NH=Log 18=Agent Jenny Lee=SD: 15364.1570=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

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Ellya
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Registriert: Di 19. Apr 2011, 13:06

Sa 13. Sep 2014, 14:43

NH=Log 18=Agent Jenny Lee=SD: 15364.1570=SCIS

Wörter: 1337
Charaktere: Scarlett Quinn

=/\= New Hope – Deck Beta 132 - Lagerraum - Tag 11, später Vormittag =/\=

Die Arbeit in den Räumlichkeiten, die Commander Arcons Leute für uns geräumt hatten, ging nur schleppend voran. Im Gegensatz zum Versprechen ihres Anführers hatten die Sicherheitsleute nämlich eine ganze Menge Unordnung verursacht, was ihnen aber kaum vorzuwerfen war. Alleine von den Geräuschen, die ich noch bis zur nächsten Ecke gehört hatte, hatte man schon auf einen größeren Kampf schließen können und der Anblick von diversen Kisten und Gerätschaften mit deutlichen Spuren von Phaserbeschuss verstärkte diesen Eindruck nur. Es war offensichtlich, dass wir die Verbrecher nicht so sehr überrascht hatten wie es unsere Hoffnung gewesen war und sich daher ein heftiges Gefecht entwickelt hatte. Dass dabei einige Hinweise zerstört oder zumindest unter einer Ladung Schutt und Chaos vergraben wurden, ließ sich einfach nicht verhindern. Das Überleben und die Sicherheit der Kollegen war in einem Feuergefecht die schlichtweg einzige Sorge eines jeden Soldaten. Dass mir die resultierende Verwüstung jetzt Probleme bereitete, konnte und sollte bei Zugriffen dieser Heftigkeit keine Rolle spielen.

Doch obwohl ich all das wusste und verstand, fluchte ich dennoch innerlich über die Sturmtruppen. Wieso, fragt ich mich insgeheim, war es denn notwendig, mit den schweren Stiefeln durch einen Haufen zerbrechlicher Gegenstände zu laufen, wenn man nur wenige Zentimeter weiter einen freien Durchgang in den hinteren Teil des Raumes hatte? Die Antwort konnte ich mir natürlich selbst geben: mangelndes forensisches Training. Eingreiftruppen aus der Sicherheit waren einfach nicht gewohnt, sich Gedanken darüber zu machen, wie ihr Einsatzort nach Beendigung ihres Auftrages aussah und entsprechend wenig achteten sie auch auf derlei Dinge. Selbst wenn Beschädigungen also zu verhindern wären, kam es diesen Muskelprotzen oft nicht in den Sinn, ihre Pläne entsprechend zu modifizieren. Wenn ich also sauer sein wollte auf denjenigen, der verantwortlich war für die Sauerei, durch die mein Team aus der Spurensicherung und ich uns im Augenblick wühlten, dann musste ich mich wohl an die klugen Köpfe wenden, die an der Akademie die Ausbildungsrichtlinien erstellten. Und das war dann doch ein paar Gehaltsstufen über meiner Kompetenz, weswegen ich mir ein Ventil schaffte, indem ich leise vor mich hin fluchte.

Immerhin half mir diese Möglichkeit, mir Luft zu verschaffen, bei der Konzentration auf die Arbeit und so arbeiteten wir uns trotz der widrigen Umstände langsam, aber stetig und mit wachsendem Erfolg durch die Menge an Indizien und Beweisen. Immerhin führte das dazu, dass wir jetzt zweifelsfrei beweisen konnten, dass zumindest einige der Woodieny mit der Verteilung der Droge zu tun hatten. Das war zwar in Anbetracht der Umstände ein triviales Problem, immerhin hatte diese Gruppierung ja unseren Zugriff auf die illegalen Substanzen mit Gewalt zu unterbinden versucht und war dann vor dem langen Arm des Gesetzes geflohen, doch vor einem Gericht würde all das nicht zählen. Ob es zu einer Anklage kommen wurde, konnte natürlich noch niemand wissen, denn außerhalb der Föderation hatten wir keinen Zugriff auf Verbrecher, die auf unserem Grund und Boden verurteilt worden waren. Wenn es den kleinen Giftzwergen also gelang, sich in ihre Heimat oder in eine andere Macht dieses Quadranten abzusetzen, entgingen sie ihrer Strafe mit einiger Sicherheit.

Gelang es aber der internen Sicherheit unter Leitung von Commander Walker die Verantwortlichen des Kartells festzusetzen, dann wurden diese Beweise plötzlich Gold wert. In diesem Fall konnten wir sie nämlich vor ein Gericht der Föderation stellen und in einem Gefängnis einsperren, das auf der anderen Seite des berühmtesten Wurmlochs der Galaxie lag. Zudem würde diese Maßnahme auch ein deutliches diplomatisches Zeichen senden, dass unsere Vereinigung aus so unterschiedlichen Planeten vielleicht manchmal extrem offen und tolerant sein konnte, dass man sich aber auch nicht mit seiner Flotte anlegen sollte. Es war wichtig, ein Zeichen für Recht und Ordnung in diesem Quadranten zu setzen und die Flagge des Rechtsstaates hoch zu halten, wenn Werte wie diese in vielen der hiesigen Reiche nicht selbstverständlich waren. Ob unsere offiziellen Diplomaten das genauso sahen oder ganz pragmatisch die gescheiterten Handelsverbindungen bedauern würden, konnte ich kaum beurteilen. Unmöglich aber war, dass diese Sache unter den Teppich gekehrt werden würde – dafür hatten wir mit unserer Arbeit hier gesorgt.

