NH=Log 08=Agent Jenny Lee=SD: 15326.1665=SCIS

[Ellya]

NH=Log 08=Agent Jenny Lee=SD: 15326.1665=SCIS

Wörter: 1585
Charaktere: Walker, Delavere (erwähnt), Desean, alle Mitglieder der Task Force (!!!)

=/\= New Hope - Deck 360 - Konferenzraum - Tag 5, später Vormittag =/\=

“Okay.“, sagte Commander Walker, die sich zu meiner Erleichterung ganz alleine um die Zusammenstellung der Task Force gekümmert hatte, gerade an die Mitglieder eben dieser Gruppe gerichtet. “Dann sollten wir keine Zeit verlieren und anfangen.“ Einhelliges Nicken von den Mitgliedern der verschiedenen Abteilungen, die von ihren jeweiligen Chefs als Experten ausgewählt worden waren, um der spezifischen Bedrohung entgegenzuwirken, antwortete der kürzlich beförderten Soldatin, die gemeinsam mit mir die Ermittlungen leiten würde. Zeitgleich begann die doch nicht ganz kleine Gruppe damit, Stühle zu rücken und Platz zu nehmen, so dass wir nur wenige Augenblicke später tatsächlich anfangen konnten.

Erneut ergriff die Sicherheitschefin daher das Wort und gab ein paar einleitende Worte darüber, dass der Erste Offizier der Station die Einrichtung dieser Task Force befohlen hatte, um den Vorkommnissen der letzten Tage auf den Grund zu gehen. “Ich würde also vorschlagen…“, fügte sie dann an und übergab damit sozusagen das Wort an mich. “…dass wir uns erst einen Überblick über die einzelnen Fälle machen und anschließend nach Gemeinsamkeiten und Lösungsansätzen suchen.“ Erneut herrschte Zustimmung im Raum, auch wenn erneut niemand ein Wort sagte. Stattdessen schien man wohl von mir zu erwarten, dass ich die weitere Erklärung übernahm, weswegen ich mich kurz sammeln musste und mich zur Verdeckung der kleinen Verzögerung räusperte.

Ich war es nicht gewohnt, vor so vielen Mitarbeitern zu sprechen, da unsere Teams im SCIS normalerweise sehr viel kleiner waren, aber schnell hatte ich mich selbst davon überzeugt, dass es im Prinzip trotzdem nichts anderes war. Immerhin zogen wir hier alle an einem Strang und verfolgten nicht individuelle Ziele, wie das bei Diskussionen auf Tagungen oder früher auf der Universität der Fall gewesen sein mochte. “Beginnen wir mit dem Todesfall im Arboretum.“, fuhr ich daher relativ fokussiert mit der Besprechung fort und rief gleichzeitig die Ermittlungsakte auf den großen holographischen Schirm. “Das Opfer wurde heute Morgen im Arboretum der Wissenschaft auf Deck 370 gefunden. Der Todeszeitpunkt liegt zwischen zwei und halb vier Uhr.“ Die meisten Anwesenden kannten diese Fakten bereits, denn sie waren ja ein Hauptgrund für die Existenz dieser Expertenrunde, dennoch war es wichtig, alle Anwesenden auf den gleichen Stand zu bringen.

“Wir gehen mittlerweile von Mord aus.“, fügte ich daher hinzu und deutete auf eine der Damen aus der medizinischen Abteilung. “Die todesursächliche Substanz wurde bereits identifiziert, ist der Föderationsdatenbank aber bisher unbekannt.“ “Also irgendein Zeug, das aus diesem Quadranten kommt?“, fragte ein Mann aus Walkers Abteilung dazwischen und ich nickte ihm zu: “Sehr wahrscheinlich. Wir kommen hier beinahe täglich in Kontakt mit Dingen, die wir noch nicht kennen. Deswegen habe ich bereits eine Anfrage an den Zoll geschickt, ob diese spezielle Substanz an Bord gebracht wurde.“ Während der Soldat damit zufrieden sein schien, meldete sich nun der Kollege zu seiner Rechten und erklärte: “Das kann ich schon verneinen, Ma’am.“ Gleichzeitig spielte er eine Datei in das Netzwerk ein und ließ sie auf dem Bildschirm erscheinen. Es handelte sich um den Kontrollbericht, den der Leiter der Einfuhrkontrolle persönlich verfasst hatte und in dem er garantierte, dass eine solche Substanz niemals an Bord gelangt wäre.

