gestattete mir ein Lächeln. Dieser Angestellte war also nicht nur der Letzte, der seinen Chef gesehen hatte, sondern möglicherweise auch verantwortlich für dessen angeblichen Grund des Verschwindens. Wenn er nicht sowieso der Hauptverdächtige war, dann zumindest ein verdammt guter Zeuge und mit Sicherheit eine bessere Spur als die vage Möglichkeit einer Entführung durch die gerade erst neu angekommenen Händler.

=/\= New Hope - Deck Beta 162 - “Puzzles“ - Tag 3, abends =/\=

Da die Ortung von Zivilpersonen zum Schutz ihrer Privatsphäre selbst auf einer Militärbasis wie dieser verboten war, solange man keinen Beschluss von einem Richter dafür hatte, war ich durch gute alte Polizeiarbeit auf die kleine, aber durchaus ansehnliche Bar in den unteren Decks der sekundären Sektion Beta gestoßen. Nur ein paar Fragen an die richtigen Freunde des jungen Mannes, der bei den Kosarios in der Lehre war, und schon hatte ich seine Lieblingskneipe gefunden. Und wie es der nicht ganz unkalkulierte Zufall wollte, saß der menschliche Gehilfe der beiden auch tatsächlich an einem der Tische, umgeben von einer Handvoll Jugendlichen seines Alters aus verschiedenen Völkern der Föderation.

“Mister Watanabe?“ Mit wenigen Schritten war ich an die Gruppe herangetreten, um sein Verschwinden zu verhindern. Entsprechend erschrocken sah mich der junge Mann auch an und blaffte zurück: “Was is?“ Sofort bauten sich auch seine Freunde zu einer solidarischen Front auf, die sie vermutlich schon das ein oder andere Mal gegen schwächere Kameraden eingeübt hatten. Doch ich war eine erfahrene Ermittlerin und kein verschüchtertes Mädchen aus dem Cheerleader Squad, weswegen die Taktik weniger Sinn hatte als ihnen einleuchten mochte. “Agent Lee.“, stelle ich mich entsprechend seelenruhig vor. “SCIS.“

Anstatt meine Identifikation aber zum Anlass zu nehmen, nun die üblich unterwürfige Haltung von unerzogenen Bengeln gegenüber der Polizei einzunehmen, plusterte sich der Kerl nur noch mehr auf. “Also erstens“, warf er mir dabei entgegen und machte eine Geste, die wohl irgendwie cool oder provozierend wirken sollte, mir aber eher lächerlich vorkam. “heiße ich Taka, Bitch!“ Beinahe wäre ich bei dieser Beleidigung tatsächlich in lautes Lachen ausgebrochen. Da ich aber gerade versuchte, eine Position der Autorität gegenüber diesem Jungen aufzubauen, zwang ich mich zu einem tadelnden Stirnrunzeln. Bevor ich aber etwas sagen konnte, fuhr das aufgeblasene Ego auch schon fort: “Und zweitens scheiß ich auf den SC-was-auch-immer, klar?“ “Ja genau.“, warf sofort einer seiner Kumpel ein und ein anderer, der wohl Halbwissen in juristischen Dingen zu besitzen glaubte, fügte hinzu: “Ihr könnt Zivilisten eh nichts.“

“Sie befinden sich im Irrtum, meine Herren.“, antwortete ich mit Absicht in hochgestochener Formulierung, die später kein Richter anzweifeln konnte. “Der SCIS ist zuständig für alle Verbrechen, die auf einer Starbase begangen werden und darf zu diesem Zweck auch Zivilisten als Zeugen befragen. Ich bitte Sie daher, mir entweder vor Ort ein paar Fragen zu beantworten oder mich in mein Büro zu begleiten.“ Ich hatte nicht erwartet, eine sinnvolle Antwort auf diesen Text zu erhalten, doch überraschte es mich schon ein wenig, wie dreist und direkt diese Gruppe war. Denn während seine Saufkameraden nur ein “Oooooh!“ oder “Ja, Mann. Sie zeigt dir ihr ‘Büro‘.“ hören ließen, grinste mich “Taka“ nur frech an.

Doch mein Repertoire war ja noch nicht ausgeschöpft, weswegen ich jetzt in eine deutlich lockere Haltung ging und den Slang der Jugendlichen ein wenig nachzumachen versuchte: “Pass ma auf, Digger! Entweder du bist cool und wir quatschen ein bisschen oder ich hol die Bullen von der PromSec und du schläfst ne Nacht im Bunker, klar?“ Mit Genugtuung stellte ich fest, dass ich die Gruppe damit überrascht hatte, die zwar langsam und unsicher zu lachen begann, aber keine Widerworte mehr gab. Also fügte ich mit ausgetreckter Hand hinzu: “Also: Sind wir cool?“

