NH=Log 14=Agent Jenny Lee=SD: 15350.1100=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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Sa 30. Aug 2014, 10:00

NH=Log 14=Agent Jenny Lee=SD: 15350.1100=SCIS

Wörter: 1945
Charaktere: Jeven Somali, Nlak (NPC), Kate Vance (NPC)

=/\= New Hope - Deck 102 - Promenade - Tag 9, nachmittags =/\=

Die kurze Besprechung der Task Force, an der nur ein paar der Mitglieder teilgenommen hatten, weil der Rest des Teams weiterhin fieberhaft an Lösungen arbeitete, hatte endlich einen Hoffnungsschimmer hervorgebracht. Es handelte sich dabei zwar nicht um den großen Durchbruch im Hinblick auf die Ermittlungen, aber immerhin hatte die technische Abteilung nach einer ganzen Woche Rätselraten endlich einen Weg gefunden, weitere Einschnitte in unser System zu verhindern. “Zwar können wir nicht rückgängig machen, was bereits geschehen ist…“, hatte der Vertreter von Commander Hogan zerknirscht zugegeben und damit jede Hoffnung auf Sensordaten über die beiden Morde zunichte gemacht. “Wir können aber garantieren, dass der nächste Versuch einer solchen Manipulation bemerkt und gemeldet werden wird.“ Ich hatte noch gut vor Augen wie er dazu mit den Schultern gezuckt und beinahe beiläufig hinzugefügt hatte: “Und da diese Änderungen nicht leicht zu entdecken sind, gehen wir davon aus, dass es einen nächsten Versuch geben wird.“

Mit einem seit Tagen endlich wieder etwas besseren Gefühl war ich daher im Augenblick auf dem Weg ins Lu’Teris, wo ich die ersten harmlosen Fragen an den Inhaber und seine Mitarbeiter stellen wollte. Denn so vorteilhaft es auch war, eventuelle Manipulationen mit der gleichen Technik an den Sensoren in Zukunft feststellen zu können, so konnte ich doch nicht darauf warten, dass sie geschahen. Auch in der Zwischenzeit musste ich weiter ermitteln und die Verantwortlichen für die Verbreitung der Droge sowie zwei Mörder finden. Dass diese Personen aller Wahrscheinlichkeit in ein und denselben Kreis gehörten und als Komplizen angesehen werden mussten, war nach den bisherigen Erhebungen bereits klar, doch wirkliche Beweise hatten wir noch nicht. Die Indizien deuteten jedoch immer stärker auf die Woodieny und ihre Angestellten, was auch so besonnenen und ruhigen DCXO bereits aufgefallen war.

Bevor ich aber an meinem Ziel angekommen war, ereilte mich unerwarteter Weise ein Ruf von Lieutenant Commander Nlak. Bereits mit Blick auf den Eingang des Casinos blieb ich daher abrupt stehen und tippte auf das kleine Symbol, in dem die ganze Technik für meinen Kommunikator versteckt war. “Lee hier. Was kann ich für Sie tun, Sir?“, sagte ich dann in die Luft und wie so oft faszinierte mich dabei wie kristallklar die Qualität dieser Geräte mittlerweile geworden war. Immerhin stand ich auf einer gut gefüllten Promenade und an mir vorbei liefen laut lärmende Zivilisten und schwer stapfende Sicherheitsleute, die ebenfalls mit ihrer Zentrale sprachen. Während ich das alles gut hören konnte, würde der Chefwissenschaftler nicht einmal erahnen können, wo ich mich derzeit befand. Das kleine und leistungsstarke Richtmikrophon in dem Anstecker konnte dank Software, die ich nicht einmal ansatzweise verstand, meine Stimme optimal herausfiltern und dem Commander so liefern als stünde ich direkt neben ihm.

