NH=Log 07=Agent Jenny Lee=SD: 15323.1540=SCIS

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Ellya
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So 3. Aug 2014, 14:25

NH=Log 07=Agent Jenny Lee=SD: 15323.1540=SCIS

Wörter: 1940
Schreibercharaktere: Holiday Stewart, Damin Desean, Lucille Walker (erwähnt)
Sonstige Charaktere: Karolyn Lewis, Robert Torrington, Forensiker

=/\= New Hope - Deck 370 - Arboretum - Tag 5, morgens =/\=

“Agent Lee, SCIS.“ Mittlerweile konnte ich schon nicht mehr zählen, wie oft ich diese Phrase in meinem Leben schon gesagt hatte. Die Reaktionen jedoch waren stets aufs Neue interessant und sehr verschieden. Während viele Zivilisten zum Beispiel die Behörde gar nicht kannten und erst erklärt bekommen mussten, dass wir im Prinzip die Kriminalabteilung der Militärpolizei waren, reagierten Soldaten häufig defensiv und ablehnen, da sie unsere Aufgaben haargenau kannten und Einmischungen in interne Angelegenheiten fast schon als Beleidigung, zumindest aber als unnötig empfanden. In Fällen wie dem vorliegenden kam es aber auch zu schöneren Reaktionen, da bei Mordverdacht selbst für hartgesottene Verfechter von Selbstorganisation der Spaß aufhörte. Entsprechend höflich wurde ich auch jetzt von der Wissenschaftlerin empfangen, deren Fund den Stein ins Rollen gebracht hatte: “Freut mich. Ich bin Karolyn.“

Wie so oft bei der Vernehmung hatte ich auch jetzt wieder mein PADD entrollt und war bereit mir Notizen zu machen, doch wollte ich langsam anfangen, um die offenbar immer noch etwas verschreckte junge Frau nicht über Gebühr zu belasten. Immerhin hatte sie gerade einen toten Menschen gefunden, den sie noch dazu gekannt hatte, und war an den Anblick im Gegensatz zu mir keinesfalls gewöhnt. Dazu kam dann noch, dass man sie bereits vor meinem Eintreffen von ihrer Kollegin getrennt hatte, um unabhängige Aussagen zu bekommen, was ihr den einzigen Halt in der Situation genommen hatte. Um also nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, setzte ich mich kurzerhand neben die auf einer Bank kauernde Zeugin und sagte: “Fangen wir mit den einfachen Sachen an, okay?“ Sie nickte ein wenig zögerlich, wohl die Existenz von leichten Fragen in diesem Bereich anzweifelnd, sah mich aber aufmerksam an. “Gut.“, fügte ich daher mit einem Lächeln hinzu. “Dann nennen Sie mir bitte ihren vollen Namen samt Rang und Dienstnummer.“

Ich erlebte keine Überraschungen bei der Antwort dieser Frage, denn an ihrem Kragen hatte ich die Abzeichen eines Ensign bereits ausgemacht und ihren Namen kannte ich schon von Walker, die mich in die groben Züge der Situation eingewiesen hatte, aber Miss Lewis lockerte dieser Einstieg sichtlich auf. Ich fuhr daher fort, noch weitere Fragen über ihren Arbeitsbereich und ihre geplante Tätigkeit am heutigen Tag zu stellen, die ich allesamt als wichtig fürs Protokoll verkaufte, während sie in Wirklichkeit als Einstieg ins Gespräch dienten. Erst als ich über diesen alten Trick die Wissenschaftlerin dazu gebracht hatte, in ganzen Sätzen und zusammenhängenden Geschichten zu antworten, bewegte ich mich langsam voran in das Territorium des heutigen Tages, indem ich Schritt für Schritt wissen wollte, wie es zur Entdeckung der Leiche gekommen war.

