NH=Log 15=Agent Jenny Lee=SD: 15354.1901=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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Mi 3. Sep 2014, 18:01

NH=Log 15=Agent Jenny Lee=SD: 15354.1901=SCIS

Wörter: 1392
Charaktere: Lusolas Teris (NPC)

=/\= New Hope - Deck 102 - Lu‘Teris - Tag 9, nachmittags =/\=

“Willkommen im Lu’Teris.“, schallte mir am Eingang unseres neusten Etablissements eine sehr hohe, fast piepsige Stimme entgegen als ich nach diversen Ablenkungen endlich dazu kam, die Woodieny persönlich aufzusuchen. “Gedenken Sie heute alleine zu speisen oder wünschen Sie einen größeren Tisch?“ Offenbar handelte es sich bei dem kleinen Kerl, der vor der Türe von zwei bewaffneten Mitgliedern der Sicherheit und dahinter von zwei breitschultrigen Zivilisten gedeckt wurde, um den Maître d’hôtel und er hielt mich für einen Gast. Um diesen Irrtum schnell aufzuklären, holte ich das allgegenwärtige PADD aus meiner Tasche und lud meinen Dienstausweis darauf. “Lee, SCIS.“, sagte ich dazu und deutete mit dem Kopf in Richtung Küche. “Ich muss mit dem Eigentümer sprechen.“ Anstatt mich jedoch an dem Pult, das zur Begrüßung der ankommenden Gäste gedacht war und ein altmodisches, aber vermutlich dekoratives Buch mit der Aufschrift “Reservierungen“ trug, runzelte der kleine Mann nur seine Stirn und fragte verblüfft: “SC.. was?“

“Starfleet Criminal Investigative Service.“, antwortete ich ruhiger als ich mich nach dem erneut frustrierenden Tag fühlte. “Wir sind hier an Bord zuständig für die Ermittlung in Todesfällen.“ “Ich verstehe.“, erwiderte daraufhin der Woodieny, erneut sehr distanziert und offenkundig wenig daran interessiert, mich zu seinem Boss zu lassen. “In welcher Angelegenheit darf ich sie Lusolas Teris denn melden, Lee?“ Nun wäre es wohl an mir gewesen, die Stirn zu runzeln und mich über die Aussagen meines Gegenübers zu wundern, aber mittlerweile hatte ich genug über dieses Volk gehört, um seine Frage nicht für voll zu nehmen. Vermutlich wollte er nur Zeit schinden oder einen guten Eindruck bei seinem Vorgesetzten hinterlassen, weswegen ich so trocken wie möglich sagte: “In der Angelegenheit ihres toten Vorgängers.“

“Oh!“, machte der Empfangschef daraufhin und zog so pointiert die Augenbrauen hoch, dass ich sofort an einen Vulkanier denken musste. Ob er diese Schauspieleinlage bei einem unserer logischen Freunde abgeschaut hatte? Oder kamen auch Woodieny mit dieser Eigenart auf die Welt? Jedenfalls vollendete er sein persönliches Drama, das er nur für mich aufführte, mit den Worten: “Das ist natürlich eine höchst bedauerliche Angelegenheit. Ich bin sicher, Lusolas Teris wird sich über ihre Anteilnahme freuen und gerne mit ihnen kooperieren.“ Gleichzeitig machte er eine angedeutete Verbeugung, die er diesmal eher im Stil eines Menschen imitierte, und deutete in Richtung der Büros, die durch eine geschlossene Türe vom Hauptraum des Restaurants und Casinos abgetrennt waren.

“Vielen Dank.“, lächelte ich dem Mann mit seiner einstudierten Höflichkeit ein letztes Mal zu und begab mich dann schnurstracks in die Räume hinter den Kulissen. Ich hatte mich dabei keinerlei Illusion hingegeben, dass ich nach dem Intermezzo an der Türe den Chef des Etablissements noch würde überraschen können, aber die Art und Weise wie dieser überrascht vom Schreibtisch aufsah als ich eintrat, war beinahe aufreizend. “Lee.“, sagte er nämlich mit einem fragenden Gesichtsausdruck und tat als träfe er eine alte Freundin unerwartet wieder. “Was kann ich für Sie tun?“ Da wir uns bisher noch nicht getroffen hatten und ich auch nicht in den öffentlichen Informationen für zivile Bewohner enthalten war wie der Kommandant oder die Abteilungsleiter, war dieser Gruß natürlich purer Hohn. An der Schale der professionellen Ermittlerin, die ich zu solchen Gesprächen stets anlegte, perlten derlei Beleidigungen aber schlichtweg ab und so konnte ich ebenso kalt erwidern: “Wenn Ihr Maître Ihnen meinen Namen verraten hat, hat er sicher auch erwähnt, warum ich hier bin.“

Doch so schnell gab sich der kleine Mann nicht geschlagen. “Das muss er wohl vergessen haben.“ Er erhob sich langsam aus seinem Stuhl und bot mir gleichzeitig den Stuhl vor seinem Schreibtisch an, wie es sich für einen Gentleman gehörte. Offenbar war es also seine Idee gewesen, sich den Sitten der Völker ein wenig anzupassen, die man bewirtete. Dabei hob er entschuldigend eine Schulter und fügte hinzu: “Es ist so schwer, gutes Personal zu finden, nicht wahr?“

