NH=ULog 03=Agent Jenny Lee=SD: 16014.1216=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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So 28. Sep 2014, 11:10

NH=ULog 03=Agent Jenny Lee=SD: 16014.1216=SCIS

Wörter: 1433
Charaktere: Walker, Steward (beide erwähnt), Harvey (NPC)

=/\= New Hope - Deck 204 - Gang - nachmittags =/\=

“Auf jene Berichte, auf die der SCIS keinen Zugriff hat - nun, zu diesen werde ich mich hier auch nicht äußern.“ Dieser herablassende Satz der Sicherheitschefin hallte durch meinen Kopf als ich das Quartier wieder verließ, das sie mit ihrer Verlobten bewohnte. Es war eine schwierige Befragung gewesen, in der Commander Walker mehrfach versucht hatte, mich mit ihrer Position einzuschüchtern und mir Befehle zu erteilen wie: “Sie haben zehn Minuten, Agent!“ Da ich solche Manöver von Offizieren, die ihre Führungsposition schon lange inne hatten und daher sehr befehlsgewohnt waren, sehr gut kannte, zeigten ihre Sprüche bei mir kaum Wirkung. Auch wenn Lieutenant Steward mir giftige Blicke zugeworfen hatte als wäre es meine Schuld, dass aktuelle Ermittlungen die Sicherheitschefin persönlich betrafen, war ich professionell und höflich geblieben und hatte mich sogar tatsächlich kurz gefasst.

Dennoch hatte ich natürlich die wichtigen Fragen gestellt, wegen derer ich hierher gekommen war. Insbesondere ihre Teilnahme an der abschließenden Krisensitzung zur Lösung des Geiseldramas war, von der ich durch den Bericht ihres Stellvertreters wusste, war nämlich nicht vollständig in den Akten verzeichnet. Natürlich lag das daran, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt noch offiziell in Urlaub befand und man erst nach dem endgültigen Schlag gegen das Kartell die Täuschung aufgelöst hatte, doch sorgte es eben dafür, dass sie mich in zumindest einem Punkt gleich zu Beginn belogen hatte: Es fanden sich eben nicht alle relevanten Fakten in ihrer Zusammenfassung des Falls. “Ich glaube kaum, dass ich Ihnen Rechenschaft schuldig bin, wie detailreich ich meine Arbeit erledige.“, hatte sie dazu nur gesagt, immer noch in der abwehrenden Haltung, in die sie verfallen war seit ich durch die Tür getreten war, und beinahe schnippisch hinzugefügt: “Also kommen Sie bitte zum Punkt!“

Obwohl ich versucht gewesen war, ihr einfach nur zur Demonstration meiner Befugnisse einen Vortrag über die Struktur des SCIS und dem Zweck seiner Arbeit zu halten, hatte ich nur freundlich zurück gelächelt und mit den Schultern zuckend gesagt: “Das ist ja eben der Punkt: Die Details der Vorgänge während dieser abschließenden Einsatzbesprechung.“ Das immerhin hatte sie einen Augenblick zögern und nachdenken lassen, bevor sie - vermutlich in der jähen Erkenntnis, warum ich sie eigentlich befragte - endlich damit begann, meine ursprünglichen Fragen zu beantworten. Dabei ließ sie aber leider nicht nur erkennen, dass sie ebenso besorgt ob dieser Fehlfunktion war und eine Untersuchung begrüßte, sondern auch, dass sie absolut ahnungslos war, was zu eben dieser geführt haben mochte. Eine Verabredung zum Massenmord in der Besprechung stritt sie natürlich vehement ab, sowohl für sich selbst als auch für alle Beteiligten.

Nun, da ich mit diesen Informationen in der Tasche wieder vor der geschlossenen Türe ihres Quartiers stand, sinnierte ich tief über die Implikationen dieser Aussage. Im Grunde präsentierten sich drei Möglichkeiten, die allesamt gute Gründe für und gegen sich hatten. Erstens war es nach wie vor möglich, dass die Löschung der Muster von 170 Woodieny tatsächlich ein schrecklicher Unfall war. Für diese Annahme sprach, dass nur kurze Zeit vor diesem Zwischenfall diverse Manipulationen an den Systemen der Basis vorgenommen worden waren, die teilweise sehr schnell stattfinden mussten und möglicherweise nicht ausreichend auf ihre Interaktion mit der Malware des Kartells überprüft worden waren. Dagegen allerdings sprach die Tatsache, dass alle Muster der Geiselnehmer restlos ausgelöscht worden waren, während andere gleichzeitig stattfindende Transporte auf der Starbase nicht beeinträchtigt worden waren.

Des Weiteren bestand die Möglichkeit, dass es sehr wohl einen Plan gegeben hatte, die Woodieny im Transporterpuffer zu töten, Commander Walker von diesem aber nichts mitbekommen hatte. In diesem Falle kamen aber nur die anderen Verantwortlichen in der Krise als Tatverdächtige in Frage, was neben dem stellvertretenden Sicherheitschef nicht nur einen renommierten Botschafter und den kommandierenden Admiral der Flotte im Gammaquadranten, sondern auch den CO und XO dieser Station umfasste. Keiner dieser Personen war eine solche Tat per se zuzutrauen, da sie andernfalls niemals ihre Posten erhalten hätten, doch hatte ich schon oft festgestellt, dass Täter sich aus den merkwürdigsten Motiven plötzlich mit erschreckenden Taten im Recht sahen. Immerhin waren alle Verdächtigen - sogar der Botschafter, der jahrelang in der Flotte gedient hatte - Soldaten, womit ihnen das Konzept des Tötens zur Erhaltung der eigenen Sicherheit nicht fremd war.