Unglücklicherweise stellte sich aber auch dieser Teil der Vernehmung als wenig überraschend heraus. Sie war beim morgendlichen Gang zu ihrem eigentlichen Arbeitsplatz auf diesen Mann gestoßen, von dem sie zunächst angenommen hatte, dass er schlief, nur um dann beim Versuch ihn aufzuwecken seinen Tod festzustellen. Sie hatte weder verdächtige Personen oder Dinge in der Umgebung wahrgenommen, noch konnte sie mir genaueres über den Tagesablauf des Toten berichten. Dieser war zwar ein Kollege aus ihrer Abteilung, hatte jedoch mit keinem Wort ihr gegenüber erwähnt, aus irgendwelchen beruflichen oder privaten Gründen an diesem Morgen im Arboretum sein zu wollen. Ganz im Gegenteil lag seine derzeitige Arbeit zum Großteil in einem der unzähligen Labore, die auf den Decks über uns lagen.

“Vielen Dank.“, beendete ich das Gespräch also nach einer relativ kurzen Zeit schon wieder. “Sie haben mir sehr geholfen.“ Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber ich sah keinen Sinn darin, der um einen lieben Kollegen trauernden Frau auch noch Schuldgefühle aufzuladen, nur weil sie meine Arbeit nicht zu erleichtern vermochte. Dennoch fügte ich wie bei fast allen Zeugen mit einem Lächeln an: “Falls Ihnen sonst noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte bei mir! Zögern Sie nicht, mich auch außerhalb meiner Dienstzeiten zu kontaktieren oder eine Nachricht für mich zu hinterlassen!“ Erfahrungsgemäß gingen die meisten Leute auf solch ein Angebot nicht wirklich ein und hielten sich trotzdem an die offiziellen Arbeitszeiten oder kontaktierten den SCIS anstatt meines persönlichen Kommunikators, aber insbesondere in solch dramatischen Fällen fühlte es sich sowohl für die Betroffenen als auch für mich einfach besser an, wenn man diesen Kontakt für Notfälle autorisierte.

Anschließend verabschiedete ich mich noch von der Wissenschaftlerin und bat Crewman Desean darum, die Dame in ihr Quartier zu begleiten. Wenn sie heute nicht arbeiten wollte, würde ihr Vorgesetzter mit Sicherheit Verständnis dafür haben, und falls ihr doch nach Ablenkung war, musste sie sich zumindest umziehen und frisch machen. Erst nachdem ich mich also darum gekümmert hatte, konnte ich mich dem nächsten Schritt zuwenden, der gleich wieder aus einer Entscheidung bestand. Einerseits signalisierte mir nämlich Doktor Torrington, unser unermüdlicher Gerichtsmediziner, dass er fertig mit seiner ersten Untersuchung der Leiche war und mit mir über seine Ergebnisse sprechen wollte, andererseits stand aber auch noch Lieutenant Stewart, die andere Zeugin deren Befragung ich vor Ort vorzunehmen gedachte, bei einem Kollegen aus der Sicherheit. Letztere schien sich aber soweit ruhig zu verhalten und im Gespräch mit Walkers Untergebenen geduldig auf das weitere Vorgehen zu warten, weswegen ich mich kurzerhand für den Doktor entschied. Wenn er nämlich hier fertig war, konnte die medizinische Abteilung den Abtransport des Körpers beginnen, um schnellst möglich den Tatort wieder freigeben zu können.

“Doc.“, begrüßte ich den alten Mann daher mit einem frechen Grinsen und steckte mein PADD in die dafür vorgesehene Tasche. Ihm brauchte ich nichts vorzumachen, was meine Notizen über Fälle anging, denn er hatte schon zu viele davon mit mir gelöst, um noch getäuscht zu werden. “Was können Sie mir schon sagen?“ “Nun.“, erwiderte er und ignorierte die ungeliebte Anrede ausnahmsweise, während er sich nachdenklich durch den imaginären Bart strich. “Todesursächlich ist multiples Organversagen. Allerdings gibt es keine Anzeichen für einen längeren Missbrauch von Drogen oder relevanten Vorerkrankungen.“ Ihm schien ganz eindeutig noch etwas quer im Magen zu liegen, dessen er sich noch nicht so sicher war. “So etwas wie spontanes Organversagen gibt es aber nicht, oder?“, fragte ich daher nach und versuchte den Doktor zu einem vollen Bericht zu drängen. “Es gibt ein paar wissenschaftlich nicht besonders gut dokumentierte Fälle.“, antwortete dieser aber nur und fügte hinzu: “Aber ich denke, das können wir hier ausschließen.“

