NH=ULog 01=Agent Jenny Lee=SD: 16008.0031=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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So 21. Sep 2014, 23:19

NH=ULog 01=Agent Jenny Lee=SD: 16008.0031=SCIS

Wörter: 1675
Charaktere: Robert Torrington (NPC), zwei SCIS Agenten (NPC), Türsteher (NPC)

=/\= New Hope - Deck 360 - Gerichtsmedizin - Tag 11, nachmittags =/\=

“Bisher hatte ich den Eindruck, dass Sie eher ein Befürworter geordneter Strukturen sind, meine Liebe.“ Wie immer hatte es der Doc nach nur wenigen Augenblicken geschafft, die Situation zu durchschauen und gleichzeitig das einzige Argument zu finden, das meinen Ärger ein wenig verrauchen ließ. “Da haben Sie recht.“, musste ich nämlich zugeben und konnte nur noch halbherzig mit den Schultern zucken. “Ich schätze, dieses Geiseldrama zerrt auch an meinen Nerven.“ Jetzt, wo ich näher darüber nachdachte, schämte ich mich eher für die Art und Weise, in der ich den armen Crewman angefahren war. Als hinderlich für meine Ermittlungen empfand ich ihn zwar immer noch, aber wenn ich ganz ehrlich war, konnte ich ihm dennoch keinen Vorwurf machen. Immerhin führte er Befehle aus, die sicherlich nicht auf seinem Mist gewachsen waren.

“Das ist höchst menschlich.“, erwiderte Torrington nur mit diesem Ausdruck auf seinen Lippen, der irgendwo zwischen offenen Lächeln und Sarkasmus zu hängen schien. “Wir sollten hoffen, dass Commander Arcon nicht ganz so menschlich ist.“ Trotz der heiklen Situation musste ich kurz auflachen, ob des trocknen Humors meines Kollegen. Ihm selbst bescheinigten die meisten Ermittler und Laboranten nicht den wärmsten aller Charaktere. Zu hören wie er jemand anderem ein wenig Abgebrühtheit und Kälte wünschte, war also durchaus amüsant. Dennoch war mir eigentlich nicht nach Scherzen zu Mute und so antwortete ich: “Er hat eine hervorragende Ausbildung und verfügt über rund 50.000 Untergebene. Darunter auch Spezialisten für Geiselnahmen und den Kampf im Inneren von Schiffen und Stationen. Ich bin sicher, er wird eine Lösung finden.“

“Sie wünschten nur, Sie könnten auch ein paar Lorbeeren einheimsen.“, fügte der alte Mann trocken hinzu, was mich schockiert aufsehen ließ. Wie konnte Bob, der mich nun seit einigen Monaten kannte und mit mir schon an vielen Fällen zusammengearbeitet hatte, nur solche Ansichten von mir haben? Oder zog er mich nur wieder mit seinem verdrehten, britischen Humor auf? Ich beschloss, mich weder ärgern noch denunzieren zu lassen und gab zurück: “Es geht mir eher darum, ihm dabei zu helfen, diese Sache schnell und unblutig zu beenden.“ Ich zuckte erneut mit den Schultern und fügte dann mit einem schiefen Grinsen an: “Wenn ich aber doch Lorbeeren einheimsen sollte, werde ich sie Ihnen überlassen, damit sie ihr berühmtes Ragout damit würzen können.“

Der Doktor lachte noch als ein unerwarteter Ruf einer Kollegin unser Gespräch unterbrach. “Agent, Sie wollten informiert werden, wenn die Geiselnahme beendet ist.“ Sofort wurde es stiller als es jemals in einer Gerichtsmedizin sein sollte und voller Spannung warteten wir beide auf den nächsten Satz. Erst als dieser die positive Nachricht beinhaltete, dass die Stürmung ohne weitere Opfer verlaufen war, atmete ich erleichtert auf und sogar der sonst so zurückhaltende Doktor genehmigte sich ein siegesgewisses Lächeln. “Scheint so, als müsste ich mir die Gewürze selbst besorgen.“, flüsterte er mir so gut gelaunt zu wie ich ihn bisher selten erlebt hatte, während ich mit einem ebenso breiten Grinsen der Kollegin dankte und fragte: “Wissen Sie zufällig, wie es der Sicherheit gelungen ist, die Geiselnehmer zu überwältigen?“