“Zwei meiner Wissenschaftler haben mich soeben informiert, dass sie einen Weg gefunden haben, die Droge nachzuweisen.“, antwortete mir die Stimme des Takaraners ebenso glockenklar und ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. Hatte er mir nicht vor weniger als vierundzwanzig Stunden noch erklärt, der Hauptbestandteil der Substanz bestünde aus einem von den Sensoren nicht zu erfassenden Material? “Das sind hervorragende Neuigkeiten.“, antwortete ich trotzdem schnell und hatte meine Schritte längt in Richtung des nächsten Turboliftes gelenkt als er hinzufügte: “Ich habe sie zur Präsentation in mein Büro bestellt. Wenn sie auch kommen wollen…“

=/\= New Hope - Deck 361 - Büro des CSO - Tag 9, fünf Minuten später =/\=

Nachdem Ensign Somali und Chief Vance ihre Entdeckung sozusagen auf dem Schreibtisch ihres Chefs präsentiert hatten, war ich ein wenig enttäuscht. Zwar konnte niemand etwas dafür, denn weder die beiden Wissenschaftler noch Nlak selbst hatten mir Versprechungen gemacht, doch irgendwie war ich mit der Hoffnung hierhergekommen, endlich ein Instrument an die Hand zu bekommen, mit dem wir effektiv gegen die Dealer und ihre Hintermänner vorgehen konnten. In meinem Kopf hatte ich mir schon die ultimative Waffe im Krieg gegen die Drogen ausgemalt - und alleine diese Wortwahl zeigte, wie viel ich in der vergangenen Woche mit der Sicherheit zusammengearbeitet hatte - doch diese Aussicht wurde nun heftig gedämpft. Die beiden stolzen Forscher hatten nämlich keine Methode gefunden, die Droge aus der Entfernung und auf großen Flächen aufzuspüren, sondern lediglich einen Nachweis für die Substanz hergestellt.

“Das ist durchaus ein Fortschritt.“, versuchte ich dennoch diplomatisch Anerkennung zu zeigen, nachdem das Schweigen sich langsam zu peinlicher Stille ausgeweitet haben. “Sie sollten diese Tests unbedingt in großer Menge herstellen und den Patrouillen der Sicherheit zur Verfügung stellen. Damit wird es immerhin einfacher, die Junkies aus den Gängen auf die Krankenstation zu bringen.“ Ich konnte den beiden enttäuschten Gesichtern ansehen, dass sie eine überschwängliche Reaktion erwartet hatten und vielleicht sogar ein bisschen als König des Labors gefeiert werden wollten, aber deswegen die Bedeutung ihrer Entdeckung hochstilisieren konnte ich ja auch schlecht.

“Wirklich hervorragende Arbeit.“, übernahm in diesem Moment aber auch der Commander das Gespräch, wofür ich ihm heimlich einen dankbaren Blick zuwarf. Unbeirrt fuhr er daraufhin fort: “Ich bin sicher, hunderte von besorgten Eltern und Ehepartnern werden Ihnen für diesen Schnelltest extrem dankbar sein. Wenn wir auch nicht das Problem mitsamt der Wurzel ausreißen können, so ist es Ihnen immerhin gelungen eine Art Sozialkontrolle zu ermöglichen. Ich werde mich sofort an Commander Hogan wenden, um eine Massenproduktion zu besprechen. Sobald diese angelaufen ist, können die Bewohner der Station sich gegenseitig kontrollieren und Fälle in ihrem Bekanntenkreis melden. Auf diese Weise sollte sich die Verbreitungsrate der Substanz beträchtlich eindämmen lassen.“