Leider hatte ich diese Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht, denn der junge Watanabe ließ sich nicht so einfach beeindrucken wie seine Kameraden. Stattdessen gab er nur ein kurzes und unechtes Lachen von sich und knurrte dann: “Wir sind sowas von nicht cool, Bitch. Verzieh dich oder mein Dad beendet deine Karriere.“ Dass ich daraufhin nur nickte, schien ihn zumindest ein wenig aus der Fassung zu bringen, was ich als kleinen Erfolg wertete. Ich würde mich sicher nicht irgendeinem Botschafter oder Handelsvertreter beugen und zu einem hohen Offizier gehörte der Bengel nicht, da mir der Nachname bisher nicht einmal untergekommen war. Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete ich also: “Dein Dad soll für sich selbst sprechen. Du begleitest mich jetzt freiwillig oder ich rufe die Sicherheit.“

“Ja, dann mach mal.“ Langsam gewannen auch wieder die Freunde ihre Oberhand, da sie ihren glorreichen Anführer nicht schwanken sahen. Entsprechend fühlten sie sich mutig genug, seine Aussage zu unterstreichen. “Die Fettsäcke von der PromSec schaffen wir locker.“, sagten einer und sein Nachbar fügte hinzu: “Wenn sie überhaupt von ihrem Kaffee aufstehen.“ Kurz gesagt, bekam ich also einen hervorragenden Eindruck in die Vorstellungen der Gruppe vom System der Sternenflotte. Es war offensichtlich, dass sie es mit einem relativ lockeren Planetenbesuch verwechselten, wo die Polizei manchmal ein Auge zudrückte, wenn es nur dem Tourismus diente. Auf einer Basis der Sternenflotte lagen die Dinge aber anders und die Gesetze wurden eher strenger und penibler befolgt als auf allen zivilen Welten der Föderation. Es schien als wären die Jugendlichen noch nicht lange genug hier gewesen, um sich diesem Umstand anzupassen.

Mir aber kam die Aufsässigkeit nur Recht, denn nun hatte ich einen Grund, meinen Verdächtigen ein wenig in die Mangel zu nehmen. “Special Agent Lee an Sicherheit. Schicken Sie bitte ein Team in die Bar ‘Puzzles‘ auf Deck 162.“ Sofort erhielt ich die Bestätigung des Calltakers, woraufhin ich in fünf entgeisterte Gesichter starrte. “Die Schlampe hat wirklich die Sicherheit gerufen.“, entfuhr es einem und sofort schlug ein anderer vor: “Wir sollten abhauen, Taka!“ Doch der Anführer der Gruppe war aus anderem Holz geschnitzt, denn statt dem Reflex zur Flucht hatte ich den zum Kampf aktiviert, was er mir sofort mit einer Faust in Richtung meiner Nase dankte. Doch natürlich war es ein Leichtes für mich, dem Angriff eines leicht angetrunkenen Burschen zu entgehen, der keinerlei Ausbildung im Nahkampf hatte. Ebenso einfach war dann auch der flinke Polizeigriff, der ihn auf den Boden und unter meine Kontrolle brachte.

“Sie sind verhaftet.“, erklärte ich überflüssiger Weise und sah mich dabei in der Bar um, deren Gäste mich nun alle anstarrten. Nur von den sonst so mutigen Begleitern des jungen Mannes war nichts mehr zu sehen. Ich konzentrierte mich also wieder auf den Verdächtigen, dessentwegen ich ohnehin hier war und fuhr fort: “Sie haben das Recht zu schweigen. Sollten Sie davon nicht Gebrauch machen, kann und wird alles, was sie sagen, vor Gericht gegen sie verwendet werden.“ Halb hatte ich mit einem Fluch als Antwort gerechnet, doch scheinbar hatte ich ihm den Wind aus den Segeln - oder wörtlicher: die Luft aus den Lungen - genommen, als ich mein Knie in seinem Rücken platziert hatte. Ohne Unterbrechung konnte ich also mein Sprüchlein fertig aufsagen und auf die Stationssicherheit warten, die nur wenige Augenblicke später angelaufen kam.

“Dieser Mann ist verhaftet?“, fragte mich der Anführer des Trupps auch sogleich, woraufhin ich nickte und erklärte: “Ja. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte fürs Erste. Lassen Sie ihn ausnüchtern, dann werde ich ihn morgen früh befragen.“ Damit war der aufsässige Trunkenbold jetzt also Problem der Sicherheit hier auf dem Promenadendeck, was mir als die sinnvollste Lösung erschien. Direkt in Untersuchungshaft wollte ich ihn nicht stecken, da ich dann einem Richter alle Hinweise hätte vorlegen müssen und dieser mit Sicherheit nicht begeistert von einer Inhaftierung gewesen wäre, aber gehen lassen wollte ich ihn auch nicht. Ein kurzer Arrest zum Ausnüchtern war aber für leichte Vergehen wie diese durchaus üblich und vorgesehen und tauchte später in keiner Strafakte auf. Ich hielt es für die beste Lösung, einen Zugang zu dem Jugendlichen zu bekommen, wenn ihn nach dem Ausnüchtern und vor seiner Entlassung würde besuchen können.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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