Es war eine harmlose Frage aus der typischen Neugierde heraus, die mich schon vor der Karriere als Ermittlerin ausgezeichnet und die ich im Dienst nur noch verfeinert hatte, doch nur wenige Sekunden später sollte ich sie bereits bereuen. Denn die Männer und Frauen unter dem Kommando von Commander Arcon hatten zwar einen minutiös geplanten Angriff ausgeführt, indem sie alle potentiellen Aggressoren einfach in den Puffer eines Transporters gebeamt hatten, doch war es durch eine Fehlfunktion eben dieses Gerätes zu einer Löschung sämtlicher Muster gekommen. Alle Verdächtigen in den oberen Rängen des Kartells waren also tot und konnten nicht mehr als Informationsquellen genutzt werden, um den Rest des Netzwerkes an der Wurzel zu packen.

Doch damit kratze ich nur an der Oberfläche des Problems, denn immerhin kannte ich noch andere Verbrecher, die sich an dem Chaos der letzten Tage beteiligt hatten und konnte meine Arbeit auch fortsetzen, wenn es keine Woodieny mehr auf der New Hope gab. Für unsere diplomatischen Beziehungen aber gab es keinen so einfachen Plan B. Schließlich waren soeben rund ein Dutzend Bürger einer fremden Macht auf unserem Grund und Boden umgekommen, ohne dass sie ob ihrer Verbrechen in einem ordentlichen Gerichtsverfahren hatten verurteilt werden können. Wenn die Werte der Föderation aber etwas wert sein und das Leuchtfeuer darstellen sollten, von dem der Commodore in seinen öffentlichen Aussendungen so gerne sprach, musste das rein rechtlich bedeuten, dass unschuldige Gäste gestorben waren. Alleine schon um unser Gesicht zu wahren, aber auch um der unwahrscheinlichen Möglichkeit einen Riegel vorzuschieben, dass die Fehlfunktion doch nicht ganz zufällig gewesen war, musste dieser Vorfall selbstverständlich untersucht werden. Und mir schwante Übles, wenn ich mir vorzustellen versuchte, wen der Direktor wohl damit beauftragen würde.

Für den Moment überwog aber dennoch die gute Nachricht, dass alle Geiseln bis auf einen Familienvater, an dem das Exempel statuiert worden war, überlebt hatten und sich nun entweder in medizinischer Betreuung oder in ihren Quartieren befanden. Genau aus diesem Grund ließ ich mir auch die Hintergedanken nicht anmerken, die meine Freude deutlich trübten, und bedankte mich stattdessen erneut bei der Kollegin und wünschte ihr noch einen schönen Feierabend, den sie sich nach tagelanger Recherche an einem Bildschirm voller Sensorenlogs mehr als verdient hatte. Ich riet ihr sogar, ein paar Tage Urlaub zu nehmen, was jedoch nur dazu führte, dass sie mir das Gleiche empfahl und wir vermutlich das Gleiche vom jeweils anderen dachten: “Macht sie ja doch nicht.“

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - Tag 11, später Nachmittag =/\=

“Jenny!“ Nachdem ich mich von Doktor Torrington verabschiedet und auch ihm versichert hatte, dass ich ernsthaft über ein paar freie Tage nachdenken würde, war ich direkt zurück in mein Büro gegangen, wo mich jetzt einen weiteren Kollegen empfing, der für mich engen die eingehenden berichte sortiert und ausgewertet hatte. Er schien nicht gerade begeistert zu sein, wenn man das aus dem Tonfall schließen konnte, mit dem er meinen Namen aussprach, schwieg mich aber trotzig an. “Ich weiß, ich weiß.“, lachte ich ihm daher entgegen und hob meine Hände als würde ich mich ergeben. “Du hast gleich Feierabend und hast keine Lust mehr auf die Zusatzarbeit. Was hältst du davon, wenn wir das auf morgen verschieben und heute erstmal unseren Erfolg bei der Zerschlagung des Kartells feiern?“

Ich konnte nur allzu deutlich sehen, dass er mit diesem Angebot nicht gerechnet hatte, denn seine Augen wurden weit und er begann ein wenig unsicher zu stammeln: “Ich… ich wollte damit nicht sagen, dass… Also ich mache meine Arbeit gerne. Es ist nur so… Vergiss es, ich mache mich sofort dran.“ Sofort musste ich ob seiner unfreiwilligen Komik lachen und hielt ihn mit einer Geste auf. “Ich hatte das durchaus ernst gemeint, Harvey. Ich werde auch in ein paar Minuten Schluss machen und benötige die Aufstellung aller Fälle im Zusammenhang mit PX30 daher ohnehin nicht mehr heute.“ Das gab ihm immerhin so viel Selbstvertrauen, dass er nun langsam nickte und ein leises Dankeschön aussprach. Dann aber trat er so schnell den Rücktritt an als habe er Angst, ich könne es mir doch noch anders überlegen und so war ich wieder allein in meinem Büro.