Die “Verbreitungsrate“ würde sich also “eindämmen“ lassen, dachte ich mit einem Anflug von Sarkasmus. Solche Aussagen konnte wirklich nur ein Wissenschaftler treffen, der selbst die Gesellschaft innerhalb der Basis lediglich als komplizierte Gleichung betrachtete. Oder wie sollte ich mir sonst erklären, dass er den bereits entstandenen Schaden einfach übersah und es als gute Nachricht verkaufte, dass es ab sofort immerhin nicht mehr mit der gleichen Geschwindigkeit schlimmer wurde? Von einem kriminalistischen Standpunkt war der Nachweis zwar ein wirksames Beweismittel, wenn es zu Prozessen kommen würde, doch für die Ermittlungen gegen das Kartell hinter dem Zeug war es nicht zu gebrauchen. Schließlich war nicht anzunehmen, dass die Dealer ihr Zeug in großen Haufen einfach herumliegen ließen in der Annahme, dass es jedermann für Mehl oder ähnlich harmloses Zeug hielt. Der Zugang zu den großen Lagern und den Drogenküchen, von denen wir ja mittlerweile wussten, dass sie sich ebenfalls an Bord befanden, würde uns weiterhin verwehrt bleiben - nicht, weil wir keine Handhabe gegen illegale Labore hatten, sondern weil wir schlicht und ergreifend nicht wussten, wo wir suchen mussten. Ein einzelnes Lager, dass in dieser Weise missbraucht wurde, zu finden, war in etwa so als suche man eine Nadel in einem Heuhaufen - nur dass durch diesen Heuhaufen beinahe eine halbe Million Bewohner diverser Spezies wuselten.

Als ich mir aber versuchte auszumalen, was für eine Lösung ich mir von der wissenschaftlichen Abteilung eigentlich gewünscht hatte, kam mir plötzlich eine Idee. “Verzeihen Sie, dass ich unterbreche, Sir.“, warf ich daher kurzerhand ein und sofort drehten sich drei Köpfe unisono in meine Richtung. “Ist es möglich, diesen Nachweis in eine Gasform zu bringen und über die Lebenserhaltung zu verbreiten?“ Sofort begannen die beiden jüngeren Wissenschaftler zu lächeln; ich hatte also offensichtlich etwas aus ihrer Perspektive Dummes gesagt. Dennoch besaß der Ensign so viel Anstand, mit nicht allzu lehrerhafter Stimme zu erklären: “Nein, tut mir leid, Agent. Kaliumchlorat und Natriumcarbonat existieren in gasförmigem Zustand nicht, sie zersetzen sich bei der Verdampfung - ähnlich wie salziges Wasser.“ Mir war der Prozess des Destillierens natürlich bekannt, schließlich hatte ich während dem Studium der Kriminalistik auch Nebenfächer im forensischen Bereich gehabt, wozu ein Grundkurs der Chemie nun einmal gehörte. Doch meine Kenntnisse waren eingerostet und so war ich insgeheim ganz froh, dass er einfache Bilder zur Beschreibung verwendete. “Und selbst wenn wir einen Ersatz finden würden, der sich gasförmig verbreiten lässt…“, fuhr der Chief aber auch schon fort, bevor ich noch ein paar Fragen in eben diese Richtung stellen konnte. “…haben wir immer noch das Problem, dass Salpetersäure schon in kleinen Dosen toxisch für die meisten Spezies ist.“

“Ich verstehe.“, antwortete ich höflich, wobei ich meine Enttäuschung diesmal nicht ganz verbergen konnte und seufzte. “Dann können wir es also tatsächlich nicht großflächig einsetzen.“ “Leider nein.“, gab der Ensign zurück und jetzt klang auch er ein wenig niedergeschlagen. Seine Entdeckung, die er kurz zuvor noch für den größten Durchbruch in diesem schlimmen Fall gehalten hatte, war plötzlich nur mehr halb so viel wert. Doch deswegen musste sie ja nicht völlig unbrauchbar sein, weswegen ich mit einem Lächeln widerholte: “Nun, immerhin dämmt ihre Lösung das Problem ein. Das verschafft uns eine Menge Zeit, die wir andernfalls nicht gehabt hätten. Bitte sorgen Sie für die schnellstmögliche Verbreitung!“ “Ich werde mich darum kümmern.“, versicherte mir nun der Chef der Abteilung und ich bedankte mich aufrichtig. Ein Wundermittel zum Aufspüren aller Drogen hatte ich wohl ohnehin nicht erwarten dürfen und so war dies die nächstbeste Lösung. Dennoch lag damit eine Menge Arbeit vor mir und den Kollegen aus der Sicherheit, weswegen ich mich höflich verabschiedete und das Büro kurz darauf wieder verließ.