Obwohl ich in diesem Moment schwer in Versuchung geriet, mich auf das kleine Geplänkel einzulassen, da derlei Wortgefechte oft Einblick in die Psyche des Verdächtigen gewährten, musste ich mich in diesem Fall dennoch zusammenreißen. Ich hatte keine Zeit, um in Andeutungen um den heißen Brei herum zu tanzen und ihm durch die Blume vorzuwerfen, dass er ja gerade erst selbst seine Arbeitskräfte um ein Teammitglied reduziert hatte. Stattdessen fuhr ich also ausnahmsweise die direkte Tour und entgegnete ihm ohne mich hinzusetzen: “Lassen wir die Spielchen beiseite. Einer ihrer Mitarbeiter wurde tot aufgefunden und wir können beweisen, dass es sich um Mord handelt.“ Die Gesichtszüge des Woodieny blieben ruhig und das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht, doch konnte ich deutlich eine wachsende Anspannung spüren. Diese manifestierte sich noch weiter in krampfhaft verschränkten Fingern und einem nicht mehr ganz so warmen Lächeln als ich hinzufügte: “Außerdem können wir beweisen, dass er sich zum Todeszeitpunkt in einem der Quartiere aufgehalten hat, das ihrer Gruppe zugewiesen wurde.“

Diese Entdeckung war uns nur aufgrund der endlich wieder funktionierenden Sensoren gelungen, die uns die Technik zum Glück just an diesem Morgen zur Verfügung gestellt hatte, und so wie ich den nervösen Woodieny einschätzte, hatte er damit nicht gerechnet. Dennoch war er verdammt schnell darin, eine neue Erklärung zu finden, die er mir auch sofort präsentierte: “Ach, deswegen hat mich Commander Arcon gefragt, ob einer meiner Leute etwas gesehen hat.“ Ich wusste nicht, ob er mich mit dieser Aussage nur verwirren wollte oder ob der DCXO tatsächlich bei ihm vorgesprochen hatte, aber seine Aufgabe war das eigentlich nicht. Andererseits hatte er ja angekündigt, mir bei den Ermittlungen helfen zu wollen, da sie immerhin auch für sein Problem zentral waren: die Drogen von der Station zu bekommen. Ohnehin war dies aber nur die Einleitung zu der eigentlichen Bombe, die er daraufhin platzen ließ: “Zum Glück habe ich seiner Bitte sofort Folge geleistet, auch wenn er sich nicht erklärt hat. Einer meiner Mitarbeiter hat tatsächlich einen Ferengi auf den Gängen in der Nähe herumschleichen sehen.“ Und ohne dass ich danach fragen musste, zog er bereits ein PADD aus der Tasche und hielt mir den Bildschirm entgegen. “Ich habe ein rudimentäres Phantombild angelegt.“

“Na großartig!“, dachte ich und musste einen Seufzer unterdrücken. Von Gesetzes wegen war ich dazu verpflichtet, dieser Spur nachzugehen und wenn man absolut ehrlich war, hatte sie sogar etwas Plausibles an sich. Zwar empfand ich eine Täterschaft der Woodieny sehr viel wahrscheinlicher, aber das basierte zum größten Teil auf ein paar schwachen Indizien und meiner Meinung, dass es ein paar Zufälle zu viel gegeben hatte. Auch dass der überlegte und sicherlich nicht vorurteilbehaftete Ashkan meine Meinung teilte, nachdem er mit den Neuankömmlingen zu tun gehabt hatte, bestätigte mich eher in meiner Annahme. “Wir werden das prüfen.“, sagte ich daher nur widerwillig und lud die Datei auf mein PADD herunter, wobei ich die neu entwickelten Sicherheitsmaßnahmen von Commander Hogan zur Anwendung brachte, um nicht freiwillig eine virtuelle Türe zu meinen Akten zu öffnen.

“In der Zwischenzeit…“, sagte ich dann und nahm nun doch Platz, um Lusolas Teris zu signalisieren, dass man mich so einfach nicht loswurde. “…können Sie mir bitte erzählen, seit wann der Verstorbene für Sie arbeitet und wie sie mit ihm zufrieden waren.“ Einen Augenblick lang huschte daraufhin so etwas wie Verärgerung über sein Gesicht, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er verstand, dass er seine Rolle noch etwas weiter spielen musste - so es denn wirklich Schauspielerei war, wie ich annahm, und nicht der ungewohnte Umgang mit unseren Regeln der Höflichkeit - und tat dies auch leidlich. Selbst als ich die gesamte Routine folgen ließ, die ich normalerweisen den Dienstvorgesetzten von Opfern aufnötigte, um einen Einblick in das Leben jener Soldaten zu bekommen, deren Fälle ich betreute. Erst als ich schließlich dazu überging, auch seine täglichen Gewohnheiten abzufragen, um ihn eventuell zu einem kleinen Versprecher zu bringen, brach er mit seinen bisherigen Bemühungen und stand abrupt auf. “Ich denke, das ist für den Fall irrelevant. Und ich habe zu tun. Auf Wiedersehen, Lee.“

Auf diese Wiese praktisch vor die Türe gesetzt, hatte ich keine andere Wahl als mich mit einem Lächeln zu bedanken, das hoffentlich ebenso kalt und falsch aussah wie seines, um mich dann hinaus in den am Vorabend schon gut gefüllten Bereich des Lokals zu begeben, in dem man exotische Speisen ebenso bestellen konnte wie heimische Spezialitäten aus der Föderation. Bevor sich die Tür hinter mir aber wieder schließen konnte, drehte ich mich noch einmal um und fragte: “Ach, eine Frage hätte ich noch. Ist Ihnen zufällig ein gewisser Lukez Walker bekannt?“

-tbc-
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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