Und schließlich konnte Commander Walker mich natürlich auch einfach anlügen, was den Kreis der Verdächtigen zwar nur um sie selbst erweiterte, eine Vertuschung der Tat aber erheblich vereinfachen würde. Als Verantwortliche für die Sicherheit der Station hatte sie immerhin auch Zugriff auf die tiefsten Ebenen des Computers an Bord und konnte Veränderungen in Protokollen hinterlassen, die niemand würde zurückverfolgen können. Um ihre Beteiligung an einem möglichen Massenmord ausschließen zu können, musste ich mich also auf klassische Polizeiarbeit und Zeugenaussagen verlassen. Genau das war auch ein weiterer Grund, warum ich die Sicherheitschefin in ihrem Privatquartier aufgesucht hatte. Noch im Gehen hatte ich mich nämlich nach ihrer Verlobten umgedreht und aus heiterem Himmel gefragt: “Ach, Lieutenant. Eine Frage hätte ich doch auch an Sie. Wo war Commander Walker gestern Nachmittag?“

In ihrer Überraschung, die ich angesichts der schon zuvor nur sehr schlecht verhohlenen Verachtung für meine Störung als echt einschätzte, hatte Miss Steward so schnell geantwortet, dass es beinahe unmöglich eine spontan ausgedachte Geschichte sein konnte. Da sie sich aber in wesentlichen Punkten mit der Aussage ihrer Verlobten deckte, die sie während der Betreuung des gemeinsamen Sohnes nicht mitbekommen haben konnte, ohne dabei bis ins Detail deckungsgleich zu sein wie es bei abgesprochenen Stories oft der Fall war, blieb nur noch die letzte Möglichkeit: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sagte sie die Wahrheit. Und das bedeutete, dass der Commander zumindest nicht persönlich die Eingriffe in den Transporter hatte vornehmen können - wenn es solche überhaupt gegeben hatte. Selbst einem hervorragenden Experten für Computersicherheit, so hatten mir die Forensiker versichert, war es nämlich unmöglich, die Manipulation von außerhalb vorzunehmen. Wenn also jemand die Woodieny getötet hatte, so musste er vor Ort gewesen sein, was für die CXO nach Aussage ihrer Verlobten absolut unmöglich war.

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - nachmittags =/\=

“Harvey?“ Ich war kaum zurück auf dem vertrauten Terrain meiner Behörde als ich auch schon nach dem Frischling in unserem Team rief. Während ich den Commander befragt hatte, war er nämlich mit den Logbüchern der Sensoren beschäftigt, die sich im Kontrollraum für den betreffenden Transporter befanden. Unglücklicherweise konnte ich aber schon im Gesicht meines Kollegen ablesen, was das Ergebnis von seinen Bemühungen war: “Schon wieder manipulierte Sensoren?“ Einen kurzen Augenblick zog er die Augenbrauen zusammen, wohl weil er sich heimlich fragte, woher ich seinen Bericht schon kannte, doch dann seufzte er nur und nickte. “Nicht so elegant diesmal.“, erklärte er dann mit einem Fingerzeig auf den Bildschirm vor ihm. “Aber für deren Zwecke hat es gereicht.“

Aus reiner Neugierde sah ich trotzdem auf die Anzeige, die Harvey mir so lustlos präsentierte, und dankte kurz darauf nicht zum ersten Mal meinem Schöpfer dafür, dass er mich bei der Geburt mit dieser Fähigkeit ausgestattet hatte. Denn entgegen meiner Erwartung und obwohl der Frischling nichts gefunden hatte, sah ich inmitten der grauen Rauschens einen riesigen Erfolg für den Fall. Anders als bei den Täuschungen der Woodieny, die immer entweder das ganze Bild gelöscht oder sogar falsche Daten eingespeist hatten, war in diesem Fall nur ein Teil der Aufzeichnungen verzerrt. Zwar zeigte sich diese Verzerrung über alle Anzeigen von den Lebenszeichen bis hin zu den visuellen Sensoren, doch war damit auch eindeutig klar, dass die Beeinträchtigung nicht im System geschehen war, sondern durch ein externes Gerät. Ein solcher Störsender musste aber von jemandem getragen werden und wenn jemand sich dort unten befunden hatte und seine Anwesenheit auf diese Weise verschleierte, löste das zwar nicht unser Problem, aber strich doch eine Option auf unserer Liste: Ein Unfall war das mit ziemlicher Sicherheit nicht gewesen.

“Wow.“, machte Harvey nur als ich ihm die Zusammenhänge deutlich machte und kratze sich am Kopf. “Daran hatte ich gar nicht gedacht.“ Nur um nach einem kurzen Augenblick - wohl aufgrund meines tadelnden Blickes - hastig und mit leicht erröteten Wangen hinzuzufügen: “Aber dass es kein Unfall war, habe ich mir auch so schon gedacht. Die Technik hat sich nämlich gemeldet und sie können keinerlei Fehler finden. Die Transporter funktionieren einwandfrei und haben keinen fehlerhaften Vorgang protokolliert. Laut Computer müssten 170 Woodieny unsere Arrestzellen bevölkern, was sie aber nicht tun.“ Ich wusste nicht, ob ich zu dieser Nachricht zufrieden nicken sollte, weil sie unseren Fall einen großen Schritt voran brachte, oder ob ich eher erschrocken sein sollte ob der damit beinahe bewiesenen Tatsache, dass ein hohes Tier dieser Flotte, das massive Kommandoverantwortung trug, einen Massenmord an wehrlosen Gefangenen durchgeführt oder beauftragt hatte. Wie konnte ein Offizier der Sternenflotte nur so tief sinken?
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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