Bevor ich jedoch bis zum Turbolift gekommen war, der mich wieder zurück zum Lu’Teris bringen sollte, wo ich noch einige Befragungen durchzuführen hatte, holte mich unerwarteter Weise Ensign Somali ein. “Agent Lee.“, sagte er dabei etwas außer Atem, da er mir wohl nachgelaufen war. “Ich habe es vor dem Commander nicht erwähnen wollen, weil es möglicherweise nicht ganz dem Protokoll entspricht, aber…“ Er zögerte einen Augenblick, während er mich prüfend ansah, vermutlich um meine Vertrauenswürdigkeit abzuschätzen. Dann fasste er sich ein Herz und sagte: “Es könnte möglich sein, sämtlichen Blauspan an Bord unbrauchbar zu machen.“

Irritiert runzelte ich die Stirn und sah ihn fragend an, was er auch sofort als Aufforderung zum Weitersprechen erkannte: “Ihre Idee mit der Verbreitung über die Lebenserhaltung hat mich darauf gebracht. Ein Kollege von mir arbeitet derzeit schon an der genauen Zusammensetzung der Substanz und wenn er Erfolg dabei hat, dann können wir einiges über die Eigenschaften des Moleküls sagen, ohne dass die Sensoren es überhaupt erfassen müssen.“ Ich erkannte, dass er seine Idee in wenigen Sekunden entwickelt hatte und sie beim Reden noch ausformulierte, weswegen ich ihn in seinem begeisterten Überschwang gewähren ließ. “Wir müssen also nur ein nicht-giftiges, gasförmiges Gegenmittel finden, das wir dann einfach überall hin pumpen. Damit würde der Blauspan zerstört, ohne dass wir überhaupt wissen müssen, wo er eigentlich lagert.“ Erwartungsvoll sah er mich schließlich an und hoffte wohl auf meine Zustimmung.

In mir allerdings tobte ein kleiner Krieg zwischen eben diesem kleinen Nicken, auf dass der Wissenschaftler wartete, und einem entschiedenen “Nein“. Denn ich wusste sehr genau, warum es nicht dem Protokoll entsprach, solche Lösungen anzustreben: Sie waren so eine Art Pyrrhussieg. Denn während man auf diese Weise tatsächlich die Verbreitung der Droge sofort beenden konnte, vernichtete man gleichzeitig auch alle Beweise, dass es jemals eine Straftat gegeben hatte. Eine Verurteilung der Verantwortlichen, die man durch diese Aktion ohnehin nicht würde finden können, wurde dadurch extrem schwierig oder sogar unmöglich. Außerdem vernichtete man natürlich nur die aktuell an Bord befindlichen Anteile des Blauspans, was binnen weniger Stunden durch Lieferung von außen wieder korrigiert werden konnte. Letzteres Problem war allerdings von der Technik zumindest stark eingedämmt worden, da die Zollkontrollen ja ab dem heutigen Nachmittag wieder ordnungsgemäß funktionieren sollten. Und der Verzicht auf Strafverfolgung der Verantwortlichen war ein kleiner Preis angesichts des mittlerweile katastrophalen Zustands dieser Einrichtung.

“Ich würde Ihnen niemals empfehlen, gegen das Protokoll zu handeln, Ensign.“, sagte ich daher vorsichtig und musste über meine eigene Formulierung lächeln. Ich konnte nicht fassen, dass ich als Gesetzeshüterin einen solch billigen Trick anwandte. Aber schwierige Zeiten erforderten eben außergewöhnliche Maßnahmen und so fuhr ich fort: “Aber sollte es jemandem gelingen, ein solches Vernichtungsmittel zu entwickeln, wäre sowohl der SCIS als auch die Stationsleitung mit Sicherheit extrem dankbar.“ Ich zwinkerte ihm zu und stieg in die Kabine des Turboliftes, die auf mich gewartet hatte. Jetzt lag alles bei ihm…
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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