Ich konnte nicht anders als seufzen. Torrington tat mir diese Art von Gesprächen immer wieder an und es war zumeist Teil des kleinen Spiels zwischen uns, doch heute war ich ein wenig ungeduldiger, was die pure Größe des Falls mit sich brachte. Wann hatte man schon einen Toten mitten in einem öffentlichen Teil des Arboretums herumliegen, ohne dass es offensichtlich ein Unfall war? “Kommen Sie, Commander!“, drängte ich ihn daher und machte mit der Benutzung seines Rangs klar, dass ich nicht mehr zu Späßen aufgelegt war. “Reden Sie mit mir! Was ist da noch?“ Nun jedoch war es an ihm, einen leichten Seufzer loszulassen und mich mit hochgezogenen Schultern anzusehen. “Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, meine Liebe, aber ich fürchte, dass mir dieser Patient ein Rätsel aufgibt.“ “Rätsel sind dazu da, gelöst zu werden.“, antwortete ich jedoch wie aus der Pistole geschossen, was ihn dazu veranlasste zuzugeben: “Da haben Sie Recht. Beginnen wir aber mit dem Rätsel.“

Und endlich erklärte er mir sein Dilemma: Auf dem Rücken des toten Mannes hatte er nämlich eine winzige Einstichstelle gefunden, an die selbst ein sehr gelenkiger Mensch niemals selbst gekommen wäre. Alles deutete also auf eine absichtliche Vergiftung durch einen bis jetzt unbekannten Täter hin. Im Blut oder in den Zellen aber waren keinerlei Hinweise auf Substanzen zu finden, die sich derart drastisch auf das Gewebe oder die Organe auswirken konnten. Derart schnell konnte sich aber keine bekannte Droge und kein natürliches Gift abbauen, weswegen eine Fremdeinwirkung aus diesem Gesichtspunkt eher ausgeschlossen war. Aber was hatte die Injektion in den Rücken dann bewirkt? Und woran war der Mann gestorben, wenn nicht durch ein injiziertes Gift?

“Ich verstehe das Dilemma, Doktor.“, erklärte ich dem guten Torrington daher. “Aber wir werden die Antwort nicht finden, indem wir hier noch länger im Beet wühlen. Entnehmen Sie Blut- und Gewebeproben und beauftragen Sie die medizinische Abteilung damit!“ “Wie Sie wünschen, Miss Lee.“, lautete die leicht sarkastisch angehauchte Antwort, die mal wieder erkennen ließ, wie ungern er seine Arbeit an andere Wissenschaftler oder Ärzte weiter gab. Diesmal war er jedoch dazu gezwungen und erkannte das wohl auch selbst, denn nach kurzer Pause fügte er hinzu: “Es erscheint mir außerdem eine gute Idee zu sein, Schweiß, Urin und Stuhl des Patienten untersuchen zu lassen, um eventuelle Abfallprodukte von abgebauten Giften nachweisen zu können.“ “In der Tat.“, stimmte ich zu, wobei ich wieder einmal seine Art zu sprechen ein wenig auf den Arm nahm, und gab so dem Gespräch wieder einen etwas freundlicheren Anstrich, der es uns erlaubte in aller Freundschaft auseinander zu gehen.

[NRPG: Schreibstoff für jeden Mediziner, der Lust drauf hat.]