“Gute Arbeit.“, lobte ich daher auch die drei Kollegen, die nicht ganz so zufrieden aussahen wie ich. Sie waren saubere Arbeitsweisen gewöhnt und ärgerten sich daher über die vielen ambivalenten Ergebnisse, die durch die Verunreinigungen des Tatortes entstanden waren. Ich bemühte mich daher um einen besonders optimistischen Tonfall als ich hinzufügte: “Alleine dieses Lager dürfte genügen, um den ganzen Ring zur Strecke zu bringen. Und wie sie wissen, arbeiten wir momentan parallel an mehr als einem Dutzend solcher Orte.“ In Gedanken fügte ich außerdem hinzu: “Und das sind nur die größten Labore.“ Wenn man nämlich jeden einzelnen Ort besuchen wollte, an dem die Sensoren Drogen gefunden hatten, musste man sich entweder eine kleine Armee schicken lassen oder ein paar Wochen frei nehmen.

Die Forensiker schienen dennoch nicht so gut gelaunt, wie ich es ob der guten Entwicklung erwartet hätte. Bevor ich aber nachfragen konnte, warum sie so lange Gesichter zogen, erreichte mich bereits ein Ruf von Captain Quinn. Der Erste Offizier mischte sich so gut wie nie in die Arbeit des SCIS ein, da es in dieser Beziehung ohnehin extrem komplizierte Kompetenzregelungen gab und jedes Mal ein Gerangel zwischen Stationsführung und dem Direktor des SCIS begannen, wenn sie es probierte. Aus diesem Grund kannte ich die Dame auch so gut wie gar nicht und war froh um das Protokoll, dass uns zu dem standardisierten Muster bei Funksprüchen zwang: “Quinn an Special Agent Lee.“

Natürlich nahm ich den Ruf ohne Verzögerung an, da man den XO einer Station niemals warten lassen sollte, auch wenn er einem formal nicht vorgesetzt war. Zudem hatte sie mich derzeit mit Sonderrechten ausgestattet, indem sie mir die Leitung der Task Force Regenbogen gemeinsam mit Commander Walker übertragen hatte, was die ohnehin schon verwobene Hierarchie von Flotte und SCIS nur noch komplexer gestaltete. Im Endeffekt war Captain Quinn aber einfach der Boss hier an Bord. Jeder wusste, dass sie die Interna seit ihrer Ankunft fest im Griff hatte und mit absolutem Eifer daran arbeitete, dem Commodore den Blick auf das Langfristige freizuhalten. “Lee hier.“, antwortete ich also ebenso wie ich es bei meinem tatsächlichen Vorgesetzten, dem Direktor der Behörde, getan hätte. “Was kann ich für Sie tun?“

Wie sich herausstellte, war in der kurzen Zeit, die wir hier tief im Chaos des Labors versunken gewesen waren, einiges auf der Station geschehen. Commander Arcon hatte nämlich herausgefunden, wohin sich die Verteidiger so plötzlich gebeamt hatten und dabei außerdem erfahren, dass sie Geiseln mitgenommen hatten. Unglücklicherweise hatte unser eigentlich gut koordinierter Frontalangriff also zu einer heiklen Lage geführt, die man in Fachkreisen als Geiselpatt bezeichnete. Einerseits hatten die Verbrecher nämlich ein sehr großes Druckmittel an der Hand, um ihren Willen gegen die Sicherheitsabteilung durchzusetzen und um jede Handlung gegen ihre momentane Position mit Vergeltung zu beantworten. Andererseits verbrauchte sich ihre Ressource aber auch, denn – so unmenschlich das im ersten Augenblick auch klang – Geiseln konnte man nur so lange töten, wie man noch welche hatte. Jeder Geiselnehmer wusste, dass zumindest das Töten der letzten Geisel eine völlig leere Drohung war: Es konnte es nicht tun, wenn er nicht Sekunden später ohne die ihm Deckung gebende Person selbst erschossen werden wollte.

All das raste in wenigen Sekunden durch meinen Kopf während Captain Quinn mich mit nur drei oder vier Sätzen von der Situation in Kenntnis setzte. Für einen ausführlichen Bericht hatte sie natürlich keine Zeit, aber sie befahl eine Krisensitzung der Task Force in verkleinertem Kreis. Da sie als Zeitpunkt dafür den Mittag angesetzt hatte, würde ich aber ohnehin in wenigen Minuten die ganze Geschichte erfahren. Damit war aber auch meine Zeit limitiert, noch Aufklärung von meiner Seite aus zu betreiben, die dann möglicherweise bei einer besseren Handhabe der Verhandlungen führen konnte, weswegen ich nach der Bestätigung für Captain Quinn sofort wieder an die Arbeit ging. Jetzt allerdings würde ich keine einzelnen Teile mehr untersuchen oder mich in Details verlieren. Die wenigen Minuten, die mir jetzt noch bis zur Sitzung blieben, musste ich für die Zusammenfassung aller Details nutzen, um ein Gesamtbild zeichnen zu können. Alles andere würde sich dann auf der Sitzung ergeben.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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