“Wenn dieses Gift oder diese Droge oder was auch immer…“, mischte sich daraufhin wieder der erste Fragesteller ein. “…nicht an Bord gebracht wurde und die Replikatoren es nicht herstellen…“ Bei diesen Worten sah er zu den Technikern hinüber, von denen einer zustimmend nickte. In der Tat war es durch Sicherheitsprotokolle verhindert, dass derart gefährliche Dinge einfach überall hergestellt werden konnten. Unmöglich war es einem solchen Gerät aber nicht, schließlich erstellte die hiesige Krankenstation auch ihre Medikamente zum Großteil auf diese Weise. Der Sicherheitsmann jedoch fuhr fort: “…dann gibt es nur eine Möglichkeit: Es muss hier an Bord hergestellt worden sein.“ “Oder es wurde bei der Einfuhr getrickst.“, warf einer der Wissenschaftler ein, woraufhin sein Kollege eifrig nickte und hinzufügte: “Oder ein Replikator wurde doch geknackt.“

“Danke, meine Herren.“, unterbrach ich mit einem Lächeln den Redefluss und notierte die Ansätze gut sichtbar auf dem Tisch, der gleichzeitig eine graphische Oberfläche war, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. “Aber wir greifen uns selbst vor. Wir haben noch drei weitere Vorkommnisse, die zur Einrichtung dieser Task Force geführt haben.“ Diesmal war es an mir, das Wort an die Sicherheitschefin zurück zu geben, was diese sofort verstand und ohne Zögern erklärte: “Richtig. Einerseits wurde auf der Krankenstation ein Mann eingeliefert, dessen Intoxikation zwar nicht lebensgefährlich, aber durchaus gesundheitsschädlich war.“ Ein kurzer Blick zu der Medizinerin, die zuvor bereits aus dem Labor berichtet hatte, war genug, um diese einwerfen zu lassen: “Es ist bereits bestätigt, dass es sich bei dem Mann um dieselbe Droge handelte wie bei unserem Toten.“

Einen kurzen Augenblick pausierte Commander Walker, um alle Anwesenden die entsprechenden Verbindungen herzustellen, dann fuhr sie fort: “Und zweitens wurde die stellvertretende Chefmedizinerin angegriffen.“ “Wir ermitteln bereits wegen schwerer Körperverletzung.“, erklärte ich zu diesem Punkt, da ich den Fall bei Einrichtung der Task Force von einem anderen Agenten übernommen hatte. “Bisher konnten wir aber noch keinen Hinweis auf den Angreifer oder ein mögliches Motiv finden.“ Erneut lud ich die Fallakte auf den Bildschirm und gab allen Mitgliedern dieser speziellen Runde einen Moment Zeit, um die wichtigsten Eckdaten durchzulesen. “Außerdem“, fügte ich dann an und lud schließlich die letzte Akte hoch, die ich vorbereitet hatte. “suchen wir nach einem Vermissten, der mittlerweile rund 35 Stunden abgängig ist.“

Erneut herrschte daraufhin Stille, die diesmal länger anhielt und dem angestrengten Grübeln geschuldet war, in das beinahe alle ausgesuchten Experten verfallen waren. Erst nach einer ganzen Weile durchbrach erneut der Mann aus der Sicherheit das Schweigen und meinte: “Um das also mal zusammen zu fassen: Ein Toter, ein Vermisster, ein Drogenopfer und eine KO-geschlagene DCMO. Und alles hat irgendwie mit dieser Substanz zu tun.“ Ein Nicken von Walker schien diese knappe Aussage bereits bestätigen zu wollen, doch aus meiner Erfahrung als Ermittlerin musste ich einen kleinen Einwand hinzufügen: “Wir wissen nicht, ob der Angriff auf Ensign Delavere mit den sonstigen Vorfällen in Verbindung steht. Ich glaube aber ebenso wenig wie der Commander an Zufälle, weswegen wir das mit Sicherheit untersuchen werden.“ “Verstanden.“

Nachdem das geklärt war, wäre es nun eigentlich an der Zeit gewesen, sich im Gespräch mit der Gruppe von verschiedenen Seiten dem Problem zu nähern und die einzelnen Fälle aufzurollen. Entweder mussten wir individuell vorgehen oder Gemeinsamkeiten herstellen, um eine treibende Kraft hinter all dem zu finden. Auf jeden Fall aber war es dazu nötig, jedes noch so kleine Detail aufzudecken und zu benutzen. Angefangen hätte ich dabei vermutlich mit dem Bericht der Technik, die ich ja damit beauftragt hatte, sämtliche Sensoren im wissenschaftlichen Bereich zu überprüfen, doch leider kam es nicht soweit. Anstatt der Sicherheitschefin ergriff nämlich plötzlich eine Stimme das Wort, die in diesem Raum körperlos war: Mein Kollege, der für mich eingehende Anrufe betreute, solange ich hier gefangen war.