Während der Doktor also die nötigen Proben nahm und den Körper für einen Transport in die Gerichtsmedizin vorbereitete, wies ich zwei der Sicherheitsleute an, bei diesem Unternehmen behilflich zu sein, indem sie das neugierige Publikum so weit wie möglich von allen Beweismitteln fern hielten. Dann endlich fand ich die Zeit, mich um die zweite Wissenschaftlerin zu kümmern, die nach wie vor auf mich zu warten schien, denn sie sah im Gespräch mit dem Mann in der gelben Uniform immer mal wieder zu mir hinüber. Bevor ich aber auch nur fünf Schritte in ihre Richtung gemacht hatte, hielt mich der Leiter der Spurensicherung auf. Seine Leute, die sich aus zivilen Spezialisten und Militärangehörigen zusammensetzten, hatten im Hintergrund das gesamte Areal abgesucht und die Sensorenprotokolle ausgelesen, weswegen sein Bericht leider erneut wichtiger war als die Befragung der Zeugin.

“Schießen Sie los, Tim!“, befahl ich also kurzerhand und er fasste diese Aufforderung zum Glück richtig auf, indem er in kurzen Sätzen zusammenfasste, was sie gefunden hatten. Noch während er sprach, bildete sich jedoch in meinem Kopf eine noch viel kürzere Art zu sagen, womit er mir hier dienen konnte: nichts. Es gab keine sichtbaren Spuren, die angelegten Pflanzen und Wege schienen unberührt und es gab weder Beweise dafür, dass der Tote irgendwoher gekommen war noch für die Anwesenheit weiterer Personen während der Nacht. Die einzigen Hinweise auf andere Lebewesen stammten von den beiden Wissenschaftlerinnen, die den Toten etwas abseits der üblichen Pfade gefunden hatten, sowie von dem Sicherheitsteam und uns. Was allerdings noch viel beunruhigender war als die Abwesenheit physikalischer Beweise, die man ja mit etwas Aufwand durchaus manipulieren konnte, war die Tatsache, dass auch die interne Überwachung nichts aufgezeichnet hatte. Auf den Bändern war einfach irgendwann plötzlich eine Leiche aufgetaucht als wäre sie dorthin gebeamt worden, während die Sensoren aber keinen solchen Vorgang registriert hatten. Wenn es sich dabei also nicht um eine zufällige Fehlfunktion des Computers handelte - und in Anbetracht des Zeitpunkts glaubte ich nicht an so viel Glück für den Täter - musste irgendjemand an geschützten Funktionen herumgespielt haben.

“Okay, lassen Sie mir trotzdem sämtliche Aufzeichnungen zukommen!“, befahl ich dennoch am Ende des kurzen Vortrags und drehte mich dann noch einmal zu Torrington um, der beinahe fertig mit seiner Arbeit war. “Doc, ist es möglich, dass der Tote bewegt wurde?“ “Nein. Eine physikalische Bewegung post mortem würde sich in veränderten Totenflecken manifestieren.“, lautete die schnelle Antwort, bevor nach einem kurzen Zögern die Einschränkung hinzukam: “Beamen kann ich jedoch nicht ausschließen.“ “Verstehe.“, antwortete ich und bedankte mich erneut, bevor ich mich wieder dem Forensiker zuwendete. “Fordern Sie bitte einen Experten aus der technischen Abteilung an! Ich möchte, dass alle Systeme durchgecheckt werden, die hier möglicherweise eine Rolle spielen.“ “Wird erledigt.“, antwortete der mittlerweile zu meinem Freund gewordene Tatortermittler und kurz darauf war auch er verschwunden, um sein Team einzusammeln.

[NRPG: Und auch die Techniker, die Lust darauf haben, bekommen etwas Schreibstoff…]

Ich hingegen schaffte es nun endlich, mich der zweiten Zeugin zuzuwenden, die ich wieder einmal mit meinem üblichen Spruch begrüßte: “Agent Lee, SCIS.“
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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