=/\= New Hope - Deck 102 - Restaurant - Tag 11, abends =/\=

Als ich bei dem Tanzlokal ankam, das mir die Datenbank mit touristischen Informationen für unsere zivilen Besucher empfohlen hatte, war ich beinahe versucht, auf dem Absatz umzudrehen und mir ein neues Plätzchen zu suchen. Was der Computer nämlich vergessen hatte zu erwähnen, weil ich ihn natürlich auch nicht danach gefragt hatte, war die Nachbarschaft des Etablissements. Direkt gegenüber des unauffälligen, aber liebevoll gestalteten Eingang des Clubs, in dem es angeblich exotische Getränke und gute Tanzmusik gab, lag nämlich das ehemalige Lu’Teris, das zwar noch genau so aussah wie bei seiner Eröffnung, jetzt aber von einigen Sicherheitsleuten abgeschirmt wurde und nicht mehr das Zentrum aller Aktivität auf dieser Promenade war.

Da ich aber schon seit über einer Woche keinen vernünftigen Feierabend mehr gehabt hatte und das Tanzbein schon viel länger nicht mehr geschwungen hatte, entschied ich mich doch dazu, das Lokal auszuprobieren. Schließlich konnte kein Besitzer hier etwas für die Läden in seiner Umgebung und der erste Eindruck war auch nicht schlecht. “Guten Abend.“, begrüßte ich den Türsteher daher mit einem Lächeln, der mir jedoch die kalte Schulter zeigte: “Nur für die Flotte.“

Einen kurzen Augenblick verwirrte mich diese Begründung. Denn ich war zwar technisch gesehen kein Mitglied der Sternenflotte, sondern Agent einer Behörde zur Ermittlung innerhalb eben dieser Organisation, doch die meisten Zivilisten machten diese Unterscheidung nicht. Und selbst wenn dieser Mann sie auf Geheiß seines Chefs machte, fragte ich mich immer noch, woran er meine Zugehörigkeit erkannt hatte. Schließlich war ich in ziviler Kleidung hier und trug weder Rangabzeichen noch Kommunikator. Ich war daher kurz davor, eine verwirrte Nachfrage zu stellen, als mir plötzlich aufging, dass genau das mein Problem war. Kaum jemand hier an Bord trug jemals etwas anderes als seine Uniform. Ich hatte das bereits oft beobachtet und mich gefragt, ob dies eine spezielle Sache auf dieser Basis war oder ob sich Stationen der Sternenflotte darin glichen, doch manchmal vergaß ich dieses Detail immer noch. Dort, wo ich meinen Dienst abgeleistet hatte, wenn nicht gerade ein Schiff unterbesetzt und ich der temporäre Ersatz war, hatte es nämlich einen ganzen Planeten voller pulsierendem, zivilem Leben gegeben, das die Kameraden und ich so gut wie immer in zivil unsicher gemacht hatten.

“Ich gehöre zur Flotte.“, antwortete ich daher und holte mit einer flüssigen Geste mein PADD heraus, auf dem ich meinen Dienstausweis als Default geladen hatte. “Agent Lee, SCIS.“ Und als wären diese Worte eine magische Zauberformel, wandelte sich plötzlich das ganze Wesen des kräftigen Mannes, der bisher so kalt gewirkt hatte. “Bitte entschuldigen sie, Lady.“, sagte er nun mit erheblich weicherer Stimme und einem Blick, der professionelle Höflichkeit ausdrückte. “Unsere Gäste tragen nur sehr selten zivil.“ “Ich hoffe, man kann hier trotzdem Spaß haben.“, antwortete ich nur mit einem leichten Zwinkern und als der Türsteher daraufhin mit einem breiten Grinsen antwortete, wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Ich erhielt Einlass zu dem beliebten, kleinen Club direkt gegenüber des verlassenen Lu’Teris und durfte mich nun auf einen Abend freuen, an dem ich endlich mal wieder für ein paar Stunden die Arbeit vergessen und einfach nur tanzen konnte.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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