“Verzeihen Sie die Störung.“, sagte er auch sogleich, da ich ihm eigentlich darum gebeten hatte, nur in absoluten Notfällen diese Sitzung zu stören. “Aber wir haben einen weiteren Todesfall. Möglicherweise ein Unfall, aber laut medizinischer Abteilung wieder im Zusammenhang mit dieser Droge.“ Sofort kam Leben in die müden Gesichter und mindestens eine Handvoll der Experten wollten bereits aufstehen und mich zum Tatort begleiten. Walker jedoch hielt sie mit beschwichtigenden Gesten auf und sagte: “Vielen Dank, Agent.“ Dann beendete sie die Verbindung und blickte streng in die Runde. “Agent Lee wird sich gemeinsam mit den Tatortermittlern um die Arbeit vor Ort kümmern und uns berichten.“ Ein kurzes Nicken in meine Richtung war mehr Verabschiedung als ich erwarten konnte und schon war der Commander wieder im Anführermodus: “Doktor Torrington, Crewman Desean, Sie werden Miss Lee begleiten! Wir anderen bleiben hier und arbeiten die bisherigen Fälle auf.“

=/\= New Hope - Deck 148 - Jeffriesröhre - Tag 5, nachmittags =/\=

“Autsch!“, fluchte ich laut als ich mir erneut den Kopf an der niedrigen Decke stieß. Wie zum Teufel konnten die Techniker in dieser Umgebung bloß den ganzen Tag arbeiten? Das war unmenschlich und sollte von der Flotte dringend bei der Planung neuer Raumschiffe und Stationen berücksichtigt werden. Vielleicht war ich aber auch nur etwas überempfindlich, nachdem ich im Schnellverfahren die Aussagen auf der Krankenstation aufgenommen, Doktor Torrington zu einer ersten Analyse gezwungen, diese Informationen zu einem Bericht zusammengefasst und diesen an die Führungsoffiziere inklusive Commander Walker geschickt hatte. Dabei hatte ich natürlich nicht die gewohnte Qualität und Gründlichkeit halten können, aber momentan ging es nicht um sichere Verurteilungen. Derzeit hatte Prävention oberste Wichtigkeit und dazu mussten wir so schnell wie möglich die Hintergründe aufdecken und uns nicht an einzelnen Fälle aufhängen.

Dennoch musste irgendjemand sich auch um die Tatorte kümmern, weswegen ich mir jetzt bereits zum dritten Mal den Kopf gestoßen hatte und mir ebenfalls zum dritten Mal das leise Kichern des Technikers hinter mir anhören durfte, der mich aus mit Sicherheit völlig selbstlosen Motiven hatte voraus kriechen lassen. Kurz darauf hatten wir dann aber endlich den Knotenpunkt erreicht, an dem der tiefe Fall des zweiten Toten unsanft gebremst worden war und den ich deswegen untersuchen wollte. Bevor ich aber etwas sagte, ließ ich hinter mir den Techniker und Mister Desean eintreten, die sich ebenso dankbar seufzend aufrichtete.

“Crewman.“, sprach ich dann den Mann aus Walkers Abteilung mit einem Lächeln an, das die vor ihm liegende Aufgabe hoffentlich nicht allzu bedrohlich erscheinen ließ. “Ihre Chefin hat mich wissen lassen, dass sie derzeit nach höheren Aufgaben in der Sicherheit streben. Was halten Sie davon, wenn sie diesen Tatort untersuchen?“ Sofort weiteten sich die Augen des jungen Mannes und ich musste mich zusammenreißen, um nicht über seinen Schock zu lachen. “Keine Sorge, ich werde Ihnen dabei helfen.“, fügte ich dann aber an und machte eine einladende Geste: “Also, was sehen Sie, Crewman?“